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Die Gottesanbeterin

Montag 31. Mai 2010 von Johann Hesse


Johann Hesse

Die Gottesanbeterin
Andacht über Johannes 4,15-26

…Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muß, um zu schöpfen! Jesus spricht zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her! Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht geantwortet: Ich habe keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt. Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet. (Johannes 4,15-26)

Kennen Sie die „mantis religiosa“? So lautet der wissenschaftliche Name für die Gottesanbeterin. Die Fangschrecke, die ihren schönen Namen wegen der gebetsartigen Haltung ihrer Fangarme erhalten hat. Die Gottesanbeterin führt einen Namen, den wir alle führen sollten. Denn wir alle sollten Gottesanbeter sein: „Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen“ (5Mose 6,13; Mt 4,10). So steht es im Alten und im Neuen Testament. Doch anders als der Gottesanbeterin steckt uns die Anbetung Gottes nicht in den Gliedern. Wir liegen uns selbst zu Füßen oder beten an, was doch vergehen muss.

Gerade weil wir keine Gottesanbeter sind, kam Jesus auf diese Erde. Er kam, um uns von uns selbst und unseren selbstgemachten Götzen zu befreien. Er kam um unseren Blick auf Gott zu lenken. Er kam, um uns in die Anbetung Gottes zu führen.

Jesus kommt mit seinen Jüngern zur samaritanischen Stadt Sychar gekommen. Während die Jünger das Abendessen in Sychar organisieren, ruht Jesus sich am sogenannten Jakobsbrunnen außerhalb der Stadt aus. Eine samaritanische Frau kommt zum Brunnen. Sie will Wasser  schöpfen. Entgegen damaliger Sitte spricht der Jude Jesus die Frau aus Samaria an. Er bietet ihr lebendiges Wasser an, das den Durst in Ewigkeit löscht. Doch die Frau hat Jesus mißverstanden. Sie denkt: Der weite Weg auf staubiger Straße. Die schweren Wasserkrüge. Ist der Durst erst ewig gelöscht, kann ich mir die Mühe sparen. Sie bittet Jesus: „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen“ (4,15).

Doch Jesus will einen anderen Durst löschen. Er will ein anderes Wasser geben. Nicht Wasser aus der Tiefe des Brunnens, sondern Wasser aus dem Himmel. Jesus weiß, was wir so oft vergessen: Unser Durst nach Leben, unser Durst nach Liebe, der brennende Durst unserer Seelen wird erst gelöscht, wenn wir zu der wahren Anbetung Gottes finden. Und so erklärt Jesus der Frau und damit auch uns, wie wir zu Anbetern Gottes werden: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

Was bedeutet Anbetung im Geist?
Gottes Wesen ist Geist. Die Bibel bezeichnet unser Wesen aber als fleischlich! Das bedeutet, das Herz und Verstand gegen Gott gerichtet sind. Wir sind Sünder. Gott und Mensch sind also nicht kompatibel! Kennen Sie das? Sie wollen ein Gerät an Ihren Computer anschließen, doch es geht nicht. Beide Systeme kommunizieren nicht miteinander. Man sagt, dass sie nicht kompatibel sind. Erst eine gemeinsame Software, ein gemeinsames Programm, stellt die Kompatibilität wieder her. So muss auch der Mensch erst den Geist Gottes erhalten, damit er mit Gott kompatibel wird, mit Gott kommunizieren und ihn anbeten kann.

Der Sünder kann Gott von sich aus nicht anbeten. Der Heilige Geist, die dritte Person des dreieinigen Gottes, wirkt am und im Menschen: Er deckt unsere Schuld, unsere Sünde und unsere Verletzungen auf. Er sagt uns wie Jesus die Wahrheit über uns selbst: „Fünf Männer hast du gehabt. Und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Gottes Geist will auch heute aufdecken: Da regt sich der Neid! Da bist bin ich undankbar! Da lebe ich in Sünde! Da versteckt sich meine stinkende Selbstverliebtheit! Dort hast du versucht, deinen Lebensdurst mit Schmutzwasser zu löschen. Gottes Geist deckt auf. Führt uns zum Kreuz: Hier erkenne ich, hier bekenne ich, dass ich schuldig bin. Und Jesus vergibt. Er reinigt mich. Jetzt darf ich mit Freude vor Gott kommen und ihn anbeten. Das ist Anbetung im Geist.

Es kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Die Anbetung ist nicht an den Ort gebunden. Jesus sagt: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit und ist schon jetzt, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.“ Ich muss weder zum Tempel nach Jerusalem pilgern oder zum Berg Garzim, wie es die Samariter taten. Ich muss auch nicht erst in eine Kirche gehen, an einen Altar treten oder ein Licht anzünden. Der Geist Gottes entkoppelt die Anbetung Gottes von geheiligter Stätte. Die Anbetung wird globalisiert. Überall auf der Erde befinden sich heute Menschen, die wie kleine Tempel Gottes, vom heiligen Geist erfüllt sind und Gott im Heiligen Geist anbeten. Und das bedeutet, dass auch Sie heute Gott mit Herz und Mund anbeten können: Das Loblied im Auto oder das Lob des Schöpfers während eines Waldspaziergangs. Der Geist Gottes macht uns zu Gottesanbetern, wo immer wir uns gerade aufhalten.

Was bedeutet Anbetung in der Wahrheit?
Anbetung ist nur dann möglich, wenn wir die Wahrheit erkennen! Das bedeutet wie wir schon gehört haben: Erkenne die unangenehme Wahrheit über dich selbst! Das ist die eine Wahrheit! Doch es gibt noch eine weitere Wahrheit, die Jesus anspricht: „Das Heil kommt aus den Juden.“ Gott zeigt sich den Menschen  nur über das Volk Israel. In welcher Religion oder in welchem Buch Sie auch nach Gott suchen! In welcher Weltanschauung oder bei welchem Philosophie Sie auch nach Wahrheit fragen.  Sie werden Gott erst finden und die Wahrheit erst erkennen, wenn Sie dieses Wort Jesu begreifen: „Das Heil kommt aus den Juden“. Nur da finden wir es. Durch dieses Volk gab Gott die Bibel.  Durch dieses Volk gab Gott den Erlöser. Durch dieses Volk lernen wir, was Anbetung Gottes ist.

Die Frau aus Samaria wußte, dass der Retter kommen wird: „Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen.“ Jesus antwortete: „Ich bin’s, der mit dir redet.“ Die Frau aus Samaria blickte in die Augen des Erlösers. Vor ihr stand „das Heil aus den Juden“, der menschgewordene Gottessohn. Was sagte Jesus Christus von sich selbst? „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6) Jesus ist die Wahrheit, die wir suchen, in Person. Er ist die Wahrheit, die wir brauchen, damit unser Lebensdurst gelöscht wird und wir in die Anbetung finden, zu der wir bestimmt sind.

Johann Hesse, 31.05.2010

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 31. Mai 2010 um 17:37 und abgelegt unter Predigten / Andachten.