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Das Eva-Prinzip (Teil I)

Dienstag 15. September 2009 von Eva Herman


Eva Herman

Das Eva-Prinzip

1. Verlust der Weiblichkeit

Wir Frauen haben viel erreicht. Wir leben in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten. Was darf es bitte sein? Abteilungsleiterin, Astronautin oder Bundeskanzlerin? Single, Lebensgefährtin, Ehefrau und „Nur-Mutter“? Wir können einfach zugreifen, im Supermarkt der Wünsche ist alles zu haben. Brav, angepasst, unterdrückt war gestern. Eva ließ sich von der Schlange überreden, verbotene Früchte abzupflücken, und seit sie ihrem Adam den Apfel reichte und beide vom Baum der Erkenntnis aßen, haben wir Frauen die Welt erobert. Wir entscheiden selbstbewusst, was wir wollen und nehmen uns, was wir kriegen können auf dem Markt der Möglichkeiten. Also alles in bester Ordnung! Oder?

Es stimmt, wir Frauen haben tatsächlich viel erreicht Wir marschieren im Stechschritt durch einen anstrengenden Alltag voller Widersprüche. Wir sehnen uns verzweifelt nach Geborgenheit, Heim und Familie und kämpfen täglich unser einsames Gefecht in der männlich geprägten Arbeitswelt. Unsere Beziehungen zerbrechen immer schneller. Wir verzichten auf Kinder, und wenn wir doch welche haben, dann geben wir sie so schnell wie möglich in fremde Hände.

Der Spagat zwischen Privatleben und Karriere ist ein Extremsport, der uns aufreibt, statt uns zu beflügeln. Wir sind überfordert, ausgelaugt und müde. Und fragen uns in stillen Momenten: Ist es das wert? Welchen Preis zahlen wir eigentlich dafür, emanzipiert und selbstbewusst zu sein? Sind wir überhaupt noch Frauen? Oder haben wir unsere Weiblichkeit verloren?

Wer solche Fragen laut stellt, bricht ein Tabu. Der gilt als Verräter an der Sache der Frau und muss mit Gegenwind rechnen in einer Gesellschaft, die nicht mehr zu diskutieren wagt darüber, ob die Errungenschaften der Frauenbewegungen überhaupt Errungenschaften sind. Aber die Sache ist zu wichtig, um sich einschüchtern zu lassen. Zu wichtig, um einfach so weiterzumachen wie bisher. Denn es geht um unsere Zukunft, um die Zukunft unserer Kinder, um den Fortbestand unserer Gesellschaft. Werden wir tatsächlich aussterben, wird unser Land in wenigen hundert Jahren brachliegen? Im Moment sieht alles danach aus!

Wir sind im Begriff, uns selbst abzuschaffen. Und deshalb werden wir darüber diskutieren und Wege suchen müssen, die uns aus der Sackgasse heraushelfen. Und zwar so schnell wie möglich. Die Diskussion geht jeden von uns an, denn wir alle tragen Verantwortung, jeder an seinem Platz in der Gesellschaft. Die heute noch Kinder sind, sie stehen morgen vor einer aussterbenden Welt. Und sie werden Fragen stellen, UNS werden sie sie stellen: Warum habt ihr das zugelassen? Was habt ihr uns angetan?

Und was bedeuten die so genannten gesellschaftlichen Veränderungen, auf die sich die Politik stets beruft, wenn es um nicht nachzuvollziehende Entscheidungen und Gesetze geht? Sie bedeuten nichts anderes, als dass auch die Menschen sich verändern, wir alle verändern uns! Und wir fragen oft nicht mehr, ob wir auch alles tun dürfen, was wir tun könnten. „Entwicklung“ nennen das die Einen. „Fortschritt“ – die Anderen.

Oder, wie der deutsche Bundespräsident Köhler es in seiner Berliner Rede Ende März ausdrückte: „Wir leben in dieser modernen Globalwelt – doch die großen Räder sind jetzt gebrochen, und wir erleben eine Krise, deren Auswirkungen das 21. Jahrhundert prägen kann.“

Wir leben in der modernen Zeit, welche als Konsequenz moderne Zahlen und Fakten aufweist. Doch nicht umsonst verändert sich der Inhalt des Begriffs „modern“, wenn wir ihn auf der ersten Silbe betonen: Modern! Denn unsere Gesellschaft beginnt mit diesen einschneidenden Veränderungen vor sich hin zu modern, menschliche Strukturen sind im Verfall begriffen. Zu pessimistisch ausgedrückt?

Ein kleiner Auszug von Fakten, die uns in den Nachrichten täglich begegnen:

– Während im Jahr 1990 in Deutschland über eine halbe Million Ehen geschlossen wurden, genauer 516.388, waren es im Jahr 2005 noch 388.451 Ehen.

– Während die Scheidungsrate im Jahr 1990 nicht ganz ein Viertel, also 23,8 Prozent betrug, waren 2005 über die Hälfte aller Ehepaare, genauer, 51,9 Prozent betroffen, meistens übrigens durch das Unzufriedenwerden der Ehefrauen mit ihren Männern.

– Das dauerhafte Stechen der Trennungsschmerzen in den Kinderseelen, wenn Mutter und Vater auseinander gehen und die daraus entstehenden Folgen für das eigene Partnerschafts-Verhalten später nimmt mittlerweile verheerende Ausmaße an. Es zieht Bindungslosigkeit Generationen übergreifend nach sich.

– Das Zusammenwürfeln von Kindern aus Scheidungsfamilien in sog. Patchworkfamilien, in denen nur selten der neu erhoffte Frieden einkehrt, steigt an.

– Die von der Erziehung völlig überforderten Alleinerziehenden nehmen stetig zu.

– Die unendlichen Zerwürfnisse zwischen Jugendlichen mit ihren Eltern oder auch der heute 40–60 jährigen mit ihren nun alten und hilfsbedürftig werdenden Eltern – oft mit totaler Abkehr voneinander unter gegenseitigen Schuldzuweisungen.

– Die dauerhaft sinkende Geburtenrate (derzeit 1,35), die Ende letzten Jahres den tiefsten Stand der Nachkriegsgeschichte erreicht hat, und uns unfähig macht, uns selbst zu erhalten, wird uns schon in absehbarer Zeit zum Aussterben zwingen.

– Ferner fast vierzig Prozent der Männer bis vierzig Jahre, die nicht heiraten, keine Kinder haben und keine Verantwortung mehr übernehmen wollen.

– Die zahlreichen Frauen, die sich desgleichen häufig gegen Kinder und für die Erwerbstätigkeit entscheiden (etwa 40%).

– Die nur noch achtzehn Prozent Kinder, die in Hamburger Haushalten leben, 15 %  in München.

– Die immer weniger erfolgreichen Jungen und Männer, die unser Land zu verzeichnen hat, sie befinden sich in einer auffälligen und deutlichen Leistungskrise, dazu gehören:

– Die fünfzehn Prozent weniger männlichen Abiturienten, als wir weibliche haben, sorgen für eine dramatische Verschiebung der weiblichen und männlichen Leistungsträger von morgen.

– Die achtzig Prozent der jungen Menschen ohne Schulabschluss, die männlichen Geschlechtes sind, Tendenz steigend.

Ebenso schauen wir auf:

– Epidemisch ansteigende Depressionsraten.

– Epidemisch ansteigende, psychologisch bedingte Fettleibigkeit und Magersucht bei Kindern und Jugendlichen.

– Die ständig anwachsenden Gewalt- und Krawallexzesse der Jugendlichen (noch nicht so schlimm wie in England/Schottland, wo alleine in Glasgow innerhalb eines Dreivierteljahres 51 Kinder von Kindern ermordet wurden)

– Die stark ansteigenden Alkoholexzesse bei Kindern und Jugendlichen bis hin zum Komasaufen, sind keine Großstadterscheinung alleine mehr, sondern bitterer Zeitgeist allerorten.

– Frauen überholen die Männer, Mädchen hängen die Jungs ab, weiblich und männlich stehen sich irritiert bis kämpferisch gegenüber.

Dies alles sind Zeichen unserer modernen Zeit! Diese moderne Zeit schreibt uns vor, dass wir nun zu den fortschrittlichen Menschen gehören, die sich durch politisch verordnete Gleichstellungspolitik und Gender Mainstreaming undiskutiert von ihrem schöpfungsgemäßen Auftrag zu entfernen haben.

Schöpfung – dieser selten benutzte Begriff ist altmodisch geworden, muss dem sich ins Unermessliche steigernden Konsumrausch weichen, die Ehrfurcht vor dem Leben verblasst – angesichts eines sich ewig drehenden Hamsterrades, in welchem wir inzwischen treten und treten, um den Globalisierungsansprüchen von Gewinnmaximierung und Kostensenkung nachzukommen! Eine unendliche Spirale, die nun bereits erste, tiefe Risse zeigt.

Wie konnte es dazu kommen? Lassen Sie uns kurz in die 68-siebziger Jahre blicken: Zunächst waren es einige Intellektuelle, Zeitgeistler und Feministinnen, die aus dem sozialistischen Gleichheitsgedanken vom Einkommen und dem Ende der Klassengesellschaft zum nur noch einzigen Gedanken von der Gleichheit für Frauen gelangten. Wohlgemerkt, es waren nur einige wenige, aber sie waren die Meinungsmacher! Sie schrieben in Zeitungen, Magazinen, Büchern – und sie gründeten EMMA. Sie beeinflussten die öffentliche Meinung nachhaltig – bis heute.

Es waren natürlich nicht die Mütter dieser Welt, die fünf Kinder haben und in die Kirche gehen, sondern Intellektuelle mit guten Jobs. Sie hatten alle Freiheit – und sie hatten Macht. So sagten sie und uns: So muss man es machen! Jeder las es. Niemand sagte, Kinder zu haben sei ein bereicherndes Erlebnis, das uns wachsen lässt, und das man auf keinen Fall missen sollte. Niemand sagte das!

Das war die Zeit, die unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern begann. Weltweit. Es war auch die Zeit, in der die Frauen begannen, die Männer in Frage zu stellen. Und in der Männer begannen, die Achtung vor den Frauen zu verlieren.

Profitieren konnten und können bis heute alle diejenigen, die ein gutes Einkommen erzielen. Die Frau oder der Mann am Fließband, oder in Teilzeit gehört sicher nicht dazu. Gleichzeitig erschuf der Feminismus die Idee der befreiten und emanzipierten Frau, die wirtschaftlich nicht von einem Mann abhängt. Unabhängigkeit hieß die Zaubervokabel, doch für die meisten Frauen und Männer, die für ein Gehalt arbeiten, wird die finanzielle Unabhängigkeit begleitet vom Gehorsam gegenüber der macht des Vorgesetzten, mit allem, was in der heutigen, globalisierten Arbeitswelt dazu gehört, ebenso von der Unterwerfung unter Terminzwang, von der Unterwürfigkeit gegenüber Kunden und Chefs, von der ständig wachsenden Unsicherheit des modernen Arbeitsplatzes. Ausnahmen sind – wie erwähnt, die Leute an der Spitze der Wirtschaftspyramide, in der Politik, Kultur, in den Medien, im Management, eben DIE Berufseliten, die von sich alleine sprechen, wenn sie „Ermächtigung durch die Arbeit“ propagieren. Die können das auch, denn SIE erleben in der Tat ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Nicht so: ALLE ANDEREN! Die auf den unteren Rängen!

Das also, die Ziele des Feminismus, der 68-er Elite, der Frankfurter Schule, war der erste, bedeutende Schritt in Richtung Ebnung der erwerbstätigen Frau. Der zweite, wichtige und triftige Grund: Es fehlt an Geld! Früher schon, doch heute erst recht!

Da sind die jungen Menschen, die gerade ihr Leben planen und ihre Wünsche umsetzen möchten. Sie sind belastet durch Zukunftsängste, sei es im Beruflichen wie im Privaten. Sie möchten eine Ausbildung beginnen oder studieren, doch sind sie unsicher, ob sich das alles noch lohnt, wenn es ohnehin zu wenige Arbeitsplätze gibt. Sie wollen Kinder, doch sie zögern mehr und mehr angesichts der wirtschaftlich unsicheren Verhältnisse.

Da ist die mittlere Altersklasse, beeinflusst durch die Nachkriegsgeneration und die Achtundsechziger, schwankend zwischen Ideologien, Illusionen und Enttäuschungen. Sie haben oft neue Wege ausprobiert, haben sich von eingefahrenen Mustern gelöst und versucht, der Generation der Eltern etwas entgegenzusetzen. Nicht immer ist das gelungen, und nicht immer endete das Experiment erfolgreich. Stattdessen ist das Bedürfnis nach Orientierung stärker denn je.

Und da sind schließlich die älteren Menschen. Sie fühlen sich noch jung und müssen doch damit leben, dass sie für zu alt befunden werden, zu alt für den Beruf und für das gesellschaftliche Miteinander. Häufig werden sie in Senioren- und Pflegeheime abgeschoben. Wie kann es sein, fragen sie sich häufig, dass sich ihre Kinder und Enkelkinder nicht mehr zuständig für sie fühlen, warum handeln sie anscheinend verantwortungslos, warum lassen sie keine größere Bindung erkennen?

Und die Kinder: Müssen wir uns nicht endlich fragen: Welchen Wert haben sie in unserer Gemeinschaft? Sind sie am Ende nur noch Dekoration? Der I- Punkt auf der Karriereleiter? Etwas, das man sich so nebenbei leistet, wenn man alles andere erreicht hat? Und das man wahlweise weggibt oder wieder abholt, je nachdem, wie es gerade in den Kram passt? Es sieht ganz danach aus. Aber auf Zierrat kann man verzichten. Und genau das tun immer mehr Mütter.

Dass immer weniger Frauen – und Akademikerinnen überdurchschnittlich selten – Kinder wollen, über 40 Prozent, sollte uns ebenso beschäftigen. Nur zu deutlich treten die Gründe für das langsame Aussterben der Deutschen zutage. Klar, nach Meinung vieler ist die Politik Schuld, die fehlende Kinderbetreuung zum Beispiel, mangelnde Teilzeitangebote, zu wenig Erziehungsgeld.

Die Politiker geben den Ball zurück und fordern, die Menschen sollten mehr Eigenverantwortung für ihre Lebensplanung übernehmen. Gleichzeitig reden sie von der Erwerbstätigkeit der Frau und von 750.000 Krippenplätzen als den Allheilmitteln, die alles retten sollen. Dabei weiß jeder einigermaßen Interessierte längst, dass das Gegenteil der Fall ist. Selbst der engste Mitarbeiter von Frau von der Leyen, Prof. Hans Bertram, musste vor wenigen Wochen einräumen, dass man am Ende mit seinem Latein sei und tatsächlich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen könne, ob Krippenplätze und Erwerbstätigkeit wirklich die Geburtenzahlen steigern würden. Im letzten Halbjahr erreichte Deutschland die tiefste Geburtenrate seit der Nachkriegsgeschichte.

Die Unternehmen winden sich ebenso unter der Forderung nach familiengerechten Arbeitsbedingungen. Frauen bemängeln, die laschen Männer seien Schuld, die Männer wiederum verdächtigen uns, nicht genügend zu tun, um all unsere Ziele gleichzeitig zu erreichen. Außerdem, so ist immer wieder zu hören, liege es an der Antibabypille oder anderen Verhütungsmitteln, was uns zusehends dezimiere.

Es brodelt mächtig in Deutschland – und in Europa! Und bei dieser Problematik ist das alte Spiel zu beobachten, dass jeder dem anderen die Verantwortung zuschieben möchte. Neu ist daran, dass wir Frauen bewusst oder unbewusst viel verhängnisvoller an der Kinderlosigkeit und am gesellschaftlichen Niedergang mitgewirkt haben, als wir es zugeben wollen. Doch die Zahlen, Fakten und Erkenntnisse der vergangen Jahre sprechen für sich.

Wir sollten aufräumen mit den schönen Lebenslügen und zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme bereit sein. Wie viel Arbeit verträgt eine Frau, ohne zu leiden und ohne ihre Familienpläne zu belasten? Wie gut ist für uns ein Doppelleben wirklich durchführbar? Können wir mit Recht Begriffe wie Freiheit und Selbstverwirklichung anführen, wenn wir uns die berufliche Tätigkeit von Frauen anschauen? Welche Unterstützung, welche Wahlfreiheit, schenkt uns die Politik dabei?

Sprechen wir Klartext: Die meisten Frauen können meist gar nicht frei entscheiden, ob sie zu Hause bleiben wollen oder arbeiten gehen müssen, und zwar allein aus wirtschaftlichen Gründen. Das ist nicht Freiheit, es bedeutet Unterdrückung! Die Befreiung der Frau, ihre Emanzipation, für die sie lange hart kämpfte und die als Grundsäule ihres Selbstverständnisses beschworen wird, existiert überhaupt nicht. Unsere materiell und global orientierte Gesellschaft, die kaum noch individuelle Interessen berücksichtigt, hat sich die feministischen Glaubenssätze einverleibt und benutzt sie nun als Alibi, um Frauen aus der Familie zu reißen und sie auf den Arbeitsmarkt zu treiben. Ohne Rücksicht auf Bindungen, Partnerschaften, Kinder.

Es gibt nur noch zwei Maxime, die von Bedeutung sind und nach denen unser gesamtes Denken ausgerichtet wird: Gewinn und Kostensenkung. „Wir leben nun einmal in einer materialistischen Welt“, schrieb mir einmal eine empörte Leserin. „Und dieser müssen wir uns anpassen.“ Ich bin da völlig anderer Meinung. Wir sind die materialistische Welt, wir machen sie selbst dazu. Genauso haben wir aber auch die Chance, uns diesen Mechanismen zu entziehen, wenn wir es nur wollen.

Unser Land ist keine abstrakte, anonyme Konstruktion, sondern jeder Einzelne von uns ist Teil dieser Gemeinschaft. Wir bestimmen mit, wir gestalten unser Leben, lassen Umstände zu oder verhindern Entwicklungen. Jeder Mensch trägt durch sein eigenes Verhalten dazu bei. Und wer glaubt, er allein könne nichts ausrichten, der irrt sich gewaltig.

Viele Faktoren sind dafür verantwortlich, dass unsere Gesellschaft sich zurzeit in einer Krise befindet. Eines jedoch ist sicher: Wir können nur dann etwas verändern, wenn wir es wirklich wollen. Dazu müssen wir aber erkennen, wie notwendig und wie dringend eine Umkehr ist. Heute, jetzt, und nicht morgen oder übermorgen.

Wir Menschen haben die Möglichkeit zur freien Entscheidung, Doch wie nutzen wir diese Freiheit? Hat sie uns glücklicher gemacht, zufriedener? Hetzen nicht gerade wir Frauen unter großem Druck diffusen Vorstellungen hinterher? Der Wunsch, einen Partner zu finden, mit ihm Kinder zu haben, sie zu bemuttern und aufzuziehen, das mag man als Instinkt abtun, der von der Schöpfung vielleicht einmal so geplant wurde, dem wir uns jedoch heute nicht mehr unterwerfen müssen. Doch was haben wir dem entgegenzusetzen? Ist es wirklich so erstrebenswert, als Single durchs Leben zu gehen? Als allein erziehende Mutter? Als rastlose Managerin einer Familie, die Mann und Kind wegorganisiert, um sich im Arbeitsleben zu beweisen? Ist es das, was uns der Verstand diktiert?

Es stellt sich heraus, dass wir noch weitaus mehr vergessen haben als unsere ursprünglichen Sehnsüchte. Auch die Intuition wird immer stärker verdrängt, jene wunderbare Gabe, mit der wir Menschen ausgestattet wurden, vor allem die Frauen. Wir alle kennen dieses „Bauchgefühl“. Wir spüren einfach, was gut und richtig ist, was uns glücklich macht oder was gefährlich werden kann, Unglück heraufbeschwört. Doch die Stimme der Intuition wird immer wieder übertönt vom Kampfgeschrei der Einpeitscherinnen, die uns ein männliches Rollenbild aufzwingen wollen: Ihr wollt alles? Gut so! Euch steht auch alles zu! Lasst euch nicht auf das Frausein reduzieren! Nehmt, was ihr kriegen könnt! Verdrängt Gefühle, Sehnsüchte, Wünsche, klappt das Visier herunter und kämpft wie Männer! Werdet die perfekten Egoistinnen!

Das große Ganze gerät dabei aus dem Blick. Verantwortung für die Gesellschaft mag niemand mehr übernehmen. Jeder denkt zuerst an sich selbst. Die ichbezogenen Lebensentwürfe sind längst akzeptiert – und verfestigen sich mehr und mehr zur Norm. Welche junge Frau erntet denn heute Anerkennung, wenn sie bekennt, sie möchte einfach nur heiraten und Kinder bekommen? Sie gilt als rückständig, beschränkt, fantasielos und oftmals auch als berechnend, weil man ihr unterstellt, sie wolle nur versorgt werden. Dass sie aber damit selbstlose und gesellschaftlich wertvolle Arbeit leistet, auch wenn kein großes Büro und keine beeindruckende Gehaltsabrechnung das dokumentieren, auf diese Idee kommt kaum jemand.

Wir haben mit der Ordnung der Dinge gebrochen und zerbrechen nun selbst daran. Seltsamerweise sind die Männer nur am Rande davon berührt. Ihre Rolle hat sich nicht wesentlich verändert. Allenfalls hat uns der Feminismus verunsicherte Softies beschert, die sich aus ihrer Verantwortung zurückziehen, eine bemerkenswerte Entwicklung, auf die ich in einem eigenen Kapitel eingehen werde. Viele Männer lehnen Frau und Familie ab und tummeln sich in der Erfolgs- und Spaßgesellschaft, während die letzten Männer traditioneller Prägung als Spätmachos verhöhnt werden. Von Frauen!

Männer scheinen für viele Frauen längst nicht mehr zu einem erfüllten Leben dazuzugehören. Seit die traditionellen Lebensentwürfe vom Familienglück als unzeitgemäß hingestellt wurden, bestimmen Scheidungen, Singlefrauen mit Kindern, die bewusst auf das Zusammenleben mit dem Erzeuger verzichten, unser Gesellschaftsbild. Noch bestehende Partnerschaften und Ehen sind dagegen zum Schlachtfeld mutiert. Ein täglicher Kampfplatz, auf dem unsere letzten Kräfte vergeudet werden. Fünf Minuten, so fanden Soziologen heraus, sprechen deutsche Paare täglich miteinander, mehr nicht. Und in diesen fünf Minuten wird vornehmlich um familiäre Rechte und Pflichten gerangelt. Was heißt: Man lebt im Clinch oder aneinander vorbei.

Ein älterer Leser schrieb mir in einem langen Brief unter anderem folgenden Satz: „Meine Großtante, eine sehr feine, alte Dame, prophezeite mir vor über dreißig Jahren, als der Feminismus sich seinen Weg bahnte: ‚Die Emanzipation wird die Männer unhöflicher machen.“ Diese Frau hatte die richtige Ahnung. Man könnte sogar vorsichtig fragen: Verlieren die Männer am Ende die Achtung vor uns Frauen?

Wir Frauen sind Heldinnen und zugleich Opfer der neuen Lebensformen. Wir verdrängen gern, dass wir biologisch gesehen eine andere Rolle als Männer haben. Durch unsere von der Natur angelegte Unterschiedlichkeit der Geschlechter funktionieren wir anders, fühlen anders, lieben anders und reagieren anders als Männer. Was aber tun wir, weil wir ja so emanzipiert und fortschrittlich sind? Wir orientieren uns stattdessen an der männlichen Rolle. Unsere emotionalen, „weichen“ Eigenschaften, die unsere Gesellschaft so dringend für einen gesunden, harmonischen Ausgleich benötigt, drängen wir in den Hintergrund. Liebe und Zuwendung bleiben zunehmend auf der Strecke. Wir rüsten uns hoch mit männlichen Verhaltensformen, werden streitsüchtig, aggressiv, unerbittlich im Überlebenskampf.

Und was geschieht mit unseren Kindern, sofern wir denn überhaupt noch welche haben? Sie leiden. Stumm, selbstverständlich, denn kaum jemand nimmt ihre Interessen wahr. Kinder haben keine Lobby. Keine Gewerkschaft legt Zeiten fest, wie lange sie ihre Eltern sehen dürfen, kein Politiker interessiert sich dafür, ob sie sich gut entwickeln, ob sie zu selbstbewussten, liebevollen, verantwortlichen Menschen heranwachsen.

Erst dann, wenn Kinder mit Messern und Pistolen zur Schule gehen, wenn sie ihre Lehrer bespucken, krankenhausreif schlagen und jede Erziehung verweigern, erhebt sich ein Lamento. Es ist bei uns politisch korrekt geworden, dass Kinder unter drei Jahren institutionell betreut werden. Niemand stört sich daran, dass Babys, die wenige Monate alt sind, in fremde Hände gegeben werden, weil die Mutter wieder arbeitet, vielleicht aus einem wirtschaftlichen Druck heraus oder aber, weil sie „etwas für sich tun“ will.

In den vergangen Jahren verbrachte ich einen großen Teil meiner Zeit mit dem Studium der Entwicklung von Kindern. Dabei besuchte ich zahlreiche Kongresse und Symposien von Kinderärzten und -psychologen, Soziologen, Entwicklungsbiologen und Bindungsforschern. Bei der Recherche zu meinen Büchern fiel mir auf: Kaum anderswo in der zivilisierten Welt ist es um das Ansehen der Kinder derartig schlecht bestellt wie bei uns in Deutschland. Ihre Rechte auf Bindung und Nähe zu den Eltern werden missachtet und beiseite geschoben, ja, sie sind nicht einmal im Grundgesetz verankert, wodurch wir uns von den meisten Ländern in der ganzen Welt unterscheiden.

Kinder, die keine liebevolle Zuwendung erleben dürfen, entwickeln sich jedoch nachweislich anders als solche aus intakten Familien. Studien darüber gibt es genug. Doch die passen nicht ins Bild der „modernen“, leistungsbetonten Gesellschaft mit emanzipierten, berufstätigen Frauen – und werden deswegen auch nicht beachtet. Solange wir unsere Kinder aber so nachlässig behandeln, wie wir es zurzeit tun, und solange dieses Verhalten nicht diskutiert und verändert wird, werden wir keinen Frieden in unserer Gesellschaft haben. Gewalt, Unsicherheit, Kälte und Bindungslosigkeit werden unsere Dauerbegleiter sein.

In kaum einer anderen Epoche als der heutigen wird so viel über Werte und Zusammenhalt diskutiert, über die Selbstverständlichkeiten, die uns abhanden gekommen sind. Auch wenn dies ein erster Schritt zu einer Umkehr sein könnte, die uns vom Kampfgetöse der Feministinnen wegführt, erkennen wir doch gleichzeitig die Hoffnungslosigkeit, Zerstörung und Desillusionierung, die um sich gegriffen haben.

Wissen wir eigentlich noch, was uns wirklich glücklich machen könnte? Was unserem Dasein Sinn verleiht? Ist es ein Leben mit Kindern oder ohne, mit Männern oder nicht, wünschen wir uns überhaupt das, was man eine Familie nennt? Oder ist es die berufliche Selbstverwirklichung, die uns immer noch reizt, ohne eine Antwort auf die Frage zu haben, was später einmal sein wird?

Welche Rolle spielen wir Frauen wirklich? Und was sind wir jenseits aller Rollen? Welche Fähigkeiten machen uns aus und müssen gelebt werden, damit wir uns entwickeln können? Haben wir leichtfertig Verhaltensweisen angenommen, die uns in die falsche Richtung führen? Werden wir unserer Verantwortung noch gerecht? Ist es Zeit, die wahre Bestimmung der Weiblichkeit zu erkennen und in unserer Gesellschaft zu installieren, um uns zu retten? Sind Adam und Eva für immer aus dem Paradies vertrieben oder können und sollten wir das Rad der Geschichte zurückdrehen? Und wenn ja, in welcher Weise?

Es klingt absurd, aber es ist nicht von der Hand zu weisen: Wir Frauen haben vergessen, dass wir Frauen sind. Wir haben in vieler Hinsicht unsere Weiblichkeit verloren, das, was uns ausmachen könnte. Wir marschieren im Nadelstreifen durch eine kühle Männerwelt und unterdrücken unsere Gefühle. Wir kämpfen, anstatt aufzubauen. Und wir vereinsamen, statt das zu tun, was wir am besten können: ein warmes Nest bauen, Netzwerke anlegen, einen Schutzraum zu bieten in einer rücksichtsloser werdenden Welt.

Wenn wir uns auf unsere wahren Stärken besinnen, können wir die Welt verändern. Große Worte? Vielleicht. Aber es sind nun mal Frauen, die durch soziale und emotionale Intelligenz ein menschlicheres Zusammenleben gestalten können. Ohne uns Frauen in den Himmel heben zu wollen: Wir haben eine ungeheure Kraft, die wir neu entdecken können. Sie wirkt ohne Machtspiele, denn sie will nicht siegen, sondern aufbauen. Sie will nicht wegdrängen, sondern versöhnen. Wer, wenn nicht wir Frauen, sollen einen Gegenentwurf zu einer Welt des Konkurrenzkampfes, der Lieblosigkeit und der rücksichtslosen Ausbeutung entwickeln?

Eva ist nicht Adam, auch wenn die Feministinnen uns gern einreden wollen, dass Gleichberechtigung auch Gleichheit bedeutet. Wir Frauen sind anders. Machen wir uns auf, dieses Anderssein zu entdecken und zu kultivieren. Deswegen sollten wir nicht weiter mit den selbstverständlich gewordenen Waffen kämpfen – weder gegen Männer noch gegen Frauen, die sich für emanzipiert halten.

2. Die Rolle der Politik

Wenn man sich die Bestandsaufnahme von eben näher ansieht, entstehen Fragen: Wohin führt das alles? Und was bedeutet dieser Fortschritt eigentlich für uns – für jeden Einzelnen? Heute – und vor allem auch morgen? Heißt Fortschritt in diesem Zusammenhang nicht eher, dass wir fortschreiten – von jenem System, welches uns Menschen über tausende Jahre lang das Ãœberleben sicherte? Durch die Einrichtung der Ehe, durch Familien mit Kindern, durch die ethischen und moralischen Grundwerte wie Treue und Verantwortung, durch unseren Glauben, unsere Kultur und Tradition?

Leider sind die politischen Bestrebungen zurzeit alles andere als Hoffnung gebend. Im Gegenteil, es wird derzeit nichts getan, um die verheerenden Entwicklungen etwa zu stoppen. Das Gegenteil ist der Fall. Im Koalitionsvertrag unserer derzeitigen Bundesregierung von CDU, CSU und SPD steht der folgenschwere Satz, der als Richtschnur für die politischen Ziele gilt und der das derzeitige Handeln auf allen politischen Ebenen deutlich erklärt:

„Kinder dürfen künftig kein Hemmnis mehr sein für Beruf und Karriere“.

Dies ist der Grund, warum alle Gesetzesänderungen, Neuvorlagen und Entscheidungen in Deutschland heute gegen die Familie, gegen Kinder und gegen die Ehe als natürlicher Partnerschaftsform entschieden werden, doch FÜR die Erwerbstätigkeit der Frau, die den volkswirtschaftlichen Nutzen zu stärken hat und die jetzt den Facharbeitermangel auffangen soll. Und FÜR die Fremdbetreuung in Kinderkrippen, die nicht danach fragt, wie es den Kleinen dabei seelisch geht und welche enormen Risiken auf sie zukommen durch Fremdbetreuung.

In Matthäus 18, Vers 6, finden wir die Worte Jesu Christi, die eindeutiger nicht ausfallen könnten – er spricht über die Kinder und ihr Wohlergehen: „Wer aber Ärgernis gibt einem dieser Kleinen, die an mich glauben, dem wäre besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.“ Und es ist, als ob der Gottessohn auch die heutige Zeit im Blick hatte, als er anfügte: „Weh der Welt der Ärgernis halben. Es muss ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt.“

Ich möchte noch einmal den Satz aus dem Koalitionsvertrag unserer derzeitigen Bundesregierung dagegen halten:

„Kinder dürfen künftig kein Hemmnis mehr sein für Beruf und Karriere“.

Woher kommt eine derartig flächendeckende, gesellschaftsvernichtende und vor allem unchristliche Grundeinstellung? Welche Nöte stecken dahinter? Die Hauptgründe sind zunächst einfacher als man denkt. Es fehlt an Geld!

Die deutschen Sozialabsicherungssysteme wie Rentenkasse, Pflege- und Krankenversicherung und viele gesellschaftliche Stützsysteme mehr sind leer – und nicht „sischer“. Wer heute seine Rentenbeiträge brav einzahlt, kann nicht davon ausgehen, dass seine Rente morgen gesichert ist. Im Gegenteil: Wir wissen heute bereits genau, dass in zwanzig Jahren eine kleine Gruppe junger Menschen für eine immer größer werdende Gruppe alter Menschen gerade stehen muss, sie pflegen soll und zahlen muss.

Deswegen müssen die Frauen ran, und zwar ALLE! Sie sollen arbeiten gehen und ihre eigenen Beiträge bezahlen, ebenso ihre Steuern. Um den kranken Staat zu stützen. Um dem billionenschwer verschuldeten Staat nicht zur Last zu fallen, indem sie nur zu Hause bleiben und sich „nur“ um ihre Kinder und den Haushalt kümmern! Und auch der Gesellschaft dürfen sie natürlich nicht zur Last fallen. Sie dürfen keine Schmarotzer sein in dieser bienenfleißigen, erfolgsorientierten Welt, oder, wie die Bundesfamilienministerin es im siebten Familienbericht 2006 formulierte, hedonistisch in den Tag hinein leben.

Außerdem sind sie natürlich billige Arbeitskräfte: Immer noch 23 Prozent weniger Geld verdienen sie als ihre männlichen Mitbewerber. Dies sind die Gründe, warum Frauen heute in Deutschland auf jeden Fall (!) erwerbstätig sein müssen, und deswegen ist es altmodisch und unmodern geworden, Hausfrau und Mutter zu sein. Deswegen werden Hausfrauen und Mütter inzwischen gesellschaftlich und politisch diskriminiert, finanziell ohnehin. Deswegen fallen alle Umfragen merkwürdigerweise  für den Beruf und gegen die Familie aus. Wir haben sie geprüft, sie sind manipulativ und suggestiv, die meisten sind „frisiert“!

Und deswegen ist es übrigens heute auch an der Tagesordnung, dass im linksfeministischen Lager der Begriff „Mutter“ direkt mit dem Nationalsozialismus in Zusammenhang gebracht wird. Um ihn zu beseitigen! Denn sie, die Mütter, erhalten in unserem Lande weder für ihre Arbeit Anerkennung in Form einer monatlichen Bezahlung, noch irgendwelche steuerlichen Entlastungen, und auch für die Rentenabsicherung taugt diese „freiwillige“ Tätigkeit nichts, Nullkommanull Euro kommen am Ende für jahrzehntelange Haus- und Familienarbeit heraus.

Frauen wird nicht mehr erlaubt, bei ihren kleinen Kindern zuhause bleiben zu dürfen, indem man sie finanziell unter Druck setzt. Sie können es sich wirtschaftlich nicht leisten. Denn ihr Daheimbleiben ist teuer. Und sie erhalten keinen Cent dafür. Wahlfreiheit? Das monatliche Geld für einen Krippenplatz  1000 bis 1500 Euro.

Und die Kinder? Nun, kaum jemand erkundigt sich nach ihrem Wohlergehen. Ihre natürlichen Bedürfnisse nach Nähe, Liebe und Geborgenheit der dazu von der Natur ausgesuchten Person, der Mutter alleine, werden bei den staatspolitisch ausgerichteten Dringlichkeiten in keinerlei Weise berücksichtigt. Die zum Teil verheerenden Folgen einer Trennung von der Mutter und ihrem Kleinkind sind durch internationale Studien und Untersuchungen wissenschaftlich längst eindeutig erkannt und belegt: Die Entwicklung für das gesamte weitere Leben nimmt einen anderen, schwierigeren Verlauf, das Risiko für persönliche Probleme steigt. Darüber müssen wir auch nicht mehr diskutieren, wir wissen es! Kinder, die in den ersten drei, vier Lebensjahren genügend Zuwendung von ihren Müttern bekommen und deren Bedürfnisse erfüllt werden, entwickeln für den Rest ihres Lebens ein stabileres Selbstbewusstsein und Urvertrauen als diejenigen, die fremd betreut wurden. Diese ersten Jahre werden in der Psychologie die „prägenden Jahre“ genannt, denn hier wird angelegt, was für den Rest des Lebens gilt, wohlgemerkt, für den Rest des Lebens.

Jenen Kindern, deren Urbedürfnisse nach Nähe, Liebe, Zeit und Zuwendung durch die eigene Mutter nicht erfüllt werden können – ihnen wird das ganze Leben grundsätzlich schwerer fallen. Wenn sie zusätzliche Risikofaktoren mitbringen wie eine Existenz als Scheidungskind, oder wenn Alkohol- oder Suchtprobleme eines der Elternteile oder psychische Schwierigkeiten vorhanden sind, werden die Hindernisse, glücklich zu werden, wachsen. Es fehlt vielen Kindern, die frühmorgens das Haus verlassen müssen und zu fremden Leuten gebracht werden, bereits in jungen Jahren an Selbstbewusstsein, Lebensfreude und an menschlichem, beruflichem und gesundheitlichem Erfolg. Dabei gilt: Je mehr Risikofaktoren bestehen, desto größer ist die Gefahr der Unfähigkeit, sein Leben zu bewältigen.

Und wer macht sich für die Kinder hier im Lande zum wahren Anwalt? Kaum Jemand! Außer, es geht um pressewirksame TV-Charity-Aktionen für misshandelte oder schwerstkranke Kinder, wo man bei Lachs und Champagner über die armen Kleinen mitleidig diskutiert! Dafür steht dann auch die Presse dankbar zur Verfügung. Doch wer hält schon seinen Kopf in den ungünstigen Wind hier im Land, der zunehmend zum Sturm wird und bei dem man sich nicht nur die Frisur ruiniert, sondern wo einem der Kopf abgerissen werden kann…?!

Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf dieses Thema werfen: Die Kleinen sind oft nur wenige Monate alt, wenn sie frühmorgens aus dem Bettchen gerissen und in die Fremdbetreuung gebracht werden. Eine ungewisse Zukunft, weil man nicht weiß, was in dieser Kinderkrippe alles geschieht. Selbstverständlich gibt es auch einige gute Einrichtungen, in denen man bemüht ist, das Beste für die Kleinen zu tun. Doch immer ist es eine ungewohnte Umgebung mit fremden Menschen, in der es keine individuellen Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder gibt. Immer sind sie in der Gruppe und dem damit verbundenen Gruppenzwang verhaftet und in alltäglichen Konfliktsituationen können die Betreuerinnen nicht immer im Sinne und zum Wohl des einzelnen Kindes entscheiden. Auch hier fehlt es an Zeit, Raum und Geld. Und natürlich an der individuellen Liebe.

Wir schneiden bei den internationalen Vergleichsstudien, bei  der OECD-Studie beispielsweise, was die Qualität der Betreuungsangestellten angeht, seit Jahren mit den Noten mangelhaft und ungenügend ab! Nichts ist in Ordnung, weder die Ausbildung des Erziehungspersonals, noch der Betreuungsschlüssel und vieles mehr. Monatelang gingen in Deutschland die Erzieherinnen zu Zehntausenden auf die Straßen – ausgebrannt, völlig überarbeitet und unterbezahlt. Die Erläuterungen einzelner Erzieherinnen – haben Sie sie gehört? Sie halten es nicht mehr aus! Sie können das Elend der Kleinen, die nach ihren Müttern rufen, nicht mehr ertragen! Es sind zu Viele, und sie, die Betreuerinnen, sind zu wenig, um sich der Nöte annehmen zu können. Wir reden von Krippen, in denen Kinder von Null Jahren an betreut werden, meine Damen und Herren. Unsere Familienministerin jedoch bezeichnet den Aufenthalt in einer Krippe weiterhin ohne Probleme als „frühkindliche Bildung“.

Abgesehen davon, dass kleine Kinder Bindung, aber nicht Bildung brauchen, außer es handelt sich um Herzensbildung, sind wir in deutschen Kinderkrippen Lichtjahre entfernt von dieser wohl gepriesenen Bildung. Im besten Fall kann es sich meist um Aufbewahrung handeln, in nicht seltenen Fällen besteht die akute Gefahr der Vernachlässigung! Das ist die Wahrheit, die keiner hören will, und noch viel weniger aussprechen möchte!

Meine persönliche Abneigung gegen Krippen hat neben den genannten Gründen ebenfalls mit ihrer in unserer Gesellschaft weit verbreiteten Glorifizierung zu tun, die derzeit durch die Politik und viele Medien stattfindet. Die Krippe gilt als Allheilmittel, als einziges Modell zur Förderung der Kinder. Dies ist ausgemachter Humbug mit gefährlichen und verheerenden Folgen. Sie  dient einzig und alleine dazu, kleine Kinder abzuschieben, damit die Mütter arbeiten gehen können. Nicht genug, dass die Ausbildungsqualität für das Erziehungspersonal vieler Orten sehr zu wünschen übrig lässt. Wir haben außerdem, wie erwähnt, keinen geregelten Betreuungsschlüssel in Deutschland, jedes Bundesland kann ihn individuell handhaben, eingeschritten wird meist nicht. Ein gesetzlich geregelter Betreuungsschlüssel würde bedeuten, dass klar vorgegeben wird, wie viele Kinder maximal von einer Betreuerin versorgt werden dürfen. Die fachärztliche Empfehlung sind drei bis vier Kinder, die von einer Erzieherin betreut werden dürfen, wenn es sich um Kinder unter drei Jahren handelt.

Hierzulande kann es jedoch durchaus passieren, dass eine nicht ausreichend ausgebildete Erziehungsperson zwischen 15 und 20 kleine Kinder, manchmal noch mehr, betreuen muss. Wenn wir uns vorstellen, dass es sich zum Teil um Kinder handelt, die nicht einmal ein Jahr alt sind, die gewickelt, getragen, geschaukelt werden müssen, die dringend angewiesen sind auf die Förderung ihrer Anlagen und vor allem auf die Liebe der Erwachsenen, ahnen wir das Drama.  Die oft mangelhafte Ausbildung des Erziehungspersonals , die Zeitnot und die massive Überlastung müssten uns aufschrecken und uns dringend handeln lassen, denn es geht hier um das Wertvollste, was wir besitzen: Unsere Kinder. 

Wenn man sich gleichzeitig klar macht, dass diese ersten drei Jahre die so genannten prägenden Jahre für das ganze Leben eines Menschen sind, bekommt das Thema katastrophale Dimensionen.

Mangelndes Selbstbewusstsein und fehlendes Urvertrauen sind ständige Begleiter. Die Spätfolgen wie Depression, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, berufliche und partnerschaftliche Erfolglosigkeit, aber auch weitere soziale Probleme wie Gewaltbereitschaft und exzessives Leben werden durch die Wissenschaft als Folge bestätigt. Die ersten drei Jahre, so auch die internationale Bindungsforschung, sind das Rüstzeug für uns. Stabile Zuwendung hat stabiles Urvertrauen zur Folge, Vernachlässigung wird immer zu Defiziten führen.

Wer heute darüber spricht, dass wir belastungsfähige, junge Menschen für das künftige Berufsleben brauchen, die die Qualität deutscher Erzeugnisse und innovativen Handelns und Entscheidens gewährleisten und die dem Facharbeitermangel entgegenwirken sollen, der muss wissen, dass wir die dafür nötigen Menschen nicht in Kinderkrippen heranziehen! Sondern einzig und allein in natürlichen, stabilen Familien, in denen Liebe, Zuwendung, auch Disziplin und Zuverlässigkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Verantwortungsgefühl erlernt und für das ganze Leben vermittelt werden.

Wir sollten uns dazu zwei Zitate ansehen, zum ersten jenes des 1820 geborenen Politikers Friedrich Engels, der gemeinsam mit Karl Marx den berühmten „Marxismus“ und die „Grundsätze des Kommunismus“ entwickelte und erarbeitete. Er sagte:

„Die Beschäftigung der Frau in der Fabrik löst die Familie notwendig gänzlich auf, und diese Auflösung hat in dem heutigen Zustande der Gesellschaft, der auf der Familie beruht, die demoralisierendsten Folgen, sowohl für die Eheleute wie für die Kinder. Eine Mutter, die nicht Zeit hat, sich um ihr Kind zu bekümmern, ihm während der ersten Jahre die gewöhnlichsten Liebesdienste zu erweisen, eine Mutter, die ihr Kind kaum zu sehen bekommt, kann diesem Kinde keine Mutter sein, sie muss notwendig gleichgültig dagegen werden, es ohne Liebe, ohne Fürsorge behandeln wie ein ganz fremdes Kind, und Kinder, die in solchen Verhältnissen aufgewachsen, sind später für die Familie gänzlich verdorben, können nie in der Familie, die sie selber stiften, sich heimisch fühlen, weil sie nur ein isoliertes Leben kennengelernt haben, und müssen deshalb zur ohnehin schon allgemeinen Untergrabung der Familie bei den Arbeitern beitragen. Eine ähnliche Auflösung der Familie wird durch die Arbeit der Kinder herbeigeführt.“

Es folgt die Aussage des einstigen, sozialistisch-kommunistischen Kommissars für Erziehung in der damaligen Sowjetunion, Anatoli Lunacharski (1875-1933), welche er vor fast hundert Jahren zum Ausdruck brachte. Wörtlich sagte er:

„Unsere jetzige Aufgabe ist die Zerstörung der Familie und die Ablösung der Frau von der Erziehung ihrer Kinder. Wenn wir in unseren Gemeinschaftshäusern gut vorbereitete Abteilungen für Kinder organisiert haben, ergibt es sich zweifellos, dass die Eltern ihre Kinder von allein dorthin senden werden, wo sie durch medizinisch und pädagogisch qualifiziertes Personal überwacht sind. Dadurch werden zweifellos Ausdrücke wie meine Eltern oder unsere Kinder immer weniger gebraucht werden und durch Begriffe wie die Alten, die Kinder, die Säuglinge ersetzt werden.“

Michael Gorbatschow nahm etwa achtzig Jahre später in seinem Buch Perestroika zu jenen sowjetischen Familienmaßnahmen, die den Staat jahrzehntelang veränderten und zerstörten, klar und deutlich Stellung. Angesichts verfallener Familienstrukturen und u.a. 40 Millionen Alkoholikern schrieb Gorbatschow wörtlich :

„Wir haben erkannt, dass viele unserer Probleme im Verhalten vieler Kinder und Jugendlicher – in unserer Moral, der Kultur und der Produktion – zum großen Teil durch die Lockerung familiärer Bindungen und die Vernachlässigung der familiären Verantwortung verursacht werden. Dies ist ein paradoxes Ergebnis unseres ernsthaften und politisch gerechtfertigten Wunsches, die Frau dem Mann in allen Bereichen gleichzustellen.“

Soweit die ehrlichen Worte eines anerkannten Politikers, der weltweit bekannt geworden ist für seinen Mut, umzudenken! Ãœbrigens – nicht nur in der ehemaligen sozialistischen Sowjetunion kam man nach jahrzehntelanger Krippenkultur zu diesem Ergebnis, ähnliche Tendenzen beim aufrichtigen Bilanzieren der Frauenemanzipation zeichnen sich in Schweden ab.

Schweden ist das Herzeigeland, welches wir immer als leuchtendes Beispiel für gelungene Familienpolitik heranziehen. Doch vor drei Jahren waren in diesem Land über 80% der Bevölkerung plötzlich dafür, dass häusliche Erziehung durch die Mutter finanziell gefördert werden solle. Bisher gab es nur Geld vom Staat, wenn beide Eltern berufstätig waren. Dies hatte zur Folge, dass seit Anfang 2008 in Schweden 300 Euro für die ersten drei Jahre für jedes Kind bezahlt werden, die Zahl der Mütter, die nun bei ihren kleinen Kindern zuhause bleiben, steigt stetig an.

Und vielleicht nicht ganz uninteressant: Aktuelle Studien der Cambridge University weisen auf eine wachsende Anzahl von Leuten in England hin, die besorgt sind über die Auswirkungen der arbeitenden Mütter auf das Familienleben.

Die Zustimmung für die althergebrachte Sichtweise nimmt zu, eine Frau gehöre eher nach Hause als ins Büro. Übrigens fallen die Ergebnisse in den USA, wo ja auch bereits seit Jahrzehnten die Gleichstellung der Frau gefördert wurde, noch drastischer aus als in England.

Kanada ist ebenso längst zurückgerudert, hier gibt es seit einigen Jahren erhebliche Bemühungen, Frauen das Zuhausebleiben zu erleichtern.

Man kann also deutlich beobachten, dass diejenigen Länder, die die Gleichstellung der Frau mit aller Kraft vorantrieben, angesichts der zum Teil dramatischen gesellschaftlichen Folgen auf dem Rückzug sind bzw. haben sie erkannt, dass der einzig mögliche Weg, um eine gesunde und stabile Gesellschaft zu formen, jener des Familienzusammenhaltes, der Kultur, der Tradition und der Liebe ist.

Und was machen wir hier in unserem schönen Lande? Wir hängen uns weiterhin beharrlich an die Rockzipfel von Brüssel, wir wollen nicht auf die Veränderungen der anderen sehen, sondern tapfer singen wir das Lied der Marktwirtschaft und des Kapitalismus, während wir dabei mit sozialistischen Instrumentarien unsere Gesellschaft umbauen. In Richtung Vollerwerbstätigkeit der Frau.

Wir bauen unser Krippennetz auf 750000 Plätze aus – ein Plan, den die SPD-Familienministerin Renate Schmidt einst in Brüssel entwarf und absegnete, und den die jetzige, christlich-demokratisch gewählte Familienministerin von der Leyen weiter eifrig und stolz in die Tat umsetzt. Und wenn es um die Erhöhung des Kindergeldes von zehn Euro geht, dann haben wir ein Staatsproblem, und es wird dieser Erhöhung nicht stattgegeben, während wir Hunderte Milliarden den Banken und dem Finanzsystem zukommen lassen. Nun – einen Vorwurf kann man unserer Regierung bestimmt nicht machen, nämlich, dass die Prioritäten nicht klar wären. Deutlicher geht’s nicht.

Meine Damen und Herren, die Werte, die als die gestrigen und verstaubten Werte bezeichnet werden, sind Urwerte, die zu unserem Sein in diesem Universum selbstverständlich dazugehören. Sie haben uns bis heute das Ãœberleben gesichert. Aufgrund der dramatischen demografischen Negativkurven wissen wir aber: das System, mit und in welchem wir existieren, ist unbrauchbar – es funktioniert nicht. Wir sind im Begriff, uns selbst abzuschaffen, denn es gilt als unumstößliche Tatsache: Wir schaffen die demographische Kurve nicht mehr aus eigener Kraft.

Was einer Gesellschaft verloren geht, wenn sie die Erwerbstätigkeit über die natürliche und schöpfungsgewollte Aufgabe der Frau stellt, ist immens. Durch meine Karriereerfahrungen über all die Jahre hinweg musste ich zunehmend feststellen, dass man als Frau mit all den typischen weiblichen Anlagen im harten Berufskampf nicht weit kommt. Vielmehr ist es erforderlich, dass Frauen sich in der immer noch männlich dominierten Arbeitswelt die Instrumentarien der Männer aneignen müssen, um  sich durchzusetzen. Um ein Beispiel zu nennen: Niemand kann  in einer Konferenz, wo es hart hergeht, einfach in Tränen ausbrechen, nur weil einem etwas nicht in den Kram passt.

Eine Karrierefrau muss darauf verzichten, ihre Gefühle zu zeigen, wenn sie ernst genommen werden will.  Es heißt vielmehr, sich durchsetzungsfreudig durch jeden Tag zu kämpfen, stark und belastbar zu wirken und zu jeder Zeit jedem geistesgegenwärtig Paroli bieten zu können. Gefragt sind vorwiegend männliche Eigenschaften, um da draußen zu bestehen. Also eignet man sich diese an, und bemerkt dabei kaum, dass man als Frau seine weiblichen Anlagen zunehmend unterdrückt und sie teilweise gänzlich abschafft.  Weibliche Eigenschaften sind nun einmal völlig andere als männliche, auch wenn die Gender-Experten heute steif und fest behaupten, es gebe keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 

Alleine der Umstand, dass Männer keine Kinder zur Welt bringen können und Frauen nun einmal für die Zeugung den körperlich komplett anders ausgestatteten Mann brauchen, ist für jedes Kleinkind bereits deutlich erkennbar. Die Hirnforschung, die nicht ideologisch überfrachtet arbeitet, bringt zahlreiche glasklare Beweise über die Differenzen des männlichen und weiblichen Gehirns für diejenigen, die überhaupt noch wissenschaftliche Erklärungen dafür brauchen. Dies alles jedoch wird eisern ignoriert und es wird beharrlich weiterhin behauptet, Mann und Frau seien gleich.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 15. September 2009 um 9:58 und abgelegt unter Demographie, Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik.