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Erklärung der baltischen Bischofskonferenz

Montag 23. November 2009 von Kyrka och Folk


Kyrka och Folk

Erklärung der baltischen Bischofskonferenz

Die Bischöfe der Evangelisch-lutherischen Kirche in Estland, der Evangelisch-lutherischen Kirche in Lettland und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Litauen trafen am 3. und 4. November 2009 in Tallinn zusammen, um die Einheit zwischen den lutherischen Kirchen der baltischen Länder zu stärken und für die Gemeinschaft unter den Christen der Welt zu beten, im Bewußtsein, daß in unserer Zeit das Band zwischen und innerhalb der christlichen Gemeinschaft in verschiedener Hinsicht auf die Probe gestellt ist. Die Bischöfe erörterten auch die Aufgaben und die Verantwortung für ihre Kirchen und suchten nach besserer Zusammenarbeit in der Zukunft. Christlicher Glaube in sich schließt beides mit ein: Mit Christus zu leben und einander zu dienen.

Besonders in ökonomisch schweren Zeiten, wenn so viele Menschen wirtschaftlich den festen Boden unter ihren Füßen und zugleich ihren inneren Frieden verloren haben, laden wir unsere Landsleute zu einer vermehrten Wertschätzung ihrer christlichen Verwurzelung ein und dazu, sich den geistlichen Reichtum zu eigen zu machen, der in der Heiligen Schrift offenbart ist, der jedermann angeboten wird, der sich zu Gott hinwendet und seine Zuversicht auf Christus setzt. Die aktuelle Krise in der Weltwirtschaft ist eine Frucht davon, daß lange Zeit unterlassen wurde, den Prinzipien gemäß zu handeln, die Gott in der Schöpfung niedergelegt hat. Konsumismus und Individualismus in der modernen Gesellschaft haben ihren Tribut gefordert. Eine Lösung, einzig und allein durch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen zu suchen, würde eine Wiederholung früherer Fehlentscheidungen bedeuten. Zuvor muß eine geistliche Erneuerung kommen, ein erneuertes Bewußtsein von der Balance zwischen Rechten und Pflichten, Empathie, Solidarität und gegenseitiger Stütze. Wir glauben, daß man die überzeugendste innere Motivation für eine solche Veränderung durch eine Begegnung mit dem lebendigen Christus bekommt. Diese Begegnung durch Wort und Tat zu erleichtern, ist die vornehmste Aufgabe für die christliche Kirche. Christus sagte: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ (Mt 28,19-20)

Die christliche Gemeinschaft, die ein Teil der Gesellschaft ist, ist von den Fragen, die – lokal und global – das physische und menschliche Milieu betreffen, nicht abgeschieden. Gesellschaftliche Gerechtigkeit und die Lebensqualität der Menschen oder der Schutz der Ostsee gegen staatliche Vernachlässigung und Ausbeutung durch Großunternehmen sind einige wichtige Beispiele auf diesem Gebiet. Als um Gottes Wort versammelte Gemeinschaften und Bewahrer christlicher Werte müssen unsere Kirchen die geistlichen Grundursachen für die Probleme unserer Zeit hervorheben. Die Kirchen müssen daran erinnern, daß das wichtigste Mittel, das Gott ihnen anvertraut hat, Gottes Wort – Gesetz und Evangelium – ist und der Dienst der Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen.

Wir laden auch unsere politischen Führer ein, die geistliche Dimension des menschlichen Lebens und die guten Früchte positiver Zusammenarbeit zwischen Staat, Kommunen, Schulen und Kirche deutlicher zu erkennen. Die Bekanntmachung und Durchführung christlicher Prinzipien stärken sowohl die Familien wie die ganze Gesellschaft. Gewissens- und Meinungsfreiheit gehören zu den Werten der Gesellschaft, die religiöses Leben nicht nur als etwas Privates definieren, sondern auch als ein allgemein soziales Recht, das gefördert werden muß. Religiöse Unterweisung und religiöse Studien machen einen unzertrennlichen Teil dieser Rechte aus.

In dieser Zeit ist ein gemeinsames Zeugnis der Kirchen sehr wichtig. Deshalb bringen wie unsere tiefste Beunruhigung zum Ausdruck, daß die modernen Tendenzen die Gemeinschaft unter Christen schwächen und Zersplitterung zwischen den Kirchen verursachen. Die letzten Beschlüsse, gefaßt von einigen Mitgliedkirchen des Lutherischen Weltbundes, religiöse Trauungen von Paaren gleichen Geschlechtes und ein entsprechendes Zusammenleben mit der Ehe gleichzustellen, oder homosexuelle Personen, die nicht im Zölibat leben, zu Priestern oder Bischöfen zu weihen, beinhalten Tendenzen, die die Gemeinschaft unter Christen zerstören. Wir halten daran fest, daß die Ehe eine Verbindung von Mann und Frau ist und daß homosexuelles Ausleben mit christlicher Jüngerschaft nicht vereinbar ist, Wir meinen, daß die Kirchen, die diesen modernen Tendenzen folgen, die apostolische Lehre von Sexualität und Ehe verlassen. Wir sehen, daß die lutherische Gemeinschaft und ökumenisches Bestreben durch solche Beschlüsse bedroht werden und solche Maßnahmen zu einer Situation führen, in der lutherische Kirchen, Mitglieder im Lutherischen Weltbund, gegenseitig kirchliche Ämter nicht mehr voll anerkennen, nicht mehr beieinander Dienst tun oder nicht mehr gemeinsam teilnehmen an der Verkündigung des Wortes und der Sakramentsfeier. Wir ermahnen unsere lutherischen Schwestern und Brüder zur Einheit und Zusammenarbeit auf dem Grund der Heiligen Schrift und in Übereinstimmung mit dem lutherischen Bekenntnis. Die Erfordernisse des Tages fordern eine feste Haltung, gegründet auf zeitlose Wahrheiten und Werte. Das gemeinsame Verständnis des Evangeliums der Kirchen ist ein Schatz, den zu verlieren nicht ratsam ist und der für die gegenwärtige und kommende Generationen behalten werden muß. Unser Auftag ist es, treu zu dem zu stehen, was wir empfangen haben: die Gnade Gottes. So sollen wir unserm Herrn und unseren Mitmenschen dienen, ”bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes” (Eph. 4,13).

Der Erzbischof von Riga Janis Vanags,
Der Bischof von Daugavpils Einars Alpe,
Der Bischof von Liepaja Pavils Bruvers,
Evangelisch-lutherische Kirche in Lettland,
Der Bischof Mindaugas Sabutis,
Evangelisch-lutherische Kirche in Litauen,
Der Erzbischof Andres Pöder, Erzbischof emeritus Kuno Pajula, Bischof Einar Soone,
Evangelisch-lutherische Kirche in Estland.

”Kyrka och Folk”, Göteborg, Nr. 47, 19. Nov. 2009, S. 9.

(Übersetzung aus dem Schwedischen Pastor i. R. Jürgen Diestelmann)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 23. November 2009 um 13:25 und abgelegt unter Kirche.