Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

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Predigt: Dein Kreuz

Sonntag 25. Mai 2008 von Andreas Rau


Andreas Rau

Dein Kreuz
Predigt über Jes 50,10

Meine Frau ist ein bedauernswertes Geschöpf. Immer, wenn ihr über alles geliebter Gatte losgelassen wird und hinter solch einem Rednerpult steht, läuft sie Gefahr, daß Unheil über sie hereinbricht. Heute z. B. muß ich mal was über ihre Intimsphäre erzählen. Anfang 1992 war sie schwanger; und – wie das halt so geht – am Dienstag, 17. 03. 92 fingen die Wehen langsam an. Sie also ab ins Krankenhaus. Dort aber ging es nicht mehr weiter. Nach vier Tagen, am Samstag, wollte man das Kind dann mit Gewalt holen. Sie also rein in den Kreißsaal und ran an den Tropf – aber ohne Erfolg. Nach paar Stunden wieder raus aus dem Kreißsaal und am Sonntag dann der nächste Versuch – wieder rein in den Kreißsaal und ran an den Tropf. 14.00 Uhr zur Besuchszeit komme ich hin: Meine Frau liegt im Kreißsaal, ist fix und alle. Das Kind war immer noch nicht da.

Gegen 15.00 Uhr, am Ende der Besuchszeit, wollte ich mich unauffällig wieder davonschleichen. Aber nix war – sie hat mich am Kragen gepackt: du bleibst jetzt hier. Also bin ich geblieben und habe gepreßt; auch ohne Erfolg. In weiser Voraus- sicht hatte ich ein Radio mitgenommen. Das durften wir aufstellen und fromme Lieder abspielen. Selbst das hat nichts genützt. Also haben wir aus dem Kreißsaal heraus paar Bekannte angerufen und die haben dann auch angefangen zu pressen. Man muß sich das plastisch vorstellen: Meine Frau hat gepreßt, ich habe gepreßt wie verrückt, die Bekannten haben gepreßt, der Arzt hat gepreßt, die Schwestern haben gepreßt und über all dem der himmlische Sound frommer Lieder. Unter diesen dramatischen Umständen wurde dann gegen 17.02 Uhr unsere jüngste Tochter geboren. Seitdem sind wir froh und dankbar, daß sie da ist. Ich gebe auch gerne zu, daß ich meistens – nicht immer, aber meistens – sehr stolz bin auf diese Person, die ich damals ins Dasein gepreßt habe.

 Mit anderen Worten: Kinder werden von ihren Müttern mit viel Mühe und Schmerzen geboren. Die eine Frau muß sich mehr plagen, die andere etwas weniger; doch ganz ohne Mühe und Schmerzen geht es nicht. Aber dadurch wird etwas ganz Wunderbares und unendlich Wertvolles ins Leben gebracht: ein Mensch, der nie wieder vergehen soll; der berufen ist, für immer, in Ewigkeit, ein Kind Gottes zu sein und bei Gott zu leben.

So ist es im Reich Gottes häufig: die wirklich wichtigen und kostbaren Dinge müssen mit Mühe reifen und werden unter Schmerzen geboren. Jesus z. B. vergleicht das Ende der Welt mit einer Geburt. Dann wird die ganze Erde Wehen bekommen wie eine Frau; (Mt. 24,3ff) und unter großen Schmerzen wird die neue Welt Gottes geboren. Es wird ausdrücklich nicht so sein, daß die Menschen, auch wir Christen, ruhig und gemütlich vor uns hin leben; dann kommt Jesus vom Himmel und schwupps, wird alles in ein Paradies verwandelt. Im Gegenteil, Jesus warnt vor „Kriegen und Kriegsgeschrei“, Hungersnöte, Erdbeben; „Die Menschen werden verschmachten vor Furcht; denn auch die Kräfte des Himmels werden ins Wanken kommen.“ Und er betont: Ihr Christen „werdet gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern“. In der Offenbarung werden diese Wehen bzw. die Geburt der neuen Welt dann sehr plastisch und ausführlich beschrieben.

Oder: es gibt ja unterschiedliche Meinungen zu dem Mel Gibson Film „Die Passion Christi“. Ich jedenfalls finde ihn sehr gut! Man kann dort eine Ahnung bekommen, was Jesus durchgemacht hat, um uns zu retten. Gott hat nicht gesagt: Na gut, dann drücke ich eben mal ein Auge zu und vergebe den Menschen ihre Sünden. Nein, Jesus hat Unvorstellbares durchlitten, um etwas unendlich Wertvolles zu ermöglichen; nämlich uns Menschen vor der ewigen Verdammnis zu bewahren und zu Kindern Gottes zu machen.

Oder: die Juden sind und bleiben Gottes Volk. Dennoch waren sie fast 2000 Jahre in alle Welt zerstreut. Vor rund 100 Jahren begann Gott, seine Verheißung zu erfüllen und sie wieder in ihre Heimat zu holen. Da war es nicht so, daß sie anfingen gemütlich ihre Koffer zu packen, um eben mal umzuziehen. Sondern 6 Millionen Juden wurden ermordet; und aus diesen Wehen heraus wurde und wird noch immer der Staat Israel unter Schmerzen geboren.

Auch unser christlicher Glaube wurde nicht (nur) verbreitet, durch einige freundliche Predigten. Sondern Christen haben dafür gelitten und oft genug mit ihrem  Leben bezahlt. Und aus dem Blut der Märtyrer ist die Gemeinde Jesu erwachsen. Im 2. Korintherbrief 11,23ff beschreibt Paulus, was er alles so erlebt hat: u. a. habe er 5x 40 Geißelhiebe erhalten. Wer die „Passion Christi“ gesehen hat, Paulus hat etwas in der Art fünfmal durchgemacht; dann noch dreimal „mit Stöcken geschlagen“, einmal ist er gesteinigt worden, dreimal Schiffbruch erlitten usw. usw. Er hat längere Zeit im Gefängnis gesessen und am Ende wurde ihm wohl der Kopf abgeschlagen. Die Verbreitung des Glaubens war und ist kein Spaß; es ist eine ständig fortdauernde schwere Geburt. Es heißt, es seien noch nie so viele Christen um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet worden, wie im gerade vergangen 20. Jahrhundert.

Es muß nun nicht immer gleich jemand sterben. Mose z. B. war bei der Tochter des Pharao aufgewachsen, hatte die damals beste nur denkbare Ausbildung bekommen – und dann mußte er wohl 40 Jahre Schafe hüten; ein hochstudierter Mann und 40 Jahre 1-Euro-Job in der Wüste! Oder Joseph, der hatte große und begründetet Träume – und dann landete er als Sklave in Ägypten. Oder Abraham, dem hatte Gott versprochen, er solle Nachkommen haben so zahlreich wie die Sterne am Himmel – und dann wurde er 99 Jahre alt und hatte kein einziges Kind mit seiner Frau. Gott hat ihm etwas versprochen und Abraham wartete ein Jahr, zwei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre . . . er hat gewartet und gewartet und gewartet – bis er 99 war!

Und wir? Wir lesen ab und zu paar Verse in der Bibel, besuchen paar fromme Veranstaltungen und – schwupps – werden alle unsere frommen Wünsche wahr: die Gemeinde wächst und die Erweckung bricht aus? Im Predigttext steht: „Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint?“

Man muß kein Prophet sein, um sagen zu können, daß auch hier unter uns einige sitzen, „denen kein Licht scheint“. Die ernsthaft Christen sind, die von Herzen glauben, „die den Herrn fürchten und der Stimme seines Knechtes gehorchen“ – und dennoch „im Finstern wandeln.“ Vielleicht nicht im Blick auf das ganze Leben – aber an einzelnen Punkten. Z. B. im Blick auf die Gesundheit: man rennt von einem Arzt zum anderen und nichts hilft – es scheint kein Licht. Oder im Blick auf den Beruf: man schreibt eine Bewerbung nach der anderen, aber alles für die Katz . . . Oder im Blick auf das Geld: man kann machen, was man will, es reicht vorn und hinten nicht. Oder in der Familie – Sorgen um die Eltern, die Kinder oder was auch immer. Man wartet und wartet und wartet – es scheint kein Licht. Man fühlt sich wie meine Frau im Kreißsaal – man leidet und leidet, aber das Kind kommt nicht. Und dies nicht nur paar Tage sondern Jahr um Jahr!

Die Frage lautet nun, was soll man denn machen, wenn man im Finstern wandelt und kein Licht scheint. Da habe ich zunächst das Problem, daß ich – in manchen Punkten – selber nicht so lebe, wie ich das eigentlich tun sollte. Die folgenden schönen und guten Ratschläge beschreiben das, was ich denke, was ich für richtig halte – und nicht unbedingt das, was ich tue.

Dennoch: Erstens: wenn jemand irgendwo in ernsthaften Schwierigkeiten steckt, dann sollte er alles tun, um da rauszukommen. Ich spare mir hier solche Sprüche wie: wer gesundheitliche Probleme hat, weil er z. B. raucht oder zu dick ist, der sollte eben aufhören zu rauchen oder weniger essen. Wen so etwas betrifft, der weiß, wie blödsinnig solche Sprüche sind. Aber ein Christ, dem kein Licht scheint, der sollte einen anderen Christen haben, mit dem er über seine Dunkelheiten reden kann; der ihn auf dem Weg durch die Finsternis begleitet. Von Luther z. B. wird erzählt, er sei zweimal am Tag beichten, d. h. zur Seelsorge, gegangen. Wir haben nicht so ein aufregendes Leben wie Luther, dennoch kann es nichts schaden, wenn wir ab und zu mit jemanden sprechen und beten über die Fragen, die uns im tiefsten Inneren umtreiben. Wir waschen unsere Autos, wir pflegen unseren Körper – auch unsere Seele sollte ab und zu gewaschen werden; auch unsere Seele braucht Pflege.

In 1. Joh 1,8 steht: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns unsere Sünden vergibt und reinigt uns von allem Unguten“. Seelsorge löst nicht alle Probleme, aber es ist eine große Hilfe, wenn man auf seinem Weg durch die Finsternis a) einen Helfer hat und b) von unnötigem, sinnlosen Gepäck befreit ist.

Zweitens: Im Jakobusbrief 5,14 steht: „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten.“ Wohlgemerkt: hier steht nicht, wenn die Ältesten beten, wird jeder Kranke auf jeden Fall sofort und schlagartig gesund. Aber hier steht: das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, wird ihn aufrichten. Solch ein Gebet wird auf jedem Fall eine Hilfe sein! Wie diese Hilfe konkret aussieht, ist eine ganz andere Frage, das entscheidet der Chef von Fall zu Fall selber. Aber solch ein Gebet wird eine Hilfe sein. Das hat Gott uns klar und deutlich, schwarz auf weiß, zugesagt!

Nun ist es denkbar: jemand ist krank und Gott ist bereit ihm zu helfen, ihn aufzurichten. Aber der Kranke ruft die Ältesten nicht; er läßt – aus welchem Grund auch immer – nicht für sich beten. Dann könnte es sein: die Hilfe steht bereit – aber sie wird nicht abgeholt; Gott will helfen – aber der Kranke läßt sich nicht helfen. Er macht sich selbst das Leben unnötig schwer.

Im Jakobusbrief steht paar Verse vorher; 4,2: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Es könnte sein, daß wir die eine oder andere Dunkelheit in unserem Leben unnötigerweise mit uns herumschleppen. Gott kann uns helfen, Gott will uns helfen – aber wir holen die Hilfe nicht ab. „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“

Oder Matthäus 18,19: „Wahrlich ich sage euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“ Wenn – nur als Beispiel – Eltern sich Gedanken machen um ihr Kind; warum tun sie sich nicht zusammen mit anderen Eltern, denen es ähnlich geht. Und beten dann gemeinsam, regelmäßig für ihre „Sorgenkinder“? Vielleicht gilt auch hier: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet“?

Die Bibel ist voll von Einladungen zum Gebet. In einem Gleichnis wird Gott sogar verglichen mit einem ungerechten Richter (Luk 18,1). Zu dem kommt eine Witwe mit irgendeiner Klage und fordert: Schaffe mir Recht! Doch den Richter interessiert das gar nicht; etwa nach dem Motto: die Alte kann mich mal. Aber die Witwe kommt immer wieder und fordert: Schaffe mir Recht. Sie läßt nicht locker; wieder und wieder und wieder geht sie dem Richter auf die Nerven. Bis der irgendwann die Nase voll hat und ihr zu ihrem Recht verhilft – bloß um seine Ruhe zu haben. Es steht sogar da, der Richter hatte Angst vor der Witwe: Wer weiß, was die noch alles anstellt – womöglich kommt sie eines Tages und tut mir etwas an.

Jesus erzählt dieses Gleichnis „davon, daß man allezeit beten und nicht nachlassen soll“. An anderer Stelle sagt er, wir sollen im Gebet „unverschämt“ sein; wir sollen „unverschämt drängen“; früher hieß es bei Luther: „unverschämt geilen“. In diesem Punkt können wir alle vermutlich noch sehr viel lernen. Dennoch oder gerade deshalb: auch wenn unsere Dunkelheit schon Jahre dauert, auch wenn alle Hoffnung gestorben ist: Wir haben einen Gott, der hilft! Wir haben einen Gott, der Wunder tut. Und dieser unser König fordert uns auf, „allezeit zu beten und nicht nachzulassen“. Wer weiß, vielleicht liegt auch für uns im Himmel ein großes Wunder bereit.

Drittens: Jesus hat gebetet. Wenn jemand gebetet hat, dann er. Dennoch kam der Punkt, wo er verzweifelt geschrieen hat: „Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?“ Es kann sein, daß wir von Seelsorge zu Seelsorge rennen; daß wir beten und beten und beten – und der Schlamassel wird immer größer; die Finsternis wird immer finsterer; sie dauert und dauert – es kommt kein Ende in Sicht.

Bei Jesaja heißt es dann weiter: „Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechtes gehorcht, der im Finstern wandelt und scheint ihm kein Licht? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.“ Auch wenn alles verloren scheint; wenn keinerlei Hoffnung mehr besteht, Gottes Gebot lautet: „Hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse dich auf deinen Gott.“

Die Emmausjünger waren in solch einer Situation. Sie hatten gehofft, daß Jesus der ist, der Israel erlösen würde. Sie hatten so sehr gewünscht, daß Jesus nicht nur sie selbst sondern ganz Israel aus der Finsternis herausführt. Und dann war Jesus tot; auf übelste, schlimmste Weise ermordet. Alles war futsch; die Dunkelheit war finsterer als je zuvor, auch der kleinste und letzte Funken Hoffnung war ausgelöscht. So fühlten sie sich  – und unmittelbar neben ihnen steht das größte Wunder der Weltgeschichte. Direkt neben ihnen strahlt das hellste und gewaltigste Licht, das jemals auf unserer Erde geleuchtet hat – sie erkennen es nur nicht. „Ihre Augen wurden gehalten“, steht da.

Auch wir sind solche Emmausjünger. Direkt neben uns bzw. sogar direkt in uns strahlt das hellste und gewaltigste Licht, das jemals in unsere Welt geleuchtet hat. „Ich bin bei euch alle Tage“ Da beißt die Maus keinen Faden ab: Jesus ist bei uns! Ganz egal was unsere Finsternis ist, ganz egal wie finster sie ist und ganz egal wie lange sie bereits dauert – Jesus ist bei uns. Die Emmausjünger damals hatten Glück. Jesus „nahm das Brot, dankte, brach’s und und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn.“ Von einem Augenblick auf den anderen wurde buchstäblich alles anders. Nur leider, in genau diesem Augenblick „verschwand er vor ihnen“. Auch für uns ist Jesus verschwunden; wir können ihn (normalerweise) nicht sehen. Unsere Augen „werden gehalten“.  Aber wir sollen und dürfen und können glauben: Er ist da – und zwar alle Tage, immer, zu jeder Zeit.

Die Geschichte mit den Spuren im Sand haben wir alle schon hundertmal gehört. „Dort wo nur eine Spur zu sehen ist, habe ich dich getragen“. So kann es sein, daß manch einer von uns ab und zu in seinem Sessel sitzt, völlig geknickt, am Ende, fix und alle. Wenn aber in dem Moment seine Augen aufgetan würden, dann könnte er sehen, daß er (oder sie) gar nicht im Sessel sitzt, sondern daß Jesus ihn (oder sie) in seinen Armen hält, ganz liebevoll ansieht und sagt: Ich weiß, dies alles ist sehr, sehr schwer für dich; doch genau deshalb trage ich dich. Deine Kraft ist am Ende, dein Glaube ist so schwach wie ein geknickter Strohhalm, wie ein glimmender Docht. Doch das genügt völlig – ich werde nicht zulassen, daß der glimmenden Docht endgültig verlischt und das zerstoßene Rohr völlig zerbricht. Ich halte dich fest – bis in alle Ewigkeit!

Und Jesus würde vielleicht weiter sagen: Die großen Fragen des Himmels, das Reich Gottes, das alles verstehst du jetzt nicht, das ist viel zu hoch für dich. Du hast keine Ahnung, wie furchtbar Sünde ist; welch gewaltige Bedeutung Erlösung hat; was ewige Errettung oder ewige Verdammnis bedeutet. Deshalb begreifst du auch nicht, warum du jetzt in dieser Finsternis steckst. Du kannst nicht sehen, welcher Segen daraus geboren wird; ein Segen, der wertvoll ist vor dem Thron Gottes im Himmel; ein Segen, der eine Bedeutung haben wird in der Ewigkeit. Aber verlaß dich drauf, es kommt der Tag, da werden deine Augen aufgetan; und dann wirst du verstehen, warum du dies alles durchmachen mußtest.

In Psalm 97 Vers 11 heißt es: „Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen und Freude dem frommen Herzen“. Wir selbst sind nicht gerecht, im Gegenteil. Aber Jesus ist für uns gestorben; und deswegen – um Jesu willen – sind wir Gerechte! Und deswegen muß das Licht wieder aufgehen – auch für uns. Es steht leider nicht da, wann das geschieht; ob heute Nachmittag oder nächste Woche oder nächstes Jahr oder in 10 Jahren oder erst in der Ewigkeit. Aber es steht da, schwarz auf weiß, irgendwann wird es wieder hell. Auch die dunkelste Dunkelheit in unserem Leben, die finsterste, hoffnungsloseste Finsternis, muß irgendwann zum Licht werden.

Doch bis dahin gilt für uns – wie für jeden anderen Christen auch: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich.“  Auch das haben wir schwarz auf weiß: „Wer Jesus nachfolgen will, der muß einen kleinen, winzigen Splitter von seinem Kreuz tragen!“

Was das bedeutet, hat Franz von Sales vor 400 Jahren etwas genauer erklärt. Er schreibt:

Dein Kreuz

 Gottes ewige Weisheit hat von Ewigkeit her das Kreuz ersehen,
das er dir als ein kostbares Geschenk aus seinem Herzen gibt.
Er hat dieses Kreuz, bevor er es dir schickte,
mit seinen allwissenden Augen betrachtet,
es durchdacht mit seinem göttlichen Verstand,
es geprüft mit seiner weisen Gerechtigkeit,
mit seinen liebenden Armen es durchwärmt
und es gewogen mit seinen beiden Händen,
ob es nicht einen Millimeter zu groß oder ein Milligramm zu schwer sei.
Und er hat es gesegnet in seinem allheiligen Namen,
mit seiner Gnade es durchsalbt und mit seinem Troste es durchflutet
– und dann noch einmal auf dich und deinen Mut geblickt –
und so kommt es schließlich aus dem Himmel als ein besonderer Gruß Gottes an dich,
als ein Almosen der allerbarmenden Liebe deines Gottes zu dir.

Amen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 25. Mai 2008 um 14:33 und abgelegt unter Predigten / Andachten.