Was ist Weisheit, und wo finde ich sie? (Kol 2,1-7)
Samstag 7. Juni 2025 von Johann Hesse

Im Buch Hiob finden wir einen eindrücklichen Einblick in die Geschichte des Bergbaus. Schon vor rund viertausend Jahren haben die Menschen auf der Suche nach Silber, Gold, Kupfer, Eisen und Edelsteinen tiefe Stollen in die Erde gegraben: „Auch legt man die Hand an die Felsen und gräbt die Berge von Grund aus um. Man bricht Stollen durch die Felsen, und alles, was kostbar ist, sieht das Auge. Man wehrt dem Tröpfeln des Wassers und bringt, was verborgen ist, ans Licht“ (Hiob 28,9-11). Tief unten in der Erde liegen verborgene Schätze, kostbare Steine, Edelmetalle und seltene Erden. Und welche Mühe macht sich der Mensch, um diese Kostbarkeiten in den Tiefen der Erde zu finden und ans Tageslicht zu bringen. Und Hiob fährt fort, um nun die für den Menschen alles entscheidende Frage zu stellen:
„Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Niemand weiß, was sie wert ist, und sie wird nicht gefunden im Lande der Lebendigen. Die Tiefe spricht: In mir ist sie nicht; und das Meer spricht: Bei mir ist sie auch nicht. Man kann nicht Gold für sie geben noch Silber darwägen sie zu bezahlen. Sie kann mit Gold aus Ofir nicht aufgewogen werden, nicht mit kostbarem Onyx und Saphir“ (Hiob 28,12-16).
„Woher kommt denn die Weisheit? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Sie ist verhüllt vor den Augen aller Lebendigen, auch verborgen den Vögeln unter dem Himmel. Der Abgrund und der Tod sprechen: »Wir haben mit unsern Ohren nur ein Gerücht von ihr gehört.« Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte.“ (Hiob 28,20-23).
Unser Abschnitt aus dem Kolosserbrief enthält die Antwort auf diese Frage Hiobs, die ja eine uralte Menschheitsfrage ist. Paulus zeigt uns, wo die verborgenen Schätze der Weisheit Gottes zu finden sind. Wir hören auf den Kolosserbrief 2,1-7:
„Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, 2 auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist. 3 In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. 4 Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. 5 Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. 6 Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, 7 verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit“ (Kolosser 2,1-7).
1. Der unermüdliche Kampf um die Weisheit
1.1Â Â Â Â Der Kampf des Paulus um die Gemeinden
„Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben“ (Kol 2,1).
Paulus will die Christen in Kolossä wissen lassen, welchen Kampf er um sie führt und nicht nur für sie, sondern auch für die Gemeinde im unweit gelegenen Laodizäa, ja auch für alle anderen Gemeinden und Christen, die Paulus nicht persönlich kennengelernt haben.
Der Kampf: Hier steht das griechische Wort ἀγῶνα, das auch für den Wettkampf verwendet wird. Paulus ringt intensiv, ausdauernd und kämpferisch um den geistlichen Zustand der Gemeinden.
Von diesem Kampf sprach er bereits in Kol 1,29: „Dafür mühe ich mich auch ab und ringe in der Kraft dessen, der in mir kräftig wirkt.“ Wofür müht er sich ab? Er ringt darum, dass die Gemeinden sich ganz und gar auf dem Geheimnis Gottes gründen: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27).
1.2Â Â Â Â Das Ziel seines Ringens
Das ist das Ziel seines Ringens! Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Auf diesem festen Grund sollen die Gemeinden stehen: Christus! Paulus kämpft dafür, dass „ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist“ (Kol 2,2).
Wie kämpft er diesen Kampf? Paulus kämpft ihn auf dreierlei Weise:
- „Dass ich sein Wort reichlich predigen soll.“ (Kol 1,35)
- Durch das Schreiben von Briefen aus der Gefangenschaft an die Gemeinden (Kol 4,16)
- Durch das Ringen im Gebet für die Gemeinden (Kol 1,3) zusammen mit seinen Mitarbeitern, die ebenfalls für die Gemeinden ringen (Kol 4,12).
Mit diesen geistlichen Waffen kämpft er darum, dass die Herzen der Geschwister gestärkt und zusammengefügt werden in Liebe und sie gemeinsam das Geheimnis Christi immer besser erkennen und ihr persönliches und gemeindliches Leben darauf gründen.
1.3    Warum muss gekämpft werden?
Warum muss überhaupt gekämpft werden? Weil diese Welt im Streit liegt und der Satan, die Gemeinden mit falschen Lehren angreift und zerstören will. Paulus schreibt den Kolossern, warum er schreibt und warum er um sie ringt: „Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Lehren“ (Kol 2,4). Die πιθανολογίᾳ sind Überredungskünste durch Lehrer, die ein verfälschtes Evangelium predigen, um die Gemeinden zu spalten, den Glauben an Christus auszuhöhlen und möglichst zu zerstören.
Unmittelbar an unsere Verse anschließend warnt Paulus vor den Philosophien dieser Welt: „Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte dieser Welt und nicht auf Christus“ (Kol 2,8).
In unserem Abschnitt stehen sich zwei Begriffe gegenüber: Die Weisheit, also die σοφία, auf der einen Seite und die Philosophie, also die φιλοσοφία, auf der anderen Seite.
1.4Â Â Â Â Worin bestanden die falschen Lehren?
Gegen welche falschen Lehren kämpfte Paulus an? Die falschen Lehrer fügten dem Evangelium noch zusätzliche Lehren dazu, die damals vor allem gesetzlicher Natur waren:
Das Einhalten von jüdischen Speisevorschriften, das Einhalten bestimmter Feiertage (Kol 2,16), das Beachten verschiedenster zusätzlicher Gebote, und es ging u.a. auch um vermutlich esoterische Engellehren (Kol 2,18). Das alles hatte einen Schein von Frömmigkeit, führte die Gläubigen aber weg von Christus.
1.5Â Â Â Â Wir stehen in einem Kampf!
In seinem Buch „Die große Anpassung“ (1984) schrieb Francis Schaeffer:
„Irren sie sich nicht. Wir stehen als bibelgläubige evangelikale Christen in einem Kampf. Dies ist keine freundschaftliche Diskussion eines Mannes von Bildung. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den geistlichen Mächten der Bosheit und denen, die den Namen Jesu geltend machen. Dieser Konflikt spielt sich auf der Gedankenebene ab, und zwar zwischen zwei fundamental entgegengesetzten Ansichten über die Wahrheit und die Realität. Es ist aber ebenso ein Konflikt auf der Ebene der Handlungen, der sich zwischen einer vollständigen moralischen Perversion, dem Chaos, und Gottes absoluten Maßstäben abspielt. Aber glauben wir wirklich daran, dass wir uns in einem Kampf auf Leben und Tod befinden? Glauben wir wirklich daran, dass unsere Rolle in diesem Kampf einen entscheidenden Einfluss darauf hat, ob Männer und Frauen die Ewigkeit in der Hölle verbringen werden oder nicht? Oder ob die Menschen in ihrem irdischen Leben ein sinnvolles oder ein sinnloses Leben führen? Oder ob die Menschen in einem Klima der moralischen Perversion und Degeneration leben werden?“
Paulus sah diesen Kampf und er kämpfte diesen Kampf mit geistlichen Waffen. Sehen wir diesen Kampf? Kämpfen wir diesen Kampf? Es ist ein Kampf um unsere Gemeinden, um die Grundlagen unserer Gemeinden und aus welchen Quellen wir unsere persönlichen und gemeindlichen Entscheidungen treffen.
1.6Â Â Â Â Der Postevangelikalismus
Unsere Gemeinden werden heute massiv durch den Postevangelikalismus herausgefordert. Diese Bewegung speist sich u.a. aus einer philosophischen Denkschule: dem Dekonstruktivismus. Einer ihrer Vertreter schreibt: „Jesus im 21. Jahrhundert zu folgen bedeutet, ihm außerhalb bestimmter evangelikaler Normen zu folgen…Wir werden uns damit befassen, wie man am besten vorankommt, wenn Teile des Christentums (nämlich der Evangelikalismus) ganz klar dekonstruiert werden müssen.“[1]
Dekonstruiert werden allerdings nicht evangelikale, sondern biblische Maßstäbe:
Das biblische Eheverständnis, die biblische Sexualethik, die Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift, die Frage nach dem Weltgericht und dem doppelten Ausgang, die Existenz von Himmel und Hölle, das Sühneverständnis, der Absolutheitsanspruch Jesus, also die Frage, ob er der einzige Weg zu Gott ist, die Frage nach dem Verhältnis von Evolution und Schöpfung bzw. Naturwissenschaft und Glaube.
Der Postevangelikalismus trägt die destruktiven Ergebnisse der historisch-kritischen Theologie im frommen Gewand und mit frommen Worten tief in unsere bisher bibeltreuen, sog. evangelikalen Gemeinden hinein. Die biblischen Ordnungen werden dekonstruiert und durch neue angeblich zeitgemäßere ersetzt. Die Philosophie und Weisheit dieser Welt werden gegen die Weisheit Christi ins Feld geführt.
Ich erinnere noch einmal an Francis Schaeffers Worte: „Irren sie sich nicht. Wir stehen als bibelgläubige Christen … in einem Kampf.“ Der Apostel Paulus kämpfte diesen Kampf in der Verkündigung des biblischen Evangeliums und im intensiven betenden Ringen für die Gemeinden. Was war sein Ziel? „Auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist (Kol 2,2).
Der unermüdliche Kampf um die Weisheit: Paulus ruft uns heute auf, diesen Kampf zu sehen und zu kämpfen, indem wir wie er damals, unser persönliches Leben und das der Gemeinden allein auf die Weisheit Christi gründen, die Philosophien dieser Welt entlarven und mit den Waffen des Wortes und des Gebetes dafür eintreten, dass das Geheimnis Christi bezeugt, erkannt und geglaubt wird.
2. Die unergründliche Schatzkammer der Weisheit
„In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kol 2,3).
2.1Â Â Â Â Was ist Weisheit?
Hiob hatte gefragt: „Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Hiob wusste auch: „Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte!“
Was aber ist Weisheit eigentlich?
Eine Missionarin der Mission für Südosteuropa schreibt über ihren evangelistischen Dienst in Zentralasien:
„Neben diesen Besuchen bei Menschen zu Hause, habe ich begonnen, auch in Cafés mit Menschen in Kontakt zu kommen. Mein Ziel ist, dass diese Menschen in Ruhe entspannen und einfach reden können. Für diese Gespräche brauche ich Weisheit, damit Gott mir zeigt, was ich wann sagen soll. Sehr häufig finden solche Treffen mit ungläubigen Menschen statt.“[2]
Maria braucht Weisheit, was und wann sie es sagen soll. Sie ist überzeugt: Gott allein kann er diese Weisheit geben. Das passt übrigens sehr gut zum Kolosserbrief, wo in Kapitel 4 gesagt wird:
„Verhaltet euch weise (wörtlich: „Wandelt in Weisheit“) gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt“ (Kol 4,5-6).
Ein Glaubensbruder rief mich an und schilderte mir eine ganz konkrete praktische Schwierigkeit in seiner Firma, die ihn und andere belastet. Es ging um ein technisches Problem, für das er und andere aber keine Lösung fanden. Er sagt zu mir: „Ich bin mit meiner Weisheit zu Ende.“ Wir waren uns beide einig. Nur einer kann hier Weisheit schenken! Wir beteten im Sinne von Jakobus 1,5: „Wenn es aber jemanden unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt, so wird sie ihm gegeben werden“ (Jak 1,5).
Weisheit ist hier die von Gott erbetene und geschenkte Gabe, Einsicht in eine Sache zu bekommen und das Richtige zu entscheiden, zu sagen und zu tun.
2.2    Was ist Weisheit? Fünf Perlen aus der Schatzkammer der göttlichen Weisheit
Gott weist auf seinen Sohn Jesus Christus und sagt: In ihm ist das Geheimnis der Weisheit Gottes gelüftet: „In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kol 2,3). Wir wollen uns nun fünf Perlen aus der Schatzkammer der göttlichen Weisheit vor Augen führen.
2.2.1Â Weisheit als Eigenschaft Gottes
Die Bibel beschreibt Gott als weise. „Er ist der einzige und weise Gott“ (Röm 16,27). Die Weisheit Gottes hat eine intellektuelle und eine praktische Komponente, denn die Weisheit sagt: „Mein ist beides, Rat und Tat, ich habe Verstand und Macht“ (Sprüche 8,14). Weisheit ist also Gottes Fähigkeit, alle Dinge zu wissen (Rat/Allwissenheit), nach göttlicher Logik zu planen und auch praktisch umzusetzen (Tat/Allmacht).
2.2.2Â Die Weisheit Gottes bei der Erschaffung der Erde
„Der HERR hat die Erde mit Weisheit gegründet und nach seiner Einsicht die Himmel bereitet“ (Sprüche 3,19).
„Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Erdkreis bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand“ (Jeremia 10,12). 
Als Gott Himmel und Erde erschuf, hat er sie mit Weisheit und Einsicht erschaffen. Gottes Weisheit ist seine Klugheit und Fähigkeit, die gesamte unsichtbare und sichtbare Welt zu erdenken, intelligent zu planen und zu erschaffen. Die Schöpfung ist demnach von Gottes Weisheit und Einsicht durchzogen. Wir haben es gestern beim Jahrestreffen des Gemeindehilfsbundes auch in der Bibelarbeit von Stefan Felber gehört: Die gesamte Schöpfung ist von Gott durch das Wort „worthaft“ und durch die Weisheit „weisheitlich“ strukturiert, also von Wort und Weisheit durchzogen. Die gesamte Schöpfung ist voller Designelemente, voll ästhetischer Schönheit, voll intelligenter Funktion und Kommunikation.
2.2.3Â Die Weisheit Gottes in der Lenkung und Leitung der Geschichte
Paulus zeigt im Römerbrief, wie Gott in der von ihm abgefallenen und unter dem Zorn und Gericht Gottes verdammten und hingegebenen Menschheit dennoch seine Heilsgeschichte vollzieht. Durch die Erwählung und Verstockung Israels, durch das von den Propheten angekündigte Kommen des Erlösers Jesus Christus und die Verkündigung des rettenden Evangeliums führt er die Geschichte zum Ziel. Er erwählt, erlöst und sammelt sich aus Juden und Heiden ein Gottesvolk, das nicht aus Werken, sondern allein aus Glauben an das stellvertretende Sühnopfer Jesu gerecht gemacht wird. Und Paulus bricht dann in einen Lobpreis aus:
„O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen«? Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm zurückgeben müsste?« Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen (Röm 11,33-36). 
Gottes Weisheit manifestiert sich nicht nur in der Erschaffung der Erde, sondern auch in seiner souveränen Lenkung und Leitung der Welt- und Heilsgeschichte.
2.2.4Â Die Weisheit Gottes offenbart sich in Jesus Christus
„Die Weisheit war Gottes Liebling bereits vor der Erschaffung der Welt“ (Spr 8,22-23).
Diese Weisheit ist identisch mit dem Wort Gottes in Joh 1,1ff: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist…Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14)
Die Schöpferweisheit und die Erlöserweisheit Gottes offenbaren sich dem Menschen in Jesus Christus. Er ist die personifizierte Weisheit Gottes. In Jesus Christus ist Gottes Wort und Weisheit zu uns auf die Erde gekommen. Er ist die präexistente und vor 2.000 Jahren menschgewordene Weisheit Gottes. Darum heißt es: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung“ (1 Kor 1,30).
2.2.5 Die Weisheit Gottes erschließt sich in der Botschaft vom Kreuz
„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft. 19 Denn es steht geschrieben: »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.« … 22 Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, 23 wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1. Kor 1,18-19 + 22-24).
Die Weisheit Gottes erschließt sich allein in Christus und seiner Erlösungsbotschaft von Kreuz und Auferstehung. Alle menschliche Weisheit zerbricht an dieser göttlichen Weisheit. Gottes Weisheit findet nur der, der in Jesus Christus dem gekreuzigten und auferstandenen Retter begegnet und ihm im Leben und Sterben nachfolgt.
2.3Â Â Â Â Was ist Weisheit und wo finde ich sie?
Was ist Weisheit? Hiob hatte gefragt: „Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Hiob wusste auch: „Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte!“
- Gottes Weisheit ist seine Klugheit und Fähigkeit, die gesamte unsichtbare und sichtbare Welt zu erdenken, intelligent zu planen und durch seinen Sohn Jesus Christus zu erschaffen (Weisheit in der Erschaffung).
- Gottes Weisheit ist seine Klugheit und Fähigkeit, die Geschichte der Menschheit souverän zu lenken und zum Ziel zu bringen, und sich durch seinen Sohn Jesus Christus ein ewiges Gottesvolk zu erwählen und zu sammeln (Weisheit in der Erlösung).
- Gottes Weisheit ist in der Person Jesus Christus offenbart und in vollkommener Fülle vorhanden: „In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kol 2,3). In ihm erschafft er die Welt in Weisheit und in ihm erlöst er die Welt in Weisheit.
„Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? „In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kol 2,3). In Jesus Christus.
Dieses Universum wurde in Weisheit erschaffen, alles ist worthaft und weisheitlich strukturiert. Der Mensch kann in diesem Universum dann weise Leben, wenn sein Leben mit der weisheitlichen und worthaften Grundstruktur des Universums übereinstimmt – das gelingt nur durch die Weisheit in Christus und seinen in der Bibel offenbarten Willen.
So wie es die Weisheit sagt: „Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom HERRN. Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben; alle, die mich hassen, lieben den Tod“ (Sprüche 8,35-36).
Und das gilt für unser persönliches Leben und für das Leben und die Ordnungen in unseren Gemeinden und Kirchen. Nur wenn sie aus dieser Weisheit schöpfen, aus Christus und dem Wort der Heiligen Schrift, werden wir selbst und unsere Gemeinden leben und gedeihen.
3, Der unermessliche Segen gelebter Weisheit
„Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit“ (Kol 2,4-7).
3.1Â Â Â Â Die Freude des Paulus
Paulus freut sich, dass er mit den Christen in Kolossä eine Gemeinde vor Augen hat, die ihre Weisheit und Erkenntnis nicht in den Philosophien ihrer Zeit sucht, sondern in der Schatzkammer des Christus: „Ich freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe“. Die Christen in Kolossä bauten auf den einen festen und ewigen Grund: Jesus Christus! Nicht griechische Philosophie oder jüdische Gesetzesfrömmigkeit, und auf heute übertragen, kein postevangelikaler Dekonstruktivismus oder historisch-kritische Theologie im frommen Gewand, sondern gesunde biblische Theologie. Und gesunde biblische Theologie führt immer in eine biblische Ethik. Die Christusweisheit verändert erst das Denken und dann das Handeln.
„Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, 7 verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit.“ (Kol 2,6-7)
3.2Â Â Â Â Gelebte Christusweisheit
3.2.1Â Gelebte Christusweisheit im geschlechtlichen Bereich
„So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist“ (Kol 3,5).
Im Persönlichen Bekenntnis zur vollen Geltung der biblischen Glaubensaussagen heißt es unter siebtens:
„Mit seinem Segen für Mann, Frau und Kinder gibt Gott uns Anteil an seinem wunderbaren schöpferischen Handeln und begründet Ehe und Familie. Die liebevolle, lebenslange Einheit von Mann und Frau ist ein Abbild der Liebe Christi zu seiner Gemeinde (Eph 5,25;32). Deswegen verbieten Jesus und die Apostel den Christen die Ehescheidung, es sei denn, dass Unzucht vorliegt (griech. porneia) (Mt 5,32; 19,9; 1 Kor 7,10-16).
Bei ehelichen Verfehlungen soll die Gemeinde seelsorgerlich helfen. Der Heilige Geist und das Wort Gottes geben uns kraftvolle Hilfen zu lebenslanger Liebe und Treue. Die Kirche muss die Ehe nach Kräften schützen und fördern. Sie muss jegliche Unterstützung der schöpfungswidrigen Gender-Ideologie beenden.“
Wo finden wir Weisheit für das Miteinander der Geschlechter? Wenn wir in Übereinstimmung mit der weisheitlichen und worthaften Grundstruktur, die auch alles Geschlechtliche durchwirkt, lebt. Dies gelingt nur, wenn wir uns an den Ordnungen der Bibel zum Miteinander von Mann und Frau orientieren. Lasst uns für eine biblische Sexualethik im eigenen Leben eintreten und in unseren Gemeinden.
3.2.2Â Gelebte Christusweisheit durch lehren, loben und danken
„Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn“ (Kol 3,16-17).
Die Weisheit Gottes kommt aus dem Wort Gottes. Wo wir also die Bibel miteinander erforschen, in der Bibel lesen und das leben und praktisch umsetzen, was in der Bibel steht, wird unser Leben immer mehr in Übereinstimmung gebracht mit den weisheitlichen Grundprinzipien dieser Welt, des Universums und der Geschichte. Das Leben aus der Bibel bringt göttliche Weisheit in unseren Lebensalltag.
3.4Â Â Â Â Gelebte Christusweisheit durch ein intensives Gebetsleben
„Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll“ (Kol 4,2-4).
Die Schatzkammern der Christusweisheit öffnen sich nur dem ausdauernden Beter. Wenn wir beharrlich beten, wird Gott die Schatzkammern öffnen und die Kleinode der Weisheit Christi und der Segnungen des Himmels in unser Leben fließen lassen, in unser persönliches Leben und in unsere Familien und Gemeinden.
„Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht?
Bei Christus allein, denn „in ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kol 2,3).
Amen
Prediger Johann Hesse, Sonntag Exaudi Domine, Walsrode-Düshorn am 1.6.2025
Die Predigt kann hier nachgehört werden.Â
[1] Preston Ulmer. Anders als geglaubt. Mit Christus vor Augen Dekonstruktion verstehen. Holzgerlingen: SCM R. Brockhaus, 2024, 103.110f.
[2] Gottes Wort den Völkern, MSOE, Mai-Juni 2025, S. 14.
Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 7. Juni 2025 um 6:00 und abgelegt unter Gemeinde, Israel, Predigten / Andachten, Seelsorge / Lebenshilfe.