Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Predigt über 2. Tim 1,7-10

Montag 29. Oktober 2007 von Pfr. Stefan Gresing


Pfr. Stefan Gresing

Predigt über 2. Tim 1,7-10

Ein Bischof einer Freikirche wurde am Telefon gefragt: „Ich habe gehört, bei Ihnen muß man keine Kirchensteuer zahlen – was kostet denn bei Ihnen die Mitgliedschaft in Ihrer Kirche?“ Der Bischof überlegt und antwortet dann kurz und präzise: „Das Leben – Ihr Leben!“ Von dem Gegenüber in der Leitung hat der Bischof nichts mehr gehört.

Was kostet es mich, Christ zu sein? Was lasse ich es mich kosten, zu Jesus Christus gehören zu wollen? Das sind ernste, wenn nicht sogar beunruhigende Fragen. Fragen, die wohl auch damals im Gespräch standen. Paulus schreibt an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern leide dich mit dem Evangelium wie ich nach der Kraft Gottes, der uns hat selig gemacht und berufen mit seinem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesu Christi, der dem Tode die Macht hat genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium…“

Liebe Gemeinde, wir hören, daß Paulus diese Worte aus dem Gefängnis geschrieben hat. Eigentlich hätte er doch allen Grund, seinen jungen Mitarbeiter zu warnen: „Laß bloß die Finger davon! Du siehst ja, wozu es führen kann, wenn man sich darauf einläßt, ein Zeuge von Jesus zu sein. Mich hat es ins Gefängnis gebracht.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert: Die Botschaft von Jesus Christus, von seinem stellvertretenden Leiden und Sterben für uns und von seiner Auferstehung am Ostermorgen ist und bleibt ein Fremdkörper auf der Welt. Christen werden belächelt, verspottet, abgelehnt oder auch um ihres Glaubens willen verfolgt. Besonders jetzt auch in China, das sich jetzt auf die Ausrichtung der nächsten Olympischen Spielen vorbereitet, und in ganz vielen muslimischen Ländern.

Aber das Gegenteil ist der Fall: Paulus warnt nicht, sondern ermutigt den Timotheus. Er fordert ihn heraus; er lädt ihn ein, alles für Jesus einzusetzen, sich nicht zu schämen. Wie ist das mit uns, schämen wir uns manchmal unseres Glaubens? Ob wir das Tischgebet lieber unterlassen, wenn andere dabei sind, ob wir unsere christliche Überzeugung lieber nicht in die Diskussion einbringen, weil wir dann als Gesprächspartner vielleicht nicht mehr ernstgenommen würden. Oder ob wir uns zu Christen stellen, die öffentlich kritisiert werden. Paulus ermutigt zum Durchhalten des Bekenntnisses, auch wenn es möglicherweise in Leiden hineinführt. Wenn man nur auf die Anfeindungen und Bedrängnisse blickt, kann einem schon der Mut verloren gehen, darum wollen wir heute auf die Möglichkeiten schauen, die Gott uns schon geschenkt hat. Gott hat uns seinen Geist gesandt. Was ist das für ein Geist?

Wir Menschen haben einen uns angeborenen „Geist der Vorsicht“: Bevor ich mir die Finger verbrenne, lasse ich das heiße Streichholz fallen. Und wenn es darum geht, daß man sich beim Glauben „die Finger verbrennen“ kann? Dann setzt bei uns von Natur aus der Geist der Vorsicht ein – nur nicht in Gefahr geraten! Paulus entlarvt diesen ansonsten nützlichen Geist hier, er sagt: es ist nicht der „Geist der Vorsicht“, der uns dann leitet, sondern der „Geist der Furcht“, nicht der Geist der Zurückhaltung, sondern der Geist der Feigheit. Da mag der Unterschied gar nicht so groß sein, aber die Folgen gehen oft in die entgegengesetzte Richtung. Gottes Geist aber ist anders: Es ist ein Geist der Kraft. Nicht so, daß wir nie wieder kraftlos würden. Auch Christen erfahren Schwachheit. Aber der Geist der Kraft weist uns an den Gott, der alle Möglichkeiten hat, läßt uns mit Gottes Kraft rechnen. Es ist ein Geist der Liebe, es ist Jesu Geist. Dieser Geist macht uns ihm ähnlich. Er hilft uns, niedergeschlagene Menschen wieder aufzurichten, Verwundete zu heilen, Verirrte freundlich auf den Weg zurückzubringen. Es ist ein Geist der Besonnenheit, der Nüchternheit, der uns auch in verwirrenden Verhältnissen den Durchblick schenkt – den Durchblick hin zu Gott. Der uns in Auseinandersetzungen ruhig und gelassen bleiben läßt und der uns hilft, daß wir mit anderen – auch nach bitteren Verletzungen – neu beginnen können. Diesen Geist schenkt Gott nicht nur ausgewählten besonderen Heiligen, sondern jedem, der an ihn glaubt. Entdecken wir doch die Möglichkeiten, die Gottes Geist uns schenkt – und leben wir mit ihm.

Denn er ist es doch, der uns selig gemacht hat durch das Evangelium und der uns berufen hat zu diesem Dienst. Und das alles ist gekommen durch Jesu Erscheinen als Sohn Gottes in unserer Welt. Er ist der, den der Tod nicht halten konnte, er ist der, der dem Tod die Macht genommen hat. Das weiß und bekennt Paulus aus seinem Gefängnis. Und er ahnt, daß seine Gefängniszelle die Todeszelle ist. Aber gerade in dieser Zelle wird ihm das Osterlicht zum Hoffnungszeichen. Das Evangelium von Jesu Auferstehung reißt ihn heraus aus aller Resignation und Angst, aus aller Trübsal und Mutlosigkeit. Der Ruf meines Herrn und seine Berufung enden nicht an der Schwelle des Todes, sondern halten mich in Ewigkeit fest. Gott wird das Leben und ein unvergängliches Wesen auch bei jedem, der zu Jesus gehört, ans Licht bringen. Leben wir aus dieser Hoffnung? Sind wir von diesem Ziel geprägt?

Lassen Sie mich mit einem Beispiel aus der Geschichte die Predigt beenden: Als 1815 der englische General Wellington mit anderen europäischen Verbündeten in der Schlacht von Waterloo den französischen Kaiser Napoleon endgültig besiegt hatte, sollte das Ergebnis der Schlacht mit Hilfe von Lichtsignalen über den Kanal geschickt werden. Auf der anderen Seite des Kanals wurden die ersten Zeichen empfangen: “Wellington besiegt…“ so entzifferte man in England und es brach große Niedergeschlagenheit aus. Doch das war noch nicht die ganze Nachricht, dann wurde auch noch der zweite Teil übermittelt: „…den Feind“, und sofort wich die Sorge dem Jubel: „Wellington besiegt den Feind!“

So sagt es auch Paulus: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen! Jesus ist stärker – und mit diesem Herrn dürfen wir leben. Amen

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 29. Oktober 2007 um 11:14 und abgelegt unter Predigten / Andachten.