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Das Leben wählen

Mittwoch 17. Februar 2010 von Administrator


Bischof Walter Obare Omwanza (Evang.-Luth. Kirche von Kenia)
Das Leben wählen!

Ansprache von Bischof Walter Obare Omwanza, Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia vor dem Rat des Lutherischen Weltbundes in Jerusalem, September 2005.

Walter E. Obare OmwanzaIch bin heute hierher zitiert worden um mich gegen die Anklage „unangemessene Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche“ zu verantworten, welche „negative Folgen für die Einheit des LWB als ganze Gemeinschaft von Kirchen“ habe.  Mein Verhalten vom 5. Februar 2005, als ich der Weihe von Bischof Arne Olsson[1] der Missionsprovinz der Kirche von Schweden vorstand, sei inkompatibel mit meiner Rolle als „Berater des Weltbundes, dem die Verantwortung, die Lutherische Gemeinschaft aufrecht zu erhalten und zu fördern anvertraut ist“. Man hat mir Gelegenheit gegeben „den Rat anzusprechen“, wenn ich wollte, vermutlich um mein Verhalten zu verteidigen. Danke,  daß Sie mir diese Gelegenheit gegeben haben, zu erklären was ich getan habe und warum. Ich möchte hier nicht vieles von dem wiederholen, was ich zu diesem Thema schon geschrieben und öffentlich erklärt habe, aber etwas Wiederholung wird zweifellos notwendig sein. Des weiteren möchte ich nicht nur das verteidigen, was ich getan habe, sondern auch an die leitenden Köpfe der lutherischen Kirchen weltweit appellieren, einige von denen hier um diesen Tisch versammelt sind. In vielerlei Beziehung ist dies ein weiterer Scheideweg für den LWB, wo dessen Tendenz sich vom geschichtlichen Christentum zu entfernen verstärkt oder aufgehalten werden kann. Wie Moses an die Kinder Israels appellierte, als er sie ermahnte den Bund zu erneuern, so ermahne ich Sie: „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem ihr den HERRN, euren Gott liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhanget. Denn das bedeutet für dich, daß du lebst…“ (Deut 30,19fa) Viele glauben  daß – wie Bischof Olssons Entfernung aus dem Priesteramt in der Kirche von Schweden – mein eigener Ausschluß aus diesem Gremium unvermeidlich sei. Aber, Brüder und Schwestern, das muß nicht sein! Bischöfliche Tyrannei und Unterdrückung verborgen unter dem, was ironischer Weise „Einheit“ genannt wird, müssen nicht die Lutherische Kirche der Gegenwart charakterisieren. Der Druck sein Gewissen zu vergewaltigen, den man in der gegenwärtigen Politik der Kirchen von Schweden vorfindet, wo denen, die mit der Frauenordination nicht einverstanden sind, die Ordination verweigert wird, muß nicht fortgesetzt werden. Derartige Richtlinien sind kein Ausdruck von christlicher „Einheit“ geschweige denn christlicher Liebe! Es ist doch nicht die Aufgabe von Bischöfen, diejenigen zu verfolgen, die ihrer Fürsorge anvertraut sind, insbesondere diejenigen, deren Bekenntnis des Glaubens in völliger Übereinstimmung mit der allgemeinen Kirche über die Jahrtausende und sogar bis heute ist. [2]

Ich sage dies nicht um meinetwillen, oder für die Missionsprovinz, sondern um Ihretwillen. Ob ich weiterhin Mitglied dieses Rates bin oder nicht ist mir ziemlich unwichtig. Es ist dies im Kern nicht ein Streit über weltliche Regeln, sondern eine Sache der Lehre und göttlicher Weisungen. Ich bin zufrieden, den Fußstapfen meines Herrn zu folgen. Aber wenn der Rat dafür stimmt, mich auszuschließen, dann zeigt er seinen wahren Charakter und weist die klare Lehre der Schrift und der lutherischen Bekenntnisschriften zurück. So ein Gremium würde dadurch seine Autorität verlieren, wenn es sich auf die Seite menschlicher Regeln und Unterdrückung, gegen göttliche Weisungen und wahre Freiheit stellte. Der Lutherische Weltbund würde dann Komplize eines Schismas werden, das weder von den Gliedern der Missionsprovinz in Schweden verursacht wurde – die ja immer und immer wieder ihren Wunsch geäußert haben, in der Kirche von Schweden zu bleiben, ohne gegen ihre Gewissen zu verstoßen – noch von meinem Handeln das unterdrückte Volk Gottes zu unterstützen. Vielmehr würde das Schisma von denen verursacht, die mehr an eine spezielle Ideologie glauben – die Ordination von Frauen (und bald die Segnung von gleichgeschlechtlichen Ehen und die Ordination Homosexueller) – als an wahre christliche Liebe und Einheit. Brüder und Schwestern; laßt es nicht dazu kommen!

Dazu möchte ich drei größere Themenbereiche erörtern. Erstens möchte ich die biblische, konfessionelle, kontextuelle und missionarische Theologie der christlichen Einheit und Liebe vorbringen. Beachten Sie bitte,  daß es keine Spannung zwischen all diesen Begriffen gibt. Zweitens möchte ich im Gefolge Luthers unter Berufung auf die Heidelberger Disputation und die Praxis der Reformatoren mich bemühen, „eine Sache das zu nennen, was sie ist“, indem ich offen von der Situation spreche, in der wir uns heutzutage befinden. Und schließlich möchte ich der Frage nachgehen: „Wohin gehen wir von hier aus?“ und eine Vision der Zukunft darlegen.

Christliche Einheit und Liebe

Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! (Ps 133,1)  Zweifelsohne ist es unmöglich dieses Thema adäquat abzuhandeln. Daher möchte ich so kurz wie möglich die relevante Lehre vorlegen. Die Einheit der Kirche ist gottgegeben und nicht menschliche Leistung. In diesem Sinne ist es nicht falsch zu sagen,  daß die Einheit der Kirche eine sakramentale Einheit ist, geschaffen durch den Heiligen Geist durch das „Waschen“ durch Gottes Wort.[3] Wie der Psalmist schreibt: „ Erkennet,  daß der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide“ .[4] Die Kirche, die Gott geschaffen hat, wird im 1. Petrusbrief bestätigt: „… die ihr einst »nicht ein Volk« wart, nun aber »Gottes Volk« seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid“.[5] Diese Einheit ist eine Einheit des Glaubens, d.h. der Glaube an etwas, nämlich Jesus Christus.[6] Der Glaube, den man bekennt, ist eine Einwilligung mit der gesamten christlichen Kirche, wie sie der Apostel Paulus in 1. Kor. 1,10 anmahnt: „ Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus,  daß ihr alle mit einer Stimme redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“ Die Reformatoren sahen ebenfalls die Notwendigkeit eines gemeinsamen Bekenntnisses wenn sie sagen die Kirche sei „die ´Gemeinschaft der Heiligen` (communio sancorum), damit hervorgehoben wird, was Kirche bedeutet, nämlich eine Versammlung der Heiligen (congregatio sanctorum), die untereinander einen Bund desselben Evangeliums oder der Lehre und desselben Hl. Geistes haben, der ihre Herzen erneuert, heiligt und lenkt.“[7] Christus verbindet sein Volk, seine Kinder[8] miteinander zu einem Leib, ja seinem Leib.[9] Es wird uns klar und deutlich gesagt,  daß wie in einem Körper „…wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit…“ [10] Diesem Leib sind eine Vielzahl von Gaben gegeben, die geteilt werden sollen. [11] Zu diesen Gaben gehört auch die Gabe des priesterlichen Amtes, die gegeben ist um sicherzustellen,  daß das Evangelium im Volk Gottes rein verkündigt wird. Die Reformatoren bekannten: „(Um) diesen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben, durch die er als durch Mittel den Heiligen Geist gibt, der den Glauben wo und wann er will (ubi et quando visum est Deo) in denen, die das Evangelium hören wirkt, das da lehrt,  daß wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott habe, wenn wir das glauben.“[12]

Viel mehr ließe sich hierzu sagen, aber dies sollte für unsere Zwecke hier heute genügen. Was zu allererst festgehalten werden sollte ist,  daß, da die christliche Einheit eine Gabe Gottes ist, sie anzuerkennen ist, nicht zu schaffen. Im Gefolge der Worte seines Herrn im Johannesevangelium 10,3-5 und 16 sagt Luther, was die Kirche ist: „…die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören.“ [13] Also der Grund der Kirche ist der Glaube an Christus, ein Glaube der zu uns als eine Gabe kommt, und der die Stimme seines Hirten, die zu uns durch sein Wort kommt, erkennt. Es ist ebenso möglich die Stimme des Hirten in dem Bekenntnis einer Schar von Gläubigen zu erkennen, die man nicht persönlich kennt. Das ist in der Apostelgeschichte vielfach vorgekommen. In gleicher Weise ist man in der Missionsprovinz von Schweden und ihrem Glaubensbekenntnis auf mich zugekommen. Ich hörte meinen eigenen Glauben proklamiert. Ich hörte die Stimme meines Hirten in ihren Stimmen. So erkannte ich Mitglieder desselben Leibes, Mitchristen, deren Einheit mit mir von Gott geschenkt war.[14] Das ist ein wichtiger Punkt. Ich habe nicht durch meine Annahme der Christen aus der Missionsprovinz Einheit zwischen mir und ihnen geschaffen, zwischen meiner Kirche und ihrer Kirche. Noch hätte eine Zurückweisung meinerseits irgend etwas Anderes als oberflächlich soziale Uneinigkeit geschaffen. Nein, die Einheit war bereits vorhanden. Es war eine vorgegebene dadurch,  daß Gott Einheit schuf durch unseren gemeinsamen Glauben in Christus und unser gemeinsames Bekenntnis dieses Glaubens, basierend auf der Heiligen Schrift.[15] Alles was ich getan habe war zu erkennen, was schon vorhanden war.

Des Weiteren wurde deutlich,  daß diese Brüder und Schwestern in Christus der Missionsprovinz unter denen waren, denen Gaben, die Gott gibt, vorenthalten wurden. Ihnen wurde die Gabe von Pastoren für die Arbeit in ihrer Mitte vorenthalten, die ihnen das Evangelium rein predigen und die Sakramente recht reichen. Diese Situation war keine von ihnen gewählte. Die Glieder der Missionsprovinz hatten ein Bekenntnis in voller Übereinstimmung mit der allgemeinen Kirche durch die Jahrtausende. Nein, ihnen wurde die Ordination ihrer jungen Männer verweigert, die den biblischen Anforderungen für die Ordination entsprachen, und dies auf Grund neuer Lehren in der christlichen Kirche über die Frauenordination. Dies ist eine Position, die in Schweden bis 1958 nicht aufgekommen war. Wenn ein Mann mit dieser theologischen Position nicht einverstanden ist, dann kann er kein Kandidat für die Ordination sein.[16]  Dies durchkreuzt nicht nur das historische Verständnis des christlichen Glaubens, sondern alle normalen Gesetze der menschlichen Rede.[17] Dies ist wahr, denn es wird auf die Kandidaten Druck ausgeübt gegen ihr eigenes Gewissen zu handeln.[18] Derart gestrenge Taktiken[19] werden selbst von Nichtgläubigen verurteilt.[20] Dieses Bestehen auf dem „Lackmustest“[21] eines Einverständnisses mit der Frauenordination hat nichts mit der Heiligen Schrift oder den Bekenntnisschriften zu tun.  Es ist eine menschenerfundene bischöfliche Vorschrift, die mit kirchlicher Gewalt eine bestimmte Ideologie verbreiten soll, im Gegensatz zum historischen Bekenntnis der Kirche. In derartiger Lage ist es ein göttliches Gebot qualifizierte Männer in das Amt zu ordinieren: „Hieraus ist ersichtlich,  daß die Kirche das Recht behalten hat, Diener (der Kirche) zu wählen und zu ordinieren. Deshalb wenn die Bischöfe Häretiker werden oder die Ordination verweigern wollen, sind die Kirchen kraft göttlichen Rechts gezwungen, ihre eigenen Pastoren heranzuziehen und die Pastoren und Diener (der Kirche) zu ordinieren. Schuld an der (Kirchen)Spaltung und der Zwietracht ist die Gottlosigkeit und Tyrannei der Bischöfe. Denn Paulus ordnet an,  daß Bischöfe, die eine gottlose Lehre vertreten und verfechten sowie gottlose Gottesdienste (halten), gleichsam als verflucht gelten sollen.“[22] Daher verlangte die Lage, in der die Missionsprovinz sich fand, nach göttlichem Recht,  daß sie geeignete Männer in das Amt ordinierten, damit die Gabe des Wortes und der Dienst der Sakramente unter ihnen wieder zu finden seien. Aber sie wollten die rechtliche Praxis, die sich menschlich eingerichtet hat, auch nicht wegwerfen. Die Praxis der Apostolischen Sukzession ist ebenfalls nicht durch göttliches Recht geboten. Sie ist nach menschlichem Recht eine gute und nützliche Tradition als ein Ausdruck der allgemeinen christlichen Kirche. Daher hat man sich nicht für eine presbyteriale Ordination entschieden, die man nach göttlichem Recht hätte praktizieren können, sondern man hat sich entschieden dem göttlichen Auftrag zur Ordination zu folgen und nach menschlichem Recht der Universalität der Kirche Rechnung zu tragen, indem man Bischöfe in der Apostolischen Sukzession bat ihren eigenen Bischof einzusegnen, der wiederum die Pastoren ordinieren kann. Als die Missionsprovinz mir ihre Pläne schrieb und mich bat, die Bischofsweihe vorzunehmen, da verstand ich ihr legitimes Anliegen. Aber ich zögerte zuerst und fragte: „Warum ich? Warum sollte ich derjenige sein, der das tut?“ Ich trug diesen Wunsch dann meiner Kirche vor, die von ganzem Herzen zustimmte. Aber ich zögerte immer noch. Ich sagte der Missionsprovinz,  daß ich es tun würde, falls zwei andere Bischöfe mit Apostolischer Sukzession teilnehmen wollten. Als drei ihr Einverständnis erklärten, entschied ich,  daß Gott mich tatsächlich führte um diesen verfolgten Brüdern und Schwestern in Christus zu helfen. Schließlich zwang mich christliche Liebe zur Hilfe. Das göttliche Gebot wird nicht durch menschliche Regeln durchkreuzt. Gott wird sein Volk aus seiner Gefangenschaft befreien. Wie Paulus schreibt: »Er ist aufgefahren zur Höhe und hat Gefangene mit sich geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.« (Eph 4,8) Ich habe schon gesagt, warum ich tat was ich tat. Ich habe der Einsegnung von Bischof Arne Olsson vorgestanden, weil christliche Liebe und Einheit mich dazu genötigt haben. Das Wort Gottes nötigte mich. Die Bitte kam zu mir als ein göttliches Vorrecht, und ich folgte den Fußstapfen meines Herrn. Diese Art von Praxis wird auch in den Bekenntnisschriften reflektiert, wo Luther schreibt: „…(die Bischöfe) verfolgen und verdammen …diejenigen, die ein solches Amt (als dazu) Berufene treiben. Trotzdem darf um ihretwillen die Kirche nicht ohne Diener (am Wort) bleiben. Darum wollen und sollen wir, wie die alten Vorbilder der Kirche und der Väter es uns lehren, selber tüchtige Personen zu diesem Amt ordinieren.“[23] Diese Handlungen waren das Ergebnis von Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber. Sie waren ein klares Bekenntnis des Glaubens an ihn. Und ihr Ergebnis ist genau und präzise ein Ausdruck wahrer christlicher Einheit – einer Einheit die sogar über Kontinente hinweg reicht.  Dieses kontextabhängige, machtvolle, biblische Bekenntnis in Wort und Tat ist auch missionarisch. Es ist missionarisch, weil die Verkündigung von Gottes Wort in Reinheit in Kenya und in Schweden und bis an die Enden der Erde gefördert wurde.[24]

„Eine Sache das nennen, was sie ist“

„Eine theologia gloriae nennt das Böse gut und das Gute böse. Eine theologia crucis nennt die Sache, was sie eigentlich ist.“ sagt Martin Luther. [25] Statt dem Pfad der Treue zur Heiligen Schrift und den geschichtlichen Bekenntnissen der Kirche folgt die Kirche von Schweden einem Pfad der kirchlichen Tyrannei und Unterdrückung durch die Erzwingung ihrer menschlich erfundenen Regeln und Bestimmungen. Statt wahre christliche Liebe und Einheit zu üben, fördert sie Spaltung und Konflikt.  Wie wahre Theologen der Gloria bestehen die Führungen der Kirche von Schweden und anderer nördlicher liberaler Kirchen darauf das Schlechte gut und das Gute schlecht zu nennen. Der LWB ist nicht frei von dieser Anklage. Prüfen wir einige der Dokumente solcher Theologen um zu sehen, ob dies der Fall ist. Nachdem ich die Bitte von der Missionsprovinz Bischof Olsson zu weihen erhalten hatte, schrieb Erzbischof Hammar einen breit veröffentlichten Brief an mich, der diese Sätze enthielt: „In der Kirche von Schweden gibt es viele innerkirchliche Bewegungen mit verschiedenen Perspektiven. Heute existieren diese Seit an Seite vereint vom Wunsch zusammenzubleiben obwohl es verschiedene Auffassungen über viele dieser Perspektiven gibt. Wir scheinen die schmerzliche Situation erreicht zu haben, wo der Wunsch einiger zusammenzubleiben nicht mehr so stark ist wie die Notwendigkeit die eigene Perspektive zu betonen.“ Die Wahrheit ist,  daß die Missionsprovinz niemals beabsichtigte die Kirche von Schweden zu verlassen. Sie haben immer ihren Willen als eine bekennende Reformbewegung in der Kirche von Schweden zu bleiben (eine von Erzbischof Hammars „innerkirchliche Bewegungen“), nicht als eine neue Kirche.[26] Ihr Wille zur Einheit mit einer Kirche, die ihren Glauben verfolgt hat, ist bemerkenswert für seine Verpflichtung, das Bekenntnis und die sichtbare Einheit der Kirche aufrechtzuerhalten. Aber was ist tatsächlich passiert? Die Kirche von Schweden entfernte Bischof Olsson aus ihren Reihen.[27]

Welche Seite ist es, deren Bedürfnis „ihre eigene Perspektive zu beanspruchen“ den Willen zur Einheit übertrifft ?  Erzbischof Hammar hält innerkirchliche Bewegungen für möglich, aber wenn eine daherkommt, die der Kirchenleitung nicht passt, wird sie hinausgeworfen. Und dies trotz der Beteuerungen der sogenannten „Schismatiker“, die immer und immer wieder ihre Absicht in der Kirche von Schweden zu bleiben bekunden! Das Gute das historische christliche Bekenntnis des Glaubens zu erhalten wird nicht mehr toleriert und schlecht genannt. Das Gute, in der Kirche von Schweden bleiben zu wollen, um sie zu reformieren, wird schlecht genannt. Nietzsches „Wille zur Macht“ findet seinen Ausdruck durch die Führung der Kirche von Schweden wenn Ordnungen gebraucht werden, nicht um die Einheit der Kirche zu fördern, sondern um sie aufzusplittern. Am Ende sucht eine bestimmte ideologische Agenda in ihrem Machtstreben alle Opposition zu vernichten. Meine Brüder und Schwestern, nennt die Sache, was sie ist! In der Ansprache des Vorsitzenden Bischofs Hanson an den LWB-Rat im September 2004 behandelte er die Vielfalt innerhalb der Kirche und rief nach „Erweiterung unseres Verständnisses eines `differenzierten Konsenses´ und `versöhnter Verschiedenheit´ als theologische Werkzeuge zur Vertiefung des Gesprächs, die uns helfen in Einheit zu wachsen ohne Uniformität zu verlangen“. Die theologische und logische Konfusion hinter solchen Ausdrücken wie „differenzierter Konsens“ und „versöhnte Verschiedenheit“ ist offensichtlich.[28] Bischof Hanson gab der Hoffnung Ausdruck,  daß die Kirchen verschiedene Meinungen in ihren Reihen erlauben würden. Das ist ein sehr anderes Ziel als Paulus‘ „eines Sinnes sein“,[29] aber lasst uns schauen, wie sich dieser Wille in der Praxis auswirkt um zu sehen, ob sich etwas Unheimlicheres hinter diesen Ausdrücken verbirgt. Die Kirche von Schweden fördert Trennung und Schisma durch ihre intolerante Politik Priester nicht zu ordinieren, wenn sie nicht mit der Frauenordination einverstanden sind. Das ist ja wohl kaum ein Beispiel dafür uns zu helfen „in der Einheit zu wachsen ohne Uniformität zu fordern“. Aber der LWB hat nichts getan um die Situation zu lindern.  Aus afrikanischem Blickwinkel scheinen die Gründe dafür wahrscheinlich in dem Reichtum und der Macht der Kirche und der Weigerung des LWB, eines seiner reichsten und mächtigsten Glieder direkt zu konfrontieren, zu liegen.  Aber schwächere Glieder sind Freiwild. Für meine Bereitschaft die Wahrheit zu sagen und auf dem Grund biblischen Bekenntnisses zu handeln stehe ich vor dem Rauswurf aus dem Rat des LWB. Die Kirche von Schweden hat Bischof Olsson schon rausgeworfen, wegen seiner Berufung auf Tolerierung seiner Position innerhalb der Kirche von Schweden. Offenbar ist Uniformität verlangt, aber es ist eine Uniformität bezüglich eines neuen Dogmas, das erst in den letzten 50 Jahren der Kirchengeschichte aufgekommen ist. Also, was sich hinter diesen Ausdrücken „differenzierter Konsens“, „versöhnte Verschiedenheit“ und „Einheit ohne Uniformität zu verlangen“ versteckt ist etwas ganz Anderes, als was sie auf den ersten Blick zu sagen scheinen. Sie sind der Ausdruck eines beherrschenden Willens einer mächtigen Elite, die ihre Ideologien dem Rest der Kirche aufzwingen will. Sie verbergen unter einem dünnen Furnier den „Willen zur Macht“, der in der Kirche heutzutage aktiv ist. Wir haben das immer wieder im liberalen nördlichen Christentum beobachtet. Liberale theologische Trends übernehmen nach und nach die Führung nicht in den Gemeinden, aber in der Leitung. Sie werden den normalen Christen durch den „Willen zur Macht“, versteckt hinter angenehmen Formulierungen wie „differenzierter Konsens“, durch die Ausübung kirchlicher Herrschaft aufgezwungen. Sanft klingende Formeln werden die Waffen einer Politik des Ausschlusses, die liberale Kirchen dominiert.[30] Die Ausübung dieses verborgenen „Willens zur Macht“ ist wie ein Meuchelmörder von Kirche zu Kirche geschlichen und hat viele geistliche Leichen hinter sich gelassen. Sogar mit finanziellen Ködern (eine Nettigkeit, die ich statt Bestechung verwende) hat man das den Südkirchen verkauft. Wenigstens für Afrika stimmt das, wo es nicht ungewöhnlich ist, Geld mit einer liberalen Agenda zu verbinden. Aber nicht länger! Jetzt ist es Zeit „Nein!“ zu dieser Entwicklung zu sagen. Diese Besetzung und Beherrschung von Kirchen hat genügend Menschen wehgetan. Die intellektuelle und theologische Unehrlichkeit, die durch diese Doppelzüngigkeit verborgen wird, muss ein Ende finden. Nennt eine Sache, was sie ist!

Ein anderes Thema in Bischof Hansons Ansprache ist der Einsatz für die Verfolgten dieser Welt. Ein Beispiel ist seine Aussage: „ Haben wir die Toleranz als höchsten Wert in eine pluralistischen Welt akzeptiert, so  daß wir uns von der Verurteilung von Handlungen der Ungerechtigkeit, Gewalt und Intoleranz Abschied nehmen?“ Wieder einmal sehen wir ekklesiastische Doppelzüngigkeit ihr hässliches Haupt erheben. Was ich mit der Ordination von Bischof Olsson getan habe ist genau dieses: Ungerechtigkeit, theologische Gewalt und Intoleranz des historischen Bekenntnisses des christlichen Glaubens zu verurteilen. Und genau dafür hat das Exekutivkomittee des LWB, dessen Vorsitzender Bischof Hanson ist, empfohlen mich aus dem Rat des LWB zu entfernen. Ein weiteres Beispiel ist Bischof Hansons Aussage zur Christenverfolgung: „Lasst uns nicht vergessen  daß Christen und Menschen anderer Religionen Verfolgung und Diskriminierung erfahren. Unsere Unterlassung dagegen einzutreten wird bewirken,  daß wir uns auseinander entwickeln. Wir müssen Gewalt in all ihren Formen zurückweisen auch wenn wir uns für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.“  Im Zusammenhang der Verfolgung von Pastoren, die an dem historischen Bekenntnis des christlichen Glaubens in der Schwedischen Kirche festhalten, habe ich mich dafür eingesetzt,  daß solche Akte aufhören. Ich habe durch Wort und Tat geredet, für den wahren Frieden in der Kirche, gegründet auf dem Wort unseres Herrn, wie auch auf Gerechtigkeit. Aber die diskriminierende Praxis der Kirche von Schweden und Erzbischof Hammar sind nicht kritisiert worden, sondern die kleinere, schwächere Missionsprovinz und ich sind für Strafe herausgegriffen worden. Ist das gerecht? Ist das friedliebend? Ist das Einheit? Um Bischof Hansons eigene Worte aufzugreifen sage ich jetzt: „Angesichts von Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Gewalt (habe ich) Worte von prophetischem Urteil (gesprochen)“. Wird irgendjemand hören?

Kommen wir zu den Anklagen gegen mich. Die Empfehlung des Exekutivkomittees lautet: „Die Bischofsweihe fand außerhalb aller Ordnungen in der Kirche von Schweden statt. Diese Handlung von Bischof Obare, gemeinsam mit denen, die ihm assistierten, muss als eine unangebrachte Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche aufgefasst werden, mit negativen Folgen für die Einheit des LWB als eine Gesamtgemeinschaft von Kirchen.“ Dies bedeute,  daß meine Handlungen unvereinbar seien mit meiner Rolle als ein „Berater des Rates, dem die Verantwortung die Lutherische Gemeinschaft zu wahren und fördern anvertraut ist“ . Diese Aussagen sind erfüllt von Missverständnissen darüber, was wahre Einheit ist und worauf Entscheidungen in der Kirche beruhen sollten. Sie sind auch heuchlerisch. Zunächst ist die Einheit gottgegeben, vom Heiligen Geist geschaffen und gegründet auf einem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens, wie er von der Heiligen Schrift her verstanden wird. Die Lutherischen Bekenntnisschriften helfen uns die Botschaft der Bibel zu verstehen und sind auch eine Hilfe zur Einheit. Wahre christliche Einheit und Lieben verlangen ,  daß Ungerechtigkeit angegangen und biblische Wahrheiten aufrechterhalten werden. Wenn das nicht getan wird, dann wird das Evangelium früher oder später aufs Spiel gesetzt. Das darf nicht sein. Also, wie gesagt, haben mich christliche Liebe und Einheit dazu getrieben der Missionsprovinz zu helfen, die treu sein wollte, sowohl dem göttlichen Auftrag der Ordination geeigneter Männer in das Amt, wie der guten, menschlichen Tradition der Apostolischen Sukzession. Die Interaktion zwischen der Missionsprovinz und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenya war eine der schönsten Äußerungen von christlicher Einheit. Sie sollte hochgehalten werden als ein Modell wo eine Kirche eine andere ruft: „Kommt herüber und helft uns!“[31]

Und doch wird dieser wunderbare Ausdruck der una sancta vom Exekutivkomittee des LWB als „unangemessen“ bezeichnet. Er wird verurteilt weil er angeblich „alle Ordnungen in der Kirche von Schweden“ verletzt. Zunächst muss festgehalten werden,  daß die Frage, ob das wirklich eine Verletzung der Ordnung der Kirche von Schweden war, eine Frage der Interpretation und Diskussion ist.[32] Die Interpretation von Bischof Olsson und der Missionsprovinz argumentiert ganz stichhaltig,  daß die Weihe nicht außerhalb der Kirchenordnung stattgefunden hat. Aber was wichtiger ist, sollte die Frage der Kirche nicht lauten: „Ist was Bischof Obare getan hat schriftgemäß? Stimmt es überein mit dem, wie Lutheraner den christlichen Glauben verstehen, wie er in den Bekenntnisschriften dargelegt ist?“ Aber diese Fragen werden als unwichtig für die Untersuchung angesehen. Es sind menschliche Regeln und Ordnungen, auf denen die Entscheidung basiert, selbst wenn diese Regeln mit der Schrift und dem historischen Verständnis des christlichen Glaubens nicht übereinstimmen. Und die Heuchelei des Exekutivkomittees des LWB ist offenbar. Der LWB ist eine Organisation, die weithin von den nördlichen, reichen, liberalen Kirchen dominiert wird.  daß diese dominierenden, mächtigen Interessen nun einen südlichen Bischof der „unangemessenen Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche“ beschuldigen ist scheinheilig.  Ehe ich fortfahre, lassen Sie mich sagen wie dankbar wir in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenya sind für die Missionsarbeit, die unter uns von den schwedischen Lutheranern getan wurde, die Gott gebraucht hat, um unsere Kirche zu gründen. Ihre Hingabe und Opfer tragen nun Früchte – ja dreißig-, sechzig- und hundertfach – indem Gott nun uns gebraucht für die reine Verkündigung des Evangeliums in Schweden und hoffentlich bald auch in anderen Teilen der Welt. Nichtsdestotrotz haben die nördlichen Kirchen eine lange, bedeutende und fortwährende Tradition der „unangemessenen Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche“.  Diese Einmischung nimmt vielerlei Formen an, aber weithin wirkt sie durch die Manipulation der finanziellen Kontrolle / die Vergabe von Mitteln. Es gibt Geld, wenn man mit der Agenda der liberalen nördlichen Kirchen übereinstimmt. Mir selber wurden verschiedene „Partnerschaften“ von LWB-„Schwesterkirchen“ angeboten, wenn ich Bischof Olsson nicht weihen würde. Wir haben ein Wort für diese Art Angebot, ein Vorgang, der trauriger Weise für uns in Kenia nur allzu vertraut ist, wo wir uns tagtäglich mit den Auswirkungen von Bestechung herumschlagen müssen. Eine andere Art von Einmischung ist die theologische. Ein Beispiel dafür ist die Weihe eines geschiedenen, praktizierenden Homosexuellen zum Bischof in der Episcopal Church in den USA, die einen großen Einfluss auf alle christlichen Denominationen im ganzen Süden und, wie ich ganz sicher weiß, in Afrika hat. Das hat die Glaubwürdigkeit aller Christen beschädigt. Der Glaube eines neuen oder schwachen Christen ist schwer erschüttert, und viele haben sich gefragt, ob die christliche Religion die richtige ist. Das hat auch die Ausbreitung der Muslime unterstützt, die dies als ein Beispiel dafür gebrauchen, wie korrupt das Christentum ist. Das wäre eines von vielen theologischen Beispielen. Übungen der liberalen lutherischen Kirchen wie die Frauenordination, die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen (wie diejenige, bei der Erzbischof Hammar anwesend war) und möglicherweise irgendwann einmal die Ordination praktizierender Homosexueller sind ebenfalls furchtbare Einmischungen in das Leben der südlichen lutherischen Kirchen.

Wenn das nicht „unangemessene Einmischung“ ist, die den Leib Christi beschädigt, dann weiß ich nicht was das ist. Lassen Sie mich nur ein neuerliches Beispiel von „unangemessener Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche“ aus meiner eigenen Kirche, der Evangelisch Lutherischen Kirche in Kenya (ELCK) bringen. Vor wenig mehr als einem Jahr plante und verursachte ein Missionar aus der Evangelical Lutheran Church in America (ELCA) ganz bewusst eine Spaltung in der wohl wichtigsten Gemeinde in der ELCK – der Uhuru Highway Lutheran Church, die nun Kathedrale genannt wird. Er reichte seinen Rücktritt von dem englischen Gottesdienst ein zwei Wochen vor seinem Weggang. Am Sonntag nach seinem Weggang predigte er und begann eine neue Gemeinde, ebenfalls in Nairobi, in einer LWB-„Schwesterkirche“ , der Kenya Evangelical Lutheran Church (KELC). Bevor er von der Uhuru Highway Gemeinde offiziell zurückgetreten war, hatte er bereits einen Lenkungsausschuss für die neue Gemeinde organisiert, die er zu gründen beabsichtigte. Lange vorher hatte er begonnen an einer neuen Gottesdienstordnung zu arbeiten. Das Ziel war eindeutig nicht in der ELCK zu bleiben, sondern eine schmerzliche Spaltung in der Gemeinde. Der offizielle Vertreter der ELCA für Ostafrika war vor der Spaltung bei den Sitzungen des Lenkungsausschusses anwesend und half sie durchzuführen. Der Bischof der KELC unterstützte ebenfalls die Spaltung. Über sechs Monate nachdem die Spaltung stattgefunden hatte, entschied sich die ELCA diese neue Gemeinde mit 370 000 US Dollar (zweimal 185 000 für zwei Jahre) zu unterstützen und derart die Spaltung zu garantieren und zu zementieren. Aber ich sehe Bischof Hanson von der ELCA als Präsident des LWB. Ich sehe nichts von Vorwürfen einer „unangemessenen Einmischung in das Leben einer Schwesterkirche“ gegen seine Kirche. Ich sehe nicht,  daß Bischof Hansons Position als Präsident in Gefahr wäre. Meine Brüder und Schwestern, das ist Scheinheiligkeit. Die nördlichen Kirchen „mischen sich ein“ in das Leben der südlichen Kirchen, und zwar regelmäßig. Diese Einmischung, wie die Diskriminierung in der Kirche von Schweden gegen ihre eigenen Mitglieder, wird kommentarlos hingenommen, wegen des Reichtums und der Macht der Kirchen. Ist es das, was Kirche ist? Ist das die wahre Einheit?[33] Schließlich kann ich keinesfalls akzeptieren,  daß mein Handeln eine „unangemessene Einmischung“ gewesen sei. Es war erstens von christlicher Liebe motiviert, gut aus Bibel und Bekenntnis begründet, und von meiner eigenen Kirche, der ELCK, im Rahmen unserer Jahressynode durch einen Beschluss genehmigt.

Als ich meine Begründung auf einer privaten Konferenz von ca. 17 afrikanischen lutherischen Kirchenführern (Bischöfen und Präsidenten) während der Ratsversammlung von 2004 vorbrachte, gaben alle ihre Unterstützung für meine Entscheidung und die der ELCK.[34] Wir sind nicht auf die Missionsprovinz zugegangen – sie kam zu uns, und wir reagierten lediglich auf Gottes Führung in ihrem Ruf an uns. Die Missionsprovinz, anders als der ELCA-Missionar, der eine unserer Gemeinden spaltete, hat wiederholt ihren Willen in der Kirche zu bleiben, und nicht schismatisch zu werden, bekundet. Und, wie ich schon gesagt habe, die Situation, in der sich die Missionsprovinz fand, machte es notwendig, nach göttlichem Recht,  daß sie Pfarrer ordiniert, was sehr angemessen verwirklicht wurde im Rahmen der Apostolische Sukzession. Das ist keine „unangemessene Einmischung“, sondern die geeignetste „Einmischung“, eine „Einmischung“ in voller Übereinstimmung mit dem Auftrag unseres Herrn nach der Heiligen Schrift und den Bekenntnisschriften. Es tut mir leid, wenn meine Worte scharf gewesen sind. Aber die Wahrheit muss gesagt werden, und wenn das auszusprechen, was die Schrift sagt, und was der Gehorsam gegenüber dem Wort gebietet, Uneinigkeit verursacht, dann sei es so. Wie Jesus sagte: „Ihr sollt nicht meinen,  daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.[35]

Wohin gehen wir von hier aus?

Brüder und Schwestern, macht den LWB nicht im Namen der Starken zum Komplizen bei den Ungerechtigkeiten und der Verfolgung der Schwachen. Wegen der Empfehlung des LWB-Exekutivkomittees könnten manche meinen,  daß die Entscheidung schon beschlossene Sache sei. Aber es muss nicht so sein. Der LWB kann in der Tat für die reine Verkündigung des Wortes Gottes in der Welt eintreten. Der LWB kann die Schrift als die einzige Norm des Glaubens, der Lehre und des Lebens festhalten.[36] Der LWB kann die Kontinuität mit dem historischen Verständnis der christlichen Kirche, wie es in den Bekenntnisschriften zu finden ist, aufrecht erhalten. Der LWB kann auf göttliche Weisung schauen und sie menschlichen Ordnungen vorziehen. Der LWB kann seine Richtung ändern und ein Leuchtturm der Hoffnung sein, als getreuer Knecht des Herrn in der Welt. Aber das braucht Mut. Es braucht Entschlossenheit. Es braucht die Aufgabe des Zweifels, der ein so bedeutendes Element der nördlichen intellektuellen Tradition seit Descartes ist. Es braucht ein Festhalten am Wort als das Wort. Es braucht das Herz eines Knechts, nicht eines Herren. Dient dem Volk. Reicht Gottes Gaben, vor allem die Gabe des getreuen Wortes und des sakramentalen Dienstes. Unterwerft euch nicht dem, was das Normalste in der menschlichen Geschichte ist – die Herrschaft Eines über den Anderen, der „Wille zur Macht“, der sich hinter so vielen theologischen Regeln und Schlagworten verbirgt. Habt keine „jückenden Ohren.“[37] Seid offen für Gottes Wort. Brüder und Schwestern, ich bitte euch dringend die Stimme des Hirten zu erkennen in meinem Bekenntnis und im Bekenntnis unserer Brüder und Schwestern der Missionsprovinz von Schweden. Beide sind wohlgegründet auf dem Wort Gottes und den Bekenntnisschriften.  Ich mache mir Sorgen über die Folgen, die das hätte, wenn ihr abstimmt um mich aus diesem Rat zu entfernen. Es geht mir nicht um mich – mein Gewissen ist rein und mein Herz fröhlich,  daß ich unserem Herrn nahe stehe, der verurteilt wurde. Aber ich mache mir Sorge um euch und die Zukunft des LWB.

Daher noch einmal: „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhangt. Denn das bedeutet für dich,  daß du lebst…“[38]

Bischof Walter Obare Omwanza, September 2005, Jerusalem

[1]              Nebenbei sei angemerkt,  daß Bischof Arne Olsson auf jeden Fall Bischof ist. Seine Konsekration ist jenseits jeden Zweifels auf Grund vieler nachfolgend aufgeführter Gründe gültig. Es genüge hier Luther in den Schmalkaldischen Artikeln zu zitieren: „Darum wollen und sollen wir, wie die alten Vorbilder der Kirche und der Väter uns lehren, selber tüchtige Personen zu diesem Amt ordinieren. Und das haben sie uns nicht zu verbieten noch zu wehren, auch nach ihrem eigenen Rechte. Denn ihre Rechte sagen,  daß auch diejenigen, die von Ketzern ordiniert worden sind, ordiniert heißen und bleiben sollen.“ (SA II, 10,3) Bekenntnisschriften im Folgenden zitiert nach: Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Bearbeitet v. Horst Pöhlmann, Gütersloh 19872
[2]           Es ist bekannt,  daß die Mehrheit der Christen auf der Welt die Frauenordination nicht praktizieren. Die Römisch-Katholische Kirche, die östlichen Orthodoxen und viele protestantische Kirchen in Nord und Süd glauben diese Lehre nicht. Daher ist das Dogma der Frauenordination eine eigenwillige Lehre einiger weniger Liberaler aus nördlichen, protestantischen Kirchen, weitgehend durch die Dominanz einer mächtigen Elite durchgesetzt, die keinen Widerspruch duldet.
[3]           Eph 5,26 – ein klarer Hinweis auf die Taufe
[4]           Psalm 100,3
[5]           1. Pet 2,10
[6]           Apg. 5,14 (προσετίθεντο πιστεύοντες τῷ κυρίῳ); Gal 2:16 (διὰ πίστεως Ἰησοῦ Χριστοῦ, καὶ ἡµεῖς εἰς Χριστὸν Ἰησοῦν ἐπιστεύσαµεν)
[7]           Apol. VII/VIII,8.
[8]           Joh 11,52
[9]           Eph 1,23; 1 Kor 12,12ff
[10]         1. Kor 12,26
[11]         1. Kor 12,27-31. Andere Gaben sind die Gabe eines mutigen Zeugnisses für die Wahrheit des Evangeliums und ein starker missionarischer Glaube. Diese Gaben sind der Kirche auf der ganzen Welt gegeben. Kürzlich stand in einer Presseverlautbarung des LWB vom 16. Juni 2005 zu einem Treffen in Reykholt, Island,  daß es notwendig sei,  daß die Europäischen Kirchen sich der Herausforderung durch die Kirchen des Südens stellen müßten. Der Verlautbarung zufolge betonte Pfarrer Dr. Kjell Nordstokke: „… daß das Kernland der Christenheit nicht mehr Europa, sondern Lateinamerika, einige Teile Asiens und Afrika sei. Während Kirchenmitgliedschaft im Süden bedeutend zunähme, sähen sich die die europäischen Kirchen mit einer stetigen Abnahme konfrontiert. Mission könne daher nicht länger als eine Aktivität des Nordens im Blick auf den Süden verstanden werden. Im Gegenteil wäre es notwendig für die Kirchen im Süden denen im Norden als Beispiel zu dienen. Die Konzepte des Südens sollten als Gaben und Potential für unsere Erneuerung als missionarische Kirche in unserer Kultur verstanden werden.“ Wie sich zeigen wird, diente mein Handeln in Schweden genau den biblischen, missionarischen und bekenntnisorientierten Gründen.  Das ist ein Geschenk an die nördlichen Kirchen, das verstanden werden will in dem Zusammenhang, den diese Presseverlautbarung erläutert. Aber das Ergebnis ist,  daß trotz gegenteiliger Beteuerungen die mächtige Elite im Norden nicht bereit scheint das volle Gewicht solcher Gaben zu akzeptieren. (Vgl.:www.lutheranworld.org/News/LWI/EN/1686.EN.html)
[12]         CA V,1-2
[13]         SA III, 12,2
[14]         Vgl. Apg 10,44-48
[15]         Eph 4,5-6a; Ap VII/VIII,8
[16]         Wo eine derartige Situation aufkommt, da sind die Bekenntnisschriften klar und deutlich: „Wenn daher die eingesetzten Bischöfe zu Feinden des Evangeliums werden oder die Ordination verweigern wollen, behalten die Kirchen (trotzdem) ihr Recht. Denn wo auch immer Kirche ist, dort ist das Recht, das Evangelium auszurichten. Deshalb muss die Kirche das Recht behalten, Diener (der Kirche) zu berufen, zu wählen und zu ordinieren. Und diese Recht ist ein der Kirche vorzugsweise gegebenes Geschenk, das keine menschliche Autorität der Kirche entreißen kann…“ Tr 66f
[17]         Zunächst war es nicht so. 1958 wurden Versprechen gegeben,  daß die neuen Regeln mittels einer „Gewissensklausel“ Kandidaten, die mit der Frauenordination nicht einverstanden waren, von der Ordination nicht ausschließen würden. Minister Edenmann erklärte offiziell,  daß die Kraft des Gesetzes hinter der Gewissensklausel stehen würde. Aber 1982 wurde die Gewissensklausel entfernt, und Priester, die mit der Frauenordination nicht einverstanden waren, wurden zunehmendem Druck ausgesetzt, bis der Punkt erreicht wurde,  daß sie wegen ihrer Opposition gegen diese neue Doktrin nicht ordiniert würden. Vgl. Tighes Artikel „Swedes Adrift“ (Schweden dahintreibend) http://touchstonemag.com/archives/article.php?id=16-02-036-f
[18]         Die Bekenntnisschriften sprechen den Fall des Vergehens gegen das Gewissen an: „Woher haben denn die Bischöfe Recht und Macht, der Christenheit solche Vorschriften aufzuerlegen, um die Gewissen zu verstricken? Denn der hl. Petrus verbietet in der Apg 15, ein Joch auf die Hälse der Jünger zu legen. Und der hl. Paulus sagt zu den Korinthern, ihnen sei die Gewalt gegeben, um zu bessern und nicht um zu verderben. Warum vermehren sie dann die Sünde durch solche Vorschriften?“ (CA XXVIII, 42 ; aber vgl. 39 – 52). Während die Reformatoren von Vorschriften reden, die ersonnen wurden um Gottes Gnade zu erlangen oder heilsnotwendig waren, kann man argumentieren,  daß das Bestehen auf der Doktrin der Frauenordination, so wie es in der Kirche von Schweden zu finden ist, und die entsprechende Rhetorik drum herum, diese Angelegenheit tatsächlich als heilsnotwendige Vorschrift anzusehen ist.
[19]         „Der Hl. Petrus verbietet den Bischöfen die Herrschaft, als hätten sie die Gewalt, die Kirchen, wozu sie wollen, zu zwingen. Es geht jetzt nicht darum, wie man den Bischöfen ihre Gewalt nehme, sondern man bittet und begehrt,  daß sie die Gewissen nicht zu Sünden zwingen. Wenn sie das aber nicht tun werden und diese Bitte verachten, mögen sie bedenken, wie sie es vor Gott verantworten können,  daß sie mit dieser ihrer Härte die Spaltung und das Schisma (der Kirche) verursachen, was sie doch billigerweise verhüten helfen sollten.“ (CA XXVIII, 76-78 )
[20]         William J. Tighe kommentiert: „Selbst einige liberale Kolumnisten kommentierten die Absurdität die Unterstützung der Frauenordination zur einzigen glaubensmäßigen Voraussetzung für die Ordination oder Aufstieg in der Kirche zu machen.“ (Betonung im Original) http://touchstonemag.com/archives/article.php?id=16-02-036-f
[21]         Und es ist ein Test. Außerordentliche Maßnahmen werden angewandt um festzustellen  daß Kandidaten die Frauenordination akzeptieren. Dazu gehört: die Kommunion von einer Pfarrerin entgegenzunehmen; ein unterschriebenes Zeugnis der Akzeptanz zu liefern und ein Dokument zu unterschreiben, das die Akzeptanz aller Geistlichen in der Kirche von Schweden und deren sakramentaler Handlungen enthält. Männer die schon Priester sind müssen das gleiche Dokument unterschreiben und/oder gemeinsam mit einer Pfarrerin das Abendmahl ausüben. Derart radikale Anforderungen sind unangemessen selbst in einer säkularen, bürgerlichen Gesellschaft, viel mehr noch in der Kirche.
[22]         Tr 72. Man kann die Situation in der Kirche von Schweden mit denen vergleichen, die im 16. Jahrhundert auf der Lehrmeinung des Zölibats bestanden. Wie die Frauenordination war auch das Zölibat eine neue Interpretation der Bibel und der Tradition. Des Weiteren ist die Praxis der Kirche von Schweden ein Spiegelbild der Verfolgung in der römisch-katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts derer, die gegen das Zölibat opponierten. Dazu sagten die Reformatoren: „Die Bischöfe würden aber leicht den Gehorsam bekommen, wenn sie nicht darauf dringen würden, solche Satzungen einzuhalten, die doch ohne Sünde nicht eingehalten werden können. Jetzt aber handeln sie (anders) und verbieten (die Aussteilung) des heiligen Sakraments in beiden Gestalten, ebenso den Geistlichen den Ehestand, nehmen niemanden auf, der nicht zuvor einen Eid tut, er werde diese (unsere) Lehre nicht predigen, die doch ohne jeden Zweifel dem heiligen Evangelium gemäß ist… (Unsere Kirchen) bitten allein darum,  daß die Bischöfe einige von den unangemessenen Beschwerungen aufheben, die es doch früher in der Kirche auch nicht gegeben hat und die im Gegensatz zum Brauch der christlichen allgemeinen Kirche (ecclesia catholica) übernommen worden sind; … Kann man aber nicht einmal das bei ihnen erreichen,  daß man derartige menschliche Satzungen mäßige und abtue, die man ohne Sünde nicht halten kann, dann müssen wir die Regel der Apostel befolgen, die uns gebietet, wir sollen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (CA XXVIII 69-70.72.75)
[23]         SA III, 10, 2-3
[24]         Diejenigen, die bekenntnismäßige und kontextabhängige Theologie in Spannung sehen sind theologisch durcheinander. Ein Beispiel dafür ist die Ansprache von Bischof Hanson vor dem LWB-Rat im September 2004 als er sagte: „Wir werden zusammenwachsen und gestärkt werden, indem wir Orthopraxis und Orthodoxie, kontextuelle und bekenntnisorientierte Theologie in gesunder Spannung und lebhaftem Austausch halten.“ Die gleiche Verwirrung besteht, wenn bekenntnismäßige und missionarische Theologie gegeneinandergesetzt werden. Es gibt keine Spannung zwischen den beiden. Eine wirklich bekenntnismäßige Theologie ist beides, kontextuell und missionarisch. Die kontextuellen und missionarischen Auswirkungen eines wahrhaftigen Bekenntnisses des Glaubens finden tatsächlich Nachhall rings um den Globus, was man an Figuren wie Jesus, Stephanus, Paulus, Luther und vielen anderen sehen kann.
[25]         Martin Luther, Heidelberger Disputation, These 21
[26]         Kapitel 2 der „Satzungen für die Missionsprovinz in Schweden“ am 17. Mai 2004 aufgezeichnet und am 15. Januar 2005 ergänzt lautet: „Die Missionsprovinz ist ein Teil der ´Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche´. Sie ist eine freie Provinz der Kirche und Gemeinde Gottes in Schweden, auf dem Fundament des unveränderten Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisses. Sie steht in Kontinuität mit der geistlichen Tradition, die in der Kirche von Schweden bewahrt und entwickelt wurde, und sieht sich als eine nichtterritoriale Provinz in ihr.“ Darüber hinaus definiert Bischof Olsson in seiner Berufung gegen seine Entfernung die Missionsprovinz folgendermaßen: „Die Missionsprovinz ist eine innerkirchliche Bewegung, eine freikirchliche Struktur innerhalb der Kirche von Schweden. Sie sieht sich als eine nichtterritoriale Diözese innerhalb der Kirche von Schweden mit eigenem Bischof, Priestern und Abendmahlsgemeinschaften (oft koinonias genannt). Wir arbeiten in der geistlichen Tradition der Kirche von Schweden mit Glauben, Lehre und Bekenntnis der Kirche Schwedens als Fundament. Wir wollen eine Missionsbewegung sein, die für eine christliche Erneuerung in Schweden arbeitet. Wir wollen eine prophetische Stimme sein, die Gottes Wort ernst nimmt; eine reformierende Bewegung, die das Werk der Reformation fortsetzt. Wir wollen ein Refugium sein für diejenigen, die mehr und mehr frustriert mit der Kirche von Schweden sind wegen ihrer Lehre gegen den Herrn. Rechtlich gesehen ist die Missionsprovinz eine non-profit Organisation und eigene rechtliche Körperschaft. Daher ist unsere Tätigkeit nicht von der Kirchenordnung, sondern von unserer eigenen Grundordnung geregelt. Und doch sehen wir uns als Teil der Kirche von Schweden im geistlichen Sinne. Wir sehen die Kirche von Schweden sowohl als geistliche Gemeinschaft wie als Organisation.  Wir sehen uns als Teil der geistlichen Gemeinschaft der Kirche von Schweden, aber nicht als Teil der Organisation der Kirche von Schweden. Daher wollen wir auch gute Beziehung zur Kirche von Schweden als Organisation. Die Kirche von Schweden hat nun die Gelegenheit ihre guten Absichten und ihre Nähe zu uns zu zeigen, indem sie die Entscheidung des Kapitels der Karlstadt Kathedrale zurücknimmt, mir mein Recht auf die Ausübung meines priesterlichen Amtes wegzunehmen.“ (vgl.: www.missionsprovinsen.se/engelsk/arne_olssons_appeal.htm)
[27]         Bischof Olssons guter Wille kommt deutlich zum Vorschein in seiner Bitte nicht aus den Reihen der Priester in der Kirche von Schweden entfernt zu werden: „Das Kapitel der Kathedrale hat den Weg des Zersplitterns und Zerbruchs gewählt. Die Missionsprovinz möchte kein Zersplittern. Wir wollen eine Erweckung – eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Kirche von Schweden, eine Reformbewegung, die das Werk der Reformation fortsetzt. Wir wollen eine prophetische Stimme, die Gottes Wort in unserer Zeit erhebt für die Menschen unserer Zeit. Wir lieben die Kirche von Schweden und haben ihr Bestes und das der Menschen von Schweden vor Augen. Aber wir sehen keinen anderen Weg als selber Pastoren zu ordinieren wenn die Kirche von Schweden sich dem Evangelium in den Weg stellt. Dieser Schritt verlangt nicht,  daß wir uns aufspalten. Im Gegenteil, es ist mit großer Sorge und Schmerz  daß wir dazu gezwungen sind. Das ist auch der Grund, warum ich mein Amt als Pastor nicht aufgegeben habe. Ich möchte Pastor der Kirche von Schweden bleiben. Diese Verbindung ist mir und der Missionsprovinz wichtig.“ Siehe wieder: http://www.missionsprovinsen.se/engelsk/arne_olssons_appeal.htm
[28]         Neben dem „modernen“ cartesianischen epistemologischen Dilemma gibt es jetzt auch eine mächtige „post-moderne“ relativistische Zwickmühle. Ein Gutteil der zeitgenössischen Theologie ist fasziniert von der Möglichkeit der Gültigkeit vielfacher, auch gegensätzlicher Behauptungen. Phrasen wie „differenzierter Konsens“ und „versöhnte Verschiedenheit“ zeugen von dieser Position. Vieles davon kommt aus der Existentialphilosophie (z.B. Heidegger und, in modifizierter Form, Gadamer), die durch Bultmann in die christliche Kirche Eingang fand, wo das Ziel nunmehr nicht so sehr die Treue gegenüber einer unwandelbaren, wenn auch anpassungsfähigen Botschaft (oder Verheißung) ist, sondern eine gewisse „Erfahrung“ von „Authentizität“. Das ist ein Ziel für die Philosophie, nicht für das Christentum. Aber sogar die Art und Weise, wie es in die Kirche importiert worden ist, verrät ein grundlegende Missverständnis der ursprünglichen philosophischen Absicht, die weitgehend nicht völlig relativistisch sein wollte. Vgl. John Milbanks Buch „Theology and Social Theory“.
[29]         Man vergleiche die Sprache von „differenzierter Konsens“ und „versöhnte Verschiedenheit“ mit Paulus‘ „so macht meine Freude dadurch vollkommen,  daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.“ (Phil 2,2) Ich frage mich ob derartig geschmeidiges Reden vom LWB darauf abzielt „die Herzen der Arglosen zu verführen“: “ Ich ermahne euch aber, liebe Brüder,  daß ihr euch in Acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet. Denn solche dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauch; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.“ (Rö 16,17f)
[30]         Mehrdeutigkeit ist eine weitere Waffe im Einsatz. Kürzlich auf der ELCA Gesamtversammlung in Orlando 8. bis 14. August 2005 versuchten Mitglieder zu klären, was „Empfehlung 2“ der Empfehlungen zur Sexualität wirklich bedeutet – würde die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen erlaubt sein oder nicht? Eine eindeutige Antwort wurde auf diese Frage nicht gegeben außer, wie die Presseverlautbarung ausführte,  daß man “den Begriff `Segnung` zugunsten seelsorgerlicher Ermessensfreiheit vermieden habe“. Dem Vorwurf, das sei wischiwaschi und gebe keine klare Antwort entgegnete Bischöfin Margaret Payne (New England Synod): „Das ist es nicht. Das ist sehr lutherisch. Wir leben im Paradox. Das ist anders als wischiwaschi, Es liegt Kraft im Verstehen der Wirklichkeit im Paradox und einer Vielfalt von Ausübungen.“ Die Vieldeutigkeit ist also absichtlich und als Werkzeug gebraucht um eine unbiblische Praxis zu akzeptieren, ohne sie wirklich anzuerkennen. Was für ein Unterschied zur biblischen Sprache! Was ist passiert mit dem „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Mt 5,37)? (Vgl.:www.elca.org/scriptlib/CO/ELCA_News/encArticleList.asp?a=3140. Der Text zu den Empfehlungen zur Sexualität siehe: http://www.elca.org/assembly/05/VotingMatters/RecommendationsRelatedtoSexuality.pdf
[31]  Apg 16,9
[32] siehe http://www.missionsprovinsen.se/engelsk/arne_olssons_appeal.htm für Olsson’s Widerspruch und Interpretation. Es ist interessant zu sehen  daß die epistemologische Frage, die ein Gutteil der liberalen Theologie dominiert, hier nicht zu finden ist. Während viele liberale Theologen behaupten es sei unmöglich mit Bestimmtheit sagen zu können, was die Bibel uns heute zu sagen hat, ist offenbar die Interpretation von menschlichen Regeln über jeden Zweifel erhaben.
[33]         Die Lage in der Kirche in Korinth bietet hier eine interessante Parallele. Reiche Gemeindeglieder wurden den ärmeren, schwächeren vorgezogen und manche aßen sich satt beim Abendmahl und betranken sich während andere nicht hatten (1. Kor 11,17-22). Es sieht so aus, als ob sich in der Kirchengeschichte nicht viel geändert hat.
[34]         Das ist ein weiteres Beispiel der Bedeutung des Nord-Süd-Grabens im Christentum. Die Anglican Church of Kenya hat sich aus der Gemeinschaft mit der Episcopal Church in den USA zurückgezogen wegen derer Preisgabe des geschichtlichen Christentums. Gleicherweise zeigt sich die zunehmende Kluft innerhalb des LWB in der Tatsache,  daß alle 17 afrikanischen Bischöfe meiner Konsekration von Bischof Olsson zustimmten, während das Exekutivkomittee sie verurteilte.
[35]         Mt 10,34-39
[36]         Es hat einen langen, langsamen Abrutsch im theologischen Denken im LWB und anderswo gegeben. Es ist jetzt verbreitet,  daß theologische Entscheidungen nicht auf der Schrift basieren, sondern nur auf dem Willen und Wollen der Theologen. Statt zu Füßen unseres Herrn zu sitzen, wollen viele unserem Herrn beibringen wie Theologie gemacht wird. Die epistemologische Frage hat die liberale Theologie derart dominiert,  daß jetzt fast jede Aussage als gültig akzeptiert wird, solange die Person, die sie vorbringt aufrichtig ist. Siehe den Text „Gläubig miteinander auf dem Weg“ (Journey Together Faithfully) der ELCA und die folgenden Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sexualität in ihren FAQ: „Menschen verschiedener Überzeugungen in diesen Fragen stützen sich jeder auf seine Weise auf das Wort Gottes als Grundlage ihrer Ansichten. Daher gibt es aufrichtige Unterschiede der Interpretation unter den Menschen dieser Kirche, die eine gemeinsame Verpflichtung gegenüber der Autorität der Schrift teilen.“ Wie viele andere Aussagen, ermutigt diese auf trügerische Weise den Leser zu glauben,  daß die Autorität der Schrift von der Arbeitsgruppe akzeptiert wird, aber es ist eine wirkungslose Autorität, denn sie kann auf die verschiedenste Weise ausgelegt werden. Aber die eigene Interpretation – aufrichtig oder nicht – kann schlichtweg falsch sein, und die Schrift (oder irgendeine andere) kann nicht gleichzeitig „A“ und „nicht A“ sagen.  Die tatsächliche Wirkung solcher Sprache ist es den Zweifel am eigenen Glaubensbekenntnis zu fördern. Ist es das, was Jesus und die Apostel wollten? Oder entspricht das nicht viel mehr dem Ziel der Schlange im Garten: „Sollte Gott gesagt haben…“?
[37]         „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren.“ (2 Tim 4,3f)
[38]         Deut 30:19-20a

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 17. Februar 2010 um 15:42 und abgelegt unter Christentum weltweit, Kirche.