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Zum 85. Geburtstag von Christa Meves am 4.3.2011

Donnerstag 24. Februar 2011 von Administrator


Zum 85. Geburtstag von Christa Meves

„Mut zum Leben – Mut zum Erziehen“ war der Titel der Tagungswoche mit Christa Meves und Joachim Illies im Lehrerseminar Hitzkirch in der Schweiz, zu der mein Mann und ich im Sommer 1981 eingeladen wurden. Es war unsere erste Begegnung mit der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin und meistgelesenen christlichen Autorin aus Uelzen in der Lüneburger Heide und dem Zoologen Prof. Dr. Joachim Illies aus der osthessischen Burgenstadt Schlitz, mit dem sie bis zu seinem Tod am 3. Juni 1982 eine 14 jährige Arbeitsgemeinschaft verband.

Mut – Leben – Erziehen sind nicht nur zentrale Begriffe im wissenschaftlichen und publizistischen Werk von Christa Meves, sondern ebenso bestimmend in ihrem persönlichen Werdegang, wobei vor allem Mut und Zivilcourage ihren Lebensweg geformt haben. Sie mußte ihn früh lernen: den Mut zur Zivilcourage, um Jahrzehnte später gewappnet zu sein gegen „Mob und Meute“, die sie ihrer Kassandrarufe wegen bekämpfen werden. Zunächst jedoch galt es zu Beginn des II. Weltkrieges als 16 jährige im Schülerhelferdienst zu bestehen, wo sie gleichaltrige disziplinlose Jungs zu unterrichten hatte. Ebenso beim sogenannten Pflichtarbeitsdienst mit der Schwerarbeit auf den Feldern, später dann bei den Kriegseinsätzen, die per Gesetz verordnet, nicht zu umgehen waren, außerdem waren sie die Voraussetzung für die Zulassung zum Universitätsstudium. Ihr kritischer Geist und ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn wehrten sich gegen die unwürdige Ausbeutung der noch jugendlichen Kräfte in sinnlosen Befehlen und Anordnungen. Sie war jetzt 19 Jahre alt und wie viele ihrer Generation empfand sie den Verlust der Jugendjahre durch diesen Krieg, mit dessen Schrecklichkeit sie wie Millionen Deutsche konfrontiert wurde: die Bombardierung ihrer Heimatstadt Neumünster, die Zerstörung des Elternhauses, der Tod so vieler ihr Nahestehenden. Nach dem Zusammenbruch begann das mühsame Zurechtfinden in einem vernichteten Land.

Ein hoffnungsvoller Neuanfang war die Wiederaufnahme des in Breslau begonnenen Studiums der Philosophie mit den Fächern Deutsch und Geographie an der Universität Kiel. In diese Zeit fiel die Begegnung mit dem Facharzt für Augenheilkunde, Harald Meves. Sie heirateten 1946. Bis zur Geburt des ersten Kindes setzte die spätere Kinderpsychagogin ihr Studium in den Fächern Psychologie und Pädagogik fort, das sie 1949 mit dem Staatsexamen abschloß.

Anstoß zu ihrem späteren Einsatz für Kinder und Familie waren eigene Erlebnisse mit den unangemessenen Umgangsformen des Klinikpersonals in der Universitätsklinik in Bezug auf die Behandlung Neugeborener. Die ärztlich vorgeschriebene sofortige Trennung von ihrer Tochter Antje unmittelbar nach der Geburt, traf bei der Wöchnerin auf wenig Verständnis. Als sie begann, sich mit den Problemen der Neugeborenen intensiv zu beschäftigen, erkannte sie immer deutlicher, wie entscheidend sich positive oder negative Eindrücke in dieser frühen Phase des Menschen für die Hirnentwicklung und für eine spätere Lebenseinstellung auswirken. Die sechziger Jahre standen unter dem Zeichen der Emanzipation der Frau, und Mutterschaft war der Hemmschuh für die lauthals propagierte totale Gleichberechtigung. Selbst Ärzte ließen sich in diesen Mainstream einspannen und sprachen sich gegen das Stillen aus. Das deutsche Nachrichtenmagazin „Stern“ schrieb zu diesem Thema: „Frauen – wollt ihr noch länger Kühe sein?“ War es verwunderlich, daß in den siebziger Jahren nur noch 15 % der Mütter ihre Kinder stillten.

Christa Meves konnte zu diesen für die Entwicklung der Kinder gefahrvollen Tendenzen nicht schweigen. Sie sah sich vor allem auch in der Mitverantwortung ihren eigenen Kindern gegenüber – 1951 wurde die zweite Tochter Ulrike geboren. Durch Zusatzstudien in analytischer Kinder- und Jugendpsychotherapie verschaffte sie sich das nötige Wissen. 1960 eröffnete sie ihre eigene Praxis, jedoch nur halbtags, um sich für die Familie freizuhalten, wenigstens solange die beiden Töchter noch zur Schule gingen. 1968 begann sie ihre bis heute währende Vortragstätigkeit durch den ganzen deutschsprachigen Raum. 1969 erschien ihr erstes Buch. Die Fortsetzung dieser bis heute auf über 100 Publikationen angewachsenen Öffentlichkeitsarbeit – abgesehen von weit über 2000 Artikeln und Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften – schilderte anläßlich eines Festes Joachim Illies, bekannt nicht nur durch seine Forschungsarbeiten im Bereich der Zoologie und Ökologie, sondern auch durch seinen Humor und der Fähigkeit aus dem Stehgreif Verse zu schmieden:

Den Kindern half sie in dem Lande, / doch das war nicht genug;

Christina war zu mehr imstande, / hielt Vorträge und schrieb ein Buch.

Dann wurden, weil sie fleißig, / und weil sie schreiben muß,

aus einem Buche zehn, / aus zehn Büchern dreißig,

doch damit ist noch lang‘ nicht Schluß…!

Inzwischen hat das Werk von Christa Meves eine Gesamtauflage von mehr als 6 Millionen Exemplaren allein in deutscher Sprache aufzuweisen. Einige ihrer Veröffentlichungen wurden in 13 Sprachen übersetzt, darunter auch in Chinesisch.

Das inhaltliche Spektrum und die Breitenwirkung des Lebenswerks von Christa Meves sprengen den Rahmen des menschlich Machbaren, vor allem wenn man bedenkt, daß sie ganz ohne das für in prominenten Kreisen übliche Management- und Presse-Büro auskommt. Das bedeutet jedoch nicht, daß keine Hand sie leitet. Als im Christentum verwurzelt, weiß sie sich geführt vom Herrn, dem sie in den über 60 Jahren ihrer Wirkungszeit immer näher gekommen ist. Er hat sie gesandt, um unerschrocken wie Jonas durch das Ninive unserer Zeit zu wandern und zu rufen: Europa wird untergehen an einem Boom der Kriminalität und Sexualdelikten, durch Massen arbeitsunfähiger Menschen, einer hochgradigen Steigerung der Suchtkranken sowie der Zunahme gewalttätiger Banden, an einem Boom neurotischer Depressionen, an Geschlechtskrankheiten, Ehescheidungen, millionenfachen Abtreibungen, es wird untergehen am Geburtenschwund. Das Aufheulen der zeitgeisthörigen Medien ließ nicht lange auf sich warten. „Die Zeit“, als das führende Blatt der Linksintellektuellen, bedachte sie mit Überschriften wie „Der neue Drachentöter Christa Meves“. Für eine evangelische Frauenzeitschrift war sie der „Flurschaden in der Lüneburger Heide“. Hier und vor allem bei den Vorträgen und den anschließenden Diskussionen, wenn sie den Haßtiraden des Linkskartells ausgeliefert war und die Stimmung ihr feindselig entgegenschlug, galt es Gelassenheit zu bewahren und in Tapferkeit, gestützt durch das Gebet ihrer Getreuen, durchzuhalten. Mut bewahrt nicht vor Angst. Es war vor allem ihr zunehmend hörbareres Bekenntnis zum Christentum, das ihre Gegner zu beleidigenden und diffamierenden Auslassungen gereizt hat. Ihre Konversion zur katholischen Kirche 1987 tat ein Übriges, um von den religiös liberalen Gruppierungen sowohl auf protestantischer wie auf katholischer Seite, ins „fundamentalistische Mittelalter“ verbannt zu werden.

Es spricht jedoch für die Klarsichtigkeit einiger führender Leute der Gesellschaft, daß trotz der Anfeindungen zahlreiche Ehrungen nicht ausblieben. Zu diesen gehören – um nur einige zu nennen – auch zwei Preise aus dem Ausland: der französische „Prix Amade“ (1976) und die englische „Medal of Merit“ (1984). Ein Jahr später (1985) erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, 2005 das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens, verliehen auf Initiative von Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl, und im selben Jahr wurde ihr der Päpstliche Gregorius-Orden in der Klasse „Komtur mit Stern“ überreicht. Diese öffentlichen Anerkennungen waren und sind ein Ansporn, weiterhin, gelegen oder ungelegen, an der Zukunft zu bauen. Heute, im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhundert können wir nur mit Erschütterung zur Kenntnis nehmen, wie sehr sich ihre Prognosen bewahrheitet haben. Vieles haben ihre Bücher auffangen können durch die ungezählte Leserschar weltweit. Der immer größer werdende Freundeskreis „Verantwortung für die Familie“ und das „Eltern-Colleg-Christa Meves“ (ECCM) tragen vermehrt zur Aufklärung über die Gefahren, die der Familie drohen bei.

Am 4. März feiert Christa Meves ihren 85. Geburtstag. Nach wie vor zieht sie ungebrochen weiter, hält Vorträge (im Jahre 2009 waren es 60), Seminare, Kurse, bestellt ihre Praxis. „Wer die Menschen liebt, für den ist die Begegnung mit ihnen ein wahrer Jungbrunnen“, sagt sie an einer Stelle. Zum Anlaß ihres Ehrentages veröffentlicht der Gerhard-Hess-Verlag ein neues Buch mit dem Titel: „Es ist noch nicht zu spät! Neue Wege in eine lebenswerte Welt“. Es ist ein Buch der Hoffnung, „damit es wieder heller werden soll in unserer Gesellschaft“. Menschen wie Christa Meves sind das Licht, die im Geist des Evangeliums auf eine Erneuerung hinweisen – unter der Führung dessen, der alle Mühen, Demütigungen, Ängste in seine segnenden Hände nehmen möge.

Inge M. Thürkauf (Quelle: www.schreibfreiheit.eu) 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 24. Februar 2011 um 17:30 und abgelegt unter Allgemein, Ehe u. Familie.