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Erklärung des Bundes der lutherischen Kirchen in Afrika zu „Ehe, Familie und menschlicher Sexualität“

Dienstag 21. Mai 2013 von Administrator


Die Gliedkirchen des Lutherischen Weltbundes in Afrika haben in Nairobi vom 15.-19. Mai 2012 das Thema der menschlichen Sexualität diskutiert, weil die Thematik innerhalb des Weltbundes zu einigen Spannungen geführt hat.

Erklärung des Bundes der lutherischen Kirchen in Afrika zu „Ehe, Familie und menschlicher Sexualität (Statement of the Lutheran Communion in Africa on „Marriage, Family and Human Sexuality“ [MFHS])


Präambel

Die Erklärung der lutherischen Kirchen in Afrika zu „Ehe, Familie und menschlicher Sexualität“ steht im Zusammenhang mit den andauernden Diskussionen in den Kirchen des Lutherischen Weltbundes, die im Jahr 2007 ihren offiziellen Anfang in Lund nahmen. Gemäß der Erklärung der Vorversammlung der afrikanischen Sektion des Lutherischen Weltbundes in Abuja im März 2010, nehmen die afrikanischen Kirchen an dem Gesprächsprozess teil, um a.) den Bund zu stärken, b.) den Standpunkt der lutherischen Kirchen Afrikas zu klären, und um c.) klarzustellen, dass die behandelte Thematik für die Region Afrika nicht von herausragender Bedeutung ist. Die Erklärung des Bundes der lutherischen Kirchen in Afrika bezieht sich a.) auf Konsultationen der afrikanischen Kirchenleitungen, des Lutherischen Rates in Afrika und auf Positionspapiere einiger afrikanischer Gliedkirchen des Lutherischen Weltbundes b.) und Beratungen von Partnerkirchen aus Asien, Europa, Nord- und Lateinamerika.

Die nachfolgende zusammenfassende Erklärung des Theologischen Ausschusses des Lutherischen Rates Afrikas anerkennt und bestätigt die Inhalte und Aussagen der Vorversammlung der afrikanischen Sektion des Lutherischen Weltbundes und der Konsultationen der Afrikanischen Kirchenleitungen in Abuja, Nigeria vom 24.-28. März 2010, wo einmütig erklärt wurde:

„Wir bekräftigen eindringlich unsere in Lund im Jahr 2007 getroffene Entscheidung, dass „die Ehe heilig und von Gott eingesetzt ist und aus einem Bund von Mann und Frau besteht. Darum sagt die Mehrheit der Mitgliedskirchen „Nein“ zu homosexueller Praxis und hält sie für sündig.“ Wir sind außerdem äußerst besorgt über die Entwicklungen in einigen Gliedkirchen des Weltbundes, die unilaterale Entscheidungen bezüglich des Umgangs mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften getroffen haben, ohne dabei auf die starken Vorbehalte Rücksicht zu nehmen, die durch andere Mitglieder des Bundes zum Ausdruck gebracht wurden. Das hätte vermieden werden können. Wir beten um den Geist der Unterscheidung und die Gnade Gottes, damit es zu einer Klärung dieser Fragen kommt.“

Auf dieser Basis erklären die lutherischen Kirchen in Afrika:

Die Erklärung

1. vertritt nicht die Position einer einzelnen Person oder einer einzelnen afrikanischen Kirche, sondern um die üblicherweise von den lutherischen Kirchen in Afrika im Konsens vertretene Haltung zu dieser Thematik.

2. will dem theologischen Erbe der Bibel und dem fachlichen Rat afrikanischer Theologen, Ärzte, Psychologen und Sozialwissenschaftler gerecht werden.

3. will die Würde und Heiligkeit des menschlichen Lebens, sowohl des individuellen als auch des gemeinschaftlichen, bestätigen und lehnt es kategorisch ab, dass eine Person auf Grund ihrer Sexualität stigmatisiert, missbraucht, verletzt oder sogar getötet wird.

4. bestätigt, dass die Ehe in Übereinstimmung mit der Lehre der Bibel ein Bund zwischen einem Mann und einer Frau ist (z. B. 1 Mose 2,24; Matthäus 19,4-6).

5. empfiehlt in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift, mit der üblichen Praxis und der afrikanischen Kultur und Tradition, dass Kinder in Familien, bestehend aus einem Vater, einer Mutter und einer schützenden Gemeinschaft geboren und großgezogen werden.

6. bestätigt, dass in einer solchen Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, sexuelle Beziehungen zwischen verheirateten Eheleuten gestärkt werden sollen, um Kindern ein gutes Vorbild zu bieten.

7. versteht die Sexualität als Gabe Gottes, die Mann und Frau im Rahmen der Ehe miteinander teilen.

8. sieht gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen im Gegensatz zu den allgemeinen christlichen und afrikanischen Werten.

9. erkennt an, dass es in der Geschichte, in Vergangenheit und Gegenwart, Männer und Frauen gab und gibt die Merkmale des anderen Geschlechts tragen. Solche Personen sollen weder verfolgt noch diskriminiert werden.

10. erkennt die Ergebnisse medizinischer Untersuchungen an, die belegen, dass die menschliche Sexualität unter anderem durch biologische, psychologische und sozio-kulturelle Faktoren geformt wird.

11. bestätigt, dass Menschen weder allein physische Wesen sind, die ausschließlich auf Grund ihrer biologischen oder physischen Merkmale verstanden werden können, noch rein sozial-konstruierte Produkte der Erwartungen ihrer Umwelt sind, sondern beides in unterschiedlichen Proportionen.

12. stellt fest, dass die Sozialisierung von Personen und gesellschaftliche Partizipation ein andauernder und komplexer Prozess ist, der konstanter Evaluation bedarf, damit solche Prozesse nicht unterdrückende Strukturen fördern.

13. will biblisch-theologische Werte aufrechterhalten auch wenn dies im Gegensatz zu staatlichen Gesetzen zur Regelung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geschieht.

14. erwartet, dass das in dieser Erklärung vertretene Verständnis im Umgang der Kirchen des Lutherischen Weltbundes untereinander respektiert wird. In diesem Sinne sollte keine Kirche auf Grund ihrer finanziellen Machtposition oder mit anderen Mitteln versuchen, ihre Meinung bezüglich menschlicher Sexualität anderen Kirchen aufzuzwingen.

Nairobi, Kenya, 15.-19. Mai 2012


übersetzt von Prediger Johann Hesse

Der englische Originaltext kann hier heruntergeladen werden.

Quelle: www.lutheranforum.org

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 21. Mai 2013 um 11:37 und abgelegt unter Christentum weltweit, Kirche, Sexualethik, Theologie.