Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

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Erbe und Auftrag. Was wir von Pastor Heinrich Kemner lernen können.

Sonntag 31. Juli 2022 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Im 30. Jahr nach der Gründung des Gemeindehilfsbundes (in den ersten Wochen ‚Gemeindenotbund‘) ist ein Innehalten und Gedenken an den Gründer Pastor Heinrich Kemner angebracht. Was war das Geheimnis seines gesegneten Wirkens? Was verdanken wir ihm im Gemeindehilfsbund? Was sollten wir unbedingt von seinem geistlichen Erbe festhalten? Aus der Fülle der Erinnerungen, seines Wirkens und seiner Veröffentlichungen wähle ich sieben Erbstücke aus, die uns zur eigenen Standortbestimmung und in unserem Auftrag helfen können, angefochtenen Menschen geistlich, theologisch und seelsorgerlich zu helfen, insbesondere im Gemeindehilfsbund.

Zuerst möchte ich das Weihegebet in Erinnerung rufen, dass Heinrich Kemner bei der Gründung des Bundes am Reformationstag 1992 gesprochen hat. Es hat durchaus testamentarische Bedeutung und ist in meinen Augen ein wichtiger Schlüssel zum Verstehen der nun 30jährigen Geschichte des Gemeindehilfsbundes. Die Gebete der Glaubensväter wiegen schwer, und sie erfüllen sich, wenn sie in Vollmacht gesprochen wurden. Dass der Bund bei allen Rückschlägen und Widerständen bis jetzt seinen Dienst ungehindert tun kann, gewachsen ist und in diesem Sommer eine neue Leitung bekommt, das ist nicht menschliches Verdienst, sondern eine Erhörung dieses Weihegebets, und das macht demütig und dankbar.

„Der Herr ist mein Licht, er ist mein Licht und ist mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten, der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Lebendiger Herr, Vater, Sohn, Heiliger Geist, in deinem heiligen Namen, in der Kraft deiner Gottverlassenheit, o Christus, deiner Höllenfahrt, in dem Siegel, Vater im Himmel, das du uns gegeben hast, in der Auferstehung, in der leibhaftigen Auferstehung Jesu, in der Gewissheit, dass er wiederkommt, dass er uns nicht verlassen wird, dass alles Geburtswehen sind, wie du gesagt, zum Ziele hin, in dieser Gewissheit, Herr, weihe ich in diesem Augenblick den Notbund in deinem hochgelobten Namen. Ich weihe ihn, Herr, dass du ihn fruchtbar machst für unsere Kirche, für unser Volk, dass es nicht Allotria wird, sondern Halleluja, dass Krelingen beglaubigt wird von dir, bei allen Schwächen und Gebrechen. Ich danke dir, dass du mich nicht verworfen hast vor deinem Angesicht, dass du deinen Heiligen Geist nicht von mir genommen, und so weihe ich den Notbund in diesem Augenblick als Anstoß zu einer ewigen Bewegung in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir. Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Amen“ 

 

 

 

 


Heinrich Kemner in Linz 1986

1.)

Unbedingt festhalten vom Erbe Heinrich Kemners müssen wir sein an Luther, Kierkegaard und Bezzel orientiertes Menschenbild. Der Mensch hat keinen guten Kern, so wie es der Humanismus meint. Er ist und bleibt im Tiefsten ein Sünder, der sich selbst mehr sucht als den Nächsten und Gott. Auch der Christ muss sich immer wieder, wenn er ehrlich ist, in seiner „stinkigen Selbstverliebtheit“ ertappen. Nur in der Glaubensgemeinschaft mit Jesus Christus hat er die Chance, von sich selbst frei zu werden. Und nur der von sich selbst erlöste Mensch wird frei, wirklich für Gott und den Nächsten zu leben. Dieses Menschenbild ruft geradezu nach einer erwecklichen Verkündigung, denn nur dort, wo Christus in Vollmacht als Erlöser gepredigt wird, kann ihn der Mensch im Glauben ergreifen und so in die doppelte „Freiheit eines Christenmenschen“ hineinkommen. Die besteht bekanntlich nach Luthers Reformationsschrift von 1520 in der Freiheit von allen inneren und äußeren Knechtungen durch den Glauben an Christus und in der Freiheit für den Dienst am Nächsten aus der Kraft der Liebe. Glaube und Liebe, das sind die beiden Koordinaten des neuen Lebens, das Christus seinen Nachfolgern schenkt. Dieses Menschenbild ist weder pessimistisch noch optimistisch, sondern realistisch, denn es sieht den Menschen, wie er ist, in seiner ganzen Durchdrungenheit vom sündigen Egoismus, und es rechnet gleichzeitig mit der realen Gegenwart des auferstandenen Christus, der sich im Predigtwort und im Sakrament offenbart. Kemner schätzte Luther sehr, wie er ja auch oft vom Reformator sprach als von dem „größten Sohn, den eine deutsche Mutter je geboren hat“.

2.)

Aus dem paulinisch-lutherischen realistischen Menschenbild resultiert das Eigenbild der Christen, das sie besonders dann brauchen, wenn sie andere Menschen für Christus gewinnen möchten. Als Christen sind wir begnadigte Sünder und dürfen wissen, dass wir durch Gottes Gnade und Beistand dem Sog der Sünde widerstehen können. Wir bleiben aber Sünder, und diese Tatsache muss sich in unserem Selbstbewusstsein abbilden. Deswegen hören wir bei Heinrich Kemner die dringende Empfehlung, wenn wir Weltmenschen mit dem Evangelium erreichen wollen, „auf der Sünderbank“ Platz zu nehmen. Damit ist gemeint, dass wir uns als Christen nicht für besser halten und uns nicht selber „einen Heiligenschein aufsetzen“. Öfters erzählte Kemner von seinen evangelistischen Einsätzen auf der Hamburger Reeperbahn, wo er die „letzte Reihe“ suchte und eine „rote Schlägermütze“ aufsetzte. Hinter diesen Formulierungen stehen wichtige Erkenntnisse. Wir erreichen die Menschen nur, wenn wir uns ihnen „ausliefern“ (so Kemners Ausdruck), d.h. wenn wir ihnen gegenüber auch unsere eigenen Schwächen zugeben und äußern. Wenn wir ein perfektes Menschsein vorspielen und auf eigene Lebenserfolge oder auf unser Können hinweisen, bauen wir unsichtbare Mauern auf und verlieren den Zugang zum anderen. Christen sollten „keine unnatürliche Heiligkeit, sondern eine geheiligte Natürlichkeit“ widerspiegeln. Der Glaube macht „aus einem Spatz keine Nachtigall, sondern einen echten Spatzen“. Der Gemeindehilfsbund kommt nicht umhin, die gesellschaftlichen und innerkirchlichen Entwicklungen zu analysieren und kritisch zu kommentieren, aber es darf kein überheblicher Unterton mitschwingen und in jeder Kritik muss ein „Mitleiden mit der Not des anderen“ erkennbar sein.

3.)

Heinrich Kemner war kein Intellektverächter oder „Denkmuffel“. Gern zitierte er z.B. Sören Kierkegaard, dessen komplette Werke in seiner Bibliothek standen und dessen christliche Philosophie er bestens kannte. Kemners Buch „Christus oder Chaos“ (1959) zeugt wie kaum ein anderes von seiner intellektuellen Begabung. Auch dies gehört zu seinem Erbe, dass die Christen – in jedem Fall die Verkündiger – die geistigen Strömungen ihrer Zeit kennen und einordnen sollten. Niemand sollte ihnen Denkträgheit vorwerfen können. Aber bei aller intellektuellen Kompetenz wurde Kemner nicht müde, auf die Begrenztheiten und die Verführbarkeit des menschlichen Verstands hinzuweisen. Dieser könne zwar aus sich heraus durchaus „dialektische Wahrheiten“ entwickeln, d.h. in sich stimmige, aber von variablen Voraussetzungen abhängige Teilwahrheiten, aber nicht die nur durch den Heiligen Geist zugängliche Christuswahrheit. Die Skepsis Kemners gegenüber dem Verstand kommt in dem von ihm oft gebrauchten Ausspruch zum Vorschein, dass man „mit dem Intellekt alles erklären, alles beweisen und alles entschuldigen“ könne. In dieser Definition wird ähnlich wie in Luthers Wort von der „Hure Vernunft“ deutlich, dass die menschliche Rationalität keineswegs so frei und unabhängig ist, wie sie sich selbst einschätzt, sondern zutiefst vom Herzen, also vom Persönlichkeitszentrum des Menschen gesteuert wird. Solange das Herz nicht im Glauben an Christus zur Liebe zu Gott und den Nächsten befreit ist, bleibt der Verstand gefangen in den Befangenheiten des eigenen Ich. Es bedarf deswegen immer wieder einer großer Anstrengung und ernsthafter Gebete, wenn man Weltmenschen die Geheimnisse des Reiches Gottes nahebringen will. Jesus hat Gleichnisse erzählt, Paulus ist den Griechen ein Grieche geworden (vgl. 1 Kor 9,21), und auch wir sollten uns in den oft ideologisch verengten Denkhorizont unserer Zeitgenossen hineinversetzen, wenn wir ihnen Gottes Wort und Willen weitersagen wollen. Und dazu müssen wir ihn kennen.

4.)

Die Theologie Heinrich Kemners ist christozentrisch und ewigkeitsorientiert. Er liebte das Kierkegaard-Wort „Die einzige Neuigkeit der Erdentage ist der Ewigkeit Anfang in Jesus Christus“. Wie er es schon in seinem theologischen Erstlingswerk „Christus oder Chaos“ ausgeführt hatte, erkannte er im Sohn Gottes nicht nur die Mitte der Geschichte und Heilsgeschichte, sondern auch die Umwertung aller irdischen Werte und die große Chance für eine komplette Neuausrichtung des Menschseins. Dass der Mensch durch Christus die Ewigkeit gewinnt, zieht sich wie ein roter Faden durch Kemners gesamte Verkündigung und literarische Tätigkeit. Dabei meint Ewigkeit keine endlose Zeit, sondern eine eigenständige Kategorie der Wirklichkeit. Durch Christus wird der Mensch in eine neue, vom lebendigen Gott bestimmte Wirklichkeit versetzt. Seine Maßstäbe verändern sich. Weltliche Güter und Gaben, die Anerkennung durch Menschen, Macht und Einfluss, sexuelle Erfüllung, Leidensscheu – all das Irdische tritt zurück gegenüber der Erkenntnis Christi. Wer nach menschlicher Anerkennung strebt, kann auf Kemners Wort hören: „Wir leben nicht im Urteil der Menschen, sondern im Urteil Gottes.“ Wer gebunden ist an fehlgeleitete Sexualität und ehebrecherisches Verhalten, dem gilt seine warnende Stimme: „Willst du wegen ein paar Lustsekunden deine Ewigkeit aufs Spiel setzen?“ Wer nicht vergeben kann, findet in Kemners Theologie die Erkenntnis, dass Gott ihm selber in ungleich höherem Maß durch Christus vergibt und er deswegen auch seinem Nächsten vergeben kann. Im gelebten Glauben an den Sohn Gottes verändert sich auch der Blick auf das eigene Tun, dessen Wert wir oft genug überhöhen. „Ewigkeitswert hat nur das Geschenkte, nicht das Gewollte“. Diese Erkenntnis Heinrich Kemners ist sehr ernüchternd, aber heilsam. Wie schnell beginnen wir, uns auf unsere Leistungen etwas einzubilden und sind bekümmert, wenn sie niemand würdigt. Da hilft der „Blickwechsel“, von dem Kemner oft sprach. Paul Gerhardt hat ihn auf seine unnachahmliche Weise formuliert: „An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd, was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.“ Dass nur das Geschenkte bleibenden Wert hat, ist keine Erkenntnis Kemners. Die Bibel drückt das folgendermaßen aus: „Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“. (Eph 2,10)

5.)

Ausgehend vom Wort Hermann Bezzels: „Evangelische Heiligung heißt Grundsätzen dienen“ hat Heinrich Kemner großen Wert darauf gelegt, dass der Protestantismus grundsatztreu bleibt bzw. wieder wird. Den ethischen Schwenk in der evangelischen Kirche von einem klaren Nein zur Abtreibung hin zu einer indirekten Mitbeteiligung durch das Ausstellen sogenannter Beratungsbescheinigungen konnte er ebenso wenig nachvollziehen wie die Öffnung evangelischer Pfarrhäuser für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und evangelische Trauungen bzw. Segnungen solcher Verbindungen. Auch die Öffnung des gemeindeleitenden Hirtenamtes für die Frau in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts sah er kritisch. In all diesen Entwicklungen sah er die Grundsatztreue der evangelischen Kirche aufgegeben. Als 1992 in Hamburg die weltweit erste evangelisch-lutherische Bischöfin gewählt wurde, hielt Heinrich Kemner die Zeit für einen deutlichen Protest für gekommen und rief zur Gründung des Gemeindehilfsbundes (zunächst Gemeindenotbund) auf. Seine Devise lautete „Auftreten“ statt „Austreten“. Die Grundsatztreue drückt sich bis heute in der Satzung des Gemeindehilfsbundes aus, wo es in §2 gleich am Anfang heißt: „Der Verein verfolgt christliche Ziele im Sinne der reformatorischen Bekenntnisschriften. Er setzt sich innerhalb der evangelischen Landeskirchen im Sinne der Grundordnung für die uneingeschränkte Autorität der Heiligen Schrift für Lehre und Leben in Kirche und Gemeinde ein.“ Heinrich Kemner sprach öfters von der „Entelechie“, wenn er das innere Gesetz meinte, das sich in einem Menschenleben oder auch in der Entwicklung einer Gruppe von Menschen verwirklicht. Nimmt man diese Definition zum Maßstab, gehört es zweifellos zur Entelechie des Gemeindehilfsbundes, dass er angesichts der eben genannten Entwicklungen in der evangelischen Kirche unbeirrt an der Lehre der Apostel festhält.

6.)

Mit der Ausrufung im Mai 1992 und der Gründung des Gemeindehilfsbundes am Reformationstag 1992 wollte Heinrich Kemner einen Weckruf in die evangelische Kirche schicken. „Es ist die Stunde da, vom Schlaf aufzuwachen. Wir wollen in einer weithin toten Kirche, die in der Gefahr steht, vom Feind verführt zu werden, Hinweis sein auf den Herrn. Die Zeit ist da. Wir sollten uns jetzt sammeln zur Schar der Gläubigen, die endlich aus der Zersplitterung herauskommen und in den Auftrag hineinfinden, den anderen zu helfen“. „Die leidende Wahrheit in der Nachfolge Jesu darf nicht schweigende Wahrheit sein“ („Gemeinde Jesu hat Zukunft“, Infoblatt des Gemeindehilfsbundes). Da er die geistliche Not nicht nur in seiner lutherischen Kirche sah, sondern viel allgemeiner, führte er in einer seiner letzten Bibelarbeiten aus: „Wir müssen jetzt ein Dach bauen, das aber nicht unser Bekenntnis auflöst, wir bleiben lutherisch. Wir bleiben in den Bekenntnissen, aber wir überbewerten sie nicht…Die Bekenntnisse sind auf Abbruch gebaut. Zum Herrn hin, zum Schauen hin“ („Gedenkt eurer Lehrer“ Hebr. 13,7 – Pastor Heinrich Kemner1903-1993, Broschüre des Gemeindehilfsbundes, 2. Aufl. 2006). Die „Weitschaft“, ein weiteres Lieblingswort Kemners, hilft dazu, den Blick auf die Nachfolger Jesu in den verschiedenen Konfessionen, und das bedeutet auf den geistlichen „Leib Christi“ zu finden. „Der Hirte ist größer als die Hürde“. Dementsprechend haben sich heute im Gemeindehilfsbund Christen nicht nur aus den lutherischen Landeskirchen, sondern auch aus anderen Konfessionen gesammelt. Aber bei aller Bemühung um eine Sammlung der Gläubigen war sich Kemner durchaus darüber im Klaren, dass es einer besonderen Gnade Gottes bedarf, wenn es in einer Kirche, die in ihrer Liberalität festgefahren ist, zur geistlichen Erneuerung kommen soll. „Nur wenn Gott es als Anstoß zu einer ewigen Bewegung beglaubigt, kann ein Glaubenswerk Anstoß und Korrektur für die Kirche sein.“

7.)

Die geistliche Not der Kirche zu erkennen und an ihr zu leiden, darin war Heinrich Kemner bis zu seinem Heimgang 1993 ein Vorbild, und er bleibt es. Dabei sah er die Nöte des Glaubensabfalls nicht nur im Abweichen von der apostolischen Ethik, sondern vor allem in der Unfähigkeit der Kirche, den Menschen dabei zu helfen, ihre Lebensprobleme bei Jesus Christus abzuladen. „Die Not der Kirche ist die mangelnde Seelsorge, daran geht sie kaputt.“ Doch so sehr Kemner als Pastor der Hannoverschen Landeskirche für eine Rückkehr der Kirche zu Bibel und Bekenntnis eintrat, im Tiefsten lebte und arbeitete er für das geistliche Mündigwerden der Gemeinde. Insofern war er ein basisorientierter Theologe. Unvergesslich sind seine Predigten und Bibelarbeiten, durch die er den einzelnen Christen „wetter- und zukunftsfest“ machen wollte. „Die Gemeinde braucht die Kraft, in der letzten Zeit mit Christus im Hurenhaus zu leben“. Über diese Aussage habe ich oft nachgedacht. Ebenso über das Wort: „Die Gemeinde Jesu lebt von den verlorenen Siegen“, das hinter dem vorläufigen Scheitern christlicher Arbeit immer noch göttliche Verheißungen sieht. Ganz ähnlich das Wort: „Unsere Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten“. Auch solche Aussagen gehören zu Heinrich Kemners geistlichem Erbe und Auftrag. Das Wort über die Existenz im Hurenhaus ist prophetischer Natur. In dem Maße, in dem unsere Gesellschaft die göttliche Stiftung der Ehe von Mann und Frau mit Füßen tritt und die ungebundene Sexualität propagiert, wächst die Verführung auch für die Nachfolger Jesu. Eine Flucht aus der Welt ist kaum möglich, weil Internet und Smartphone überall präsent sind. Aber Gott inständig um Kraft zu bitten, gerade auch für die Jugend, in diesen Anfechtungen zu bestehen, das ist jedem möglich. Und dann die „verlorenen Siege“. Damit meint Kemner die selbstverschuldeten und die unverschuldeten Niederlagen im Leben als Christ. Immer wenn wir aufgrund unseres Glaubens Verkennung, Schmähung und Ablehnung erfahren, wenn trotz unserer Gebete und Einsprüche die Lügen und Gottlosigkeiten triumphieren, wenn Christen vor dem Zeitgeist kapitulieren und faule Kompromisse schließen, wenn das Antichristentum auf dem Vormarsch ist, dann soll uns das zur Demütigung dienen. „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren“ (Luther). Unser Glaube soll dann geprüft und geläutert werden. Alles muss uns zum Guten dienen, sagt Paulus in Römer 8. Wir sind geistliche Könige, und alles muss uns dienen, sagt Luther in der „Freiheit eines Christenmenschen“. Wir müssen in diesen Anfechtungssituationen lernen, uns zum letztlichen Sieg unsres Herrn hindurch zu glauben. Dann werden wir erleben, dass er das Heft immer in der Hand hatte und tatsächlich aus den scheinbaren Niederlagen Siege macht. Ich wünsche allen Lesern dieser Erinnerung an Heinrich Kemner, dass sie in diesem Sinn noch viele Siege erleben.

Quelle: AUFBRUCH. Informationen des Gemeindehilfsbundes (Juli 2022)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 31. Juli 2022 um 14:10 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Seelsorge / Lebenshilfe, Theologie.