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Marschbefehl in unbekanntes Land

Dienstag 24. August 2010 von Johann Hesse


Johann Hesse

Predigt über 1Mose 12,1-9:
Marschbefehl in unbekanntes Land

Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. 5 So nahm Abram Sarai, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die sie erworben hatten in Haran, und zogen aus, um ins Land Kanaan zu reisen. Und sie kamen in das Land, 6 und Abram durchzog das Land bis an die Stätte bei Sichem, bis zur Eiche More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande. 7 Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben. Und er baute dort einen Altar dem HERRN, der ihm erschienen war. 8 Danach brach er von dort auf ins Gebirge östlich der Stadt Bethel und schlug sein Zelt auf, so daß er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte, und baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an. Danach zog Abram weiter ins Südland. (1Mose 12,1-9)

1          Gottes Anruf und Auftrag

1.1       Heilsgeschichtlicher Rückblick und Ausblick

1Mose 12,1-9 ist ein ganz entscheidender Einschnitt im ersten Buch Mose und so auch in der Menschheitsgeschichte. Hier blicken wir zurück in Richtung Urgeschichte Gottes mit den Menschen, auf die Schöpfung, den Sündenfall, die Sintflut und den Turmbau zu Babel. Der Blick zurück zeigt einerseits die Geschichte einer von Gott abgefallenen Menschheit, andererseits die Geschichte der Gnade und Geduld Gottes mit eben dieser Menschheit. Im Turmbau zu Babel kommt der Hochmut der Menschheit zum Ausdruck, die wie Gott sein und sich selbst einen Namen machen wollte (1Mose 11,4). Aus dieser von Gott abgefallenen Völkerwelt erwählte sich Gott nun einen Mann und eine Frau, um mit ihnen eine ganz eigene Geschichte zu beginnen, die zur Heilsgeschichte für die ganze Menschheit werden sollte

1.2       Gott schweigt nicht

„Und der Herr sprach zu Abram“ (12,1). Vor einigen Wochen fuhr ich mit der Bahn an einem Plakat vorbei, auf dem stand: „Gott schweigt!“ Es war die Werbung für ein Buch mit einer Horrorgeschichte. Tatsächlich ist das (ewige) Schweigen Gottes eine der schlimmsten Horrorvorstellungen überhaupt. Das muss die Hölle sein! Doch der lebendige Gott schweigt eben gerade nicht. Er wendet sich Abraham zu und spricht zu ihm. Der Gott Abrahams ist ein Gott, der sich offenbaren und dem Menschen durch sein Wort begegnen will.

Doch die Bibel kennt nicht nur den redenden und sich offenbarenden Gott. Sie spricht auch vom Schweigen Gottes. Das eindringliche Wort des Propheten Amos an Israel gerichtet, sollte auch uns in unserer Zeit zu denken geben: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der Herr, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde…einen Hunger nach dem Wort des Herrn, es zu hören…und sie werden das Wort des Herrn suchen und doch nicht finden (Amos 8,11.12). Solange Gott noch spricht, sollten wir sein Wort suchen, hören und bewahren.

1.3       Gottes schöpferisches Wort

Das Reden Gottes ist ein besonderes Reden: „Denn wenn er spricht, so geschieht es, wenn er gebietet, so steht es da“ (Psalm 33,9). Wir sehen die schöpferische Kraft des Wortes Gottes bereits bei der Erschaffung der Erde: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.“ (1Mose 1,3). Wenn Gott spricht, dann geschieht Neues. Und so auch hier: Gott spricht zu Abraham, weil er Neues hervorbringen will. In diesen wenigen Worten legt Gott den Grund für die Errettung der Menschheit und für eine Jahrtausende andauernde Heilsgeschichte. Eine Geschichte, die in Kreuz, Auferstehung und Himmelfahrt Christi ihren ersten Höhepunkt finden wird, um dann in der Neuschöpfung von Himmel und Erde ihre Vollendung zu finden.

1.4       Gottes persönliches Wort

„Und der Herr sprach zu Abram“ (1Mose 12,1). Wir lesen in 1Mose 10 von der Völkertafel, die die Entstehung der Völker aus den Söhnen Noahs (Sem, Ham und Jafet) nach der Sintflut beschreibt. Aus dem Geschlecht Sems wurde nun in der zehnten Generation ein Mann und seine Frau erwählt und von Gott unmittelbar angesprochen: „Und der Herr sprach zu Abram“. Aus der Welt der Völker wendet sich Gott, der Allmächtige nun diesem einen Mann zu. Gott ist nicht nur der souveräne und hoch erhabene Schöpfer des Himmels und der Erde, sondern er ist zugleich auch der persönliche, liebende und gütige Vater, der sich dem Einzelnen ganz persönlich zuwendet: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“ (Jes 43,1). Gott rief Abraham, Isaak und Jakob beim Namen und er ruft auch Dich und mich. Es ist für viele Menschen heute eine schwierige Frage, wie Gott zugleich die Welt und Milliarden von Menschen erhalten und regieren kann und er doch zugleich den Einzelnen nicht übersieht, ihn hört, ihm persönlich begegnet und zu ihm spricht. Die Begegnung zwischen Gott und Abraham zeigt: Gott kann es und er tut es auch. Und das gilt auch heute noch, denn Gott ist „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebr 13,8).

1.5       Gottes gebietendes Wort

„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.“ (1Mose 12,1). Bereits der Vater Abrahams, Terach, hatte sich mit Abraham und Sara und Lot auf den Weg nach Kanaan gemacht und war von Ur bis nach Haran in Nordmesopotamien gelangt. Gott rief Abraham aus seiner vertrauten Umgebung, aus den vertrauten gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Strukturen heraus, um ihn in ein neues Land zu führen. Abraham erhielt mit dem Wort Gottes einen klaren Auftrag und zugleich ein unmissverständliches Gebot: „Geh aus deinem Vaterland“. Gott ist der souveräne Gott, der das Recht hat, zu gebieten und zu beauftragen. Und es war wahrlich kein leichter Auftrag, den Gott Abraham erteilte. Er sollte die geschätzten verwandtschaftlichen Beziehungen hinter sich lassen, die lebenswichtigen wirtschaftlichen Kontakte abbrechen und sich von der Religion der Väter, ihrer Götter und Kultstätten trennen. Gottes Wort und Gebot führen immer wieder auch zur Trennung und zur Absonderung. Das ist bis heute so. Ein Wissenschaftler wird von der Fachwelt ausgegrenzt und gemieden. Nicht weil er etwa unwissenschaftlich arbeitet, sondern weil er auf der Grundlage des Wortes Gottes glaubt, dass das Universum durch den allmächtigen Gott erschaffen wurde. Moslems, die in der Begegnung mit Jesus Christus den Gott Israels als den wahren Gott erkennen und Christen werden, werden von ihrer Familie verstoßen und müssen nicht selten ihre gesamte gesellschaftliche Stellung aufgeben oder sogar um ihr Leben fürchten. 

1.6       Gottes Ruf in unbekanntes Land

Doch Abraham sollte nicht nur die mesopotamische Heimat und Verwandtschaft verlassen. Er sollte auch hingehen in ein „Land, das ich dir zeigen will.“ Würde uns diese Information ausreichen, um alles zu verlassen? Würden wir uns nicht vorher absichern und informieren wollen? Vor jeder kleinen Urlaubsreise, will man doch wissen, wohin es geht und was einem begegnet. Man informiert sich umfassend, indem man sich beraten lässt, Berichte liest und den Reiseführer studiert. Abraham sollte in ein Land ziehen, das er nicht kannte und dessen Einwohner, ihre Kultur, Sprache und Religion ihm fremd waren. Würden ihn diese Menschen wohlgesonnen aufnehmen?

Gottes Gebot und Verheißung ist immer auch mit diesem Schritt ins Ungewisse verbunden. Auch wir sind in ein unbekanntes Land gerufen. „Wer glaubt, der sieht nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare“ (2Kor 4,18). Wir haben Jesus Christus nie gesehen und doch glauben wir fest und gewiss, dass er außerhalb der Stadtmauern Jerusalems an ein Kreuz genagelt wurde, um für unsere Sünden zu bezahlen. Wir haben ihn nicht gesehen und doch glauben wir, dass er von den Toten auferstanden ist. Das ewige Leben und das Himmelsreich Gottes bleiben experimentell unbeweisbar und doch gehen wir vertrauensvoll und zielstrebig genau dorthin. Berichte von Christen, die angeblich in Nahtoderfahrungen schon im Himmel gewesen sein sollen, brauchen wir nicht, um glauben zu können. Der Glaube verlässt sich allein auf Wort und Zusage Gottes. Luther hat einmal sehr treffend gesagt: „Damit aber der Glaube Raum habe, muss alles was geglaubt wird, verborgen sein.“

2          Gottes feste Zusagen

2.1       Ein siebenfaches Versprechen

Die Verse 1Mose 12,2-3 sind einfach wunderbar. Auf den einen Auftrag Gottes folgt nun eine siebenfache Zusage. So gütig und großzügig ist Gott. Ein Gebot, sieben Zusagen. Hier wird uns vielleicht klar, warum Jesus sagen kann: Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht (Mt 11,30). So ist Gott. Er schenkt uns voll ein (Psalm 23,5) Bei Gott ist die Fülle (Joh 1,17; Kol 1,19).

„Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ (1Mose 12,2-3)

2.2       Eine große Nation (erstes Versprechen)

„Und ich will dich zum großen Volk machen.“ Blicken wir hier zuerst auf das „ich will“. Gott will etwas tun. Gott kann es auch und er wird es auch tun. Abraham war zu diesem Zeitpunkt nicht gerade der Jüngste mit immerhin 75 Jahren (1Mose 12,4). Und seine Frau Sara? Sie war unfruchtbar. Nachwuchs war also ausgeschlossen (1Mose 11,30). Paulus wird später schreiben: „Und Abraham wurde nicht schwach im Glauben, als er auf seinen eigenen Leib sah, der schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, und auf den erstorbenen Leib der Sara. Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Rö 4,19-21). So ist Gott: Da wo nichts mehr zu hoffen ist, wo alle menschlichen Möglichkeiten zu Ende sind, da will er große Dinge tun. Das soll auch uns in unserer ganz persönlichen Lebenssituation Mut machen, an Gottes Wort und Zusagen festzuhalten. „Was Gott zusagt, das kann er auch tun.“

Und Gott hat es getan: Im Jahr 2010 wissen wir, dass Millionen von heute lebenden Menschen von diesem einen Ehepaar abstammen. Stämme, Völker und Könige sind aus diesen beiden hervorgegangen. Mit seiner viertausendjährigen Geschichte ist Israel eine der ältesten Kulturen dieser Erde. Allein Israel kann eine solche ununterbrochene kulturelle Kontinuität und Identität aufweisen. Aus dem Mann Abraham, seiner Frau und seinen Nachkommen wurde ein Millionenvolk, das nach 2000jähriger Unterbrechung wieder im verheißenen Land lebt. Wirtschaftlich gesehen ist Israel eine der am weitesten entwickelten Volkswirtschaften der Welt. Die Juden sind ein intelligentes Volk, das große Denker, Wissenschaftler, Literaten und Unternehmer hervorgebracht hat. Israel stellt u. a. die meisten Nobelpreisträger. Die Existenz des Volkes Israel geht allen (heutigen) Leugnungen zum Trotz eben auf diese eine Verheißung Gottes zurück: „Ich will dich zu einem großen Volk machen.“ Abraham glaubte: „Was Gott verheißt, das kann er auch tun.“ Wir dürfen heute staunend sehen und erkennen, dass Abrahams Glaube nicht enttäuscht wurde.

2.3       Abraham wurde gesegnet (zweites Versprechen)

„…und will dich segnen.“ Im Segen spricht Gott uns seinen Schutz, seine Gnade und seinen Frieden zu (4Mose 6,24-26). Wir sehen die Wirksamkeit des Segens Gottes und damit die Erfüllung dieses Segens in mehrfacher Hinsicht: Abraham glaubte und dieser Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet (1Mose 15,6). Abraham erhielt die Segensgabe der rechtfertigenden Gnade durch den Glauben. Er erlebte die Erfüllung der Segenszusage Gottes in der Geburt seines Sohnes Isaaks. Er empfing großen irdischen Reichtum als Ausdruck materiellen Segens (1Mose 13,2). Er wurde in schwierigen Situationen bewahrt (1Mose 12,10ff). Er starb im Alter von 175 Jahren und lebenssatt und wurde von seinen Söhnen begraben (1Mose 25,1ff). Er erreichte als Stammvater des Glaubens das ewige Leben (Lk 16,19ff). Wahrlich ein gesegneter Mann!

2.4       Ein großer Name (drittes Versprechen)

„..ich will dir einen großen Namen machen.“ Hier besteht ein ganz entscheidender Gegensatz zu den Menschen, die den Turm in Babel bauten: Sie wollten sich selbst einen großen Namen machen (1Mose 11,4). Doch hier war es Gott, der zu Abraham sagte: „Ich will dir einen großen Namen machen.“ Der babylonische Turm ist heute nicht mehr als ein Sandhaufen irgendwo zwischen Euphrat und Tigris. Dagegen ist der Name Abraham heute Milliarden von Menschen auf dem ganzen Globus ein Begriff. Abraham ist als „Vater der Menge“ (1Mose 17,5), als der „Prophet Gottes“ (1Mose 20,7), als „Fürst Gottes“ (1Mose 23,6) und als „Freund Gottes“ (2Chr 20,7) bekannt. Dieser Mann, der kein Weltreich erobert hat wie Alexander der Große, der keine Erfindung gemacht hat wie Carl Benz oder einen Kontinent entdeckt hat wie Kolumbus, ist heute einer der berühmtesten Männer der Weltgeschichte. Gott hält Wort.  

2.5       Du sollst ein Segen sein (viertes Versprechen)

„…du sollst ein Segen sein.“ Abraham wurde gesegnet und er wurde zum Segen für Andere. Gott segnet uns und wenn er uns segnet, dann will er uns zugleich für Andere zum Segen setzen. Abraham wurde für Lot zum Segen, denn die Fürbitte Abrahams wurde zur Grundlage für Rettung Lots aus dem Strafgericht über Sodom und Gomorra (1Mose 19,29). Durch die Fürbitte Abrahams für den kanaanäischen König Abimelech wurden dieser und seine Frau von Unfruchtbarkeit geheilt (1Mose 20,17). Abraham und Sara waren nicht nur für die Menschen damals und das Volk Israel später, sondern sie sind bis heute Vorbilder des Glaubens. Abrahams Vertrauen in das Wort Gottes und sein tätiger Glaube trotz aller menschlichen Schwachheit sind für uns alle bis heute segensreiches Vorbild.

2.6       Ich werde segnen, die dich segnen (fünftes Versprechen)

„…ich werde segnen, die dich segnen.“ Ein wichtiges Schutz- und Trostwort angesichts der Herausforderung, in eine völlig fremde, vielleicht feindliche Umgebung zu gehen. Als Abimelech sein Land für Abraham öffnete und Abraham Sara zurückerhielt, entfaltete sich dieser Segen Abrahams auch für Abimelech und seine Familie (1Mose 20,14ff). Wer Abraham und seinen Nachkommen Gutes tut, wird Gutes von Gott empfangen. Das wird hier wunderbar deutlich. Laban sagt in 1Mose 30,27 zu Jakob: „Lass mich Gnade finden vor deinen Augen, denn ich spüre, dass mich der Herr segnet um deinetwillen.“ Und wenn sich heute die Meinungsführer in Politik und Medien immer mehr von Israel distanzieren und gegen Israel Position beziehen, dann ist es umso dringender, dass wir uns im Sinne dieser Verheißung segnend und betend dem jüdischen Volk zuwenden.  

2.7       Ich will verfluchen, die dich verfluchen (sechstes Versprechen)

„…Ich will verfluchen, die dich verfluchen.“ Gott spricht Abraham mit dieser Zusage seinen Schutz zu. Wer kann etwas gegen den Segen Gottes unternehmen und wer will verfluchen, wenn er dafür von Gott verflucht wird? Der Pharao muß die Wirksamkeit dieser Worte sehr schmerzhaft erleben, als er Sara zu sich in den Palast holen lässt: „Aber der Herr plagte den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais, Abrams Frau willen“ (1Mose 12,17).  Ägypten sollte es einige Jahrhunderte noch viel drastischer spüren, was es heißt sich gegen die Nachkommen Abrahams zu stellen. Die Ägypter verloren alle Erstgeborenen bis hinein in das Haus des Pharao. „Wer Israel antastet, der tastet den Augapfel Gottes an“ (Sach 2,12). Dieser Fluch kommt auf den, der sich fluchend am Volk Gottes vergreift. Ein geistlicher Zusammenhang, den auch das deutsche Volk erst bitter durchbuchstabieren musste. Der Iran unter Mahmud Ahmadinedschad sollte diese Lektion der Geschichte Gottes mit den Völkern schnellstens lernen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Der Versuch, Israel zu vernichten, wird nicht nur scheitern, sondern das schreckliche Gericht Gottes nach sich ziehen.

2.8       Segensvermittler für alle Völker (siebtes Versprechen)

„…und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Im letzten der sieben Versprechen findet sich das Evangelium für alle Völker der Erde. Gott will durch Abraham die verlorene und versprengte Völkerwelt sammeln und retten. Wenn 1Mose 3,15 das Samenkorn des Evangeliums ist, dann haben wir hier den Keimling. Hier keimt es auf, hier ist das erste Grün des Evangeliums zu sehen. Ein Segen Gottes wird durch Abraham zu allen Völkern der Erde kommen. Gott will das Heil für Israel, aber Gott will durch Israel das Heil für alle Nationen. Später wird Jesus der Frau am Jakobsbrunnen sagen: „Das Heil kommt aus den Juden“ (Joh 4,22). Und der Prophet Jesaja schreibt: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobus aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde“ (Jes 49,6). Der Apostel Paulus schreibt an die Galater: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt, damit der Segen Abrahams unter die Heiden komme in Christus Jesus und wir den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben“ (Gal 3,13.14).

Der Stammbaum Jesu im Matthäusevangelium führt uns von Abraham durch die Geschichte Israels hindurch hin zu Christus (Mt 1,1-17). Der verheißene Messias ist da. Durch ihn wollte Gott das Versprechen an Abraham erfüllen und durch ihn sollte der Segen Gottes zu den Völkern der Erde fließen. Doch der Segen kann nicht fließen, wo Menschen in Sünde verstrickt sind und unter dem Gericht Gottes stehen. Deshalb nahm Jesus Christus das Gericht Gottes auf sich. Er bezahlte mit seinem Tod am Kreuz stellvertretend für unsere Schuld (Kol 2,14; 1Petr 1,24). Wenn wir Jesus Christus unsere Sünden bekennen (1Joh 1,9), werden wir vom Zorn und dem Gericht Gottes befreit und der Segen Gottes an Abraham kann ungehindert in unser und durch unser Leben fließen.

3      Abraham als unser Vorbild im Glauben

3.1       Leben im vertrauensvollen Gehorsam

Wie reagierte Abraham auf den Marschbefehl und die Zusagen Gottes? „Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. So nahm Abram Sarai, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die sie erworben hatten in Haran, und zogen aus, um ins Land Kanaan zu reisen. Und sie kamen in das Land,  und Abram durchzog das Land bis an die Stätte bei Sichem, bis zur Eiche More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande.“ Der Glaube beinhaltet drei zentrale Aspekte: 1.) Glaube braucht zuerst und vor allem die feste Zusage Gottes. Das was Gott verheißt und verspricht, ist der Grund des Glaubens. 2.) Glaube ist da, wo ein Mensch wie Abraham die Zusage Gottes hört, sie für vertrauenswürdig hält, ihr Vertrauen schenkt und sich auf sie verlässt. 3.) Aus dieser vertrauensvollen Bejahung der Zusage Gottes, entspringt dann das entsprechende Handeln, das sich am Gebot Gottes orientiert: „Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte“ (Hebr 11,8). Der Glaube ist also die gehorsame Antwort auf die feste Zusage und den Auftrag Gottes. So wollen auch wir uns auf die Zusagen Gottes verlassen und auf diese Zusagen gegründet, den Worten, Ordnungen und Geboten Gottes, wie sie uns in der Heiligen Schrift gesagt sind, gehorsam schenken.

3.2       Leben in Zelten

„Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben. Und er baute dort einen Altar dem HERRN, der ihm erschienen war. Danach brach er von dort auf ins Gebirge östlich der Stadt Bethel und schlug sein Zelt auf, so daß er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte.“ Im Hebräerbrief lesen wir:

„Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung“ (Hebr 11,9). Glauben wie Abraham bedeutet auch, dass ich bereit bin, mitten in dieser Welt „in Zelten“ zu leben. Mitten in dieser irdisch-sichtbaren Welt richtet sich unser Handeln am göttlichen Gebot aus. Wem schon einmal zu viel Wechselgeld gegeben wurde und er später wieder zurückkommt, um es zurückzubezahlen, der wird an der freudigen und erstaunten Reaktion der Kassiererin ablesen können, wie fremdartig ein solches Verhalten sein kann, das sich aus göttlichen Prinzipien speist. Wie fremdartig muss in einer völlig auf das Diesseits beschränkten Gesellschaft die Zuversicht derer wirken, die mitten im Sterben zu der Stadt gehen, die einen festen Grund hat und deren Baumeister und Schöpfer Gott ist (Hebr 11,10).

3.3       Leben in Gebet und Anbetung        

„…und baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an.“ Nachdem er im verheißenen Land angekommen war und Gott ihm erneut erschienen war, baute Abraham zwischen den Städten Bethel und Ai einen Altar, um Gott anzubeten. Hier an diesem Altar brachte Abraham seinen Dank für die Zusagen Gottes zum Ausdruck. Hier betete er den lebendigen Gott an, der ihm begegnet war, der zu ihm gesprochen und der ihn gesegnet hatte. So ist der Weg des Glaubens immer auch ein Weg des Gebets, der Anbetung, des Dankens und der Fürbitte. So wie Abraham wollen wir Menschen sein, die Gott danken und anbeten dafür, dass er nicht schweigt, dass er uns seine guten Gebote gegeben hat, dass er uns die herrlichsten Verheißungen zugesagt hat (Mt 7,7; 24,29ff; 28,20; Joh 5,24; 1Petr 5,7; Offb 21,1ff) und dafür, dass er diese Verheißungen auch erfüllen kann und erfüllen wird.  

Prediger Johann Hesse, Predigt beim Regionaltreffen des Deutschen Christlichen Techniker Bundes (DCTB e. V.) am 27. März 2010 in Bruchköbel

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 24. August 2010 um 9:13 und abgelegt unter Predigten / Andachten.