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Küngs „Projekt Weltethos“ – eine antichristliche Ideologie

Donnerstag 25. September 2008 von Pfr. i.R. Reiner Vogels


Pfr. i.R. Reiner Vogels

Küngs „Projekt Weltethos“ – eine antichristliche Ideologie

Das „Projekt Weltethos“ geht auf das gleichnamig Buch des römisch-katholischen Theologen Hans Küng zurück, das 1990 erschienen ist. Es gibt inzwischen auch eine Stiftung, die das „Projekt Weltethos“ fördern soll. Stiftungspräsident ist Hans Küng.
Näheres siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Weltethos.

Mit Recht ist das „Projekt Weltethos“ von vielen Christen als Neuauflage der arianischen Irrlehre kritisiert worden, die im Konzil von Nicäa im Jahre 325 nach Christi Geburt verurteilt worden ist. Erinnern wir uns: Arius war ein Mönch, der die wahre Gottheit Jesu Christi leugnete. Allenfalls wollte er zugestehen, daß Christus mit Gott „wesensähnlich“, nicht jedoch „wesensgleich“ ist. Das Konzil von Nicäa hat diese Irrlehre eindeutig verworfen und das „wesensgleich“ zum Dogma erhoben. Die Lehre von Nicäa ist seitdem eine gemeinchristliche Lehre geworden, die von allen christlichen Kirchen bekannt wird. Sie lautet, daß Jesus Christus gleichzeitig wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Oder, mit den Worten Luthers im Kleinen Katechismus: „Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr.“ Von Nicäa her ist also die theologische Grundlage des „Projekts Weltethos“ eindeutig zu verwerfen.

Allerdings werden bei der Kritik am „Projekt Weltethos“ oft die politischen Hintergründe übersehen, die hinter der Irrlehre Küngs stehen. Dabei sind diese politischen Hintergründe den politischen Hintergründen, die in der Zeit des Römischen Reiches hinter der Irrlehre des Arius standen, sehr verwandt. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß Küng, gerade auch darin ein Epigone des Arius ist, daß seine Lehren eingebettet sind in bestimmte weltpolitische Interessen. Letztlich sind bei beiden diese politischen Interessen die regierenden Kräfte, die über die Theologie bestimmen.

Zunächst Arius

Bei Arius stand der Neuplatonismus im Hintergrund. Der Neuplatonismus lehrte das eine göttliche Sein als Grundlage und Quelle von allem anderen. Und er erklärte alles andere Sein aus Emanation, Herausfließungen dieses einen Seins. Dabei bestand zwischen den verschiedenen Emanationen durchaus eine gewisse Rangordnung: Die ersten Emanationen waren hochrangiger und standen dem göttlichen Sein näher als die Emanationen zweiter, dritter oder weiterer Ordnungen. Mit diesem philosophischen Konzept war der Neuplatonismus die ideale Staatsideologie für das multikulturelle und multireligiöse römische Weltreich: Er erlaubte es, daß jede Religion, jede menschliche Weisheitslehre und Philosophie als eine besondere Emanation des einen göttlichen Seins verstanden werden konnte. So hatte jede ein relatives Recht, alles war relativ und alles konnte sich – im Interesse der Pax Romana – einfügen in das weltumspannende Pantheon der römischen Staatsraison.

Aus diesem Grunde war der Neuplatonismus so mächtig, so daß die Arianer im Vorfeld des Konzils sogar innerkirchlich in der Mehrheit waren. Deshalb kann es nur als ein staunenswertes Wunder des Heiligen Geistes begriffen werden, daß die wahre evangelische Botschaft, nämlich das „gottgleich“ für Jesus Christus, mit Hilfe des Kaisers Konstantin, der selbst wohl nicht allzu viel von Theologie verstand, durchgesetzt werden konnte. Der Heilige Geist hat damals die Kirche vor der Irrlehre des Arius und der multireligiösen Relativierung der Religionen und damit der Relativierung der Wahrheit bewahrt.

Küngs Projekt

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Projekt Weltethos Küngs. Im Hintergrund steht ja keineswegs eine bessere Erkenntnis der biblischen Botschaft. Jeder, der das Neue Testament kennt, sieht sofort, daß sich alle neutestamentlichen Schriften darin einig sind, daß Jesus Gottes Sohn und also „wahrer Gott und wahrer Mensch“ ist. Vom Neuen Testament kann Küng seine Theologie daher nicht haben. Genau wie bei Arius steht im Hintergrund eine politische Ideologie: Küngs Projekt fußt auf der Behauptung, daß man um des Weltfriedens willen eine inhaltliche Verständigung und Gleichschaltung der großen Weltreligionen brauche.

Nichts stört nun diese Verständigung und Gleichschaltung der Religionen mehr als das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn des allmächtigen Gottes. An der neutestamentlichen Christologie muß jede Einfügung des Evangeliums in das moderne Pantheon der Religionen scheitern. Folgerichtig kritisieren viele Multi-Kulti-Propheten unserer Zeit Nicäa. Schon der liberale protestantische Theologie Adolf von Harnack hatte im 19 Jahrhundert in seiner Dogmengeschichte zum Kampf gegen Nicäa geblasen und das christologische Dogma als „Werk griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums“ verleumdet, und viele der modernen Nicäa-Kritiker einschließlich Küngs sind in seine Fußstapfen getreten. Denn das haben sie begriffen: Nicäa stört die religiöse Einheitssuppe, in der alle Zutaten vermischt werden. Das sieht man im übrigen auch beim multireligiösen Dialog zwischen liberalen Christen und Juden und liberalen Christen und Moslems.

Nun sind die Parallelen noch weiter auszuziehen: Wie damals gibt es auch heute mächtige politische Kräfte, die gerade die Einfügung aller Weltreligionen in das eine Pantheon fördern. Ich fürchte, daß gerade viele Evangelikale, was den heutigen machtpolitischen Fokus dieser Kräfte betrifft, betriebsblind sind. Es ist nämlich so, daß die politische Führung der USA letztlich ihre Nation als das neue Rom ansieht. Sie strebt ein weltweites Friedensreich – natürlich unter Führung der USA – an. Und für dieses weltweite Friedensreich braucht sie, so meint sie, die weltweite Angleichung der Religionen.

Deshalb ist jede US-Regierung, egal ob republikanisch oder demokratisch, immer daran interessiert, die islamischen Staaten zu fördern und als Vasallenstaaten ihres Imperiums zu gewinnen. Deshalb hat die US-Regierung seinerzeit die Europäer dazu gebracht, im Kosovo in einen internen, innerjugoslawischen Bürgerkrieg auf der Seite der Moslems einzugreifen und ihnen zum Sieg zu verhelfen. Deshalb drängt die USA so vehement auf die Mitgliedschaft der Türkei in der EU. Deshalb hat sie es widerspruchslos hingenommen, daß ihre Soldaten, die in Saudi-Arabien zum Schutz der dortigen Herrschenden stationiert sind, noch nicht einmal offen Weihnachten feiern können. Deshalb fördert sie dann eben auch alles, was inhaltlich dem Projekt Weltethos nahesteht. Daran ändert sich auch nichts, wenn der amerikanische Präsident ein wiedergeborener Christ ist.

Das antichristliche Projekt Weltethos, das auf die eine Weltreligion hinausläuft, kommt den weltpolitischen Interessen der einzigen übriggebliebenen Supermacht entgegen und wird entsprechend politisch. Der zweite Förderer ist der Vatikan. Ich erinnere daran, daß Johannes Paul II seinerzeit in aller Öffentlichkeit den Koran geküßt hat. Der Vatikan verfolgt letztlich ähnliche Interessen wie die amerikanische Supermacht. Er hofft, daß dann am Ende neben dem neuen Kaiser des Weltimperiums der römische Papst der von allen Völkern akzeptierte religiöse Führer ist.

Ich denke, gerade die Evangelikalen sollten bei aller berechtigten Begeisterung für entschieden christliche amerikanische Präsidenten und ihren – hoffentlich irgendwann einmal erfolgreichen – Kampf gegen die Abtreibung die weltpolitischen Implikationen nicht vergessen. Es schadet nicht, wenn man auch einmal der USA gegenüber kritisch und wachsam ist. Ich verstehe das nicht als Antiamerikanismus. Ich bin selbst überhaupt nicht antiamerikanisch. Sondern ich verstehe das als notwendige Wachsamkeit um des Evangeliums von Christus willen, der der einzige Weg und die einzige Wahrheit und das Leben ist. Wir dürfen uns auch heute nicht einfügen lassen in das allgemeine Pantheon aller Religionen!

Es ist ein großer Irrtum und eine vom Antichristen verbreitete Irrlehre, daß man um des weltlichen Friedens willen eine Vermischung und Gleichschaltung der Religionen brauche. Man kann friedlich miteinander leben, auch wenn man unterschiedlichen Religionen anhängt. Das Toleranzkonzept, das die Europäische Aufklärung in diesem Zusammenhang entwickelt hat, ist eine großartige Sache. Seit Jahrhunderten gehört es zum Verfassungskonsens der westlichen Demokratien. In diesen Jahrhunderten hat es seine Praxistauglichkeit und seine friedensstiftende Kraft bewiesen. Es ist viel eher geeignet, den Weltfrieden zu fördern als ein arianisches und aus sachlich-theologischen Gründen zum Scheitern verurteiltes „Projekt Weltethos“.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 25. September 2008 um 13:00 und abgelegt unter Theologie.