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„Seelenprügel“

Sonntag 12. Januar 2020 von Verantwortung für die Familie e.V.


Verantwortung für die Familie e.V.

Kleinkinder werden in Krippen „eingeschüchtert, gedemütigt, zurückgewiesen, beleidigt, erpresst, feindselig behandelt, verängstigt, ausgegrenzt, lächerlich gemacht, bedroht, isoliert und ignoriert. Ihre kindlichen Bedürfnisse und Rechte werden damit massiv missachtet, und sie bekommen mit Sicherheit nicht jenes emotionale Gerüst, das sie für ein rundum gesundes und emotional stabiles Aufwachsen brauchen“, schreibt die Pädagogin Dr. Ballmann in ihrem Buch „Seelenprügel“ – so bezeichnet sie seelische Gewalt – und beschreibt Betreuungsalltage aus ihrer Beratungserfahrung von mehreren hundert Kitas. „Diese Seelenprügel“ – so führt sie weiter aus – „beeinflussen sowohl die kindliche Entwicklung als auch das Erleben, Verhalten und die psychische Gesundheit im Erwachsenenalter.

Viele vertrauensvolle und besorgte Eltern geben ihre Kinder tagein, tagaus in diesen Organisationen ab, die sie als Orte des Vertrauens ansehen. Sie begeben sich in ihren beruflichen Alltag und fühlen sich beruhigt. Sind überzeugt, dass das Liebste, was sie haben, sich in bester Obhut befindet.“

Vor allem in den ersten Lebensjahren ist aber das Gehirn in seiner Entwicklung auf eine anregende und fürsorgliche Umgebung angewiesen, die Neugierde und das Lernen fördert. Stress und Ängstigungen wie oben dargestellt sind dagegen Gift für die kindliche Entwicklung.

Welche Folgen emotionale Vernachlässigung in den ersten Lebensjahren haben kann, zeigen weitere neue Studien: Frühkindliche Deprivation und Stress behindern die Gehirnentwicklung mit negativen Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter.

„Wie kann man nur so dumm sein?“, „Aus Dir wird nie etwas!“, „Du lernst das nie!“, bekommen viele Kinder noch immer von der Kita bis zur Schulzeit zu hören. Wie ermutigend wirkt das wohl auf die eigene Lern- und Anstrengungsbereitschaft, wenn solch niederschmetternde Entmutigungen immer wieder auf Kinder und Heranwachsende herunterprasseln? Eigene Selbstzweifel aber haben Auswirkungen auf das Lernverhalten: Wer glaubt, „da kann man eh nichts machen“, der macht auch nichts. Wenn aber Kinder, „Schüler und Studenten davon überzeugt sind, dass man an Herausforderungen wachsen kann, weil das Gehirn sich ändern kann, und dies auch permanent tut – es lernt eben -, dann sind sie eher in der Lage, diese Herausforderungen auch tatsächlich zu meistern“ (Spitzer). „Wie sich Schüler ändern, wenn sie lernen, dass das Gehirn ‚wie ein Muskel‘ funktioniert“, hat Prof. Spitzer in dem Aufsatz „Mentale Stärke – eine gute Idee“ dargestellt. Wie sehr Ermutigung und Förderung sich auf den Lernerfolg auswirken, belegen immer wieder auch die PISA-Studien: Die Qualität der Lehrer bestimmt den Schulerfolg!

Krippenstress aber bremst die Intelligenzentwicklung nicht nur bis ins Teenageralter, sondern darüber hinaus und verursacht zudem hohe Sozialkosten: Bis zu 17.000 € pro Kind können für Krankenkassen und Steuerzahler zusätzlich entstehen infolge kitabedingter unsicherer Bindungen an ihre Eltern: Kosten aufgrund vermehrter späterer Verhaltensauffälligkeiten mit notwendiger Erziehungsberatung und Therapien, Heim- oder Klinikaufenthalten sowie Schulförderung bis hin zur Suchtberatung. Je sicherer die Bindung an die Eltern ist, umso geringer aber fallen diese Kosten aus.

Die Zunahme der Ganztagsversorgung verursacht nicht nur Ausbaukosten -allein bis 2022 weitere 5,5 Mrd. € -, sondern auch Folgekosten durch vermehrte Inanspruchnahme der öffentlichen Jugendhilfe: Deren Ausgaben stiegen in den vergangenen 10 Jahren von 2008-2018 um 108 % (!) auf mehr als 51 Millionen € jährlich (DSTATIS). Bildungsministerin Karliczek fordert nun Sprachtests bereits für Kita-Kinder, da 20 % der 15-Jährigen nicht sinnverstehend lesen könnten.

Aufgrund zunehmender Verhaltensprobleme der Kinder wurden Erziehungshilfen – bei einem jährlichen Zuwachs von 2% – in 2018 erstmals in mehr als einer Million Fällen in Anspruch genommen (DSTATIS). Eine Kindeswohlgefährdung wurde – bei einem Anstieg von 10% (!) – in 2018 bei mehr als 50 000 Kindern und Jugendlichen festgestellt (DSTATIS): Unsicher gebundene Eltern tragen eigene Probleme häufig auch an ihren Kindern aus.

Da das Familienministerium aber die jetzige außerfamiliäre und bindungsferne Betreuungsquote der 0-2-Jährigen bis 2030 zu verdoppeln plant, lässt sich erahnen, welche Kostenlawinen und Lawinen seelischer Erschütterungen uns noch bevorstehen. „Woher all die Engel nehmen?“, lautete bereits 1971 ein Leitartikel der Chefredakteurin in der FAZ über Warnungen von Christa Meves in ihrem Buch „Manipulierte Maßlosigkeit“ (42.Aufl.).

Eine sichere Bindung an ihre Eltern bietet Kindern – unabhängig von der sozialen Schicht – andererseits das erforderliche Rüstzeug für die Erfordernisse des Lebens: Sicher gebundene Kinder haben seltener psychische Probleme und können besser mit Konflikten umgehen.

Der Staat sitzt derzeit auf einem Investitionsstau von mehr als 30 Milliarden Euro – und kann das Geld nicht ausgeben, schreibt das Handelsblatt. Sehr gewinnbringend wäre ein Teil des Geldes wohl in Familien investiert: Mehr Eltern könnten dann ihre Kinder kitafrei bindungssicher erziehen und Millionen an sozialen Folgekosten für Therapien und Jugendhilfe ließen sich einsparen. Vor allem aber könnten viele Kinder in eine seelisch unbelastere Zukunft hineinwachsen.

Quelle: Verantwortung für die Familie e.V.
Newsletter 1/2020
http://www.vfa-ev.de

 

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 12. Januar 2020 um 21:45 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.