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„Herr, sprich nur ein Wort!“ Predigt über Matthäus 8,5-13

Samstag 20. Mai 2023 von Pfr. Ulrich Hauck


Pfr. Ulrich Hauck

Liebe Gemeinde,

die Geschichte vom römischen Hauptmann in Kapernaum hatte schon begonnen, bevor Jesus nach Kapernaum kam. Der Hauptmann wäre niemals spontan auf Jesus zugegangen, hätte er nicht vorher bereits von Jesus gehört. Da müssen Menschen gewesen sein, die von Jesus wussten und ihr Wissen nicht für sich behielten, sondern es weitergaben. So kam die Nachricht über Jesus auch ans Ohr des Hauptmannes der feindlichen Besatzungsmacht.

Und die Nachricht von Jesus muss überzeugend gewesen sein. Der Hauptmann spürte, hier geht es nicht um allgemein-religiöse, spirituelle Fragen, sondern hier ist einfach Hilfe für mich. So bekam er Mut, bei passender Gelegenheit selbst auf Jesus zuzugehen. Wir kennen die Menschen nicht, die mit dem Hauptmann gesprochen hatten, und wir wissen auch ihre Namen nicht. Aber das ist auch gar nicht wichtig. Entscheidend ist auch nicht, dass einmal unsere Namen in irgendwelchen Biografien und Geschichtsbüchern auftauchen, sondern entscheidend ist vielmehr, dass Eure Namen im Himmel geschrieben sind.

Und ebenso ist entscheidend, dass auch wir Übermittler, Botschafter und Zeugen von Jesus sind, damit auch heute Menschen wie der Hauptmann zu Jesus finden. Die entscheidende Stunde kam bald. Jesus kam nach Kapernaum, dorthin, wo ein Mensch auf ihn wartete und seine Hilfe suchte. Deshalb kam Jesus überhaupt in diese Welt, um für alle da zu sein, um für alle zum Retter zu werden. Der Hauptmann erkannte seine Chance. Er trat aus dem Hintergrund heraus, in dem er eben noch mit allen anderen Zuschauern stand. Er ging in den Vordergrund, direkt auf Jesus zu. Ein mutiger Schritt, ein alles entscheidender Schritt! -Denn so hoffnungsvoll diese Geschichte begonnen hatte, sie hätte auch gleich wieder traurig enden können – etwa so: »Als Jesus nach Kapernaum kam, zog es den Hauptmann bis zu Jesus; er kam auch ganz dicht in Jesu Nähe; aber er wagte nicht den Schritt in den Vordergrund, heraus aus der Menge, hin zu Jesus. So kam die ersehnte und notwendige Verbindung mit Jesus leider nicht zustande.«

So hätte es laufen können – und so läuft es auch tatsächlich oft. Auch heute noch. Aber so sollte es nicht laufen. Es hilft uns eben wenig, dass wir die Botschaft von Jesus vernehmen, vielleicht sogar sehr eindrücklich und überzeugend vernehmen – wenn wir danach bei irgendwelchen frommen Eindrücken ohne Entscheidung stehen bleiben. Eine Verbindung mit Jesus kommt so nicht zustande. Aber genau die brauchen wir. Verbindung bedeutet sich zu binden. Verbindung und Bund sind derselbe Wortstamm. Sich zu binden bedeutet, einen Bund einzugehen. Jesus bietet jedem Menschen einen solchen Bund an. Das Neue Testament ist die neue Bundeszusage Gottes für dein Leben. Nimmst Du diesen Bund an? Bekennst Du Dich zu Jesus? Verbindest Du Dich mit dem Retter und Heiland der Welt?

Der Hauptmann handelte vorbildlich, er ließ sich nicht aufhalten, er ging vertrauensvoll direkt auf Jesus zu. „Kyrie!“ „Herr!“ So redet der Hauptmann Jesus an. Denn er weiß, wenn mir einer helfen kann, dann ist es Jesus. Er erkennt in seinem Innersten: In ihm ist der lebendige Gott für mich da. Und ich kann zu ihm kommen, wie ich bin. Ihm unterstelle ich mich, ihm traue ich alle Hilfe zu, auch in dieser Sache, in der kein Mensch helfen konnte. Die Anrede „Herr“ wäre unaufrichtig, hätte sie nicht diese praktische Konsequenz – auch bei uns! Wer Jesus als „Herr“ anspricht, der bekennt sich zum HErrn über Himmel und Erde.

Wer sich zu dem Herrn Jesus Christus ehrlich bekennt, der rechnet im Alltag und in allen Dingen fest mit ihm. Genau so tritt der Hauptmann zu Jesus. Als Soldat, wie er es gelernt hat, nennt er ohne Umschweife seine Not. Voller Vertrauen sagt er, was ihm Sorge macht und ihn umtreibt. Eine so schlichte Sache ist es mit dem Beten: einfach Jesus alles hinlegen, was einem auf dem Herzen liegt. Genauso offen, direkt und vertrauensvoll, wie der Hauptmann Jesus seine Not vor die Füße legt, dürfen und sollen wir es tun.

Dass es sich in diesem Fall um die Krankheit seines Knechtes handelt, die der Hauptmann zu seiner eigenen Not macht, ist besonders eindrucksvoll. Das ist mehr als die heute oft beschworene soziale Gesinnung, das hier ist wahre Solidarität. Es wäre für uns als „Christliche Vereinigung Südpfalz“ doch schön und hilfreich, wenn wir die Fürbitte verstärkt praktizieren. Indem wir uns immer mehr kennenlernen, gegenseitig Anteil nehmen an unserem Leben und füreinander beten. Füreinander im Gebet vor den „Herrn“ treten. Fürbitte füreinan der und darüber hinaus.

Jesus hört den Hauptmann an und nimmt dessen Not auf sein Herz: Ich will kommen und ihn gesund machen. Jesus, der gekommen ist „zu suchen und zu retten, was verloren ist“, er ist auch bereit, in das Haus des Heiden zu kommen. Das ist für einen gläubigen Juden eigentlich unmöglich; denn er würde sich mit dem Schritt in das Haus eines Heiden selber verunreinigen. Für Jesus aber gibt es kein Hindernis, wenn sich ein Mensch voller Vertrauen an ihn wendet. Diese Zusage von Jesus „Ich will kommen und ihn gesund machen“ überwindet den Hauptmann völlig: So sehr nimmt Jesus mein Anliegen auf sein Herz? Mit einer solchen Liebe nimmt er mich, den Heiden, an? Er ist sogar bereit, unter mein Dach zukommen?

Wie reagiert nun der Hauptmann? Versucht er nun schnell alles vorzutragen und vorzubereiten, um sich als würdiger Gastgeber zu zeigen? Nein. Im Gegenteil! Der Hauptmann bezieht sich nicht auf seine Leistung, seine Verdienste, seine Stellung oder sonst irgend etwas. Er spürt genau, dass das alles in der Gegenwart Jesu nicht passt. Er vertraut allein darauf, dass Jesus der „Herr“ ist und helfen kann und will. Jesus hat die Macht und die Vollmacht dazu. Und der Hauptmann antwortet: „Sprich nur ein Wort!“ So kennt es der Offizier aus seinem militärischen Bereich. Und er folgert daraus: Wenn ich als Befehlshaber schon Macht über Menschen habe, wie viel mehr wird dann Jesu Wort bewirken, was es besagt, auch gegenüber der Krankheit! Der Hauptmann rechnet fest damit, dass allein schon das Wort Jesu Vollmacht hat, dass es wahr und wirksam ist. „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!“ – Welch ein Bekenntnis! Welch ein Vertrauen! Welch ein Glaube! Und Jesu sprach zu dem Hauptmann: „Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde. Der Hauptmann erlebt ein Wunder. Das wunderbare Eingreifen Gottes in die Dinge dieser Welt. Jesus hat die Not gewendet. Der Hauptmann bildet sich das nicht ein, sondern er steht vor einer Tatsache. Er hatte daran auch keinen Zweifel, dass sein Knecht tatsächlich gesund wurde. Er musste sich nicht erst mit seinen eigenen Augen davon überzeugen.

Die Erfahrung der Hilfe Gottes ist die Antwort auf den Glauben. Wir hätten es ja von Natur aus gerne anders herum: erst wollen wir überzeugende Beweise sehen, dann würden wir auch glauben. Das wäre aber gar kein Glaube in dem Sinne, dass ein Mensch zu 100 Prozent Gott vertraut und ihm alles zutraut. Glaube heißt JA zu sagen zu dem Bund Gottes. Glaube heißt, sein Leben ganz an Jesus Christus zu binden. Glaube heißt, alles von Gott zu empfangen, im Wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.

Wer so glaubt, vertraut Jesus und seinem Wort und daraufhin macht er dann viele Glaubenserfahrungen. Das können solche Heilungen sein, wie der Hauptmann sie erlebt hat. Das können auch ganz andere Erfahrungen sein, wie Gott Dich leitet und begleitet in deinem Alltag. Das kann auch die Glaubenserfahrung sein, dass Gott mit Dir leidet, bei Dir ist und Dich trägt, durchträgt, ja mit Dir geht in Deine Krankheit und auch in Dein Sterben. Das Ziel des Glaubens ist ja nicht ein möglich gutes Leben für 80 Jahre auf dieser Erde. Das Ziel des Glaubens ist doch die Verbindung mit Jesus Christus. Das Vertrauen und Bekennen, dass er das Beste ist, was Dir hier auf Erden geschehen kann. Und wenn hier auf Erden Deine Verbindung mit ihm beginnt, dann wirst Du auch in Ewigkeit mit Jesus verbunden sein. Dann wirst auch Du aus Krankheit, Leid, Sünde und Tod auferstehen in das himmlische Reich Gottes hinein.

Wenn Du bereit bist, Dein ganzes Leben Jesus anzuvertrauen, alles mit ihm zu teilen, Freud und Leid, dann wirst Du wundervolle Glaubenserfahrungen erleben. Sage doch keiner, beim Christsein ginge es nur um blindes Fürwahrhalten von Glaubenssätzen. O nein. Denn ein Leben mit Christus ist voller Glaubenserfahrungen! Vielleicht erfahren wir dies deswegen zu wenig, weil wir Gott zu wenig zutrauen und ihn auch zu wenig bitten, weil wir denken, die eigentliche Hilfe liege doch in der Hand des Menschen. Vielleicht nehmen wir von Gottes Hilfe in unserem Leben auch zu wenig wahr, weil wir mehr auf das schauen, was wir gerne hätten, aber zu wenig auf das, wie, wohin und wozu uns Gott im Leben so oder so führt.

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Hauptmann machte eine wundervolle Glaubenserfahrung. Und er wusste genau, wem er die Hilfe zu verdanken hat, auch wenn andere Leute vielleicht von „Zufall“ oder von „Durchhaltewillen des Patienten“, vom „tüchtigen Arzt“ oder von „erfolgreicher Pflege“ sprachen. Jesus hat alle Macht im Himmel und auf Erden – das gilt im heutigen naturwissenschaftlichen Zeitalter ebenso wie vor 2.000 Jahren. Und Jesus interessiert sich nicht nur für unsere Seele! Er ist der Heiland für Geist, Leib und Seele und der Herr über jede Not.

Liebe Gemeinde,

Jesus hat die Haltung des heidnischen Hauptmanns als „Glauben“ bezeichnet. So ist christlicher Glaube. Daran sollen wir uns orientieren. Wir brauchen uns von der Not nicht erdrücken zu lassen; denn der Helfer ist größer als die Not. Wir dürfen unserem Herrn all unsere Not vor die Füße legen, und wir können seinem Wort völlig vertrauen. Dass nun gerade ein Außenseiter Jesus in so vorbildlicher Weise gegenübertrat und diese hohe Anerkennung durch Jesus erfuhr, ist für uns Vorbild und Mahnung zugleich. Bitten wir um den Heiligen Geist wie um das tägliche Brot; bitten wir, dass wir ja nicht unser Vertrauen wegwerfen und das Kostbarste verlieren würden und vor dem heidnischen Hauptmann beschämt dastehen. Denn schon zu den erwählten Israeliten hat Jesus gesagt: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Bitten wir also darum, dass wir dem Herrn vertrauen wie jener Hauptmann in Kapernaum. Und das insbesondere je länger und je mehr wir von Jesus Christus wissen. Und bleiben wir auch offen für die Überraschungen Gottes. Für seine Überraschungen in unserem Leben. Aber ebenso offen für seine Seelsorge und Heil-sorge an den Vielen, die heute noch draußen stehen. Und seien wir bereit, wenn er uns an seiner Seelsorge beteiligen möchte und Menschen durch uns zu ihm führen will. Damit noch viele einstimmen in das vertrauensvolle Bekenntnis des Hauptmanns von Kapernaum: „HErr, sprich nur ein Wort.“

Amen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 20. Mai 2023 um 9:07 und abgelegt unter Predigten / Andachten.