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Stellungnahme des Lutherischen Konvents zur Arbeitshilfe „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ (2015)

Freitag 24. Juni 2016 von Lutherischer Konvent im Rheinland


Lutherischer Konvent im Rheinland

Die von verschiedenen Ausschüssen ohne Beteiligung des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste oder gar der Vereinten Evangelischen Mission entworfene Arbeitshilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) sieht wohl, daß schon im Alten Testament Gottes Gnade „auf das Heil aller Menschen zielt“, möchte aber selbst „theologisch entscheiden, auf welche Traditionen der Bibel wir in der heutigen Situation den Schwerpunkt legen wollen“ (S.11). Anstatt dem universalen Heilswillen und Missionsauftrag Jesu gehorsam zu entsprechen, maßt man sich damit eine Entscheidungsfreiheit an, die Christen nicht zusteht.

Mit Beispielen aus der Kirchengeschichte, „wie Mission schrecklich mißverstanden…und mit schlimmster Gewalt verbunden“ (S.14) wurde, die sämtlich der mittelalterlich-katholischen Verquickung von Religion und Macht entstammen und von der Reformation durch den Grundsatz „sine vi, sed verbo“ (CA 28) im Sinne der Zwei-Reiche-Lehre und der gewaltfreien, liebevollen Mission Jesu und der Apostel korrigiert wurden, deutet man den klaren Auftrag Jesu: „Lehret alle Völker und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl.Geistes“ (Mt 28,19) um. Es gehe ihm „nicht um eine Bekehrung“, sondern um den „Aufbau heilender und versöhnender Gemeinschaften“, den „gemeinsamen Auftrag von Christen und Muslimen in der Welt“ – was immer das sei, jedenfalls nichts Biblisches – und einen „Dialog des Lebens“ (S.16f.). Eine „strategische Islammission…in Konversionsabsicht bedroht den gesellschaftlichen Frieden und widerspricht dem Geist und Auftrag Jesu Christi und ist entschieden abzulehnen.“ (S.18)

Damit wird zunächst ein Missionsverständnis, das längst überwunden ist, herbeigezerrt, um dann ein neues Missionsverständnis als Lösung anzubieten. Aber dieses neue Missionsverständnis ist keine Lösung, weil es das Evangelium von Jesus Christus ausklammert. Stattdessen werden Gesetz und Evangelium vermischt, indem behauptet wird, dass ein bestimmtes ethisches Verhalten bereits Mission sei. Durch eine Vergesetzlichung soll also einem Missionsverständnis die Bahn gebrochen werden, in dem jeder seiner Religion weiter anhängen kann, wenn er nur für den Frieden im Zusammenleben der Menschen eintritt.

So wird nicht nur die Hl.Schrift zum Steinbruch, in dem sich jeder nach Belieben bedienen und dem Auftrag Jesu entziehen, ja ihn in sein Gegenteil verkehren kann, sondern es werden auch die heutigen „Zeichen der Zeit“ (Mt 16,3) verkannt. Für eine Muslimmission braucht man allerdings eine Konzeption, wie es die Apostelgeschichte und die Briefe des Apostels Paulus für die urchristliche Mission im römischen Reich zeigen. Die schwächelnde Ev. Kirche im Rheinland hat jedoch keine missionarische Kraft, weil sie die Grundlage des Glaubens an Jesus Christus, daß „in keinem andern das Heil ist, auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, durch den wir sollen selig werden“ (Apg 4,12) verläßt. Die Muslime, denen wir im Orient jahrhundertelang nicht wirklich das Evangelium nahegebracht haben, sind in den letzten Jahrzehnten und aktuell durch die Syrienflüchtlinge verstärkt zu Millionen in unser Land gekommen. Jetzt ist deshalb die Stunde der Mission und „der Tag des Heils“ (2.Kor 6,2)! Die evangelischen Freikirchen haben längst die Aufgabe und Chance erkannt und gehen mit dem Evangelium auf die Muslime zu. Wenn die rheinische Landeskirche jetzt nicht einen entschlossenen Schritt über den Dialog hinausgeht und den Muslimen die Liebe Christi liebevoll und klar verkündigt, wird sie in naher Zukunft als Minderheit gesellschaftlich marginalisiert werden und in der Öffentlichkeit keine Bedeutung mehr haben.

Während wir mit dem Judentum, obwohl es eine Gesetzesreligion geworden ist, über das gemeinsame Alte Testament bleibend verbunden sind, ist der Islam, der unsere Hl.Schriften durch den Koran ersetzt hat, nicht nur ebenfalls eine Gesetzesreligion, sondern mit dem Evangelium der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden um Christi willen nicht vereinbar. Heilsgewißheit gibt es aber nicht durch das stets unvollkommen bleibende Tun guter Werke, sondern nur durch den befreienden Glauben an Gottes verzeihende Liebe. Wenn die Ev.Kirche im Rheinland wirklich auf Muslimmission verzichten will, wird sie Jesus Christus ungehorsam und enthält den Menschen, die zu uns kommen, die allein rettende „Wahrheit des Evangeliums“ (Gal 2,5) vor.

Lutherischer Konvent, Königswinter, den 1.11.2015

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 24. Juni 2016 um 14:08 und abgelegt unter Kirche, Theologie, Weltreligionen.