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Noch zu viele offene Fragen in der Evangelischen Kirche zu Ehe und Familie

Dienstag 17. Dezember 2013 von Evangelischer Arbeitskreis der CDU


Evangelischer Arbeitskreis der CDU

10 Thesen zur Verständigung über eine gemeinsame zukünftige Position über Ehe, Familie und Partnerschaften im Protestantismus

Im Nachgang zu den erneuten und intensiven Diskussionen auf der zurückliegenden EKD-Herbstsynode in Düsseldorf zur Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“, nimmt der Bundesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) wie folgt Stellung:

1. Es bedarf nach wie vor einer neuen gemeinsamen Verständigung im deutschen Protestantismus auf die Ehe und die aus ihr wachsende Familie. Diese Verständigung muss aufs Neue deutlich machen, dass und warum die Ehe zwischen Mann und Frau auch weiterhin sowohl theologisch wie rechtlich ihre besondere Vorrangstellung gegenüber anderen Formen der Partnerschaft behält. Für Christen ist die Ehe eine gute Gabe Gottes und ein Gleichnis für die verlässliche Liebe in Christus. Dies darf auch aus ökumenischer Perspektive heraus nicht vergessen werden.

2. Das jüngste EKD-Familienpapier ist ein über weite Strecken eindimensional argumentierender Diskussionsbeitrag – sowohl was die Beschreibung der sozialen Wirklichkeit, der Rechtslage und Rechtsprechung als auch die politischen Schlussfolgerungen betrifft. Hierin dürfte – neben dem Fehlen einer substanziell theologischen Fundierung – der eigentliche Hauptgrund für die heftige innerkirchliche Auseinandersetzung liegen. Vor dem Hintergrund des sozialen und rechtlichen Wandels der letzten Jahre in Deutschland stellt sich daher nach wie vor die Aufgabe, eine neue zeitgemäße und im gesamten Protestantismus konsensfähige Orientierungsgrundlage zu schaffen.

3. Ausgangspunkt für eine neue, ernsthafte Verständigung müssen die Aussagen sein, die innerhalb des deutschen Protestantismus auch bisher konsensfähig waren. Dabei wollen wir neue Antworten auf neue Wirklichkeiten finden, denn neben die traditionelle Ehe und Familie sind neue Formen des Zusammenlebens getreten. Dieser Blick auf die veränderten Realitäten von heute muss aber gleichzeitig verbunden werden mit dem, was im deutschen Protestantismus theologisch bisher als gemeinsame Basis anerkannt wurde.

In dem Wort des Rates der EKD aus Anlass des Internationalen Jahres der Familie 1994 hieß es sehr treffend: „Bei dem Wunsch nach einem dauerhaften und gelingenden gemeinsamen Leben geht es in der Sache nach um den Grundgedanken der Ehe, Ehe nämlich als eine Form menschlicher Gemeinschaft, die besonders eng ist, in biblischer Hinsicht sogar gleichnishaft für die Beziehung Gottes zu den Menschen.“ Dieses Bekenntnis fehlt in der Orientierungshilfe.

4. Voraussetzung für eine neue Verständigung auch bei den aktuellen Fragen der Familienpolitik ist ferner zu allererst, dass die zum Teil völlig unterschiedlichen innerprotestantischen Meinungen, die es hierzu in Theologie, Wissenschaft und Politik gibt, in fairer Weise gewürdigt und zumindest mit dem Ziel hinreichender Vollständigkeit reflektiert werden. In der Orientierungshilfe werden beispielsweise Meinungen aus der Wissenschaft und der OECD referiert, die das Ehegattensplitting im deutschen Einkommensteuerrecht ablehnend bewerten. Meinungen, die diese Regelung befürworten, werden nicht gewürdigt. Weitere ähnlich problematisch, weil selektiv, diskutierte Themen bilden zum Beispiel die Bereiche „Betreuung“, „Homosexualität“, „Gleichberechtigung der Geschlechter“, „Scheidungen“ oder „Berufstätigkeit“.

5. Kirchliche Verlautbarungen sollten Anspruch auf allgemein verbindliche und dauerhaftere Geltung haben. Der EAK erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass bei kirchlichen Stellungnahmen in Bezug auf strittige politische Fragen eine besonnene Zurückhaltung zu üben ist. Einschätzungen, Empfehlungen oder Erklärungen kirchlicher Teile, Gruppen oder Gremien zur jeweiligen politischen Lage sind oftmals einem schnellen Wandel unterworfen und entbehren in der Regel der allgemeinen kirchlichen und theologischen Akzeptanz.

6. Wesentlicher Bezugspunkt auch für alle weiteren gesellschaftspolitischen Ãœberlegungen ist die Verbindung von Frau und Mann, die auf Treue und lebenslängliche Dauer ausgerichtet ist, und aus der Familie erwächst. Familie ist überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft Verantwortung tragen. Nicht jede Ehe hält, „bis dass der Tod euch scheide“. Es ist gut, dass die Evangelische Kirche hier einen seelsorgerlichen Auftrag erkennt. Es ist auch gut, dass sie in einer Ehescheidung kein Hindernis für eine neue Ehe sieht. Schließlich lautet die Frage im Traugottesdienst: „Willst du…?“ und nicht „Wirst du…?“ Trotzdem – oder gerade deswegen – soll die auf Lebenszeit ausgerichtete Ehe Bezugspunkt sein und bleiben.

7. Nur die Ehe schafft es aus eigener Kraft, aus einer Zweierbeziehung eine Familie werden zu lassen. Dieser generative Aspekt fehlt – aus sich selbst heraus – bei homosexuellen Lebenspartnerschaften. Die Orientierungshilfe würdigt darum, bei aller Wertschätzung für diese wie andere verantwortlich geübte Partnerschaften, die Ehe als Orientierung zur Lebensgestaltung für die ganz überwiegende Zahl der Menschen in nicht hinreichender Weise.

8. Treue, Gleichberechtigung, Verlässlichkeit, Verantwortlichkeit und Wahlfreiheit sind gleichermaßen konsensfähige Prinzipien, sowohl für die Ehe als auch andere Partnerschaftsformen. Der Gedanke aber der besonderen biblischen Wertschätzung des Institutes der Ehe sowie der ihr konstitutiven Geschlechterpolarität zwischen Frau und Mann darf dabei nicht so verloren gehen, wie es im EKD-Papier der Fall ist.

9. Wir benötigen bei den künftigen Diskussionen dringend eine konsequente Erweiterung um die Perspektive des Kindeswohls, so wie es die EKD-Kammer für Ehe und Familie bereits schon in ihrer Ausarbeitung von 1997 dargestellt hat, indem sie als Grundlage für ihre Überlegungen den Gedanken „vom Kind her zu denken“ gewählt hat. Die Orientierungshilfe spricht die Kinder kurz an, die von der Scheidung ihrer Eltern bedroht sind oder sie erleben. Das ist gut, bedarf aber einer Erweiterung. Die Perspektive der Kinder muss einen zentralen Stellenwert erhalten und darf kein Randthema sein. Bei der Weiterentwicklung des Familienleistungsausgleiches muss der Gedanke „vom Kind her zu denken“ konsequent berücksichtigt werden.

10. Eine neue evangelische Verständigung zu Ehe, Familie und Partnerschaften muss schließlich vor allem Mut machen zu und in Ehe und Familie. Dabei ist auch die lebensbegleitende Seelsorge in unserer Kirche sowohl für Eheleute als auch von Scheidung Betroffenen gefordert. Aufgezeigt werden sollte des Weiteren, wie Eltern mit ihren Kindern beten, ihnen biblische Geschichten erzählen und sie in das Gemeindeleben einführen können. Eine Orientierungshilfe muss Aussagen dazu haben, wie Kinder durch ihre Eltern und durch Kirche in das Leben einer Kirchengemeinde integriert werden und wie die Eltern in dieser Arbeit ermutigt werden. Sie muss auch und gerade eine Ermutigung der Eltern für ihre Erziehungsarbeit und für ihre Pflegearbeit enthalten.

Pressemitteilung des EAK-Bundesvorstandes am 29.11.2013

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 17. Dezember 2013 um 9:34 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.