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Scheidung: Langzeitfolgen für die Gesundheit der Kinder

Samstag 16. Januar 2016 von Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.


Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.

Progressive behaupten häufig, dass das Leid, das Kindern aufgrund der Scheidung ihrer Eltern widerfährt, in der Regel nur von kurzer Dauer ist und dass diese Kinder schnell darüber hinwegkommen. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass sogar 50-jährige noch die negativen Auswirkungen einer Scheidung spüren, auch wenn sie  bereits mehr als vier Jahrzehnte zurückliegt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Penn State University. Die Penn State Wissenschaftler gehen von bisher bekannten Erkenntnissen aus, wonach „jahrzehntelange Forschung zu dem Ergebnis gekommen war, dass die negativen Folgen einer Scheidung für den Nachwuchs von der frühen Kindheit, über das Jugendalter bis ins Erwachsenenalter hinein reichen.”

Sie zitieren auch bisherige Forschungsergebnisse, die „Gesundheitsschädigungen bei Erwachsenen aufgrund einer Scheidung der Eltern“ dokumentieren, etwa das erhöhte Risiko einer Krebserkrankung oder  eine geringere Lebenserwartung. In ihrer eigenen Studie versuchen sie nun nicht nur die gesundheitlichen Langzeitfolgen einer Scheidung für die Kinder zu erfassen, sondern auch zu erforschen, „welche Gesamtauswirkung der Zeitpunkt einer Scheidung auf die Gesundheit von Erwachsenen hat“. Ebenfalls im Fokus standen für die Forscher die Gründe, weshalb eine Scheidung die langfristige Gesundheit der Kinder gefährde. Dazu analysierten die Autoren der neuen Studie Daten von 7.511 Männern und 7.126 Frauen, die in der Woche vom 3. bis 9. März 1958 in England, Schottland oder Wales geboren worden waren. Die Daten wurden bei der Geburt sowie im Alter von 7, 11, 16, 23, 33, 42, 46, und 50 Jahren erhoben. Die Wissenschaftler werteten diese Daten mit Hilfe eines statistischen Modells aus, das auch Unterschiede in der sozialen Schicht der Väter berücksichtigt. Sie kommen zu dem Schluss, dass Männer und Frauen, deren Eltern sich vor ihrem siebten Lebensjahr scheiden ließen, im Alter von 50 Jahren – im Vergleich zu Gleichaltrigen aus intakten Familien – deutlich häufiger ihre körperliche Gesundheit als mittelmäßig oder schlecht einstuften. Das Modell belege eine klare statistische Verbindung zwischen einer Scheidung der Eltern und einem erhöhten Risiko für einen schlechteren physischen Allgemeinzustand im Alter von 50 Jahren.

Bei der Ursachenforschung stellten die Forscher anhand des Datenmaterials fest, dass Kinder, deren Eltern sich vor ihrem siebten Lebensjahr scheiden ließen, im Vergleich zu Gleichaltrigen aus intakten Familien mit sieben Jahren einen erheblichen Mangel an elterlicher Fürsorge verspürten und im Alter von elf Jahren deutlich häufiger Problemverhalten aufwiesen. Das mag zwar banal klingen, war aber bislang empirisch nicht nachgewiesen worden. Sie stellten außerdem fest, dass Töchter geschiedener Eltern sich später deutlich häufiger scheiden ließen als ihre Altersgenossinnen aus intakten Familien. Bei Männern beobachteten die Forscher dieselbe Tendenz, wenn auch schwächer. Wenn es allerdings um die Hauptgründe geht, weshalb eine Scheidung der Eltern die Gesundheit der Kinder langfristig bedrohe, dann weisen die Forscher vor allem auf zwei Nachteile hin, unter denen Kinder geschiedener Eltern im Vergleich zu ihren Altersgenossen aus intakten Familien leiden: Zum einen verschlechtere eine Scheidung merklich den sozioökonomischen Status (SoS) des Haushalts, in dem das Kind aufwächst. Zum zweiten erhöhe eine Scheidung der Eltern die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind im Erwachsenenalter zum Raucher werde. Ferner weisen sie darauf hin, dass für Kinder geschiedener Eltern sich auch eine Verbindung herstellen lasse zwischen dem „anschließenden geringeren Erwerb kognitiver Fähigkeiten und der schlechteren Gesundheit im Alter von 50 Jahren“.

Politisch gesehen zeigten diese Forschungsergebnisse auch die Vergeblichkeit von  Anstrengungen, die medizinischen Kosten im Rahmen zu halten, sofern und solange sich die Politik weigere, solche Ergebnisse bei ihren Scheidungsgesetzen zu berücksichtigen. Die Forscher beenden ihre Studie deshalb mit einem Appell nach „Strategien, die solche negativen Konsequenzen stressauslösender Faktoren in jungen Jahren ausgleichen“.

Quelle: Jason R. Thomas and Robin S. Högnäs, “The Effect of Parental Divorce on the Health of Adult Children,” Longitudinal and Life Course Studies 6.3 [2015]: 279-302), aus: New Research – The Family in America.

IdaF- Nachricht 1 / 2016 
www.i-daf.org

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 16. Januar 2016 um 11:28 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.