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EU-Partner betreibt ethnische Säuberung

Montag 23. Oktober 2023 von Internationale Gesellschaft für Menschenrechte


Internationale Gesellschaft für Menschenrechte

Armenien, ein jahrtausendealtes indoeuropäisches Volk zwischen Orient und Okzident, der erste christliche Staat der Welt, fiel nach dem ersten Weltkrieg, nach einem der grausamsten Völkermorde der Menschheitsgeschichte mit bis zu 1,5 Millionen Opfer, direkt in die Hände der stalinistischen Sowjetdiktatur. In den Grenzverträgen der beiden westlichen Außenseiter Stalin und Atatürk, wurde ihnen über die Hälfte ihres jahrtausendealten Siedlungsgebiets rund um ihren heiligen Berg Ararat, auf dem die Arche Noah gestrandet sein soll, abgesprochen und an die Türkei (heutiges Ostanatolien) vergeben. Zudem wurde das armenische Volk in zwei Teile zerschnitten.

Ein kleines Gebiet im Karabachgebirge, das fast ausschließlich von Armeniern bewohnt war, wurde als „Autonomes Gebiet Berg-Karabach“ der aserbaidschanischen Sowjetrepublik zugeschanzt.  Seither streben die Karabach-Armenier nach der Wiedervereinigung mit Kernarmenien. Mit dem Zerfall des Sowjetsystems waren die Hoffnungen groß und Millionen Armenier säumten die Straßen mit den Rufen „Wir sind ein Volk“. Doch weder das sowjetische System, noch das neue unabhängige Aserbaidschan war bereit, den Armeniern ethnische Sonderrechte einzuräumen, nicht einmal solche, die ihnen als Autonomes Gebiet unter Stalin gewährt wurden.

Nach dem ersten Massaker an der armenischen Bevölkerung in der aserbaidschanischen Stadt Sumgait, kam es zu einer Gewaltspirale, die in den „Ersten Karabach-Krieg“ 1992-1994 mündete und 50.000 Todesopfer und 1 Millionen Flüchtlinge hervorgebracht hatte. Als Sieger ging sozusagen Armenien hervor, das sowohl Berg-Karabach als auch sieben Provinzen um Berg-Karabach herum als „Schutzgürtel“ eingenommen hatte.

Unter der Ägide der OSZE Minsk Gruppe, mit dem Co-Vorsitz Russlands, der USA und Frankreichs, liefen seither die Friedensverhandlungen. Jedoch erwiesen sich die drei Leitlinien von gegenseitiger Anerkennung territorialer und ethnischer Rechte sowie der Gewaltfreiheit als stetige Quadratur des Kreises.

Die genozidale Armenienpolitik

Aserbaidschan, das am Kaspischen Meer an der Ölquelle sitzt und sich zum boomenden Petrostaat entwickelte, hat in diesen drei Jahrzehnten systematisch eine alles erfassende genozidale Armenienpolitik implementiert, alles gezielt und mit Ansage auf eine militärische Rückeroberung ausgerichtet.

Gemeinsam mit dem „Bruderstaat“ Türkei wurde Armenien gezielt ökonomisch ausgeblutet und von der Außenwelt abgeschnitten. Gemeinsam wurde der von allen westlichen Fachgremien anerkannte Völkermord an den Armeniern nicht nur rigide geleugnet, sondern menschenverachtend verhöhnt. Mehr noch, bestimmte nun Aserbaidschan per Präsidentenerlass, dass die Armenier ganze zwei Völkermorde an ihrem Volk begangen hätten. Zudem wurde in Aserbaidschan eine haltlose wissenschaftliche historische Theorie (Albania-Theorie) implementiert, die den Armeniern nicht nur ihre Identität im Südkaukasus abspricht, sondern sie auch der Fälschung und des Betrugs bei der Übernahme des dortigen Kulturerbes bezichtigt. Des Weiteren wird darin das heutige Armenien als eigenes aserbaidschanisches historisches Land und sogar als „Westaserbaidschan“ bezeichnet und eine Rückbesiedelung anstrebt.

Alle diese Gedanken wurde dem gesamten Bildungswesen aufoktroyiert und so lernte jedes aserbaidschanische Kind von früh an die Armenier als Barbaren, Faschisten und grausame Mörder an ihrem Volk kennen. Gleichzeitig diente diese Feindbildimplementierung immer zur Festigung der autokratischen Familien-Dynastie.

Die Jugend protestiert FÃœR den Krieg

Nach knapp dreißig Jahren war alles bereit für die Rückeroberung – gestärkt durch  Massenproteste der Jugend für den Krieg. Nach zahlreichen Militärmanövern mit dem Bruder- und NATO-Staat Türkei, durch milliardenschwere modernste Waffenlieferungen vor allem aus Israel, Russland und der Türkei sowie mit Putins „OK“ und nicht zuletzt im Schatten der Corona-Krise, konnte der aserbaidschanische Präsident am 27. September 2020 zum Schlachtruf des „Vaterländischen Kriegs“, des „Zweiten Karabach-Kriegs“, blasen: „Wir werden die Hunde jagen“.

Und so stürzten sich israelische Kamikaze-Drohnen mit der Aufschrift „Hunde-Jäger“ automatisiert auf Soldaten der kleinen Karabach-Armee. Auf die Menschen, deren Familien Opfer des ersten systematischen Völkermords des 20. Jahrhunderts waren und die jetzt selbst Opfer des ersten modernen Drohnenkriegs des 21. Jahrhunderts wurden.

Nachdem der aserbaidschanische Sieg nach 44 Tagen errungen war, kam es mit der totalen Kapitulation Armeniens zu einem Waffenstillstandsabkommen. Übrig geblieben waren noch 70 Prozent des ehemaligen Autonomen Gebiets Berg-Karabach, das sich seit 2017 historisch begründet in Republik Arzach umbenannt hatte. Der freie Verkehr zu Kernarmenien konnte nur noch über die einzige Straßenverbindung im „Latschin-Korridor“ – geschützt durch russische „Friedenstruppen“ – gewährleistet werden.

Das gewaltsame Vorgehen wurde zwar von westlichen demokratischen Gremien „streng gerügt“, doch wurde festgelegt, dass man nun wieder zurück zur Quadratur des Kreises gehen müsse, also zurück zu der zuständigen OSZE Minsk Gruppe. Und das während der türkische Präsident Recep Erdogan und sein innigster Bruder, der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliew von der Ehrentribüne bei der Siegerparade „den Sieg der gesamten türkischen Welt“ feierten und sich freuten, dass die Seele des Hauptverantwortlichen an dem Völkermord an den Armeniern „Enver Pascha jetzt jubilieren“ würde.

Ungestraft und ohne Konsequenzen zum nächsten Großangriff

So ungestraft und ohne Konsequenzen, erfolgte am 12. September 2022 ein weiterer Großangriff Aserbaidschans – diesmal auf international anerkanntes eindeutig armenisches Territorium mit Hunderten Toten, Gebietseinnahmen und Zehntausenden armenischen Flüchtlingen. Und genau drei Monate später die Blockade des Latschin-Korridors. Und nachdem die arme Bergbauernbevölkerung dort nun seit fast einem Jahr terrorisiert wurde, findet seit Tagen aktuell Aliews „Anti-Terror-Operation“ statt, so wie man einen Angriffskrieg seit Putins Wortschöpfung bezeichnet.

Während die internationalen westlichen demokratischen Gremien aus weiter Ferne wieder „beide Seiten“ zur Deeskalation aufrufen und sie zurück zum Verhandlungstisch wünschen, haben die alten regionalen Großmächte, insbesondere Russland und die Türkei, längst nicht nur über das Schicksal ihrer „Bauernopfer“ in Berg-Karabach entschieden, sondern ganz Armenien in „ihre Verhandlungen“ eingebunden.

Belohnen wir Aserbaidschan weiter für Vertreibung und Krieg?

Am 10. März 2022 stellte das Europäische Parlament in einer offiziellen Erklärung fest, dass „die Auslöschung des armenischen Kulturerbes Teil eines breiter angelegten Musters einer systematischen, landesweit betriebenen und von den Staatsorganen Aserbaidschans geförderten Politik der Armenierfeindlichkeit, des Geschichtsrevisionismus & des Hasses gegenüber Armeniern ist, die Entmenschlichung, Gewaltverherrlichung & Gebietsansprüche gegen die Republik Armenien einschließt, wodurch Frieden und Sicherheit im Südkaukasus bedroht sind.

Und doch hat die EU auch nach dem „44 Tage Krieg“ Ende 2020 weiter Diktator Alijew gewähren lassen und ihn mit Energie- und Rohstoffdeals belohnt.

Vor einigen Wochen erklärte Aserbaidschan den Einsatz für beendet, und ließ verlauten, dass das Land eine „Wiedereingliederung“ Bergkarabachs in sein Territorium anstrebe. Derweil wurden in Aserbaidschan Anti-Kriegs-Aktivisten verhaftet, denn in seinem eigenen Land duldet Diktator Ilham Alijew keine Widerworte. Der aktuelle Präsident Armeniens, Paschinjyan, hat sein Land aus der jahrzehntelangen historisch verankerten Bindung an Russland gelöst und es gibt einige, die das rückgängig machen wollen. Gleichermaßen will die Mehrheit der Armenier in einer freiheitlich westlich geprägten Gesellschaft leben und sucht die Nähe zur EU.

Quelle: www.igfm.de

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 23. Oktober 2023 um 15:49 und abgelegt unter Christentum weltweit.