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Mein Vater gibt mir Brot: Was die LGBTQ+-Gemeinschaft von der Kirche braucht – Ein persönliches Zeugnis

Dienstag 15. April 2025 von Dr. Amy E. Hamilton


Dr. Amy E. Hamilton

„Oder welcher Mensch unter euch, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, wird ihm einen Stein geben? Oder wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der im Himmel ist, denen Gutes geben, die ihn bitten.“ (Matthäus 7,9-11)

„Wenn es falsch ist, musst Du mir einen anderen Weg zeigen, denn ich kann ihn einfach nicht sehen.“ Mit neunzehn Jahren flüsterte ich dieses Gebet zu Gott, schloss meine Bibel und wandte mein Gesicht ab. Inmitten meiner Erfahrungen mit lesbischen Beziehungen stellte ich die christliche Lehre über gleichgeschlechtliches Sexualverhalten in Frage. Viele christliche Führungspersönlichkeiten, von katholischen Synodenteilnehmern bis hin zu evangelikalen Megakirchenpfarrern, stellen sich heute ähnliche Fragen. Aber werden solche Fragen – zu Themen, die eigentlich geklärt sind – immer in gutem Glauben gestellt? Zu oft stellen wir Fragen, weil uns die gegebene Antwort nicht gefällt. Wir fragen, weil wir eine andere Antwort wollen.

Meine erste gleichgeschlechtliche Anziehung erlebte ich während eines Jugendgruppentreffens in einer Baptistengemeinde. Ich saß auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an der Couch. Ohne sich etwas dabei zu denken, begann eine unserer Leiterinnen, eine junge verheiratete Frau, mit meinem hüftlangen Haar zu spielen. Plötzlich stieg eine Flut von Gefühlen aus der Tiefe in mir auf. Es verwirrte mich, dass diese Gefühle ihr gegenüber hochstiegen. Die Gefühle schockierten mich, sie kamen unaufgefordert, aber auch eindringlich und unwiderstehlich. Mit zwölf Jahren konnte ich nicht ahnen, dass der Konflikt zwischen meiner Sexualität und meinem Glauben der tiefste und intensivste Kampf meines Lebens werden würde.

Obwohl die Ursachen für gleichgeschlechtliche Anziehung nicht immer klar sind, sehe ich bei mir einen Zusammenhang mit zwei negativen, traumatisierenden Kindheitserfahrungen – zwei tiefen Wunden. Erstens: Ich wurde als Säugling von meiner leiblichen Familie getrennt. Obwohl meine Adoptiveltern liebevoll und gütig waren, hinterließ dieser tiefe Bruch eine „Urwunde“ in mir. Solange ich mich erinnern kann, sehnte ich mich nach meiner leiblichen Mutter. Ich fühlte mich zu jeder Frau hingezogen, die mir Zuwendung oder Güte entgegenbrachte. Zweitens:  Im Alter von zehn Jahren wurde ich während eines längeren Sommerurlaubs wiederholt von einem Onkel sexuell missbraucht. Dies sind die „Zwillingsspuren“, die in meinem Leben früh gelegt wurden. Sie beeinflussten meine gesamte Entwicklung tiefgreifend, auch meine sexuelle Entwicklung.

Als sich zwei Jahre später eine gleichgeschlechtliche Anziehung herauskristallisierte, fühlte ich mich gedemütigt und schämte mich. Ich tat mein Bestes, diese Gefühle zu verbergen. In der High School war ich unsicher, fühlte mich verletzt und dachte an Selbstmord. Eine solche Geschichte hört man nur zu häufig. Sie hat sich nicht geändert, obwohl es in den letzten Jahren in den Schulen und der Gesellschaft viele Anstrengungen gab, gleichgeschlechtliche Sexualität „willkommen“ zu heißen.

Meine Wunden, die still vor sich hin geeitert hatten, bluteten nun offen. Mit fünfzehn Jahren trug ich einen Smoking zu unserem Schulball, präsentierte mein neues, kurz geschnittenes Haar und wünschte mir, ich könnte ein Mädchen als Begleitung mitnehmen. Mit diesem jungenhaften Auftreten wurden meine Probleme nun für alle sichtbar. Die ganze Schule kam zu dem Schluss, dass ich lesbisch sei. Aus Angst, sie könnten Recht haben, fasste ich den Plan, mir einen Freund zu suchen und mit ihm zu schlafen – um zu beweisen, dass es nicht stimmte. Meine verzweifelte und verfehlte Strategie endete mit vorhersehbarem Ergebnis: schlimme Erfahrungen, Schuldgefühle und noch mehr Beschämung. Ich verlor alle Hoffnung. Wie Studiendaten zeigen, machten meine sexuellen Erfahrungen als Teenager mich noch selbstmordgefährdeter als zuvor.

Aber in dieser verzweifeltsten aller Zeiten brach Gottes Liebe für mich durch. Jesus ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten, und in seine Barmherzigkeit war ich auch eingeschlossen. Elf Tage vor meinem sechzehnten Geburtstag erlebte ich eine echte Bekehrung und wollte Christus folgen, wohin immer er mich führen würde. Ich war noch nie so glücklich gewesen. Jesus liebte mich, und er würde mein Leben verändern. Ich war eine neue Schöpfung – „das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17). Weil ich nun Christus gehörte, dachte ich, dass meine gleichgeschlechtliche Anziehung und die damit verbundenen Probleme „sich erledigt“ hätten, dass sie weg wären. Das war aber natürlich nicht der Fall. Die Heilige Schrift sagt, dass ein Prozess begonnen hat, eine neue Schöpfung zu werden. Meine gleichgeschlechtliche Anziehung und meine Wunden waren immer noch da und warteten darauf, dass ich mich ihnen widmen würde. Ich wusste aber nicht, was ich tun könnte, außer sie zu unterdrücken. Ich wusste nicht, wie ich sie zu Jesus bringen könnte.

Im College, nachdem ich jahrelang allein gekämpft hatte, gab ich nach. Ich lief von Gott weg und lief direkt in die Arme einer Frau. Ich „outete“ mich und begann, mein Leben um eine lesbische Identität herum aufzubauen. Ich hatte eine Freundin und fühlte mich glücklich – denn „Sünde ist ein Vergnügen für eine Weile“. Wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn ließ mein Himmlischer Vater mich gehen (Lk 15,11-32). Er log mich nicht an. Er sagte nicht, ich könne die Lebensfreuden in Seinem Haus und gleichzeitig die Vergnügungen im fernen Land haben. So verließ ich Sein Haus und reiste in die Ferne.

Die Abkehr von Gott war ein schmerzhafter, aber bewusster Schritt, denn ich wusste, dass die christliche Lehre, die ich ablehnte, unmissverständlich war. Vor dem eigenen Gewissen wegzulaufen, ist jedoch schwierig. Tief im Inneren wusste ich, dass das, was ich tat, nicht gut war. Obwohl ich noch nie etwas vom Naturrecht gehört hatte, wusste ich instinktiv, dass ich gegen etwas Grundlegendes verstieß. Mein Körper war für die sexuelle Aktivität, die ich ausübte, nicht geschaffen – trotz meines starken Verlangens und des Vergnügens. Ich wollte aber nicht umkehren, panzerte mich gegen eine Verurteilung und verteidigte mein Handeln. Ich hatte mir die gleichgeschlechtliche Anziehung ja nicht ausgesucht; sie fühlte sich für mich „natürlich“ an.

War ich so geboren? Das war 1989. Damals suchte man immer intensiver nach einem „Schwulen-Gen“. Ich behauptete, dass ich so geboren sei, glaubte aber nicht wirklich daran; es war eine dünne, aber einfache Tarnung. Damals wusste ich noch nicht, was in der Forschung seit längerem gut belegt ist: Personen, die eine gleichgeschlechtliche Anziehung verspüren und sich homosexuell verhalten, haben häufiger eine Vorgeschichte mit negativen, traumatisierenden Kindheitserfahrungen, insbesondere mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit.

Die Psychologie musste schon immer zugeben, dass komplexe Wechselwirkungen zwischen Genen, Umwelt und Erfahrungen eine Rolle spielen. Beeindruckende, groß angelegte Studien haben in den letzten Jahren den definitiven Beweis erbracht, dass eine sexuelle Orientierung weder genetisch festgelegt noch auch nur primär ein vererbbares Merkmal ist. Selbst wenn solche Neigungen angeboren wären, wie würde mich das von der Verantwortung befreien, sie moralisch zu bewerten und dann meinen Willen auszurichten an dem, was ich im Licht Gottes als Seine Wahrheit erkenne? Ich wollte an diese Dinge aber nicht denken und vergnügte mich lieber. Weiterhin baute ich mein Leben rund um meine lesbische Identität auf.

In derselben Zeit begann ich ernsthaft, meine leibliche Mutter zu suchen. Schließlich erwirkte ich einen Gerichtsbeschluss zur Freigabe meiner Adoptionsunterlagen. Am Abend bevor ich den Antrag in der Landeshauptstadt einreichen sollte, war ich mit meinen Freundinnen in einer Lesbenbar unterwegs. Als wir durch die Innenstadt von Austin schlenderten, verkündete ich überschwänglich und trotzig: „Ich liebe dieses Leben, und nichts wird mich jemals dazu bringen, es aufzugeben!“ Am nächsten Morgen überreichte mir ein Beamter meine Originalgeburtsurkunde. Meine Hände zitterten, als ich den Umschlag öffnete, in dem der Name meiner Mutter stand. Endlich konnte ich sie finden.

Um es kurz zu machen: Ich wurde nicht so herzlich empfangen, wie ich es mir erträumt hatte. Anstatt sich zu freuen, von mir zu hören, gab meine schöne Mutter zu, dass sie sich vor diesem Tag gefürchtet hatte. Auf ihre Ablehnung war ich in keiner Weise vorbereitet, und der Schmerz darüber erschütterte mich. Tagelang weinte ich, vom Aufwachen am Morgen bis zur Nacht, wenn mich der Schlaf übermannte. Nach etwa einer Woche begann ich zu erkennen, dass diese Tränen meine Sicht nicht trübten, sondern klärten. Wie der verlorene Sohn kam ich zur Vernunft.

Zum ersten Mal seit vielen Monaten hatte ich ein Gespräch mit Gott, das in etwa so verlief: „Gott, ich weiß nicht, wie ich hierhin gekommen bin. Aber ich kann ohne Dich nicht leben. Wenn Du mich irgendwie nach Hause bringen kannst, dann bring mich nach Hause.“ Ich musste in das Haus meines Himmlischen Vaters zurückkehren. Und wie im Gleichnis eilte mir mein Vater entgegen.

Meine Gefühle blieben allerdings unverändert. Ich wollte mein lesbisches Leben nicht aufgeben, und gleichzeitig wusste ich, dass Jesus mich aufforderte, es herzugeben. Ich war in einem tiefen Konflikt und fühlte mich in einer Sackgasse. „Ich bin lesbisch. Wenn ich lesbisch bin, wie kann man dann von dem, was man ist, umkehren?“ Während ich mit dieser Frage rang, stieß ich zufällig auf eine Fernsehsendung über die Rechte von Homosexuellen. Zwischen den hauptsächlich schwul-affirmativen Botschaften gab es einen kurzen Bericht über Christen, die ihre Homosexualität hinter sich ließen, um Christus zu folgen. Ich war schockiert. Noch nie hatte ich von solchen Leuten gehört. Es war nicht überraschend, dass sie in der Sendung als Dummköpfe dargestellt wurden. Der Interviewer wurde mit einer Frau ungeduldig, als sie ihr anhaltendes inneres Ringen zugab: „Kommen Sie, sagen Sie uns die Wahrheit über all diesen Gott-Kram. Wenn Sie jetzt wählen könnten, wen würden Sie wählen? Würden Sie mit einem Mann oder einer Frau zusammen sein wollen?“ Ihre Antwort war: „Ich wähle Jesus.“

Mit diesen Worten strömte ein Licht in meine Seele. Ich dachte: „Das kann ich tun. Das ist es, was ich tun kann. Ich wähle Jesus. Denn ich kann nicht sagen, dass ich einen Mann wählen würde. Hundert Prozent von mir würden eine Frau wählen. Aber ich kann mich dafür entscheiden, Christus im Gehorsam zu folgen. Meine sexuellen Gefühle brauchen mich nicht zu bestimmen. Ich wähle Jesus.“

So übergab ich Gott meine Sexualität und konzentrierte mich darauf, Ihm zu folgen. Dabei dachte ich nie, dass meine gleichgeschlechtliche Anziehung irgendwann auch nur im Ansatz nachlassen würde. Ich rechnete fest damit, für den Rest meines Lebens alleinstehend und zölibatär zu leben und vielleicht mit Sehnsüchten zu kämpfen haben. Aber ich war bereit, es zu tun, weil ich wusste, wer mich darum bat: „Herr, zu wem sollen wir sonst gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

In jenen frühen Tagen war mein Kampf mit meinen Versuchungen wirklich heftig und anhaltend. Ich hatte vorher nie wirklich mit Lust zu kämpfen gehabt, aber jetzt hatte ich es. Ehrlich gesagt, ich glaubte nicht, dass ich es schaffen würde. Dennoch, meine Entschlossenheit, den anderen Weg zu gehen, ging bis an die Schmerzgrenze. In meiner Verzweiflung begann ich über Jesus und darüber, wie er in der Wüste versucht wurde, zu meditieren (Mt 4,1-11). Ich dachte darüber nach, wie Jesus nach vierzig Tagen berechtigten Hunger hatte, dass er aber seine Macht nicht missbrauchte, um seine Bedürfnisse zu stillen. Er weigerte sich, Steine in Brot zu verwandeln. Erst als er den Angeboten Satans widerstanden hatte, kam das Wirken der Engel. Ich rief mir das oft ins Gedächtnis, wenn ich innerlich darum rang, auf Gott zu warten.

Meine Umkehr war noch neu, als die bis dahin größte Versuchung mit der Post kam. Es war eine Karte von meiner Ex-Freundin. Natürlich würde sie jetzt wieder in mein Leben treten. „Ich werde getreten, aber ich bin doch schon am Boden“, sagte ich zu einem Freund. „Ich versuche, Christus nachzufolgen, und das ist die eine Frau, der ich nicht widerstehen kann.“ Ich beendete meine Tirade mit der Erklärung: „Aber ich werde es nicht tun. Ich werde diese Steine nicht in Brot verwandeln.“

Während ich diese Worte sprach, klappte ich die Karte zu. Ich hatte mich so schnell auf den Inhalt konzentriert, dass ich nicht auf die Vorderseite geachtet hatte. Dort befand sich ein einziges Bild: die Nahaufnahme eines Steinhaufens. Der Titel des Fotos auf der Rückseite lautete: „Steine am Strand“. Die Botschaft von Gott hätte nicht deutlicher sein können: Ich weiß, dass du hungrig bist. Dies ist kein Brot. Mein Hunger war legitim; ihn durch eine gleichgeschlechtliche Beziehung stillen zu wollen, war es nicht. Ich musste auf Gott warten und darauf vertrauen, dass er mir das Brot zu seiner Zeit geben würde. Schließlich war es Jesus selbst, der sagte: „Welcher Vater würde seinem Kind, wenn es um Brot bittet, einen Stein geben?“

Steine sind weder nahrhaft noch für die Verdauung geeignet. Gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen führen nicht zu einem leiblichen Einswerden, sie sind nicht komplementär und niemals fruchtbar. Ich hatte einen sexuellen Appetit auf Dinge, die Gottes Plan und seinem Design für meinen weiblichen Körper nicht entsprachen. So wie ich nicht dafür geschaffen war, Steine zu essen, so war ich auch nicht für gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen geschaffen. Gott hat mich nicht „lesbisch“ geschaffen. Trotz der Hartnäckigkeit meiner gleichgeschlechtlichen Anziehung bin ich keine dritte Kategorie von Mensch, mein Körper und mein Fortpflanzungssystem sind nicht anders geordnet. In Bezug auf meine Sexualität hat mein Vater im Himmel nicht gesagt, dass Steine für mich Brot sein könnten. Er würde das Naturrecht für mich nicht verbiegen, aber er würde mir helfen, in Harmonie damit zu leben. Gott bat mich, ihm zu vertrauen. Denn Er ist gut, und nur, wenn ich in seinem Willen ruhe, kann ich mich entfalten und frei sein.

Während meines weiteren Studiums fand ich eine bibeltreue evangelikale Gemeinde und wurde mit geistlich reifen Mentoren gesegnet, die für mich beteten. Als sie herausfanden, dass ich mich als lesbisch identifiziert hatte und immer noch eine gleichgeschlechtliche Anziehung verspürte, gaben sie mir nie das Label einer sexuellen Identität. Sie sagten nie: „Amy ist lesbisch“. Wie ruft uns der Gute Hirte? Er nennt uns bei unserem Namen. Sie ehrten mich, indem sie das Gleiche taten.

Mehr als zehn Jahre lang hielten sie mich sozusagen im Schoß ihrer Freundschaft und ihrer Gebete. Ich reifte als Jüngerin, während sie mich begleiteten. Sie bestätigten meine Identität in Christus, halfen mir nach jedem Sturz wieder auf und wiesen mich bei jedem Schritt auf Jesus hin. Mit diesen wunderbaren Mentoren bin ich immer noch in herzlicher Gemeinschaft unterwegs, sie beten bis heute für mich.

Im Laufe desselben Jahrzehnts ließ meine Anziehung für Frauen tatsächlich nach. Als ich dreißig wurde, begann das Erwachen einer Anziehung gegenüber Männern. Das hatte ich weder gesucht noch erwartet. Meine Orientierung schien mir festzustehen, und die Kultur hatte mich glauben lassen, dass sie eine Eigenschaft sei, die sich nie ändere. Später erfuhr ich, wie sehr das Narrativ der Unveränderlichkeit für politische Zwecke genutzt wird. Die großen Homosexuellenorganisationen hatten wirksam Kampagnen durchgeführt, um die Möglichkeit von Veränderungen zu leugnen und soziale Normen zu schaffen, die Veränderungen verhinderten. Trotz dieser Bemühungen bleibt die menschliche Sexualität fließend. Das Potenzial, das eigene Verlangen zu verändern, ist real, und zahllose Studien und Zeugnisse belegen diese Wahrheit.

Zu meiner Überraschung heiratete ich im Alter von siebenunddreißig Jahren einen Mann und wurde mit zwei Kindern gesegnet. Wäre ich jedoch ledig geblieben, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, wäre ich mehr als zufrieden gewesen. Ich hatte mich für Jesus entschieden, und in der Tat, Er ist mehr als genug. Meine Freude und die Erfüllung meines Lebens hängen nicht von meiner Sexualität oder meinem Familienstand ab, sondern von meinem Schöpfer und davon, dass ich im Einklang mit seinem Willen lebe.

Wie ich schon früher schrieb, bin ich zutiefst dankbar, dass man sich stärker um eine seelsorgerliche Begleitung derjenigen bemüht, die mit ihrer Sexualität ringen. Es macht mir aber große Sorgen, wenn die Antwort auf dieses Ringen heißt, sich für eine Kapitulation vor der Sünde einzusetzen. Im Namen des Willkommens und der Inklusion predigen zu viele, die christliche Morallehre sei seit Jahrtausenden irgendwie am Ziel vorbeigeschossen. In Wirklichkeit sind Gottes Gebote Geschenke der Liebe. Er verbietet nur das, was uns schadet. Was ist der Grund für diese falschen Kompromisse bei einem Thema, das die gesamte kirchliche Lehre betrifft, und das gut in der „Theologie des Leibes“ erklärt wird? Der größte Faktor ist vielleicht ein fehlgeleitetes Mitgefühl und eine falsch verstandene Barmherzigkeit.

Seit Jahrzehnten ist bekannt: Menschen, die sich als sexuelle Minderheit identifizieren, haben im Vergleich mit heterosexuellen Personen häufiger psychische und physische Gesundheitsprobleme. Unter dem Stichwort „Minderheitenstress“ werden Gesellschaft und Kirche zum Sündenbock für diese Probleme gemacht – die Gesellschaft wegen ihrer ablehnenden Haltung, die Kirche wegen ihrer Missbilligung. Das berechtigte Mitgefühl für leidtragende Menschen führt uns in die Irre: „Wenn man nur gleichgeschlechtliche Beziehungen gutheißen würde, würde es diesen Menschen gut gehen. Wenn wir nur gleichgeschlechtliche Lebensweisen genügend unterstützen und willkommen heißen würden, würden diese Menschen nicht mehr leiden.” Die Wahrheit ist eine andere. Weder die rekordverdächtige gesellschaftliche Akzeptanz noch die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe noch die massive kulturelle Machtverschiebung konnten die gesundheitlichen Ungleichheiten verringern. Das zeigt eine Studie nach der anderen.

Neben jahrzehntelangen Datensammlungen in den Niederlanden, dem ersten Land der Welt, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte, zeigen neuere bevölkerungsbasierte Studien aus den USA das gleiche Bild: Die zunehmende gesellschaftliche Bestätigung nicht-heterosexueller Lebensformen beseitigt nicht die Ungleichheiten in der psychischen und physischen Gesundheit zwischen heterosexuellen Personen und denjenigen, die sich als lesbisch oder schwul identifizieren. In den 2010er Jahren kamen vier verschiedene, bevölkerungsbezogene Erhebungen bei jungen Frauen in Australien zu ähnlichen Ergebnissen. Die Autoren äußerten ihre Bestürzung und Überraschung darüber, dass trotz der Tatsache, dass die Studie zu einer Zeit durchgeführt wurde, in der „die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Sexualität relativ hoch war“, die Daten zeigten, dass „die Annahme einer nicht-heterosexuellen Identität immer noch mit einem großen und bedeutsamen Anstieg der psychischen Belastung verbunden war.“

Über drei Jahrzehnte und über drei Generationen hinweg, auf drei verschiedenen Kontinenten, hat es keine messbaren Veränderungen gegeben. Warum? Weil es ein „Gesetz gibt, das in unser Herz geschrieben ist“ (Röm 2,15), ein Naturrecht, und alternative Sexualitäten verletzen dieses Gesetz. Unsere Körper sind nicht dafür gemacht, und deshalb sind wir nicht dafür gemacht. Technologischer Fortschritt kann Pufferzonen schaffen und politischer „Fortschritt“ kann neue Rechte anbieten. Keines von beiden kann die einfache Realität der Schädlichkeit und Unfruchtbarkeit von nicht-heterosexuellem Sex ändern.

Wenn Menschen mit dieser Wahrheit konfrontiert werden, halten zu viele an ihren Irrtümern fest, innerhalb und außerhalb der Kirche. Australische Forscher schlagen vor, dass die Linderung der Not „eine Umgestaltung der heteronormativen sozialen Strukturen“ benötige. Es brauche „die Auflösung der sozialen Strukturen, die weiterhin diese Ungleichheiten produzieren“, um „die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger Frauen zu unterstützen“. Aber Gottes Schöpfungsordnung und sein Design für unseren Körper ist keine unterdrückende „soziale Struktur“, die von Menschenhand geschaffen wäre. Diejenigen, die die christliche Lehre verändern wollen, um die Not der LGBTQ+-Gemeinschaft zu lindern, orientieren sich an dieser weltlichen Weisheit. Um dies zu tun, müssen sie Gott trotzen und versuchen, die Realität selbst aufzulösen. Das ist zum Scheitern verurteilt. Das Leid, das sie heilen wollen, wird sich noch verschlimmern. Was wir jetzt brauchen, ist eine mitfühlende Antwort an die LGBTQ+-Gemeinschaft, die auch wahrheitsgemäß über die menschliche Person und die menschliche Sexualität spricht.

Liebe treue Pastoren, Priester und geistliche Würdenträger: Das Gutheißen gleichgeschlechtlicher Verhaltensweisen und unwahrer sexueller Identitäten ist nicht Begleitung, sondern Preisgabe. Echte Seelsorge bedeutet, LGBTQ+-Personen dort abzuholen, wo sie sind, sie zu lieben, sie anzunehmen und sie auf dem Weg zu Jesus zu begleiten. Jesus ist voller Gnade und Wahrheit. Vergesst nicht: Ihr habt Brot anzubieten in einer Kultur, in der das Essen von Steinen für normal erklärt wurde.

„Welcher Mensch unter euch würde, wenn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben?“

Ein guter Vater gibt seinem Kind keinen Stein. Ein guter Vater gibt Brot. Als Hirten Seiner Herde bitte ich euch, dasselbe zu tun.

Amy E. Hamilton, Ph.D.

Mit freundlicher Genehmigung.

Zum englischen Originalbeitrag.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 15. April 2025 um 12:58 und abgelegt unter Christentum weltweit, Gemeinde, Gender, Gesellschaft / Politik, Kirche, Sexualethik.