Predigt über 2. Mose 13,20-22: Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Montag 11. Juli 2022 von Prädikant Thomas Karker
Worauf kommts an, wenn ich eine Zugreise durchs Land antrete? Brauche ich da ein Sachbuch über das Kochen? Damit kann ich erfahren, wie man einen guten Spätzleteig macht. Man nehme 300gr Mehl, der Schwabe leihe sich dann 3 Eier und gebe 150 ml Wasser dazu. Die zähe Masse wird ins Wasser geschabt. Aber das ist doch ein Schlag ins Wasser, wenn es um Abfahrts- und Ankunftszeiten geht. Spätzle sind hier fehl am Platz. Worauf kommts an, wenn ich eine Zugreise durchs Land antrete? Brauche ich ein Lehrbuch übers Sternegucken? Damit kann ich lernen, wie man Sternbilder erkennt. In der Ekliptik liegt der ganze Tierkreis. An Adler, Schütze, Wassermann sollen künftige Vorkommnisse vorhergesagt werden. Aber das ist doch ein reiner Witz, wenn es um Umsteige- und Zielbahnhöfe geht. Wer nach den Sternen schaut, guckt in den Mond.
Was brauche ich, wenn ich eine Zugreise durchs Land antrete, wenn es um Regio und ICE Züge geht? Ganz schlicht und einfach einen Fahrplan, ein Kursbuch. Darin finde ich den Weg, darin finde ich das Ziel. Darin finde ich alles, was ich zur Reise wissen muss. Für die Zugreise durchs Land brauche ich einen Fahrplan, und für unsere Lebensreise auch.
Was ist das für ein Irrsinn, um die künftigen Geschehnisse zu erfahren verrät uns zwar das Kochbuch manche kulinarischen Geheimnisse, aber mehr nicht? Was ist das für ein Schwachsinn, am in die Sterne zu gucken, um die Zukunft vorherzusagen? Einen Fahrplan braucht man und dieses gibt’s hier bei Mose.
Manche meinen, es sei ein Tagebuch des Mose, der dem mächtigen Pharao respektlos entgegengetreten ist und die Freiheit des versklavten Volkes verlangt hat. Das ist es auch, aber es ist mehr. Manche meinen, es sei das Erinnerungsbuch der Kinder Israel, das nach 430 Jahren Sklaverei mit Sack und Pack und Mann und Maus aus Ägypten ausgezogen ist. Das ist es auch, aber es ist mehr. Manche meinen, es sei ein Geschichtsbuch des jüdischen Volkes, das über den unvergessenen und bis heute gefeierten Exodus berichtet. Das ist es auch, aber es ist mehr.
Das Mosebuch ist das Kursbuch der Gemeinde Gottes. Darin finden wir unseren Weg. Darin finden wir unser Ziel. Darin finden wir alles, was wir für unsere Lebensreise wissen müssen. Also lassen wir uns von diesem Buch den Kurs angeben.
1. Ortsangabe – Sukkot:
Das Zelten ist des Christen Lust,
das muss ein schlechter Jünger sein,
dem niemals fiel das Zelten ein.
Sukkot bedeutet soviel wie „Zelte“, „Lager.“ Sie wohnen also nicht mehr in festen Häusern. Planen spannen sich über ihren Köpfen. Der Wind pfeift durch die Lagerstadt. Ich kann mir das richtig vorstellen. In der Frühe bläst es zum Aufbruch. Zeltpflöcke werden herausgerissen, Teppiche zusammengerollt, Kisten verpackt und Tiere beladen. Dann geht der Zug los. Und abends kommt das Signal zum Lagern. Tiere werden entladen, Kisten ausgepackt, Teppiche ausgerollt und Zeltpflöcke eingeschlagen. Die Marschierer kommen zur Ruhe, aber nur für eine Nacht. Am nächsten Morgen derselbe Trompetenstoß und am nächsten Abend dasselbe Haltesignal Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr um Jahr. Sie sind heimatlos. Sie sind unterwegs. Sie sind immer im Aufbruch. Das Volk Gottes existiert zwischen gestern und morgen.
Dabei ist es keine Wanderlust, die sich in ihrer Brust regt. Die Golfregion ist wahrlich kein Wandergebiet. Es ist auch kein Unternehmergeist, der sie so mobil macht. Ölgeschäfte gibt es noch nicht zu tätigen. Es ist erst recht kein Fernweh, das sie immer weitertrieb. Nein, der Herr zieht los. Der Herr befiehlt den Marsch. Der Herr macht sie zu Wanderern zwischen zwei Welten. Das Volk Gottes ist Auszugsgemeinde, und dabei bleibt es.
Schon zu Sukkoth ging die wunderbare Führung des Herrn los, sie wichen schon jetzt rechts ab, von der geraden Straße, welche sie durch das Philister Land innerhalb 12 bis 14 Tagen bis nach Kanaan geführt hätte. Auf diesem Wege wären keine Berge zu überwinden, keine heulende Wüste zu durchwandern, und kein Meer wäre ihnen im Wege gewesen. Wenn sie selbst die Wahl gehabt hätten, würden sie die einfache Straße eingeschlagen haben, aber der Herr führte sie, und so ging’s oft gegen die Vernunft. Nur so haben sie Gottes Güte und Treue in vielen Erfahrungen kennengelernt.
Ihr wisst, dass es zwei Wege zur Ewigkeit gibt. Der eine ist breit und da gehen viele darauf, aber der führt zur Verdammnis. Der andere, der ist schmal, auf den kommt man nur durch eine enge Pforte, der führt zum Leben und der wird von wenigen gefunden.
Der Weg, den Christen geführt werden, ist oft ganz anders, als sie sich das gerne wünschen. Hätten wir zu bestimmen, so würde dieser Weg für sie einfach und gemütlich, und keine demütigenden Dornen oder gar Leiden. Des Herrn Weg geht anders. Er macht zunichte, was etwas ist, damit er alles in allem sei. Man verliert nach und nach sogar sein eigenes Leben, und damit auch alle eigene Kraft, und es heißt dann: An deiner Gnad‘ allein ich kleb‘. Wie groß wollten die Jünger werden, wie klein wurden sie aber! Nur so haben sie Jesus verherrlicht.
Auch wenn wir in festen Häusern wohnen, auch wenn wir Ziegeldächer über den Köpfen haben, auch wenn kein Wind durch die Fugen pfeift, in der Frühe des Tages brechen wir auf und abends suchen wir unser Lager: Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr um Jahr. Wir sind heimatlos. Wir sind unterwegs. Wir sind immer im Aufbruch. Gemeinde Jesu existiert zwischen gestern und morgen. Dabei ist es wahrlich keine Wanderlust, die uns weitermarschieren lässt. Zu gerne wären wir an manchen Plätzen und Orten geblieben. Es ist wahrlich kein Unternehmergeist, der uns so unruhig macht. Zu gerne hätten wir Augenblicke und Stunden festgehalten. Zu gerne würden wir das Altern und Abschiednehmen einfach vergessen. Aber der Herr zieht los. Der Herr befiehlt den Marsch. Der Herr macht uns zu Wanderern zwischen zwei Welten. Den Rucksack auf der Schulter.
Paulus sagt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich nach dem, was vorne ist“. Da mögen wir in einer Stadt aufgewachsen, gelebt, alt geworden sein, so gilt doch: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Da mögen wir die Uhr anhalten und zum Augenblick sagen: „Verweile doch, du bist so schön!“ so gilt doch: „Ein Tag, der sagts dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit“. Sicher hat das französische Lied recht: Partir c‘est mourir en peu, Abschiednehmen ist ein bisschen Sterben, aber weil der Herr losschickt, will ich mich darein schicken. Sukkot meint: Der Herr zieht los.
Der Weg zum himmlischen Kanaan ein ein ganz anderer, als die Vernunft es vermutet. Es geht nach Ps. 32: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst.“ Wenn ein Einheimischer die Kinder Israel von Raemses nach Sukkoth, von da nach Etham und von da sogar nach Hachirot ziehen sah, der musste sie für unsinnig halten. Der hätte gerufen: „Halt! Links abbiegen!“ Aber nein, Gott befahl den Umweg durch nach Kanaan, denn es ging immer weiter von der gebahnten Straße ab in die Wüste. Und werden nicht Jesusnachfolger oftmals als Narren angesehen, weil sie nicht von dieser Welt sind und nicht nach dem Mainstream der Welt handeln.
In Sukkoth haben sie noch vom mitgenommenen Vorrat aus Ägypten gelebt. Sie brauchten noch nicht so völlig im Glauben zu leben. Aber dieser Vorrat war bald verbraucht und was dann? Im Anfang des Christentums kann man gewöhnlich noch viel selber. Petrus gürtete sich, so lange er jung war, selbst und ging, wohin er wollte; später aber musste er seine Hände ausstrecken, und ein anderer gürtete ihn und führte ihn, wohin er nicht wollte. Später hören wir keine so großen Töne mehr, wohl aber sagt er: „Haltet fest an der Demut!“ Das eigene Können verliert und verzehrt sich, wie Israels ägyptischer Vorrat, je länger je mehr.
Ach, liebe Gemeinde, wie wirst du im Glauben leben müssen, wenn du erst in die Wüste kommst, wo nicht einmal Wasser ist! Doch der Herr ist mit dir, und das ist genug. So wirst du endlich auf die Frage: Habt ihr je Mangel gehabt? antworten: Herr, keinen!
2. Ortsangabe – Etham:
Gott weiß, zu dir geht stets mein Sinn,
Doch jetzt zieht mich’s nach Etham hin!
Etham hat mehrere Bedeutungen:
Erste Bedeutung: „Grenzfeste“. Sie leben also nicht mehr innerhalb gesicherter Grenzen. Der Weg geht hinaus in unbekanntes Land. Wüste beginnt. Sie wissen, was das bedeutet. Wüste heißt Durst. Im Sand versickert das Wasser. Die Feldflaschen werden bald leer sein. Wüste heißt Hunger. Im Sand wächst kein Getreide. Brotbeutel werden bald leer gegessen sein. Wüste heißt Hitze. Im Sand brennt die Sonne. Die Leute werden bald die Flügel hängen lassen. Wüste heißt Orientierungslosigkeit. Im Sand verwehen die Wege. Die Anführer werden bald nach Auswegen suchen. In dieser wasserlosen, kargen, heißen, unwegsamen Wüste sind sie verloren, wenn, ja wenn ihr Herr nicht mitzieht.
Und Gott zieht mit, am Tag in einer Wolkensäule und bei Nacht in einer Feuersäule. Sie sind nie allein. Sie sind in ständiger Begleitung. Sie sind immer in seiner Nähe. Das Volk Gottes existiert in seiner Gegenwart. Nun brauchen sie keinen fadenscheinigen Optimismus: „Auf jeden Dezember folgt wieder ein Mail“ Nun brauchen sie keinen gefährlichen Aberglauben: Das Hufeisen am Wagen bringt nichts. Der Herr marschiert mit. Der Herr bleibt bei seinen Leuten. Das Volk Gottes ist unter besonderen Schutz gestellt. Dabei bleibt es.
Diese Säule ist ein Vorbild Christi im AT
1.) Er schützt uns durch sein stellvertretendes Leiden. Er hat uns durch sein Blut mit Gott versöhnt und der bußfertigen Sünder wird vor allem bewahrt vor der göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, die hat er in Jesus. Unter dem Schatten seiner Flügel war David. Was ist bei großer Sonnenhitze lieblicher und erquicklicher, als ein kühler Schatten?
2.) Sie ist ein Bild für Jesu königliches Amt, denn so wie er leitet, schützt er sie auch gegen die sie umgebenden Gefahren, „denn der Herr behütet dich, der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts;“ dass dir keine Gefahr schaden kann. „Du leitest mich,“ sagt Asaph, „nach deinem Rat.“ Unser Wille soll sterben, damit der Seinige in uns lebe.
Unter des Herrn Leitung geht es gut, aber auch unter keiner andern. Unter derselben geht es bald leichter, bald schwerer, bald so, bald anders, bis man dem Herrn sein Herz gibt und sich seine Wege gefallen lässt.
3.) Übrigens hatte die Wolkensäule 2 Eigenschaften: Licht und Dunkelheit. Dies sind die zwei Naturen die Jesus hatte. Seine göttliche und menschliche Natur, sowie den Stand seiner Erniedrigung und Herrlichkeit. Das hatten sie immer vor Augen. Der Hebräer ruft uns zu: Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Ohne die Säule wussten sie weder Weg noch Steg. Und wie wüssten wir, ohne Jesu Licht, einen Weg, um mit Gott versöhnt zu werden, um die Gerechtigkeit zu erlangen, die vor ihm gilt, und von aller Ungerechtigkeit erlöst zu werden? Wie wollten wir zurecht kommen, wenn er nicht denen erscheinen würde, die in Finsternis und Todesschatten sitzen. Dass er Erkenntnis des Heils, das ist die Vergebung unserer Sünden. Das er unsere Füße auf den Weg des Friedens leitet? Herr, bleibe deshalb bei uns und leite uns mit deinem Rat, weil wir den Weg nicht wissen.
Diese Wolkensäule wies sie dann von Sukkoth nach Etham. Hier begann die furchtbare Wüste, an deren Eingang Etham lag. Hätten sie von da nach menschlichem Ermessen weiter ziehen dürfen, so wäre es am klügsten gewesen, sich nach links zu halten, weil sie da nichts mit dem roten Meer zu tun gehabt hätten. Aber sie mussten rechts aufs rote Meer zu. Ps. 77,14: „Gott dein Weg ist vollkommen!“ Wie wunderbar! Sollte denn menschliches Wissen und Können so gar nichts gelten und ihnen nichts, als der Herr und der Glaube an ihn übrig gelassen werden? Ach, es sollte noch ärger kommen, denn noch hatten sie Mundvorrat. Aber, wenn nun auch der aufgezehrt war? Dann wusste ja niemand Rat, als Gott allein; und wer kommt wohl gern in solche Umstände?
Auch wenn wir in gesicherten Grenzen wohnen, müssen wir immer wieder hinaus in unbekanntes Land. Vieles wird Wüste sein. Hunger werden wir haben, Hunger nach Leben. Durst werden wir haben, Durst nach Liebe. Hitze werden wir erleiden, Hitze im Geschäft und im Privatleben. Orientierungslosigkeiten werden uns zu schaffen machen, in der großen Politik und im eigenen Leben. In der Wüste der Welt sind wir verloren, wenn der Herr nicht mitzieht. Aber Jesus zieht mit. Wohl haben wir keine Wolkensäule mehr, aber wir haben den, der in einer Wolke gen Himmel fuhr und auf den Wolken des Himmels wiederkommen wird und gesagt hat: „Ich bin euch alle Tage“. Wohl haben wir keine Feuersäule mehr, aber wir haben den, der im Geist, zerteilt wie von Feuer, zugesagt hat: „Mein Geist soll unter euch sein“. Wir haben es nicht schlechter als die Israeliten, sondern besser. Wort und Sakrament sind unsere beiden Säulen. Wer die Bibel liest und zum Abendmahl geht, und beides sollten wir uns wieder ganz fest vornehmen, der hört und schmeckt es: Du bist nicht allein. Du bist in ständiger Begleitung. Du bist immer in Gottes Nähe.
Da mag die Sonne stechen, es wird seine Sonne sein. Da mag Dunkelheit hereinbrechen, es wird seine Dunkelheit sein. Da mag der Sturm toben, es wird sein Sturm sein. Auf dem Weg in das Morgen wird uns nichts zugemutet werden, woran er sich durch seine Gegenwart nicht beteiligt. Dein Weg ist vollkommen! „Es kann mir nichts geschehen, als was er hat ersehen, und was mir nützlich ist.“ Der Herr zieht mit Ihnen. Der Herr marschiert neben Ihnen. Der Herr bleibt bei Ihnen. Sie müssen ihm nur auf den Fuß folgen. Etham meint: Der Herr zieht mit.
Zweite Bedeutung: vollkommen, aufrichtig.
Das Evangelium bietet die Vollkommenheit an und zwar haben wir alles in Christus; denn „Ihr seid vollkommen in ihm, also dass ihr keinen Mangel habt.“ Es ist nicht bloß Vergebung aller Sünden, sondern noch viel mehr. Es ist eine übermäßige Vollkommenheit, so dass Luther sagen kann: Ich weiß nicht, wo ich mit aller der Gerechtigkeit hin soll, die ich habe in Christo Jesu. Die Seele kann sich so in ihrer Vollkommenheit in Christo Jesu erblicken, dass sie nicht nur rühmen kann: mir sind meine Sünden vergeben, sondern sagen kann: was fehlet mir noch? ich habe nie irgend eine Sünde begangen noch gehabt. Ich habe einen Gehorsam geleistet, wogegen die Unschuld Adams im Paradies nichts und die Heiligkeit der Engel ein Schatten ist. Nichts habe ich mehr zu tun. Ich bin schon längst gestorben und wieder auferstanden; ja, ich bin schon längst im Himmel, wenn gleich jetzt nur noch im Glauben auf Hoffnung, wo, wenn ich mich ansehe, nichts zu hoffen ist . . .“ So kann eine Seele reden, die in Etham, in der Vollkommenheit, wohnt.
Etham: Vollkommenheit auch im Blick auf meinen Weg, auch wenn es der Umweg ist. Das ist nicht der kürzeste Weg von West nach Ost. Die endlose Karawane aus Mensch und Tier schlägt einen großen Bogen. Der Treck wird umgeleitet. Mose und seine Stabsleute mögen den Kopf geschüttelt haben: Warum denn solch ein Umweg, wenn es einen Schnellweg, nämlich die viel begangene Handelsstraße zwischen ägyptischem Nildelta und palästinensischer Küstenebene gibt? Warum denn so ein Zick-Zack-Kurs, wenn eine Directissima vorhanden ist? Warum den solch eine Zeitverschwendung, wenn es auch viel kürzer geht? Sie können nicht wissen, dass Gott sie vor dem Kriegsgebiet der Philister bewahren will. Sie müssen beim Glauben bleiben: Der Herr führt an, der Herr zieht voran. Der Herr gibt die Richtung an, und dabei bleibt es. Ps. 77,14: „Gott dein Weg ist vollkommen!“
Wir haben auf diese Führung zu achten, auch wenn wir immer wieder den Kopf schütteln: Warum dieser Umweg in meinen Leben? Eigentlich wollte ich Arzt werden, und jetzt bekomme ich keinen Studienplatz. Es ist alles so sinnlos. Warum dieser Zick-Zack-Kurs in meinem Leben? Eigentlich wollte ich eine Familie gründen, und jetzt tappe ich allein durchs Leben. Ich kann nicht mehr. Warum denn diese Zeitverschwendung in meinem Leben? Eigentlich wollte ich meinen Beruf ausfüllen, und jetzt jagt eine Krankheit die andere. Ich bin am Ende.
Alle, die mit diesem „Warum“ durchs Leben ziehen, müssen es neu hören: Wenn der Herr voranzieht, dann ist es immer der richtige, der vollkommene Weg. Auch der Umweg ist Gottes Schnellweg. Auch die Umleitung ist Gottes Leitung. Auch die durchkreuzte Straße ist Gottes Kreuzstraße. Nur auf ihr werden wir vor Schrecken bewahrt und zum richtigen Ziel geleitet. Von Sukkot nach Etham meint immer: Der Herr zieht voran.
Von dem großen römischen Feldherrn Caesar las ich, dass er auf vielen Märschen, die er führte, seinen Soldaten niemals den Befehl gegeben hat: Ite! Geht! Caesar schickte seine Leute nicht in den Kampf, sondern er ging ihnen voran, und sie folgten ihm. Sein Kommando lautete stets: Venite! Kommt! Auch unser Herr schickt uns nicht mit einem Ite weiter. Er zieht los. Er zieht mit. Er zieht voran. Er ruft mit väterlicher, liebender, werbender Stimme: Kommt! Einer, der es gehört hatte, machte sich auf und sang: „Jesus, geh voran auf der Lebensbahn! / Und wir wollen nicht verweilen, / dir getreulich nachzueilen; / führ uns an der Hand / bis ins Vaterland. Das ist der richtige Kurs.
Amen
Prädikant Thomas Karker, Predigt in Apenburg, 10.7.2022
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 11. Juli 2022 um 17:41 und abgelegt unter Predigten / Andachten.