Und das ist nicht gut so
Freitag 10. Oktober 2008 von Dr. med. Christl R. Vonholdt
Und das ist nicht gut so
Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) will in diesem Herbst ein Gesetz durchbringen, das homosexuell lebenden Paaren ein uneingeschrĂ€nktes Adoptionsrecht ermöglicht. Eine kritische Analyse zeigt: BegrĂŒndet wird das zuerst emanzipatorisch mit der vermeintlichen Diskriminierung der Homosexuellen, nicht mit dem Wohl des Kindes â es wird gesellschaftspolitisch instrumentalisiert und nicht als Subjekt mit eigenen RechtsansprĂŒchen ernstgenommen.
Das MĂ€dchen war 17 Monate alt, als die Mutter sich von ihrer lesbischen Partnerin trennte. Das Kind, das durch Samenspende gezeugt war, lebte fortan allein bei der Mutter, den Vater hat es nie gesehen. Jetzt hat die frĂŒhere Partnerin das Sorgerecht fĂŒr das heute sechsjĂ€hrige MĂ€dchen beantragt. Möglich wurde der Antrag, weil der US-Bundesstaat Vermont die lesbische Partnerin zum zweiten, gleichberechtigten Elternteil, zur zweiten Mutter, erklĂ€rte. Noch im Oktober soll die Entscheidung fallen.
Die Kanadierin Dawn Stefanowicz beschreibt in ihrer lesenswerten Autobiografie âOut from Underâ (2007) ihr Leben als Kind mit einem homosexuellen Vater. Obwohl sie ihren Vater sehr liebte, hat ihre Entwicklung und ihr Leben durch die zahlreichen, rasch wechselnden Sexualpartner des Vaters und dadurch, daĂ sein Leben im Wesentlichen um seine Partner und um Sex kreiste, Schaden genommen.
2007 wurde in England der sexuelle MiĂbrauch an vier Jungen (acht bis 14 Jahre alt), die bei einem homosexuell lebenden MĂ€nnerpaar in Pflege waren, lange nicht aufgedeckt. Die zustĂ€ndigen Sozialarbeiter befĂŒrchteten, als homophob gebrandmarkt zu werden und gingen deshalb ersten Hinweisen auf MiĂbrauch nur zögerlich nach.
Drei Einzelbeispiele, gewiĂ. Doch weisen sie auf grundlegende Fragen hin, die sich beim Thema Gleichstellung von homosexuell lebenden Paaren mit Ehepaaren im Adoptionsrecht aufdrĂ€ngen.
âHomosexuelle Familieâ als Alternative?
Es gibt kaum ein anderes Gebiet, in dem die sozialwissenschaftlichen Fakten so umfangreich und so eindeutig sind: Die Familienstruktur hat EinfluĂ auf die Entwicklung des Kindes. Kinder wachsen am besten auf, wenn sie mit beiden biologischen Eltern zusammenleben und diese miteinander verheiratet sind. In diesem Setting gibt es die gröĂten Entwicklungsmög-lichkeiten, die wenigsten psychischen Erkrankungen und die besten Chancen fĂŒr das Kind, spĂ€ter selbst eine gelingende, tragfĂ€hige Partnerschaft einzugehen. Die Forschung zeigt auĂerdem eindeutig, daĂ Mutter und Vater in der Beziehung zu ihren Kindern nicht austauschbar sind. AusfĂŒhrlich stellen etwa die fĂŒhrenden Bindungsforscher Klaus und Karin Grossmann dar, daĂ Vater und Mutter geschlechtsabhĂ€ngig Verschiedenes in die Erziehung ein-bringen und erst in ihrer ErgĂ€nzung die Grundlagen fĂŒr die psychische Sicherheit des Kindes legen.
Die Folgen von Vater- und Mutterentbehrung sind bekannt. Nach amerikanischen Studien kommen 63 Prozent der jugendlichen Selbstmörder, 71 Prozent der schwangeren Teenager, 85 Prozent der Jungkriminellen und 75 Prozent der DrogenabhÀngigen aus vaterlosen Familien. Eine Langzeitstudie aus Schweden (2003) zeigt, daà Kinder, die ohne Vater oder ohne Mutter aufwachsen, hÀufiger psychisch krank sind, suizidgefÀhrdeter sind und hÀufiger an Suchtkrankheiten leiden. Das gilt auch dann, wenn die Entbehrung nicht mit sozioökonomischen Nachteilen verbunden ist.
Es geht beim Adoptionsrecht also nicht zuerst darum, ob homosexuell lebende Paare Kinder lieben, es geht um etwas ganz anderes.
Ein homosexuelles Paar wird dem Kind immer, und zwar vorsĂ€tzlich, eine Mutter- oder Vaterentbehrung zumuten. Es kennzeichnet die homosexuelle Beziehung, daĂ das andere Geschlecht geplant und strukturell aus der NĂ€hebeziehung ausgeschaltet bleibt. Diese bewuĂte Distanz und Abwendung entweder vom MĂ€nnlichen oder vom Weiblichen wird sich auf Jungen und MĂ€dchen â jeweils verschieden â destruktiv auswirken.
Das alternative Familienmodell der homosexuellen Familie mutet dem Kind noch eine zweite, entscheidende Verletzung zu: Kinder mit alleinstehender Mutter oder Vater dĂŒrfen wissen, daĂ jemand in der Familie fehlt. Sie können die LĂŒcke betrauern und damit konstruktiv verarbeiten. HomosexuellenverbĂ€nde behaupten aber, die alternative Familie mit âzwei MĂŒtternâ und âzwei VĂ€ternâ sei eine âkompletteâ Familie, es fehle ihr nicht wirklich etwas. Wer anderes behauptet, diskriminiere die neue Familienform. Genau hier geschieht das zweite Unrecht am Kind: Nicht nur leidet es an der Vater- oder Mutterentbehrung â es kann diesen Verlust weder benennen noch betrauern. Damit bleibt die Wunde abgespalten und kann nicht heilen. Noch einmal: Es geht beim Adoptionsrecht nicht zuerst darum (wie immer wieder behauptet wird), ob homosexuell lebende âElternâ gut fĂŒr Kinder sorgen können, es geht viel wesentlicher um die Familienstruktur, um die PrĂ€senz des Weiblichen und des MĂ€nnlichen in der Familie. Wo eines davon tragischerweise und ungeplant fehlt, muĂ dies vom Kind betrauert werden können. Wo dies strategisch verhindert wird, leidet das Kind doppelt.
Es gibt bisher keine wissenschaftliche Untersuchung, die eine EbenbĂŒrtigkeit âhomosexueller Elternschaftâ mit heterosexueller Elternschaft nachweisen könnte. Viele Befragungen bestehen aus eher oberflĂ€chlichen Interviews mit homosexuell lebenden âElternâ und deren Kindern. Die âElternâ haben verstĂ€ndlicherweise ein Interesse daran, ihre Beziehung zu den Kindern möglichst positiv darzustellen. Die Kinder wiederum werden einem fremden Interviewer gegenĂŒber ihre âElternâ zu schĂŒtzen suchen. Handfeste empirische Resultate sind davon kaum zu erwarten.
Belastete LebensumstĂ€nde und chronischer StreĂ
Immer wieder wird behauptet, die durchschnittlichen LebensumstĂ€nde eines homosexuell Lebenden und eines heterosexuell Lebenden unterschieden sich in nichts auĂer im Geschlecht der Partner. Das stimmt aber nicht.
Bei homosexuell lebenden MĂ€nnern und Frauen ist die HĂ€ufigkeit psychischer Erkrankungen etwa dreimal so hoch wie unter heterosexuell Lebenden. Es gibt kaum eine andere Gruppe vergleichbarer GröĂe in unserer Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen so gehĂ€uft vorkommen. Dazu gehören Depressionen, Suizidversuche, Angststörungen und SubstanzenabhĂ€ngigkeiten. DaĂ diese Probleme im Wesentlichen auf eine Diskriminierung der HomosexualitĂ€t durch die Gesellschaft zurĂŒckzufĂŒhren seien, konnte bisher nicht belegt werden. Psychische Erkrankungen der Erwachsenen aber fĂŒhren zu chronischem StreĂ und Depressionen bei Kindern. Psychisch anfĂ€llige Erwachsene können ihren Kindern gegenĂŒber auch nur begrenzt emotional prĂ€sent sein. Hier wird zwar behauptet, man prĂŒfe jeden Einzelfall. Doch gibt es heute schon weit mehr stabile Ehepaare, die ein Kind adoptieren möchten als Kinder, die zur Adoption freigegeben sind. Warum sollte man also angesichts der genannten psychischen Risikofaktoren den Personenkreis fĂŒr ein Adoptionsrecht erweitern?
Homosexuelle (mĂ€nnliche) Partnerschaften, das zeigen zahlreiche Studien, sind weniger stabil als Ehen. Der Basler Psychologieprofessor und Protagonist der Homosexuellenbewegung Udo Rauchfleisch schreibt, das hĂ€ufige Wechseln von Sexualpartnern sei der âerste Unterschiedâ zwischen HomosexualitĂ€t und HeterosexualitĂ€t. Eine Studie aus Holland (2003) mit jungen, homosexuell lebenden MĂ€nnern kommt zu dem SchluĂ, daĂ die MĂ€nner, die in einer festen homosexuellen Partnerschaft lebten, im Durchschnitt acht sexuelle Nebenbeziehungen pro Jahr hatten. Diese InstabilitĂ€t, das sich immer wieder neue Einlassen auf die wechselnden Partner des Vaters, ist fĂŒr ein Kind eine emotionale Ăberforderung und trĂ€gt zu chronischem StreĂ bei.
Es darf auch nicht vergessen werden, daĂ es in unserer Gesellschaft durchaus sehr unterschiedliche Auffassungen darĂŒber gibt, wie homosexueller Sex moralisch zu sehen ist. In dieser Auseinandersetzung können verwundbare, wehrlose Kinder leicht instrumentalisiert werden, um ĂŒber sie eine gleichberechtigte Anerkennung homosexueller Verhaltensweisen durchzusetzen. Das ist genau genommen eine Form von MiĂbrauch.
Eine Umfrage in der Homosexuellenzeitschrift âGenreâ (1996) unter mehr als 1000 Lesern ergab, daĂ 52 Prozent Sex in öffentlichen Parks hatten, 46 Prozent in öffentlichen Saunen, 26 Prozent hatten fĂŒr Sex bezahlt und 32 Prozent fesselten sich gegenseitig wĂ€hrend sadomasochistischer Handlungen. Homosexuell Lebende benutzen hĂ€ufiger Sexspielzeuge wie etwa Dildos. Hat es keinen EinfluĂ auf ein heranwachsendes Kind, wenn es das zu Hause findet?
In der Familie mit Mutter und Vater ist SexualitĂ€t in der Regel auf die Beziehung der Ehepartner begrenzt, PromiskuitĂ€t gilt weitgehend als VerstoĂ. FĂŒr homosexuell lebende MĂ€nner ist nach ihren eigenen Angaben sexuelle Treue die Ausnahme und PromiskuitĂ€t die Norm. Das aber trĂ€gt zu einer massiven latenten oder offenen Sexualisierung der Lebens- und Beziehungswelt des Kindes bei. Wie etwa soll ein adoptierter Heimjunge im Jugendlichenalter erkennen, ob das gemeinsame Duschen mit seinen homosexuell sich verhaltenden âVĂ€ternâ auch ihn atmosphĂ€risch sexuell mit einbezieht oder nicht? Es muĂ ihn verwirren und verletzen. FĂŒr einen Heranwachsenden ist es eine Ăberforderung, in einem sexualisierten Umfeld die eigene sexuelle NichtverfĂŒgbarkeit zu formulieren und die eigenen Grenzen zu schĂŒtzen.
Grenzverletzungen in einer sexualisierten AtmosphÀre
Die Forschung hat noch keine abschlieĂenden Erkenntnisse darĂŒber, ob homosexuell Lebende zum Beispiel minderjĂ€hrige Jugendliche hĂ€ufiger sexuell belĂ€stigen als es heterosexuell Lebende tun. Einiges spricht aber dafĂŒr.
Eine Studie (1988) fand: Junge MĂ€nner, die als Kinder homosexuell belĂ€stigt worden waren, bezeichneten sich spĂ€ter im Vergleich mit denen, die keinen homosexuellen MiĂbrauch erlitten hatten, siebenmal hĂ€ufiger selbst als homosexuell. Viele von ihnen stellten einen Zusammenhang zwischen MiĂbrauch und spĂ€terer HomosexualitĂ€t her. Zu Ă€hnlichen Ergebnissen kommt eine Studie (2001), die fast 1000 Studenten (MĂ€nner und Frauen) und Teilnehmer einer Gay-Parade befragte.
Bevor ĂŒber ein allgemeines Adoptionsrecht nachgedacht wird, muĂ ein struktureller Zusammenhang zwischen sexueller Grenzverletzung von Kindern/MinderjĂ€hrigen und homosexuellem Umfeld eindeutig ausgeschlossen werden. Dabei geht es nicht nur um die beiden sich homosexuell verhaltenden âElternâ, sondern auch um das damit verbundene homosexuelle Umfeld, in dem Sex und sexuell getönte Verhaltensweisen eine wesentlich zentralere Rolle spielen als in einer ĂŒblichen ehelichen Beziehung von Mutter und Vater.
Quelle: Die Tagespost 7.10.2008
Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 10. Oktober 2008 um 16:06 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik, Sexualethik.