Andacht zum Ewigkeitssonntag
Sonntag 24. November 2024 von Jörgen Bauer
Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? (Römer 8,35)
Mit der Zahl der Jahre nimmt auch die Zahl der Beerdigungen bzw. Trauerfeiern zu, an denen man teilnimmt. Und da erinnere ich mich nicht nur an nahe und ferne Familienangehörige und Verwandte, sondern auch an die vielen Menschen, die in meinem und in dem Leben meiner Familie, eine Rolle gespielt haben, als Freunde, Bekannte, Kollegen, Nachbarn, Vertragspartner und Geschäftsleute. Am Ewigkeitssonntag, als dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, gedenkt man der im abgelaufenen Kirchenjahr verstorbenen Gemeindeglieder. Deshalb auch der Name „Totensonntag“. Wobei mir „Ewigkeitssonntag“, wegen seines Ausblicks auf die Ewigkeit, besser gefällt.
Ich habe aber beim Ableben, selbst eines nahestehenden Familienmitglieds, noch nie Trauer empfunden, weil ich immer das untrügliche Gefühl hatte, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Etwas, was auch im Wort Gottes, der Bibel, auf vielfältige Weise bezeugt wird. Und hierüber gibt es eine reichhaltige, christliche und biblisch fundierte Literatur, die sich mit dem Geschehen nach dem Ende unseres irdischen Lebens befasst, die aber nicht immer hilfreich ist, weil es tatsächlich niemand wirklich wissen kann und die Dinge im Wort Gottes bildhaft und damit indirekt angesprochen werden, aufgrund derer dann Schlüsse gezogen und unterschiedliche Lehren konzipiert werden.
Für mich steht nur so viel fest: Wer glaubt, dass mit dem Tod alles zu Ende ist – und es sind derer viele, die das glauben, denkt man an die „Sterbehilfe“- muss sich auf Überraschungen gefasst machen. Der Tod ist eben nicht das Ende von Allem. Der Tod ist auch kein Freund und auch kein Erlöser, wie das manchmal hingestellt wird, sondern er ist der letzte Feind, der vernichtet wird, und den Christus bereits besiegt hat. Zumal der Tod ein Fremdkörper in Gottes „sehr guter Schöpfung“ ist.
Deshalb möchte ich Römer 8 Vers 35 anfügen, dass uns auch der Tod nicht von der Liebe Christi scheiden kann. Deshalb denke ich auch nicht darüber nach, was nach meinem Sterben geschieht. Hier lasse ich mich überraschen. Mein Herr Jesus Christus wird es so machen, wie es gut für mich ist. Und das genügt. Ich werde in jedem Fall zufrieden sein. Ich sehe mir jeden Tag die Todesanzeigen in der Tageszeitung an. Es sterben viele Menschen, die viel jünger sind als ich und da danke ich Gott, dass ich so alt werden durfte, wie ich es jetzt bin. Früher waren die Todesanzeigen oft mit Bibelversen überschrieben, was ich als ermutigend und stärkend empfand. Dem sind jetzt poetische Verse gewichen, wie der „von der Seele, die weit ihre Flügel ausspannt, als flöge sie nach Haus“. Danach ist noch eine Ahnung von der Ewigkeit vorhanden.
Der Gedanke, dass mit dem Tod ein Mensch so ausgelöscht ist, als wenn es ihn nie gegeben hätte, ist tatsächlich schrecklich. Erkennbar an total verzweifelten Angehörigen an offenen Gräbern. Das „Weiterleben in der Erinnerung“ oder „in den Nachkommen“ und dass jemand „unvergesslich bleibt“, wie es in Traueransprachen zu hören ist, sind nur ein schwacher Trost.
Ich habe mal ein Gideon-Taschentestament verschenkt. Wie ich von unserem örtlichen Pfarrer erfuhr, las der Empfänger darin, wobei ihm 2. Korinther 5, Vers 1 besonders zusagte und zu einer Kraftquelle für ihn wurde: Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.
Auch wenn wir niemanden überzeugen können, sollen wir trotzdem unseren Glauben und die große Hoffnung, die wir haben, anderen Menschen gegenüber bekennen: Denn das Beste kommt ja erst noch!
Unser früherer Pfarrer in der DDR, der, wenn es ums Bauen ging, sehr aktiv war, erneuerte auch unsere Friedhofskappelle, wobei er für die hintere Wand des Altarraumes ein großes Glasbildfenster konzipierte. Er fragte uns Konfirmanden, was auf dem Altarbildfenster dargestellt werden sollte. Die meisten dachten dabei an die Kreuzigung und ähnliche leidvolle Motive. Der Pfarrer sagte, auf dem Bild wird die Auferstehung Christi dargestellt, denn der Christliche Glaube ist kein Glaube an ein Leben nach dem Tode, sondern ein Auferstehungsglaube. Und so geschah es dann auch. Und seitdem hatten wir auf dem Friedhof eine Auferstehungskappelle.
Brich herein, süßer Schein selger Ewigkeit! Leucht in unser armes Leben, unsern Füßen Kraft zu geben, unsrer Seele Freud. Hier ist Müh morgens früh und des Abend spät; Angst, davon die Augen sprechen, Not, davon die Herzen brechen; kalter Wind oft weht.
Jesus Christ, du nur bist unsrer Hoffnung Licht; stell uns vor und lass uns schauen jene immer grünen Auen, die dein Wort verspricht. Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell hinein, dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine, selge Ewigkeit. (Marie Schmalenbach)
Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 24. November 2024 um 8:55 und abgelegt unter Predigten / Andachten.