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Zwischen Dialog und Dressur

Freitag 24. August 2007 von Dr. Hans-Peter Raddatz


Dr. Hans-Peter Raddatz

Zwischen Dialog und Dressur

Neben dem Kopftuch gibt es kaum ein Thema, das im „Dialog mit dem Islam“ höhere Wellen schlägt als der Bau von Moscheen, die Deutschland und Europa in ein „Land des Friedens“ verwandeln sollen. Nicht ohne Nachdruck verbreitet hier eine Lobby von „Referenten“, „Beauftragten“ und sonstigen „Experten“ im Auftrag ihrer Institutionen – Partei, Stiftung, Universität, Justiz, Kirchen, Medien – die Botschaft der islamischen „Toleranz“, der die Westgesellschaft stetigen „Respekt“ zu zollen hat.

Dies sichert auch die islamische Seite selbst ab, die nicht nur mit Öl und Geld überzeugende Argumente vorweisen kann. Wie die türkische Ditib der Bundeskanzlerin unlängst verdeutlichte, sind es auch die islamischen Vertretungen, von denen die Sicherheit der Bundesrepublik abhängt. Kein Wunder, dass die deutsche Islamlobby inzwischen auch die Aufgaben einer „Dressurelite“ erfüllt, die das Geschäft der anderen Seite erledigt. Der Begriff der Dressurelite kommt aus der US-Politikwissenschaft. Er bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der hierzulande geforderte und geförderte „Dialog“ mit dem Islam kein Instrument der Diskussion, wohl aber der Volkserziehung ist.

Mithin wird verständlich, warum sich hier eine Über-Institution gebildet hat, die Widerstände gegen ihre Dressur als „Islamophobie“ abwehrt. Diese Strategie, die man auch „Demophobie“ nennen kann, weil sie das „Volk“ als „rassistischen Stammtisch“ darstellt, hat sich eindeutig gelohnt. In Bezug auf die Errichtung von Gebetsräumen seit 1970 ist die „schweigende Mehrheit“ allein in Deutschland fast 3000 mal durch die immer gleichen Dressurreifen der „Toleranz“ und „Religionsfreiheit“ gesprungen.

Trotz polit-medialen Meinungsdrucks beginnt sich die Kunde zu verbreiten, dass Moscheen keine „Gotteshäuser“ sind, die vergleichbar mit Kirchen der Religionsfreiheit unterlägen. Sowohl nach der arabischen Wortbedeutung – „Ort der Niederwerfung“ – als auch traditioneller Interpretation zufolge ist die Moschee weder ein sakraler Ort noch überhaupt zwingend notwendig, weil die Muslime ihrer Gottheit überall huldigen können.

Da Allah seinen Anhängern den koranischen Auftrag zur totalen Mission erteilt hat, ist im islamischen Diskurs daher auch von der „Welt als Moschee“ die Rede. Die Funktion der realen Moschee weitet sich also vom Gebetsraum und profanen Kulturzentrum auf die stetige Expansion aus, wie ihre Eroberernamen und wachsenden Netzwerke deutlich machen.

Im Zentrum der Aktivitäten steht das Freitagsgebet, das die politisch-rechtliche Herrschaftsdoktrin Allahs verkündet, und als einziges obligatorisch und nur den Männern vorbehalten ist. Kaum weniger wichtig sind die Aufgaben der Moschee als Ort der Kampfplanung und -ausbildung sowie als Waffenlager – Funktionen, die keineswegs historische Relikte, sondern konkrete Wirklichkeit in Deutschland und Europa sind.

Zweifler mögen die Muslime selbst oder auch Staatsschützer befragen, auf deren Warnsignale die dialogische Leitelite kaum achtet. Im Gegenteil: Ein interessantes, aktives Beispiel lieferte das deutsche Außenministerium, das 2004 die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden gegen die staatsfeindlichen Umtriebe der Berliner Al-Nur-Moschee unterband.

Den aufgeregten Debatten, die vor einiger Zeit um die Großmoschee in München, derzeit in Köln und nun erneut auch wieder in Frankfurt geführt wurden und werden, kann die Dressurelite gelassen begegnen. Nach ihrer Erfahrung hat sich allein der uralte Nasenring des „Rechtsradikalismus“ bestens bewährt, soweit es um die Wirkung ihrer Kommandosprache und die Disziplinierung der Öffentlichkeit geht.

In diesem Kontext lässt sich eine so kuriose wie effiziente Tretmühle beobachten, ein Hamsterrad der interkulturellen Erfolgsjagd, in dem die „Referenten“ um die Palme der Islamgunst wetteifern. Dabei ist es vor allem auch die verfassungsrechtliche „Religionsfreiheit“ (Artikel 4 GG), welche die Scharia, das politische Recht Allahs, als zukünftige Leitkultur installiert. Insofern kann kaum ausbleiben, dass die Privilegien der Selbstjustiz, die das wachsende Moscheen-Netz ausbreitet, billigend in Kauf genommen werden. Wer auch dies bezweifelt, braucht nur die jüngste Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Hamburg zu den aggressiven Inhalten des Koran zu konsultieren.

Danach lehnt sich ein muslimischer Straftäter „nicht aus mangelnder Rechtsgesinnung gegen die staatliche Rechtsordnung auf“, sondern „er fühlt die Verpflichtung, hier dem höheren Gebot des Glaubens zu folgen“. Solches muss zu einem „Zurückweichen des Strafrechts“ führen, wenn der Konflikt zwischen Rechtspflicht und Glaubensgebot „den Täter in eine seelische Bedrängnis bringt, der gegenüber sich die kriminelle Bestrafung als eine übermäßige und daher seine Menschenwürde verletzende soziale Reaktion darstellen würde“.

Bleibt der politische Wille derart vom Minderheitsinteresse beeinflusst, wird sich auch die Missachtung der Wählermehrheit verstärken, die schon längst als „Stammtisch“ abqualifiziert wird und kaum politische Alternativen hat. Wer wollte da „islamophob“ bleiben und bezweifeln, dass sich die Moschee zum Hort einer neuen „Demokratie“ entwickelt? Ein großer Schritt des guten Willens wurde bereits mit dem „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober getan, der den „nationalen Feiertag“ allmählich ersetzen kann.

FRANKFURTER NEUE PRESSE vom 24.08.2007

Hans-Peter Raddatz ist Orientalist, Volkswirt und Systemanalytiker. Er vertrat viele Jahre die Nahost-Interessen internationaler Unternehmen.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 24. August 2007 um 20:50 und abgelegt unter Allgemein, Weltreligionen.