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Der benachteiligte Mann

Samstag 29. MĂ€rz 2008 von Christa Meves


Christa Meves

Der benachteiligte Mann
Neue Ergebnisse der Geschlechterpsychologie

Seit 40 Jahren haben wir Frauen in Deutschland zu wissen: Wir seien ein elend benachteiligtes Geschlecht. Von Kindesbeinen an wird den MĂ€dchen durchgĂ€ngig beigebracht: Wenn sie nicht Acht geben, sind und bleiben sie die Ausgebeuteten der MĂ€nner. Dieser Trend hinein in einen neuen Geschlechterkampf schien insofern befremdlich, als die Frauenemanzipation doch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lĂ€ngst erfolgreich abgeschlossen war. Schon an dessen Beginn hatten die sogenannten „BlaustrĂŒmpfe“ die Berechtigung zu gleichen BildungsgĂ€ngen der MĂ€dchen wie fĂŒr die Jungen in Schule, UniversitĂ€t und fast allen AusbildungsgĂ€ngen erstritten — ein sinnvoller Kampf kluger Frauen um ihre EigenstĂ€ndigkeit. Wozu nun aber ab 1968 dieser neue Vorstoß eines oft geradezu militanten Feminismus? „Wir wollen nicht die Quote“ erklĂ€ren die streitbaren Feministinnen, „wir wollen die Macht ĂŒber die MĂ€nner.“

Aber mit keiner anderen Wortwahl lĂ€ĂŸt sich so mĂŒhelos Unzufriedenheit und Unruhe stiften wie durch die lautstarke Verwendung des Wortes „Benachteiligung“ in bezug auf gesellschaftliche Gruppen — auf welchem Sektor auch immer. Seit Jahrzehnten wird nun bereits von den Feministinnen gegen die „Benachteiligung“ der Frau gekĂ€mpft, was zum Beispiel bewirkt hat, daß immer mehr Ehen geschieden wurden und werden, weil die Frauen oft AnsprĂŒche entwickeln, denen die MĂ€nner nicht genĂŒgen können. Die MĂ€nner heute ducken sich zwar ziemlich lange geduldig, aber irgendwann ist das Maß dann doch voll. Sie werden wĂŒtend, sie hauen um sich, sie setzen sich ins Unrecht — und schon reicht seine Frau Gemahlin die Scheidung ein. In 67% der FĂ€lle geschieht Ehescheidung heute auf den Antrag der Frau! 200 000 MĂ€nnern geschieht in unserer Republik dergleichen pro Jahr!!! Und dann muß gezahlt werden! Aber nicht nur fĂŒr die Kinder bedeutet das seelischer Schaden, oft wird so die gesamte Familie zerstört von den Problemen mit den sog. neuen Patchwork-Familie ganz abgesehen.

Erstaunlicherweise setzten die MĂ€nner diesem kĂ€mpferischen Feldzug frontal keinerlei Widerstand entgegen. Oft helfen sie sogar aktiv mit, das angeblich ungerechte Ungleichgewicht zu beseitigen — besonders in der Familie. Einiges ist dabei auch durchaus begrĂŒĂŸenswert und positiv: Heute sind die VĂ€ter bei der Geburt ihrer Kinder anwesend, sie wechseln die Win-deln, sie finden sich bereit zur Beaufsichtigung ihres Nachwuchses. Manche lassen sich sogar lĂ€ngerfristig zum Hausmanndienst abordnen. Das ist ein Fortschritt, wenn es dabei maßvoll und in Gemeinsamkeit zugeht.

Aber oft neigt sich die Waage der Gerechtigkeit bereits zur entgegengesetzten Seite. Die MĂ€nner in der psychotherapeutischen Praxis jedenfalls sind z.Z. in der Mehrzahl solche, die durch die AnsprĂŒche ihrer Ex-Frauen in existentielle Not oder auch in großes Leid geraten sind, besonders wenn ihre Einflußmöglichkeit auf die Kinder auf den Nullpunkt gesunken ist. Es sind MĂ€nner mit sie niederdrĂŒckendem Liebeskummer, weil ihre Partnerinnen ihnen den Stuhl vor die TĂŒr setzten, es sind Arbeitslose, die ihren Arbeitsplatz verloren, weil ihnen die Kraft zur Arbeit abhanden kam, weil sie nach der Scheidung den Alkohol als Tröster gesucht haben. Manchmal sitzen dann sogar die eigenen Exfrauen auf ihrem Stuhl im einstigen Betrieb! Wer fragt, ob jetzt nicht bereits die MĂ€nner das echt benachteiligte Geschlecht sind, und wenn ja, ob das eine positive Entwicklung ist. Darf es beim sogenannten Geschlechterkampf um die Macht des einen Geschlechts ĂŒber das andere gehen? Ist es der Zukunft dienlich, daß die Frauen so zahlreich vermĂ€nnlichte Lebensweisen bevorzugen, daß die Familie — und schließlich auch die gesamte Zukunft — dabei auf der Strecke bleibt? Eine Vielzahl der 4ĂžjĂ€hrigen Akademikerinnen ist kinderlos. Das bedeutet: Unsere Bildungselite ist bereits im Aussterben begriffen — und nicht nur sie allein. Soll dieser Machtkampf bis zur Vernichtung des christlichen Abendlandes weitergehen? Steht diese Gefahr nicht bereits als drohende Wolke am Horizont unserer Zukunft? Unser Land einzunehmen und das Christentum zum Teufel zu jagen, steht jedenfalls durchaus auf dem Programm der radikalen Islamisten.

Es ist also durch eine Ubertreibung mit der gewiß berechtigten und notwendigen Frauenemanzipation eine bedenkliche Schieflage entstanden, die uns alle gefĂ€hrdet – MĂ€nner und auch die Frauen – in den einzelnen Familien ebenso wie in der Gesellschaft. Deshalb muß die Gefahr in unser Bewußtsein, um der negativen Entwicklung erst einmal im eigenen Haus ent-gegenzuwirken. Das geht aber nur ĂŒber den Weg der Erkenntnis, ĂŒber eine Analyse der Ursachen. Dem will der Vortrag heute bei Ihnen dienen; denn Wirklichkeit sind Mann und Frau doch nicht auf chronischen Machtkampf miteinander, sie sind vielmehr auf ErgĂ€nzung hin angelegt. Konstruktive Gemeinsamkeit in sinnvoller Arbeitsteilung erbringt deshalb grundsĂ€tzlich die besseren Ergebnisse, so besonders auch beim gemeinsamen Aufziehen von Kindern. Studien haben z. B. lĂ€ngst erwiesen, daß Kinder am besten in Familien gedeihen, in denen die Eltern eine harmonische Einheit sind, in denen nicht fortgesetzt um die lĂ€cherlichsten Dinge gestritten wird. Das bekommt ihnen sehr viel weniger! In christlichem Geist lĂ€ĂŸt sich hier von beiden Seiten eine ganze Menge tun, ganz so, wie es uns schon der Apostel Paulus ins Stammbuch geschrieben hat. Er rĂ€t den Frauen, es zuzulassen, daß der Mann der KapitĂ€n auf dem Familienschiff ist, und er fordert die MĂ€nner auf, ihre Frauen zu lieben und zu beschĂŒtzen. Das ist deshalb nicht veraltet, weil das den unterschiedlichen Aufgaben vom Vater und von der Mutter in der Familie entspricht, und, weil – wie wir heute wissen – die Hormonlage von MĂ€nnern und Frauen diesen Funktionen geradezu wie angemessen, wie eingepaßt ist. Nicht ein „Rollenklischee“ lĂ€ĂŸt MĂ€nner und Frauen verschieden an die Aufgaben der Familie herangehen, sondern ihre Ausstattung mit Testosteron bei den Herren, bzw. Östrogen bei den Frauen und mit einem erheblich unterschiedlichen Gehirn! Das Testosteron bewirkt z.B., daß der Mann körperlich stĂ€rker ist als die Frau, ja, daß er viel mehr auf grobe Motorik, auf kĂ€mpferische Verteidigung eingestellt ist. Sein Gehirn befĂ€higt ihn (durch technische Begabung) fĂŒr die Behausung ebenso zu sorgen wie die kĂ€mpferische Verteidigung der ihm Anvertrauten. Das sitzt ganz, ganz tief in seinem Gehirn. Das möchte sich betĂ€tigen! Die Frau hat davon viel weniger — aber von anderem mehr. Sie ist lange nicht so kĂ€mpferisch, das Hormon Östrogen verhindert das. Aber sie soll ja auch geduldig mit ihren Kindern umgehen — endlos geduldig und liebevoll; denn durch eine Kindheit hindurch geprĂŒgelte Kinder werden gefĂ€hrlich gewalttĂ€tig, weiß die Statistik. Die Frau hat in ihrem Gehirn auch ein Mehr: 30% grĂ¶ĂŸer als beim Mann ist die sog Wernicke-Region, in der die Sprechbegabung sitzt! Und die ist dringlich besonders in den ersten Lebensjahren der Kinder nötig‚ damit diese die Muttersprache lernen. Muttersprache und Vaterhaus sagen wir.

Schon daran können Sie erkennen, wie anders wir — von Gott! – als Mann und als Frau vorgeprĂ€gt sind: Ein optimales Funktionieren von Familie, speziell der Eltern und damit AufwĂ€rtsentwicklung der Menschheit durch die junge Generation ist der Sinn! Das sind Vorgaben des Schöpfers! Zu unserem Heil! Wir können die zwar, wie es heute geschieht, mißachten, (mit der Freiheit dazu sind wir auch begabt) — aber sehen wir heute nicht bereits ĂŒberall, wie gefĂ€hrlich schief sich solche EigenmĂ€chtigkeiten auswirkten, wenn wir sie uns in der Familie herausnehmen?

Die PrĂ€misse des Christentums — Ihr Eheleute, liebet einander! — lĂ€ĂŸt sich heute durch die neue Hirn- und Hormonforschung ebenso untermauern, wie auch die verheerend negativen Auswirkungen der 68er-Revolte, der wir nun seit fast 40 Jahren zu unserem Unheil aufsitzen — und auch heute ist erst ein kleines TrĂŒppchen von Christen bereit, aus diesen so bedenklichen Erfahrungen SchlĂŒsse zu ziehen, fĂŒr unser FamilienglĂŒck, fĂŒr die Zukunft des christlichen Abendlandes! Das Problem brennt uns bereits auf den NĂ€geln, und wenn wir nicht schleunigst umkehren, werden wir an unserer Unvernunft und an unserem hochmĂŒtigen Unglauben eben untergehen- so logisch ist das.

Ich will die ideologische, falsche, gefĂ€hrlich negative Benachteiligung des Mannes in unsere Gesellschaft nun im weiteren anhand der Darlegung der ontogenetischen Entwicklung des Jungen zum Mann beschreiben, damit Sie sehen, daß diese EinschĂ€tzung nicht auf tönernen FĂŒĂŸen steht. Es soll einmal das typisch MĂ€nnliche ins Auge gefaßt werden, um eine bessere Basis gegenseitigen VerstĂ€ndnisses zu erreichen und um pĂ€dagogische Konsequenzen daraus abzuleiten. Das ist umso nötiger, als unsere Geisteswissenschaften seit 40 Jahren eben auch von der Gleichheitsideologie durchseucht worden sind — und d.h. mit der durch nichts bewiesenen Annahme, daß das Typische im Wesen der Geschlechter lediglich durch ungleiche Behandlung hervorgerufen worden sei und durch eine Erziehung in einem einzigen (am besten frĂŒh kollektivierenden Topf) Gleichheit der Geschlechter erwirkt werden könne. Das ist zwar eine gut gemeinte, im Grunde aber an der Wirklichkeit vorbeigehende Theorie, und zwar die des Neomarxismus, die als ein neues VerhĂ€ngnis, als eine Ideologie des Neides ĂŒber uns gekommen ist. Sie lĂ€ĂŸt sich durch wissenschaftliche Fakten, vor allem aber auch an der Geschichte des 20. Jahrhunderts belegen. Alle Gesellschaften des Ostens, in denen sie zur Staatsreligion geworden ist, sind daran elendiglich zugrunde gegangen. Aber unser Land ist damit durchseucht und obgleich die negativen Auswirkungen voll auf dem Tisch liegen — ist der Trend weiter auf die Eliminierung der Unterschiede nach RasenmĂ€hermanier bedacht. Infolgedessen werden die Verschiedenheiten von Mann und Frau weiter geleugnet und Dominanzen des Mannes bekĂ€mpft!

Wie die objektive Wahrheit im Bezug auf den jetzt bereits ungut benachteiligten Jungen, den mÀnnlichen Jugendlichen und den jungen Mann aussieht, soll mit einem Gang durch seine Ontogenese verdeutlicht werden.

Es ist keine Neuheit festzustellen, daß „der kleine Unterschied“ mit dem  Y- Chromosomen beginnt. Und hier am Anfang zeigt sich zunĂ€chst ein eklatanter Vorteil des mĂ€nnlichen Geschlechts: Spermien mit dem XY-Chromosomen bewegen sich schneller als die mit den XX-Chromosomen, so daß es doppelt so hĂ€ufig zu einer Befruchtung in derjenigen Kombination kommt, aus der sich genetisch der Mann und deshalb im dritten Schwangerschaftsmonat die mĂ€nnlichen Geschlechtsorgane zu entwickeln beginnen. Aber hier schon findet ein erster Ausgleich statt: Es sterben wĂ€hrend der Schwangerschaft sehr viel mehr mĂ€nnliche Embryonen ab. Das hat zur Folge, daß nur einige MĂ€dchen weniger als Jungen zur Welt kommen. Im Durchschnitt besteht zunĂ€chst ein VerhĂ€ltnis von 106:100 zugunsten der Jungen.

Doch dieser schmale Überhang verflĂŒchtigt sich — interessanterweise durch die höhere Sterblichkeitsrate bei mĂ€nnlichen SĂ€uglingen. Der quantitative Vorteil am Anfang gleicht sich durch eine geringere Robustheit des mĂ€nnlichen Kindes aus. Auch im spĂ€teren Leben Ă€ndert sich das nicht. Tod durch UnfĂ€lle, durch Kriege, durch den Herzinfarkt im besten Mannesalter lassen den Mann im Gegensatz zur zĂ€hlebigeren Frau von der Überlebenschance her als das schwĂ€chere Geschlecht erscheinen. Schließlich bleibt ja auch seine gesamte Lebenserwartung hinter der der Frau um mehrere Jahre zurĂŒck. Der Mann hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78, die Frau von 82 Jahren. (Nur nebenbei: die Lebenserwartung der homosexuell lebenden MĂ€nner betrĂ€gt im Durchschnitt z. Z. sogar nur 48 Jahre, wie eine amerikanische Untersuchung herausgefunden hat.)

ZunĂ€chst wird selbst noch in unserer modernen Gesellschaft dem mĂ€nnlichen Kind im allgemeinen ein Vorrang eingerĂ€umt. Im Verhalten junger Eltern zeigt sich das. Die Geburt eines Ă€ltesten Sohnes löst bei den Eltern im allgemeinen eine besondere Befriedigung aus: Der „Stammhalter“ hat das Licht der Welt erblickt! Die grĂ¶ĂŸere gesellschaftliche WertschĂ€tzung des mĂ€nnlichen Kindes ist evident: WĂ€re es bereits mit sicherer Methode möglich, das Geschlecht des Kindes vor seiner Zeugung zu bestimmen (die Forschungen dazu sind noch im Gange), so lĂ€ĂŸt sich von jungen Paaren erfragen: Die Mehrheit wĂŒrde sich in weit ĂŒberwiegender Zahl als erstes fĂŒr einen Sohn entscheiden. In diesem Punkt findet also die feministische Neid-Wut auf die bevorzugten MĂ€nner zunĂ€chst eine gewisse Berechtigung.

Aber wie sieht die weitere Entwicklung aus, nachdem man vom Kleinkindalter ab die Kinder ĂŒblicherweise dem gleichmachenden Topf aussetzt? Der hĂ€ufige Empfangsjubel fĂŒr den Ă€ltesten Sohn setzt sich dann nĂ€mlich schon nicht im Kindergarten mehr als eine grundsĂ€tzliche Bevorzugung im Umgang mit dem mĂ€nnlichen Kleinkind fort; denn bald erweisen sich die kleinen MĂ€dchen als anpassungsbereiter. Die sich rasant entwickelnde Motorik, die kaum zu bĂ€ndigende Neugier, der von noch keiner Vernunft gesteuerte Drang, die unbekannte Umwelt zu erforschen, nötigt den Betreuern oft minuziöse Wachsamkeit ab. Die anstrengendere Er-ziehung der Jungen unterstĂŒtzt eine aufkommende PrĂ€ferenz fĂŒr die MĂ€dchen. Erzieherinnen im Kindergarten pflegen eine mehr oder weniger bewußte Vorliebe fĂŒr die MĂ€dchen zu entwickeln, weil sie im allgemeinen besinnlicher spielen ‚ weniger Unruhe produzieren und sich leichter lenken lassen. Geraten die Jungen im Vorschulalter in die Konkurrenz mit den MĂ€d-chen, so mindert sich schon hier die Vorrangstellung des mĂ€nnlichen Kindes. Das liegt nicht allein an seiner stĂ€rkeren Unruhe und seiner geringeren Lust auf feinmotorische Spiele z.B. Basteleien. Es liegt aber auch daran, daß seine Entwicklung im allgemeinen ein langsameres Tempo einschlĂ€gt als das der MĂ€dchen: Jungen beginnen oft etwas spĂ€ter zu sprechen und lassen sich meist auch erst spĂ€ter als ihre weiblichen Geschwister zur Stubenreinheit bewegen. Die TrotzanfĂ€lle hingegen, mit denen die Jungen eine erste instinktive Befreiung von weiblicher Bevormundung wagen, sind meistens langanhaltender und ungestĂŒmer, so daß sich das Trotzalter bei den Jungen gelegentlich bis ins Schulalter hinein auszudehnen vermag.

Bereits vom zweiten Lebensjahr ab entwickelt das mĂ€nnliche Kind beim Spielen geschlechtsspezifische Vorlieben: Bauen, Erfinden, Kombinieren, KĂ€mpfen, Spiele mit Autos und anderen beweglichen Materialien dominieren. Die Grobmotorik vervollstĂ€ndigt sich. Da der kleine Junge zudem sehr viel stĂ€rker dazu neigt, seinen Willen mit Muskelkraft durchzusetzen und sich nicht selten auch durch unverfrorene RaubzĂŒge von Spielzeug zu behaupten sucht, erregt er in seiner Umwelt viel hĂ€ufiger Anstoß als die MĂ€dchen. Dadurch ist er im allgemeinen mehr Tadel ausgesetzt. Er wird auch hĂ€ufiger geschlagen, was sowohl seine AggressivitĂ€t wie MinderwertigkeitsgefĂŒhle weckt bzw. verstĂ€rkt. Seelisch gesunde Jungen lassen sich allerdings nicht in die Ecke drĂ€ngen. Sie entwickeln Strategien, um sich durchzusetzen, wobei ihnen AusscheidungskĂ€mpfe mit gleichaltrigen Jungen um den höheren Rang mit zunehmendem Alter immer wichtiger werden. Viele kleine Jungen versuchen ihr Ansehen durch moto-risches Können oder durch auffĂ€lliges Verhalten zu verstĂ€rken. Das dient dem Zweck, das bereits geschwĂ€chte SelbstwertgefĂŒhl aufzupolieren. Jungen machen schon in diesem Alter die Erfahrung, daß es wenig erfolgversprechend ist, in grober Manier mit den MĂ€dchen zu konkurrieren. Diese werden im allgemeinen sehr rasch von den Erwachsenen in Schutz ge-nommen, was eine Distanzierung von den MĂ€dchen vorbereitet, die sich zunehmend mehr auszuprĂ€gen beginnt. Es entwickelt sich deshalb bei den Jungen spĂ€testens ab dem 5. bis 7. Lebensjahr eine starke Ausschließlichkeit hin zu gleichaltrigen Spielkameraden mĂ€nnlichen Geschlechts. Laufen, wilde Spiele, Rangeln ist nur untereinander möglich und wird infolgedessen verstĂ€rkt. Es ist ebenfalls zunehmend fĂŒr die Jungen ein erheblicher Nachteil, daß sie in ihrem Alltag meist fast ausschließlich von weiblichen Bezugspersonen umgeben sind. Ihnen gegenĂŒber geraten sie hĂ€ufig in eine sich immer mehr verstĂ€rkende Position der Selbstverteidigung. Das macht eine VerdrĂ€ngung der KrĂ€nkungen notwendig und ruft allmĂ€hlich eine Panzerung der GefĂŒhle hervor. Das prĂ€gt eine typische MĂ€nnereigenschaft vor, die die GefĂ€hrtinnen des Erwachsenenalters spĂ€ter geradezu mehrheitlich beklagen: Die MĂ€nner stecken weg, was sie bekĂŒmmert. Sie verdrĂ€ngen und verleugnen, was sie im Sturm des Lebens lĂ€hmen und ihnen SchuldgefĂŒhle eintragen könnte.

Die Identifikation mit einem Vater oder einer anderweitigen mĂ€nnlichen Bezugsperson, die sich mit dem Kind beschĂ€ftigt und es in seinem So-sein bestĂ€tigt, ist deshalb fĂŒr die Entwicklung der inneren seelischen StabilitĂ€t des Jungen von höchstem Wert. Der kleine Sohn bedarf spĂ€testens von diesem Alter ab dringend des Vaters als eine ihn bestĂ€tigende Identifikationsfigur, um sich mehr seiner selbst gewiß zu werden und nicht in Extreme zu fallen: Entweder in die Entwicklung zum simplen Haudegen oder — bei einer mĂ€chtigen Mutter – einer infantilen Verweiblichung zu erliegen.

Deshalb ist es ein erheblicher Vorteil fĂŒr Kinder in unserer Gesellschaft, wenn sie VĂ€ter haben, die die Familie zusammenhalten und sich in ihrer Freizeit besonders mit ihren Söhnen manngemĂ€ĂŸ beschĂ€ftigen. Es bedeutet hingegen eine allgemeine Minderung der seelischen StabilitĂ€t des Mannes heute, daß das vielen kleinen Jungen in unserer Gesellschaft nicht mehr hinreichend zuteil wird. Die viele Abwesenheit der VĂ€ter, ihr Fortgehen durch Scheidung, das Von-Frauen-allein-erzogen-werden hat bei vielen Jungen einen Ausfall von Entwicklungsstimulans zu mĂ€nnlicher Ausreifung zur Folge. Theoretisch könnte ein beweglicher Großvater oder — nach der Scheidung und dem Fortgehen des Vaters — ein neuer Partner der Mutter diesen Mangel ersetzen; aber in der Praxis zeigt sich leider allzu hĂ€ufig, daß die kleinen Söhne gegen den neuen „Lover“ der Mutter mehr oder weniger heimliche Vorbehalte haben und behalten, die die Identifikation mit dem Ersatzvater erschweren. Im Gegensatz zu den MĂ€dchen pflegen aber die Jungen nur sehr selten ihre Konflikte zu reflektieren und erst recht nicht zu zeigen. Das Unbehagen wird, um seelisch zu ĂŒberleben, meistens verdrĂ€ngt, was allmĂ€hlich eine Minderung der GefĂŒhlsoffenheit zur Folge hat. Die im Kindergartenalter anberaumten Benachteiligungen der Jungen verstĂ€rken sich im Schulalter in einem erheblichen Ausmaß. Entwicklungs-psychologisch bedeutet die Zeit der Sechs- bis ZwölfjĂ€hrigkeit fĂŒr die Jungen, in sportlichen Spielen die Muskulatur weiter auszubilden und sich in „handelnder WeltbewĂ€ltigung“ wie Annemarie DĂŒhrssen das nannte, einzuĂŒben. Erkunden, Bauen, Jagen, Fußballspielen, Klettern, Schwimmen — das entspricht ihren Interessen. Statt dessen werden sie genötigt, viele Stunden pro Tag zu sitzen, in der Schule und bei den Hausaufgaben. Und vor dem Fernsehapparat, am Computer oder bei Videospielen setzt sich das dann – schon ganz und gar bei den Großstadtkindern ohne Auslauf — fort. Kein Wunder, daß sie zu Zappelphilippen werden! Eine unverstĂ€ndige Erwachsenengeneration hat sich fĂŒr diese natĂŒrliche Reaktionsform der Jungen, in bezug auf die unzureichende Möglichkeit, ihren Bewegungsdrang auszuleben, eine ErklĂ€rung ausgedacht: ADHS, das — den angeborenen Geschlechtsunterschied markierend — zu 90 % bei Jungen auftritt. Niemanden scheint diese Tatsache zu der Vermutung zu fuhren, daß es das viel zu weit und viel zu frĂŒh beschrĂ€nkte BewegungsbedĂŒrfnis der Jungen ist, das solche „Leerlaufhandlungen“ hervorruft, wie Konrad Lorenz das bei gefangenen Wildtieren bezeichnete. Auf jeden Fall erscheint es als eine zweifelhafte Methode, diesem Umstand durch DĂ€mpfung mit einem Medikament zu begegnen, dessen Erforschung von SpĂ€tschĂ€den noch keineswegs abgeschlossen ist.

Eins ist gewiß: Es fĂ€llt den Jungen im allgemeinen sehr viel schwerer als den MĂ€dchen, sich auf den Schulstoff zu konzentrieren und die Hausaufgaben gehorsam und brav zu erledigen. Es gelingt ihnen deshalb viel schwerer ohne stĂ€ndige Aufsicht eines Erwachsenen. Das ist meistens die Mutter oder wiederum eine andere weibliche Bezugsperson, die nicht ohne weiteres VerstĂ€ndnis dafĂŒr hat, daß es dem Jungen schwer fĂ€llt, das Lesen zu lernen und ordentlich, dazu orthographisch richtig zu schreiben; denn im allgemeinen lernen das die MĂ€dchen — wie einst auch bereits die MĂŒtter – leichter. Auch auf diesem Feld haben die Jungen im allgemeinen also sehr viel mehr Zurechtweisung, Tadel, erzieherische UnmutĂ€ußerungen, ja, Worte des Zweifelns an ihrer Intelligenz standzuhalten. Motivationssteigernd sind solche Einwirkungen nicht. MĂ€dchen pflegen im Allgemeinen auch besser zuzuhören, und es entspricht mehr ihrer Natur, sich den Schulaufgaben interessiert zuzuwenden. Sie machen auch aus Liebe zu einem Lehrer oder einer Lehrerin mit Eifer ihre Aufgaben. Solche emotionalen Verflechtungen liegen den Jungen im Grundschulalter eher fern.

Aber es gibt weitere erhebliche Erschwernisse fĂŒr Jungen in unseren Koedukationsschulen, die sie gegenĂŒber den MĂ€dchen weiter ins Hintertreffen geraten lassen: Die SprechflĂŒssigkeit ist eben bei den kleinen ebenso wie bei den großen MĂ€nnern wesentlich geringer als die der Frauen! Ein Teil des Sprachzentrums im Gehirn, ihre Wernicke-Region, ist, wie gesagt, um 30 % kleiner als die der MĂ€dchen! Was können wir also anderes erwarten, als daß die MĂ€dchen den Jungen im mĂŒndlichen Unterricht ĂŒberlegen sind! Ja, nicht nur das: Auch beim Schreiben kommen die MĂ€dchen aufgrund ihres Hirnvorteils schneller voran, so daß sie — was die sprachlichen Fertigkeiten angeht — hier ein bis zwei Klassen den Buben voraus sind! Pisa 3 hat das jetzt voll bestĂ€tigt: In allen deutschen Landen, von den Alpen bis zur Flensburger Förde sind die 14-jĂ€hrigen MĂ€dchen ihren gleichaltrigen Konkurrenten vom anderen Geschlecht im Lesen um 24 Punkte ĂŒberlegen!

Zwar vermögen die Jungen diesen weiblichen Vorteil beim Rechnen, in den sachkundlichen FĂ€chern und im Sport auszugleichen. Pisa 3 konstatiert das in allen deutschen LĂ€ndern — ohne auch nur einen Ausreißer! Die Jungen haben hier durchschnittlich um 20 Punkte in Mathematik und mit 10 Punkten in den Naturwissenschaften die Nase vorn! Dennoch ist der schulische Vorteil der MĂ€dchen vom Grundschulalter ab hier erheblich: Noch im Erwachse-nenalter weisen die MĂ€nner im allgemeinen einen geringeren Wortschatz auf, sie sprechen weniger flĂŒssig und langsamer, sie machen mehr grammatikalische Fehler. Sie lernen im Durchschnitt schwerer eine Fremdsprache — und deshalb ist der Dolmetscher- und Übersetzer-Beruf mehrheitlich mit Frauen besetzt. Und weil deshalb die meisten neusprachlichen Philologen Frauen sind, geraten die kleinen MĂ€nner von Generation zu Generation immer wieder an Frauen als Lehrerinnen, die abermals ihre SchĂŒlerinnen vorziehen. Besonders fĂŒr die vaterlosen Jungen ist es deshalb ein GlĂŒcksfall, von Lehrern unterrichtet zu werden, die sie als Vorbild erleben und annehmen können.

Aus diesen Forschungsergebnissen resultiert fĂŒr Koedukationsschulen eine bedenkliche schulische Benachteiligung der Jungen, deren Folgen sich in Deutschland bereits deutlich abzeichnen. Im Jahr 1970 war hier das VerhĂ€ltnis zwischen Jungen und MĂ€dchen auf dem Gymnasium noch 51:49 Prozent zugunsten der Jungen. Seit 2001 aber sind es mit 46:54 Prozent die MĂ€dchen, die auf den Gymnasien die Mehrheit haben. Hingegen hat der Anteil der Jungen auf den Hauptschulen eklatant zugenommen: 56 % der Jungen im VerhĂ€ltnis zu 44 % MĂ€dchen besuchen diese Schulform heute, in den Sonderschulen sitzen

75% Jungen im VerhĂ€ltnis von nur 20% MĂ€dchen in Deutschland. Daß damit durch unser Schulsystem eine Einbuße an arbeitsfĂ€higen MĂ€nnern, ja erst recht an qualifizierten mĂ€nnlichen Akademikern entsteht, die sich international konkurrenzmindernd auswirkt, lĂ€ĂŸt sich absehen: denn auch beim Abiturjahrgang 2007 entließ das Gymnasium 53 % MĂ€dchen im VerhĂ€ltnis zu 47 % jungen MĂ€nnern, und diese hatten zu einem Großteil vorher eine Ehren-runde eingelegt, sie waren also im Schnitt ĂŒberhaupt ein Jahr Ă€lter beim Schulabschluß.

Die Gleichbehandlung von Jungen und MĂ€dchen im Schulalter erweist sich bei genauer Betrachtung als eine die allgemeine Leistungskraft der Gesellschaft mindernde Benachteiligung: Weil die Kurve des mĂ€nnlichen Entwicklungstempos langsamer verlĂ€uft, weil unsere Schulform in den ersten acht Schuljahren den Interessens-Dominanzen des Jungen weniger entspricht, bleiben manche hinter den MĂ€dchen zurĂŒck, erleiden Entmutigungen, bĂŒĂŸen ihre Motivation ein und werden zum Wiederholen von Klassen mehr genötigt als ihre MitschĂŒlerinnen. Ja, unter den 25% Schulabbrechern insgesamt sind zu zwei Drittel Jungen, nur zu einem Drittel MĂ€dchen. In Folge dessen kommen die Jungen also nicht nur in geringerer Zahl, sondern darĂŒber hinaus auch noch spĂ€ter als die MĂ€dchen zum Abschluß ihrer Schullaufbahn, wenn sie ĂŒberhaupt durchhalten. Dann verlieren sie zusĂ€tzlich praktisch zwei Jahre durch die Ableistung von Wehrpflicht oder Ersatzdienst, oder sie verlieren kostbare Zeit mit dem War-ten auf einen Ausbildungsplatz oder den Zugang zur UniversitĂ€t, weil sie auch hier mit ihren schlechteren Noten im statistischen Mittel hinter den MĂ€dchen zurĂŒckstehen. Das Ergebnis liegt auf der Hand: Auch auf dem Arbeitsmarkt wird den jungen MĂ€nnern der Platz zunehmend mehr von Frauen streitig gemacht.

Die schulische Benachteiligung der Jungen wĂŒrde noch wesentlich drastischere negative Auswirkungen im gesellschaftlichen Spektrum zur Folge haben, wenn es nicht einige spezifische Begabungen des Mannes gĂ€be, denen die MĂ€dchen auf Koedukationsschulen kaum einmal das Wasser reichen können: Schon vor der PubertĂ€t, so eruierte 1980 eine Studie der John-Hopkins-UniversitĂ€t in Baltimore, erbrachten mehr Jungen als MĂ€dchen Hochleistungen in Mathematik. Nach der PubertĂ€t sind kaum noch MĂ€dchen darunter.

Die Begabung zum abstrakt-logischen Denken, die die MĂ€nner in den reinen Naturwissenschaften zeigen und sie ifir die Technik favorisiert, scheint sich unter dem Einfluß des mĂ€nnlichen Geschlechtshormons, das in der PubertĂ€t wie unter der Geburt in einem zweiten Schub ausgeschĂŒttet wird, noch mĂ€chtig zu steigern. Und das bezieht sich nicht nur auf die mathematischen FĂ€higkeiten allein: Wesensunterschiede, die das Typisch-MĂ€nnliche ausmachen, sind von den Hirnforschern in den letzten Jahrzehnten in vielfĂ€ltigen Untersuchungen bewiesen worden. Daß das bessere rĂ€umliche Vorstellungsvermögen der MĂ€nner seinen Ort im Gehirn hat, war die Entdeckung von Sandra Witelson und ebenso, daß die HirnhĂ€lften des Man-nes stĂ€rker vernetzt sind. MĂ€nner sind besser dafĂŒr ausgestattet, Informationen ĂŒber weitere Strecken des Gehirns hin- und herzuschicken. Der hollĂ€ndische Hirnforscher Dick Swaab wies nach, daß ein Kern im Hypothalamus nicht nur doppelt so groß ist wie bei der Frau, sondern auch doppelt so viele Zellen enthĂ€lt. Ob hier der Ort der sich in der PubertĂ€t ausformenden so markanten Begabungsunterschiede zu finden ist, bedarf noch der AbklĂ€rung.

Auf jeden Fall steht fest, daß die AusschĂŒttung des mĂ€nnlichen Geschlechtshormons Testosteron in der PubertĂ€t bereits unterschiedlich angelegte Hirnregionen aktiviert, die die spezifische Ausreifung der MĂ€nnlichkeit zur Folge hat. Und vergessen werden darf ebenfalls nicht in der AufzĂ€hlung mĂ€nnlicher Begabungen, daß das Hirn des Mannes im Durchschnitt ein grĂ¶ĂŸeres Volumen hat als das der Frau.

Es bedarf eigentlich keiner langen Laboruntersuchungen, um die machtvolle pubertĂ€ren VerĂ€nderungen in der Entwicklung von Jungen und MĂ€dchen zu konstatieren: Erheblich spĂ€ter als bei diesen setzt bei den Jungen ein LĂ€ngenwachstum ein, das das der MĂ€dchen heute durchschnittlich um sieben Zentimeter ĂŒberschreitet. Die körperlichen KrĂ€fte steigern sich, Bart und dunkle Stimme erleichtern es, alles DuckmĂ€userische und Unsichere hinter sich zu lassen. Der pubertĂ€re Hormonschub des jungen Mannes verĂ€ndert Körper und Seele nachhaltig. Allerdings steigert sich auch mit der wachsenden körperlichen Überlegenheit die Möglichkeit zur Gewalt. Gewaltverbrechen gehen deshalb im VerhĂ€ltnis 96:4 Prozent zu Lasten des Mannes.

Die PubertĂ€t, mit dem Beginn um die Dreizehn- bis VierzehnjĂ€hrigkeit herum verstĂ€rkt die Geschlechtsunterschiede markant. Nun gilt es, sich den Eltern zu entwinden. Die Schule „nervt“; die Eltern sind „Kotznummern“. Das BedĂŒrfnis, sich an eine Gemeinschaft mit Gleichaltrigen anzuschließen, tritt in den Vordergrund, wobei Anpassung an die Gruppe eher als individuelle Vorlieben und Interessen in diesem Alter zunĂ€chst das Feld bestimmen. Es kommt hier weniger auf das „Wohin?“ als auf das „weg von den Alten“ (besonders von der Alten) an — und das oft in höchst unausgegorener Weise. Statussymbole der MĂ€nnlichkeit werden gesucht. Der Konsum von Zigaretten, Alkohol, Haschisch, Ecstasy gilt als Beweis der UnabhĂ€ngigkeit, der mannhaften VerbotsĂŒbertretung. Suzuki und Surfclubs, Anschluß an Hooligans oder gar an radikale SchlĂ€gertrupps als Mutproben, sind Fallen fĂŒr die Jungen in diesem Alter, und die Suche nach ausgefallenen Abenteuern dienen dem Versuch, sich selbst das GefĂŒhl von StĂ€rke und Überlegenheit zu suggerieren.

Doch in der Adoleszenz entsteht schließlich auch beim mĂ€nnlichen Geschlecht die Bereitschaft, ihr Leben in die eigene Verantwortung zu stellen. Das wirkt sich nun als besonders förderlich in allen jenen AusbildungsgĂ€ngen aus, in denen „Learning by doing“ im Vordergrund steht. Aber auch die UniversitĂ€t entspricht — bei entsprechender Intelligenzqualifikation — mehr dem mĂ€nnlichen Geist. Sachlichkeit, wissenschaftliche Absicherung, abstrakt-logisches Denken sind hier gefragt. Die Alma mater ist nicht zufĂ€llig so aufgebaut. Sie wurde von MĂ€nnern fĂŒr MĂ€nner geschaffen, und das kommt ihnen hier zugute, wenn heute auch das Übermaß an zu lernender QuantitĂ€t die Motivation und die DurchhaltefĂ€higkeit abermals einzuschrĂ€nken pflegt. Aber einer finanziellen UnabhĂ€ngigkeit steht auch hier entgegen, daß die Studentinnen abermals meist frĂŒher fertig werden und die kargen ArbeitsplĂ€tze besetzen. Das wirkt sich besonders dann als leistungsmindernd auf den jungen Mann aus, wenn er sich mit einer Kommilitonin in wilder Ehe zusammengeschlossen hat. Die ErfĂŒllung seiner sexuellen WĂŒnsche kann sich dann unter UmstĂ€nden demotivierend auf den Abschluß der Ausbildung auswirken, besonders, wenn er sein Hinterherhinken hinter der Freundin als Einbuße seines SelbstwertgefĂŒhls erlebt. Oft geht es dann nicht ohne emotional dezimierende Trennungen und StudienverlĂ€ngerungen ab.

Es bedarf bereits keiner Statistik mehr, um das FragwĂŒrdige, ja Destruktive dieses Trends im modernen Bildungswesen zu erkennen. Gewiß, die Frau hat bewiesen, daß sie in der Lage ist, ihren Mann zu stehen, ja, daß sie den gleichaltrigen Jungen den Rang abzulaufen vermag. Entstanden ist aber gleichzeitig eine gefĂ€hrliche Benachteiligung des Mannes und auch eine neue riesige Depressionsneigung bei jenen Frauen, die sich einseitig fĂŒr die ErwerbstĂ€tigkeit entschieden haben. Im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortung erweist sich dieser Trend aber bereits jetzt als enorm kontraproduktiv und existenzgefĂ€hrdend. Eine Gesellschaft, die die Frauen zu gebĂ€runfĂ€higen und gebĂ€runwilligen MĂ€nninnen abrichtet, und den MĂ€n-nern keine Gleichberechtigung einrĂ€umt, verliert ihre wirtschaftliche ProsperitĂ€t – wie sich hierzulande schon abzeichnet. Solche Gesellschaft hat nicht genug Nachwuchs, und der, den die vielbeschĂ€ftigten Frauen gebiert, wird schwĂ€chlich und krank. Dieser Trend ist also eben-so instinktlos wie gefĂ€hrlich. Und es ist besonders dumm, daß sich die Frauen mehrheitlich dazu verfĂŒhren lassen; denn am wenigsten sie können die voranstĂŒrmenden Erfinder, (was wĂŒrden wir machen ohne Waschmaschinen und Staubsauger???) die TĂŒrme- und StĂ€dtebauenden MĂ€nner, die Meister der Technik, die Verteidiger des Lebens (nicht nur in Kriegen, sondern auch in Natur- und Familienkatastrophen), am wenigsten die Frauen können den Be-schĂŒtzer fĂŒr ihre Kinder und – last but not least – den liebevollen GefĂ€hrten wirklich entbehren.

Nein, wir mĂŒssen uns vielmehr gemeinsam auf den Weg machen und die Schöpfungsordnung wahrheitsgemĂ€ĂŸ als ein verbindliches Postulat verstehen. Wir mĂŒssen uns neu auf den Weg machen, den Mann und natĂŒrlich auch die Frau besonders aber die Jungen wĂ€hrend ihrer Ent-faltung besser zu verstehen und ihnen besser gerecht zu werden. Der Mann braucht dazu Selbstreflexion (die ihm eigentlich fremd ist,) und die Frau braucht Kenntnis seiner Wesenheit. Und das heißt: keine Erwartungen an ihn zu stellen, die er auf Dauer nicht erfĂŒllen kann; denn Jungen sind anders als MĂ€dchen, MĂ€nner sind anders als Frauen. Die FĂŒlle der neuen Forschungsergebnisse sollte fĂŒr uns Frauen einen Appell enthalten, den Jungen, den MĂ€nnern besser gerecht zu werden mit ihren besonderen Begabungen und ihren spezifischen LebensauftrĂ€gen. Besonders aber durch angemessenere Schulformen mĂŒĂŸte unsere Gesellschaft auf diese Forschungsergebnisse reagieren. Und die heißen: Begabungsgerechte Schulformen und Anleitung zu schöpferischer Lebensgestaltung. Jungen haben doch andere Entwicklungstempi als MĂ€dchen! Ungleiche Organismen gleichmachen zu wollen erzeugt weder Gerechtigkeit noch bringt es optimale Leistungen hervor. Das Gegenteil ist der Fall: Je unangemessener, umso mehr Niveauverlust muß sich ergeben.

Aber dazu bedĂŒrfte es zunĂ€chst einer grĂŒndlichen ErnĂŒchterung, einer bewußten Überwindung der zweiten Ideologie des vergangenen Jahrhunderts, an die die Deutschen abermals wie in einen Zauberberg gerieten. Wie wenig diese Gleichheitsideologie mit ihren RasenmĂ€her-methoden dem Wesen des Menschen gerecht wird — denn jeder einzelne ist ein von Gott handverlesenes Individuum und bereits durch sein unterschiedliches Geschlecht geprĂ€gt — wie wenig das trĂ€gt, beweist die Depression als Massenepidemie schon bei jungen Leuten, beweist erst recht der wirtschaftliche Niedergang des ĂŒberstrapazierten Sozialstaates. Nein, es bedĂŒrfte anderer, grundlegender Schlußfolgerungen, die ihren Schwerpunkt in neuen Bildungssystemen haben mĂŒĂŸten auf dem Boden der neuen echt wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Erst dann wird es auch hierzulande wieder Aufschwung, erst dann werden wir internationale Konkurrenz halten können, erst dann wird es bei mehr Menschen begabungsgerechte Entfaltung geben, so daß das christliche Europa schließlich dennoch neu auf Zukunft hoffen könnte.

WeiterfĂŒhrende Literatur

Gaspari, Christof: 1 + 1 = 1, Herold, Wien 1985

HĂŒther, Gerald, Bedienungsanleitung fĂŒr ein menschliches Gehirn, Göttingen 2001

Haucke, Manfred: Gott oder Göttin, Aachen 1993

Kotulak, Ronald: Die Reise ins Innere des Gehirns, Paderborn 1998

Meves, Christa: Manipulierte Maßlosigkeit, Stein 2000

—-: VerfĂŒhrt. Manipuliert. Pervertiert.‚ GrĂ€felfing 2007

—-: Geheimnis Gehirn. GrĂ€felfing 2008

Riedl, Sabina und Schweder, Barbara: Der kleine Unterschied, Wien 1997

Roth, Gerhard, Das Gehirn und seine Wirklichkeit, Suhrkamp, Frankfurt-Main 1997

Sulerot, Evelyne: Die Wirklichkeit der Frau, Steinhausen MĂŒnchen 1979

Vortrag auf dem Kongreß „MĂ€nnerfrust und Frauenpower“ 28.-30. MĂ€rz 2008 im Geistlichen RĂŒstzentrum Krelingen

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 29. MĂ€rz 2008 um 14:47 und abgelegt unter Ehe u. Familie.