Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Regentanz und Schulzwang

Freitag 26. Juli 2024 von Rudolf Schmidheiny


Regentänze sei eine bei wilden Volksstämmen gepflegte Tradition zur Wetterbeeinflussung. Der Zweck sei, in Zeiten andauernder Trockenheit Niederschläge herbei zu tanzen, bzw. die mit Trockenheit verbundenen Gefahren abzuwenden, so der Glaube. Je länger die Trockenheit andaure, desto wilder werde getanzt. Trifft der Regen dann schließlich ein, werde das als Beweis für die Wirksamkeit magischer Tänze angenommen. Wer nicht an diesen Ritualen teilnehme, werde als egoistisch angesehen und von der Stammesgemeinschaft ausgeschlossen.

Michael Esfeld, Prof. für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Lausanne und Autor vieler Bücher und Schriften, führt in seinem neuen Buch „Land ohne Mut – Eine Anleitung für die Rückkehr zu Wissenschaft und Rechtsordnung“ (Achgut 2023, S. 35) obig beschriebenen Brauch als Illustration folgender Aussage auf. Wenn für eine Problemlösung im Voraus nur eine Lösungsstrategie zugelassen werde, so sei es gar nicht möglich zu prüfen, ob die eingeschlagene Problemlösungsstrategie wirksam und die beste sei. Solange alle freiwillig mitmachten und potentielle Abweichler mittels Zwangsmaßnahmen zum Mitmachen gezwungen werden können, komme niemand auf den Gedanken, andere Lösungswege zu erwägen. Die Abwesenheit von Alternativen verhindert, getroffene Maßnahmen kritisch auf deren Wirksamkeit zu prüfen. So fragt sich der Philosophieprofessor, ob wir hochentwickelten und fortschrittlichen Länder den bei Urvölkern noch praktizierten Aberglauben wirklich überwunden haben. Lassen wir uns nicht täuschen: Die Corona-Maßnahmen waren gemäß Esfeld ziemlich genau das, was Einheimische tun, um Regen herbei zu schwören. Die ‚Corona-Tänze‘, die kollektivistischen Maßnahmen, sollten das Virus eliminieren, die Gefahr bannen. Während Urvölker die Trockenheit weg-tanzen, haben Corona-Regimes die Virus-Gefahr ‚weg‑tanzen‘ lassen. Alle mußten sich beteiligen, je länger es dauerte, desto intensiver wurde ‚getanzt‘. Nie wurde zugelassen, mit verschiedenen und vielfältigen Maßnahmen auf die Panik zu reagieren, um herauszufinden, ob mehrere Strategien möglich und welches die besten wären. Die Strategie hieß weltweit: ‚one size fits all!‘ oder einheitliche Maßnahmen weltweit. Insbesondere, so macht Esfeld in seiner sehr empfehlenswerten Schrift deutlich, wurden mit der Corona-Strategie hauptsächlich drei Möglichkeiten ausgeschaltet:

  • der Einsatz der individuellen Urteilskraft des Menschen (Verstand)
  • die stets nötige Skepsis gegen Machtkonzentrationen (Staats-Skepis)
  • Mut zum freien öffentlichen Gebrauch der Vernunft (Meinungsfreiheit)

Wichtiger Teil der Hauptstrategie war, zu verhindern, daß sich jemand weigerte ‚mitzutanzen‘: Masken, Isolation, Ausgangsperren usw. bis hin zu biogenetischen Experimenten wurden mit Zwangsgewalt durchgesetzt. Die gesamte Bevölkerung wurde daran gehindert, ihre normalen Alltagspflichten wahrzunehmen. Esfeld sieht darin Parallelen zu Narrativen, die im vergangenen Jahrhundert weite Teile Europas verheert hatten.

Was dies nun mit Schulzwang/Unterrichtspflicht zu tun haben könnte? In Ländern wie der Schweiz, Deutschland und Österreich, auch Liechtenstein, gibt es kaum Möglichkeiten, Kinder ins Erwachsenenleben zu leiten, ohne daß sie sich dem offiziellen Bildungs-Ritual anschließen. Selbst wo, wie in der Schweiz und Österreich, Privatunterricht durch die Eltern teilweise zugelassen ist, kann das ohne staatliche Überwachung, Bewilligungen und aufgezwungene Lehrpläne nicht geschehen. D.h. Eltern und Kinder sind auch unter solchen Bedingungen gezwungen, mindestens am Rande ‚mitzutanzen‘. Die mit staatlichen Maßnahmen neuerlich geschaffenen Zustände seien eine Rückkehr zu mittelalterlichem Aberglauben, meint Esfeld. Und genau das trifft für Schulzwang zu, nicht seit 2020, sondern seit Generationen! Es gibt keine Alternativen zum ‚Schultanz‘. Alle machen gezwungenermaßen mit. So ist es gar nicht möglich, schulische und außerschulische Erfolge miteinander zu vergleichen, geschweige denn welche zu prüfen, um die beste aller Varianten herauszufinden.

Gefördert wird fraglos das lukrative und staatlich anerkannte Schulzwangsmodell. – Ihre Urteilskraft haben Eltern an den Nagel gehängt, weil sie dem Aberglauben aufgesessen sind, Pädagogen wüßten alles besser, was ihre Kinder betrifft. Das staatliche Bildungsmonopol sei als Zwangsapparat gerechtfertigt und Skepsis gefährde das Kindes- und Volkswohl, glauben sie. Doch tatsächlich gefährdet sind durch Skepsis lediglich staatlich garantierte, stattliche Einkommen von Lehrerschaft und Beamtentum. Öffentlich geäußerte Skepsis beschwört deshalb den Zorn des Volksgeistes, des Systems und seiner Betreiber herauf. Also ‚tanzen‘ alle mit. So wie Michael Esfeld es mit seinem Buch beabsichtigt, „Zivilcourage […] zu fordern, um auf den Weg von Wissenschaft und Rechtsordnung zurückzukehren“, so sind Eltern aufgefordert, sich auf ihre ursprünglichsten und lebenserfüllenden Erziehungspflichten, gemäß deutschem Grundgesetz (GG Art. 6.2 a) der Eltern „zuvörderste Pflicht“, zurück zu besinnen. Die Schweizer Bundesverfassung (BV) erwartet von jedem Bürger, daß er alles unternehme, andern nicht zur Last zu fallen (Art. 6). Damit wird lediglich festgehalten, was der Mensch natürlicherweise tut, wenn er nicht daran gehindert wird. – Welcher Vater oder welche Mutter erinnert sich nicht an Szenen, als ihr Zweijähriger ihnen helfen wollte, die Einkaufstasche zu tragen oder beim Verrichten von Alltagsarbeiten zu helfen? Doch wir Erwachsenen (Experten!) wissen unsere Kleinen zu frustrieren: „Nein das kannst du nicht, nein das darfst du nicht!“

Und so gibt es dann sogenannte Schulgesetze, die nicht nur verhindern, daß Eltern ihre hauptsächlichsten Pflichten gegenüber ihren Kindern wahrnehmen. Mittels Schulzwangs-Paragraphen sehen sie sich gezwungen, die ihnen zur Erziehung anvertrauten Kinder zwecks staatlicher Zwangsbeglückung an die Schule abzutreten, in günstigeren Fall mindestens ihre alltägliche Eltern-Tätigkeit staatlichen Kontrollen zu unterstellen. Im Kapitel „Jenseits von Corona: der neue Totalitarismus“ erwähnt Esfeld, wie es möglich wurde, alltägliche Aktivitäten „so darzustellen, als ob sie das Wohlergehen anderer Menschen gefährden würden“, was zur „Umkehr der Beweislast“ (S. 60) führt. Jede Erziehungsmaßnahme von Eltern z.B. kann als Gefährdung des Kindes gelten, solange nicht bewiesen ist, daß das Wohl des Kindes nicht gefährdet ist. Angewendet auf die staatliche Schulaufsicht heißt das: Eltern sind stets potentielle Gefährder ihrer Kinder. Weder Mitschüler noch staatlich geprüfte Lehrkräfte und Sozialtherapeuten, Bildungsexperten, Behörden, Staatsanwälte und Richter können ein Kind gefährden. Letztere beanspruchen, gültig und in jedem Fall besser als Eltern beurteilen zu können und zu müssen, daß einem Kind Schaden entsteht, wenn es, vom Schulzwang verschont, der Sorge der Eltern anbefohlen bleibt. Wer sich weigert, am ‚Schul-Tanz‘ teilzunehmen, wird mit Zwangsmaßnahmen belegt und ausgeschlossen, bzw. mit Bußen und Polizeimaßnahmen eingedeckt, bis er sich – zum Schaden aller letztlich – dem Willen der Monopolisten beugen wird oder auswandert. Nicht nur psychisch-geistiger Schaden wird in Kauf genommen, kein materieller Aufwand zu Lasten der Allgemeinheit wird gescheut. Ob all diese Maßnahmen sinnvoll und zielführend seien, kann wie beim ‚Corona-Tanz‘, deshalb nicht überprüft werden, weil eben Regentanz Regen herbei beschwört. Angelehnt an den oben erwähnten Buchtitel „Land ohne Mut“ sind Länder ohne Mut Länder behördlichen Mutwillens. Das Buch „Land ohne Mut“ ist eine Aufforderung zu Zivilcourage. Eingeschlossen in dieser Forderung ist der Aufruf an Eltern, das eigene Urteilsvermögen einzuschalten, kritisch zu erkunden, was Schule unsern Kindern antut, und durch mutige Selbstanhandnahme des Lebens ihren natürlichen Pflichten nachzukommen. Eltern, laßt uns den ‚Schultanz‘ beenden!


Selbstempfehlung: „Kinder gehören den Eltern, nicht dem Staat! – Natürliche Elternschaft vs. staatlicher Schulzwang“ (Rudolf Schmidheiny, BoD, 2023).

Rezension von Ulrike Felber in: Aufbruch 2/2023, S. 26f. (https://www.gemeindehilfsbund.de/fileadmin/Aufbruch/Aufbruch_2_2023.pdf)

Rudolf Schmidheiny, 13. Juli 2023

autor@schmidheiny.plus.com

Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 26. Juli 2024 um 4:00 und abgelegt unter Allgemein, Gesellschaft / Politik.