Jedem seine Puppe
Donnerstag 19. Juni 2025 von Astrid Borower

Als ich Kind war, waren Puppen geschlechtslose Wesen, aber das tat der Freude am Spiel keinen Abbruch. Mit Hingabe spielten wir damals „Vater, Mutter, Kind“, spielten unsere Lebenswirklichkeit nach, die es so leider heute nicht mehr gibt. Aber schon damals begannen die unschuldigen Puppen sich zu verändern. Ich erinnere mich noch gut an den Aufruhr, als die ersten Puppen eindeutig Jungen waren, mit eher verschämt angedeuteten Geschlechtsmerkmalen. Oh weh, ein Aufschrei ging durch die Bevölkerung, wie ich ihn mir heutzutage oftmals wünschen würde. Es gab damals noch eine Sensibilität für mögliche Gefährdungen, die heute scheinbar nicht mehr vorhanden ist. Dafür wird der Trend wahrscheinlich bald doch wieder zu den geschlechts- und gesichtslosen Puppen gehen, um die LGBTQ-Community nicht zu verärgern.
Mittlerweile ist in der Puppenwelt sehr vieles dazugekommen. Kinder sollen jetzt nicht einfach nur mit ihren Puppen spielen, sondern sich damit identifizieren können. So gibt es Puppen aller Nationalitäten, Asiaten, Orientalen, usw. Schon in meiner Kindheit gab es die ersten „Negerpüppchen“. Meine hieß Topsy. Rassismus war damals kein Thema. Heute gibt es Puppen mit Downsyndrom… Unlängst las ich von einer Puppenmacherin, die sich darauf spezialisiert hat, Puppen entsprechend der vielfältigen Behinderungen herzustellen, maßgeschneidert für Kinder im Rollstuhl, Contergan-Geschädigte Menschen, Kleinwüchsige, Amputierte – jedem Kind die ihm entsprechende Puppe. Daran ist nichts auszusetzen.
Aber Mode-Barbies mit ihrem Liebhaber Ken und einem Zubehör aus einer Traumwelt der Reichen und Schönen, die ganze Bandbreite an Actionfiguren für Jungen, und auch in der Puppenkleidung spiegelt sich die heutige Gesellschaft wider in allen Facetten, von Vollverschleierung bis hin zu totaler Freizügigkeit – Puppen im Einsatz zur Manipulation? Ich frage mich ernsthaft, inwieweit zum Beispiel der Siegeszug der Barbiepuppen zu dem heute oft gestörten Körpergefühl vieler Mädchen beigetragen hat. Puppen, die Leben zerstören können?
Selbst erwachsene Frauen mit Babywunsch können sich ihr Wunschbaby als Puppe ganz nach eigenen Vorstellungen aussuchen – Babypuppen, in Größe, Gewicht, Aussehen und Verhalten so lebensecht, dass man schon sehr genau hinschauen muss, um zu erkennen, dass in manchem Kinderwagen kein echtes Kind liegt. Wie praktisch, so ein Baby, das nach einmaliger Anschaffung keinerlei Ansprüche mehr stellt und nach Bedarf hervorgeholt oder weggelegt werden kann… Und die Nachfrage ist groß.
Bei allem Bemühen, in den Puppen die Realitäten der Menschheit abzubilden, fehlt dann konsequenterweise doch die eine Puppe, die das abgetriebene Kind abbildet, schön mit schmerzverzerrtem Gesichtchen auf seinem zerquetschten Kopf, mit herausgerissenen Ärmchen und Beinchen, einer Nabelschnur, Blut… Ist es krank, sich so eine Puppe vorzustellen? Vielleicht. Aber die Wirklichkeit ist noch viel verstörender. Denn da sind es ja nicht die Puppen, die abgetrieben werden, sondern ungeborene Menschen, täglich hundert-, tausendfach, weltweit. Und wir alle hier sind ja nur die, die das zufällig überlebt haben. Das Geschenk Gottes, das jedes Kind ist, wird direkt nach der Empfängnis einem Lotteriespiel um Leben oder Tod ausgesetzt. Die Verlierer können ihre Stimmen nicht mehr erheben.
Eine Puppe aber gibt es, die der Realität von 100% aller Menschen entspricht – das sogenannte Embryomodell. Genau so sah jeder einzelne von uns einmal aus. Wie niedlich und rührend ist doch so ein kleiner ungeborener Mensch! Überraschenderweise wird aber gerade das Puppenmodell, was am meisten die reale Wirklichkeit aller Menschen aller Zeitalter und Nationen repräsentiert, vehement bekämpft. Aber warum? Was ist an diesen süßen kleinen Püppchen so gefährlich?
Ausgerechnet die Kirche hat Lebensrechtsorganisationen die Tür zum Kirchentag verschlossen mit der fadenscheinigen Begründung, diese würden Embryomodelle verteilen. Nicht zu fassen, woran Kirche sich so stört! Aber Gott ist größer, sein Humor unübersehbar. Der Stand der Lebensrechtsorganisation KALEB baute sich beim diesjährigen Kirchentag in Hannover draußen vor den Toren des Kirchentagsgeländes auf und musste nicht drinnen in der Konkurrenz vieler anderer Gruppen und Stände um Aufmerksamkeit kämpfen. Jeder Kirchentagsbesucher ging an dem KALEB-Stand vorbei, und irgendwelche Einschränkungen zu den Verteilmaterialien gab es dort vor dem Tore nicht. So konnten die kleinen Embryopuppen ungestört verteilt werden und jedem Erwachsenen, jedem Kind eindrücklich und unmissverständlich aufzeigen, dass im Mutterleib von der Zeugung an ein echtes Menschenkind heranwächst und eben kein diffuses Schwangerschaftsgewebe.
Wahrlich ein Püppchen, das Menschenleben retten kann, nämlich immer dann, wenn abtreibungswillige Menschen im Embryonenmodell den ungeborenen Menschen, ja, ein Abbild ihres eigenen ungeborenen Kindes erkennen.
Astrid Borower, Langenhagen, 24.05.2025
Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 19. Juni 2025 um 9:22 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Gesellschaft / Politik, Lebensrecht.