Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Großer Wohlstand oder eine gute Lebensbilanz?

Donnerstag 2. Oktober 2008 von Robert Rahm


Robert Rahm

Großer Wohlstand oder eine gute Lebensbilanz?

Viele Menschen setzen auf Karriere. Es ist erfreulich, wenn junge Menschen etwas erreichen wollen. Leistung und Gewinn, das ist der Motor der Wirtschaft. Selbst die Bibel spricht davon, daß jedem Menschen Gaben anvertraut sind, mit denen er handeln soll. Kann jedoch materieller Gewinn das einzige Ziel unseres Lebens sein?

1. Streben nach materiellem Erfolg und nach Wohlstand

Wenn ein blühendes Geschäft, ein eigenes Haus und teure Hobbies das einzige Ziel des Lebens ist, so zeigt die Erfahrung, daß das Fundament dieser einseitigen Lebenshaltung sehr brüchig sein kann. Was, wenn sich der Erfolg nicht einstellt, durch Versagen oder durch gesundheitliche Probleme? Muß dann das Leben sinnlos sein?

Und wenn jemand das Glück hatte, dies zu erreichen, so stellt sich oft nach jahrelangem Dauerstreß Erschöpfung und Sinnlosigkeit ein. Nicht selten sind dabei Ehe und Familie kaputt gegangen und es traten gesundheitliche Störungen auf. Man erkennt persönliche Schuld, die man nicht rückgängig machen kann. Man fühlt sich leer und ausgebrannt und es entsteht der Eindruck, das Leben gehe an einem vorbei.

Kein Karrieresprung ist es wert, Ehe und Familie und allenfalls noch die Gesundheit zu zerstören. Es gibt nur ein Leben. Prüfungen kann man wiederholen, das Leben nicht!

Paul Tournier, ein Schweizer Arzt und Psychologe schreibt in seinem Buch: „Jeder Tag ein Abenteuer“: „Ich bin erstaunt, wie selten sich reiche Leute an ihrem angehäuften Reichtum freuen können.“

2. Ist Wohlstand gleichbedeutend wie Lebensqualität?

Jesus sagt mit Recht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“. Gott hat den Menschen zum Bilde Gottes geschaffen und hat ihm bei der Schöpfung die Ewigkeit ins Herz geschrieben, so steht es im Buch der Prediger. Der Mensch ist mehr als ein Tier, er ist ein göttliches Wesen. Interessanterweise glauben auch nichtchristliche Völker, daß es nach dem Tod ein Weiterleben gibt. Denken wir nur an die mächtigen Pyramiden, die für verstorbene Könige in diesem Glauben gebaut wurden.

Gott macht den Menschen zum Menschen

Als Gottes Ebenbild kann der Mensch mit materiellem Reichtum allein nie zu einer Lebenserfüllung finden. Das sehen wir in Jesu Gleichnis vom reichen Kornbauer. Da sagt Jesus in dieser Geschichte: Das Feld hat reich getragen, sodaß der Bauer die alten Scheunen abbrechen und größere bauen mußte. Das ist an und für sich nicht falsch. Das haben wir in unserer Kellerei auch gemacht. Und wir sollen uns auch freuen, wenn wir Erfolg haben.

Jesus erzählt aber weiter, daß der reiche Kornbauer zu seiner Seele sagte: „Habe nun Ruhe, iß trink und sei frohen Mutes, denn du hast einen Vorrat auf viele Jahre!“ Aber Gott sprach: „Du Narr, heue Nacht wird man deine Seele von dir fordern und wem wird gehören, das du bereitet hast? So geht es denen, die Schätze sammeln und sind nicht reich in Gott.“

Er war ein Narr, weil er sein Vertrauen nur auf seinen vergänglichen Reichtum gesetzt hat und nicht auf Gott. Was meinte Jesus wenn er sagte: „Er war nicht reich in Gott“. Er hatte keine Beziehung zum Schöpfer. Er kannte Gott nicht, der ihn liebt und dem wir Menschen als Gottes Geschöpfe auch lieben und ehren sollen. Jesus zeigt uns in Matth. 22,37 das größte und wichtigste Gebot:

„Du sollst lieben Gott deinen Herrn von ganzem Herzen von ganzer Seele und von ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Wer in diesem Geist lebt, mit wenig oder mit vielen Gütern, der lebt richtig. Gott zu ehren, ihn zu lieben über der wunderbaren Schöpfung, auch darüber, daß er mich wunderbar gemacht und mit guten Gaben ausgerüstet hat, gehört zum Menschen.

3. Gott zeigt uns eine weise Prioritätenordnung, die zur Lebensqualität führt

Normalerweise haben viele Unternehmer die folgende Prioritätenordnung:

1. Geschäft 2. Geschäft 3. Geschäftsfreunde 4. Hobbies 5. Ehe und Familie und 6. Vielleicht Gott an hohen kirchlichen Anlässen.

Bei einer solchen Prioritätenordnung besteht die Gefahr, daß der Einsatz und der Energieaufwand für alles Materielle so groß sind, daß das Persönliche zu kurz kommt. Man verdient zwar viel mehr als man braucht, aber man hatte keine Zeit für den Ehepartner und für die Kinder. Und nicht selten ist auch die Gesundheit vom Dauerstreß so angeschlagen, daß sie auch mit viel Geld nicht mehr zurückgekauft werden kann.

Gottes Wort zeigt uns die folgenden richtigen Prioritäten fürs Leben:

1. Gott 2. Ehe und Familie 3. Geschäft 4. Hobbies.

1. Priorität: Gott

Die Bibel ruft uns dazu auf, zu einer persönlichen Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer, zu finden, der die Liebe in Person ist. Liebe ist ein Bedürfnis des Menschen und Liebe macht frei. Durch den Sündenfall im Paradies sind wir Menschen von Gott getrennt. Aber durch die Vergebung unserer Sünden durch Jesus Christus finden wir wieder zu einer persönlichen Beziehung zu Gott zurück, wie sie einmal im Paradies war. Vergebung unserer Sünden zu haben, mit Gott versöhnt zu sein, um ein ewiges Leben zu wissen, das bedeutet für jeden Menschen eine große Befreiung und verleiht ihm eine neue Lebensqualität.

Erst in der Beziehung zu Gott finden wir zu unserem ganzen Potential. Das bedingt allerdings, daß wir diese Beziehung wollen und suchen. Wir finden sie in Gottes Wort wenn wir es lesen oder da wo es verkündigt wird.

2. Priorität: Die Familie

Noch nicht das Geschäft! Das ist nicht zeitlich gemeint. Es geht um die Priorität des Herzens. Die Familie soll nicht zu kurz kommen. Ich habe das Vorrecht, daß ich in Hallau selbst ein Haus habe und die drei Mahlzeiten am Morgen, Mittag und Abend immer zu Hause mit der Familie einnehmen konnte. Ich ließ auch meine Kinder teilhaben an dem was ich im Geschäft und in den verschiedenen Aufgaben machte. Ich habe auch die jährlich vier bis fünf Wochen Ferien eingezogen und möglichst mit der Familie verbracht. So haben wir mit unseren vier erwachsenen Kindern, der Schwiegertochter und den drei Schwiegersöhnen viel Freude. Alle leben auch als engagierte Christen. Ein Sohn führt heute das Geschäft im selben Geist.

3. Priorität: Geschäft

Auch im Geschäft geht es als Christ nicht nur darum, schnell reich zu werden. Viele Unternehmen haben in diesem Geist Schiffbruch erlitten. Die christliche Gesinnung heißt: Dienen vor Verdienen. Das ist sinnstiftend, führt zum Erfolg und zu einer guten Unternehmenskultur. Wie sieht das im Geschäft praktisch aus? Da sind

a) Die Mitarbeitenden

Wir sollen sie nicht nur als Aufwandposten ansehen, die uns, wenn sie schon so teuer sind, möglichst viel Geld erarbeiten müssen. Wenn wir unsere Mitarbeitenden schätzen, so bekommen wir ein gutes Arbeitsklima, das zum Erfolg führt. Jesus hat einmal seinen Jüngern eine wichtige Lektion erteilt. Er sagte zu Ihnen in Matth.20, 25:

„Ihr wisset, die Fürsten halten ihre Völker nieder und die Mächtigen tun ihnen Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener und wer der erste sein will unter euch, sei euer Knecht.“

Der Chef dient den Mitarbeitenden mit einem gerechten Gehalt, unterstützt und ermutigt sie, schenkt ihnen Kompetenz und Vertrauen. Er lobt sie und wenn sie einen Fehler gemacht haben, hilft er ihn zu korrigieren.

b) Die Kunden.

Auch hier gilt der Grundsatz: Dienen vor Verdienen. Der Gewinn ist wichtig. Er soll aber immer als Frucht des Dienstes am Kunden zurückfließen. Wer seine Kunden nur egoistisch, als Mittel gebrauchen will, um durch sie schnell reich zu werden, der wird bald seine Kundschaft verlieren. Wenn es gelingt, dem Kunden so zu dienen, daß er über der Qualität der Produkte, dem Preis-Leistungsverhältnis und dem persönlichen Umgang positiv überrascht ist, vielleicht sogar so, daß er selbst andern begeistert davon erzählt, dann ist der Großerfolg eines solchen Unternehmens nur eine Frage der Zeit.

c) Die Lieferanten

Sie sollen bei guter konkurrenzfähiger Leistung auch einen gut kostendeckenden Preis realisieren können.

Bei einem solchen Geist haben wir motivierte Mitarbeiter, zufriedene und begeisterte Kunden und zuverlässige Lieferanten. Das sind wohl die wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Unternehmen.

Untersuchungen haben gezeigt, daß Unternehmen mit christlichen Werten – oft inhabergeführte – die längste Lebensdauer haben, während Unternehmen, die den schnellen Gewinn machen wollen, in der Regel oft nach wenigen Jahren scheitern und vom Absturz bedroht sind.

d) Die Öffentlichkeit

Es ist gut, wenn christliche Geschäftsbetriebe so erfolgreich sind, daß sie auch zu den guten Steuerzahlern gehören. Wenn uns Gott die Hand füllt, so sollen wir auch, wie es Jesus sagte, dem Kaiser geben, was dem Kaiser gehört.

Es war mir immer auch ein Anliegen, mit einem Teil des Ertrages, den uns Gott geschenkt hat, zu dienen. Ich bin überrascht, wie Gott unser Unternehmen gesegnet hat. In Mal. 3.10 heißt es, wenn wir bereit sind auch etwas, das uns Gott anvertraut hat, fürs Reich Gottes, für die Not der Welt, einzusetzen, so dürfen wir es erleben, daß Gott die Fenster des Himmels auftut und uns Segen herabschüttet. Im Geben erleben wir Sinn!

3. Lebensbilanz

Ich durfte in diesem Jahr meinen 70. Geburtstag feiern und einen kleinen Marschhalt einschalten um auf mein Leben zurückzublicken. Es ist für mich wie eine Lebensernte. Ich freue mich über einer gesunden Familie mit vier gläubigen Kindern mit Ehepartnern und acht lieben Enkelkindern. Mit meiner Frau darf ich seit 43 Jahren Freud und Leid teilen und durch manche Dienste durfte ich viele liebe und treue Freunde gewinnen. Das ist etwas sehr Wertvolles im Leben, vor allem im Alter.

Das allergrößte ist wohl, am Ende meines Lebens zu wissen, daß ich im Glauben an meinen Erlöser, Jesus Christus, ewiges Leben habe. Die Bibel spricht sogar von Lohn, wenn wir uns in unserem Wirken vom Geist Gottes leiten lassen. Lohn für alle Ewigkeit, das ist wohl der größte Aktivposten in unserer Lebensbilanz!

PS. Um interessierten Menschen eine Hilfe zu bieten, zu einem solch erfüllten Leben zu finden, führe ich ungefähr alle zwei Monate eine kostenlose Gesprächsrunde in unserem Haus in Hallau durch, jeweils an einem Samstag von 09.30 bis 21.00 Uhr. Die detaillierten Programme sind unter www.ivcg.org (Termine/Gesprächsrunden) zu finden.

Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 2. Oktober 2008 um 15:42 und abgelegt unter Seelsorge / Lebenshilfe, Theologie.