Gemeindenetzwerk

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Ich kann nicht mehr lieben!

Donnerstag 22. Oktober 2015 von Ruth Heil


Ruth Heil

Vor mir saß eine nette, junge Frau, mit einer Menge Probleme: „Alles könnte leichter sein, wenn mich jemand unterstützen würde!“ „Haben Sie Freunde?“ fragte ich nach. „Ja, Freundinnen! Aber von jungen Männern halte ich Abstand!“ „Gibt es Gründe dafür?“ „Es ist ganz einfach: In meinem ganzen Bekanntenkreis kenne ich keine glückliche Beziehung! Am Anfang scheint alles toll zu sein. Da sieht man, wie sich die beiden mögen. Aber später? Sie jammern übereinander, als wäre es ein Unglück, zusammen zu sein. Die liebevollen Blicke fehlen! Ärgerliche Bemerkungen fallen. Man merkt nur an ihrem negativen Umgang miteinander, dass sie zusammengehören! Am Anfang gingen sie Hand in Hand. Später hält der Mann nicht einmal mehr die Tür für sie! Sagen Sie mir, Frau Heil, warum geht das verloren, was so gut begonnen hat?“

Wie, wann und wo ging bei Ihnen die Zuneigung verloren? Wann haben Sie aus Enttäuschung über Ihren Partner aufgegeben, Liebe zu zeigen? Wann fühlten Sie sich in Ihrer Liebe so sehr verletzt, dass Sie innerlich beschlossen, nicht mehr zu lieben, um nicht nochmals diesen Schmerz zu erleben?

Vielleicht zwingen Sie sich, einige Dinge am Leben zu erhalten. Sie lassen Berührung zu. Aber Sie verschließen dabei Ihr Herz. Sie gehen den gewohnten Tätigkeiten im Beruf und im Haushalt nach. Sie gehen weiter zusammen in die Kirche oder Gemeinde und grüßen freundlich die Nachbarn, aber Sie schauen einander nicht mehr liebevoll in die Augen. Verantwortungsbewusst verwalten Sie das gemeinsame Geld, besprechen die Ausgaben. Ja, Sie opfern sogar Ihren Zehnten! Vielleicht beten Sie sogar miteinander das Tischgebet, das war schon immer Tradition… „Und hätte (ich) die Liebe nicht…“, so übersetzt es Martin Luther in 1. Kor. 13, „… so wäre es nichts.“ Wenn es nur nicht so schwierig wäre, mögen Sie denken. Ja, es ist schwierig. Das verletzte Herz, die ungesättigten Gefühle schreien nach Stillung, nach Wiedergutmachung, und auf jeden Fall nach Heilung. Aber die Angst hält uns zurück, den ersten Schritt zu gehen.

„…Und hätte (ich) die Liebe nicht…“ Liebe hat einen Namen: Jesus! Wir können keine Zuneigung produzieren! Aber wir dürfen um sie bitten, um sie kämpfen – und gegen die Gefühle der Bitterkeit und Enttäuschung kämpfen. Nicht als Opfer sollten wir dem Täter begegnen, sondern als Menschen, die, durch die Wunden Jesu, Heilung an sich zulassen. Und unserem Ehemann, der uns vernachlässigt, sollen wir unseren Mangel mitteilen und ihn bitten, sich mehr um uns zu kümmern.

Zum Nachdenken: Vergebung ist wie eine Beerdigung. Ich trenne mich von meinen Verletzungen und meinem Groll. Ich nehme mir vor, das Vergangene nicht mehr aufzuwühlen. Wer sich zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigt, holt die alten Mächte und Gefühle zurück.

Gebet: Herr, wenn es nur so einfach wäre! Du weißt, wie ich leide! Du kennst mich und weißt auch, wie ich Sehnsucht habe, verstanden zu werden! Du nimmst wahr, wie ich mich nach guten Worten sehne. Du siehst meine Einsamkeit in der Ehe. Du fühlst mit, wenn ich Hilfe bräuchte und keine bekomme. Öffne meine inneren Augen und zeige mir, warum mein Ehepartner mir nicht geben kann, wonach ich mich sehne. Öffne mir mein Herz, damit ich erkennen kann, wo er zu kurz kommt. Herr Jesus, bitte schenke mir von Deiner Liebe, damit meine Verletzungen heilen! Und mit Zittern bete ich: Gib mir von Deiner Liebe, um wieder lieben zu können.

Merke: Haben Sie immer die ´Gnadenkarte´ im Gepäck. Wenn Ihr Ehepartner Sie verletzt, nehmen Sie innerlich diese Karte heraus und schenken sie ihm symbolisch. Das ist befreiend! Dann sind Sie nicht mehr Opfer und müssen nicht zurückschlagen.

Ruth Heil

Quelle: Familie – Mission – Leben, Rundbrief 134, 3. Quartal 2015

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 22. Oktober 2015 um 13:35 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Seelsorge / Lebenshilfe.