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Predigt zum Pfingstsonntag: Gottes Geist – Durstlöscher für durstige Seelen (Joh 7,37-39)

Samstag 27. Mai 2023 von Johann Hesse


Johann Hesse

37 Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht. (Johannes 7,37-39)

1. Gottes Geist – Wasser in der Wüste

1.1     Das Laubhüttenfest Israels

„Es war aber nahe das Laubhüttenfest der Juden“ (Joh 7,2)

Das Laubhüttenfest (hebräisch: Sukkot) ist das letzte der drei großen Pilgerfeste Israels, das immer ab dem 15. des siebten Monats (Tischri/Etanim) für eine Woche gefeiert werden sollte. Sukkot ist einerseits ein Erntefest, an dem für die Wein- und Olivenernte gedankt wurde. Andererseits und vor allem aber ist es das Fest der Laubhütten (Sukka ist die Laubhütte). Israel sollte sich an diesem fröhlichen Fest daran erinnern, dass es in Hütten und Zelten lebte, als Gott sein Volk aus Ägypten und durch die Wüste führte (3 Mose 23,34-36). Und Israel tut das bis heute. Israeliten feiern, leben, essen und schlafen in Hütten. Insbesondere die frommen Juden beachten das auch noch. Als ich Henry und Kati Schragenheim in London besuchte, zeigten sie mir ihre Veranda, in der Schnüre gespannt waren, an denen zum Laubhüttenfest Zweige befestigt werden konnten. Die Veranda verwandelte sich für eine Woche in eine Sukka.

1.2     Wüstenwanderung und Wasserwunder

Während der 40jährigen Wüstenwanderung war Israel auf Gottes Versorgung mit Manna und Wasser angewiesen. Als das Volk in der Wüste Zin kein Wasser hatte, entstand ein Aufruhr gegen Mose und Aaron: „Warum habt ihr die Gemeinde des Herrn in diese Wüste gebracht, dass wir hier sterben mit unserem Vieh?“ (4 Mose 20,4). Mose und Aaron flehten vor dem Herrn und der Herr erschien ihnen und wirkte ein Wunder: „Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, so dass die Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh“ (4 Mose 20,22). Gott öffnet Wasserquellen in der Wüste und lässt Wasser aus den Felsen hervorsprudeln.

1.3     Wasser auf wüstes Land

Israel hat dieses Wunder nie vergessen und besingt seinen Gott bis heute als den, der Wasser in der Wüste hervorbrechen lässt:

„Er öffnete den Felsen, da strömten Wasser heraus, sie flossen dahin als Strom in der Wüste.“ (Psalm 105,41)

Gott lässt Wasser in der Wüste hervorquellen, wird zu einem Sinnbild für das Kommen des Messias und den Anbruch des messianischen Zeitalters, wenn Gott seine vollkommene Friedensherrschaft durch seinen Messias weltweit aufrichten wird.

„Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande.“ (Jes 35,6)

„Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten;“ (Jesaja 43,20)

1.4     Das Wasser, die Ausgießung des Geistes und das Kommen des Messias

Das Wasser verbindet sich aber auch insbesondere mit der Verheißung Gottes, dass er den Heiligen Geist über seinem Volk ausgießen will und wird:

„Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen“ (Jes 44,3).

„Bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe. Dann wird die Wüste zum fruchtbaren Lande und das fruchtbare Land wie Wald geachtet werden.“ (Jes 32,15)

Mit dem Kommen des Messias wird der Geist Gottes auf das Volk ausgegossen werden und das Dürre wird lebendig werden. Diese Ausgießung des Geistes ist auf das Land bezogen, aber eben auch auf die Menschen. Im Propheten Jesaja wird deutlich, dass die Ausgießung des Geistes aufs engste mit dem Kommen des Messias verknüpft ist, denn er sagt in Jesaja 61,1: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat.“ (Jes 61,1).

1.5     Die Wasserschöpfzeremonie zur Zeit Jesu

In der Mischna (Sukka) wird beschrieben, dass am siebten Tage eine Wasserschöpfzeremonie durchgeführt wurde. Die Priester schöpften bei Sonnenaufgang mit einem goldenen Krug Wasser am Teich Shiloah und zogen dann in feierlicher Prozession zum Tempel hinauf. Auf jeder Stufe der 15 Stufen zwischen Frauenhof und Männerhof wurden die Wallfahrtspsalmen gesungen. Beim Erreichen jeder neuen Stufe wurde das Schofarhorn geblasen. Im Tempel wurde das Wasser in Schalen am Altar gegossen. Israel dachte unter Jubel und Lobpreis an die Worte aus dem Propheten Jesaja: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen“ (12,2). Und Israel dachte auch daran, dass der Herr Israel in der Wüste mit Mannah und Wasser versorgt hatte, als der Herr in der trockenen Wüste den Felsen öffnete und eine Quelle hervorsprudeln ließ (4 Mose 20,11).

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jesus seine Worte in diese Situation hineinsprach und seine Einladung mit Blick auf diese Wasserschöpfzeremonie aussprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 

2. Gottes Geist – Durstlöscher für durstige Seelen

2.1     Der Ruf Jesu

Jesus war auf das Fest gekommen und lehrte im Tempel. Viele Menschen hatten ihn gehört. Er hatte die Menschen eingeladen, nach seinen Worten zu leben, um auszuprobieren, ob seine Worte von Gott stammen oder nicht:

„Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. 17 Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“ (Joh 7,16-17)

Nun am Höhepunkt des Festes schallte plötzlich sein eindringlicher und einladender Ruf über die Menschenmenge:

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“

Jesus ruft die Menschen mit ihrem Lebensdurst zu sich. Wer Durst nach dem wahren Leben aus Gott hat, der komme zu mir, ich will ihm zu trinken geben. Auch der Frau am Jakobsbrunnen hatte er vor Augen geführt, dass das aus dem Brunnen geschöpfte Wasser den Durst immer nur kurzfristig löschen kann; der Durst kommt zurück. Jesus hat ein „Wasser des Lebens“, das den Durst für immer und ewig löscht.

„Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; 14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh 14,13-14)

2.2     Wer hat Durst?

Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!  Wen ruft Jesus? Jesus ruft die Durstigen! Er hat an anderer Stelle gesagt:

„Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.“ (Mt 9,12).

Ein Großteil der Pharisäer und Schriftgelehrten wollte Jesus nicht hören und wollte nicht zu Jesus kommen. Sie lehnten seine Botschaft ab, ja sie wollten ihn töten, loswerden, zum Schweigen bringen. Sie waren nicht die Kranken, sie hatten keinen Hunger oder Durst.

Wen ruft Jesus hier? Solche, die ihren Mangel spüren, die ihren Mangel erkennen, die an ihrer Last zerbrechen, die in ihrer Not keinen Ausweg finden, die unter den unbeantworteten Fragen des Lebens leiden. Jesus rief die Sünder, die unter der Last ihrer Sünden kaputtgingen. Jesus rief die Ausgegrenzten und Verfemten. Sie hatten Durst und hörten diesen Ruf mit ganz anderen Ohren. Sie sahen das Wasser, das die Priester ausgossen und wussten: Dieses Wasser löscht unseren Durst nach Leben nicht.

Und dann der Ruf Jesu: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 

2.3     Bist Du durstig?

Erkennst Du Deinen Lebensdurst? Weißt Du, dass Du von der Quelle des Lebens abgeschnitten bist? Weißt Du, dass Du dem Tod ausgeliefert ist? Ist dir bewusst, dass dein selbstbestimmtes Leben eine Wüste ist? Ist dir klar, dass in der alles nach der Liebe Gottes, nach Wahrheit, nach Leben schreit? Ist dir klar, dass die Welt deinen Durst nicht löschen kann? Ist dir klar, dass alle selbstgewählten Versuche, den Durst in dir zu löschen, scheitern müssen? Ist dir klar, dass alle Versuche, den Durst auf menschliche und irdische Weise zu löschen, zur Sucht und zur Selbstzerstörung führen? Spürst du den Durst nach Leben in Dir? Begreifst du, dass Gott deinen Durst löschen muss, weil er nur diesen Durst löschen kann?

Wenn Du deinen Lebensdurst erkannt hat, dann ist das die beste Voraussetzung, den Ruf Jesus nicht nur mit den Ohren, sondern auch von Herzen zu hören. Dann ruft er gerade dich mit deinem Lebensdurst: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

3. Gottes Geist – Jesus will ihn dir geben

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh 7,37-39)

3.1     Jesus ist die Quelle des Lebens

Es ist ja ein ungeheurer Anspruch, den Jesus hier macht: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Jesus sagt ja damit, dass er selbst die Quelle des Lebenswassers ist. Wer das Wasser des Lebens sucht, der muss zu ihm kommen. Damit sagt Jesus auch, wer er ist: Er ist Gott! Er ist die Quelle des Lebens! Er ist die Quelle des Wassers des Lebens! Wer seinen Lebensdurst löschen will, muss zu ihm kommen.

3.2     Wie trinke ich?

Doch wie können wir vom Wasser des Lebens trinken? Wie können wir den Geist Gottes empfangen? Wie sollen wir den Geist Gottes trinken, also in uns aufnehmen? Jesus sagt, dass wir zu ihm kommen müssen, in dem wir an ihn glauben.

Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. (Joh 7,38)

„Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten“ (Joh 7,39)

Wie kann ich also trinken? Wie kann ich den Heiligen Geist empfangen? Wir empfangen den Heiligen Geist, wenn wir an Jesus glauben: „Wer an mich glaubt!“ Glauben ist nichts anderes als Vertrauen. Wenn du dein Leben der Person Jesu und seiner Botschaft anvertraust, es vertrauensvoll in seine Hände legst, dann wirst du den Heiligen Geist empfangen.

3.3     Kreuz, Auferstehung und Himmelfahrt

Doch das muss nun etwas genauer bestimmt werden. Als Jesus auf dem Laubhüttenfest war, lagen Kreuz und Auferstehung noch vor ihm. Darum heißt es: „Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (7,39).

Jesus war noch nicht verherrlicht. Darum war der Geist noch nicht da. Der Geist sollte erst ausgegossen werden, wenn Jesus sein Leben als Opfer für die Sünden hingegeben hat und wenn der Herr ihn von den Toten auferweckt hatte. Erst nach Kreuz und Auferstehung und nach seiner Himmelfahrt, sollte der Geist Gottes ausgegossen werden zum Pfingstfest.

Noch ist der Geist nicht da! Erst muss Jesus gehen!

„Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7).

„Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ (Apg 1,8)

Zehn Tage nach der Himmelfahrt Jesu erfüllt sich dann das Wunder der Ausgießung des Geistes, wie es uns im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte überliefert ist:

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.“ (Apg 2,1-4).

Der Geist Gottes konnte erst ausgegossen werden, nachdem Jesus durch Kreuz, Auferstehung und Himmelfahrt von der Erde genommen worden war. Jesus hatte die Sühnung für die Sünden erwirkt und der Vater hatte ihn wieder in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen. Jetzt erst wird der Geist Gottes ausgegossen.

Der Glaube an Jesus ist also immer auch der Glaube an den gekreuzigten, leiblich auferstandenen und in den Himmel aufgefahrenen Christus. Nur wenn wir diesen Jesus im Glauben ergreifen, wenn wir diesem Christus unser ganzes Leben anvertrauen, werden wir den Geist Gottes empfangen.

3.4     Sünden erkennen und Sünden bekennen

Blickt man in den Propheten Jesaja, dann ist die Ausgießung des Wassers auf das Dürre, die Ausgießung des Geistes auf das Volk und das Kommen des Messias aufs engste verbunden mit der Vergebung der Sünden:

„Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Purpur, soll sie doch wie Wolle werden.“ (Jes 1,18)

„Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich!“ (Jes 44,22).

Zu Jesus kommen heißt zu seinem Kreuz kommen und bei ihm die Sünden loswerden. Wenn wir unsere Sünden erkennen und bekennen, dann empfangen wir die Gabe des Heiligen Geistes. Denn der Geist kann nur dort einziehen und wohnen, wo die Sünde vergeben und weggenommen ist.

3.5     Trinken und den Geist empfangen

Wie also trinken? Wir trinken, indem wir zu Jesus kommen, Jesus glauben und ihm ganz und gar vertrauen. Wer zu Jesus kommt und ihm vertraut, der wird die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und sein Lebensdurst wird in Ewigkeit gelöscht werden.

„In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, 14 welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.“ (Epheser 1,13)

4. Gottes Geist – Er will dich durchströmen

Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

4.1     Von wessen Leib? – Zwei Möglichkeiten

Nun gibt es zu dieser Stelle zwei Auslegungsvarianten.

Variante 1: „von dessen Leib“

Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.

Hier endet der Satz hinter trinke. Der neue Satz beginnt mit „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagte, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Hier fließen die Ströme lebendigen Wassers also von dem, der an Jesus glaubt.

Variante 2: „von seinem Leib“

Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke, wer an mich glaubt.

Wie die Schrift sagt, von seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.

Bei dieser zweiten Variante, die grammatikalisch richtig ist und auch theologisch sehr überzeugend ist (christologische Interpretation), weil sie Jesus den Vorrang gibt, wird das „wer an mich glaubt“ zum vorherigen Vers zugezogen. Der Satz schließt dann hinter glaubt mit einem Punkt. Der neue Satz beginnt mit: „Wie die Schrift sagt, von ….“. Hiermit ist dann Jesus gemeint.

4.2     Warum ich Variante 1 bevorzuge

Ich bevorzuge die klassische Variante, wie sie von den Kirchenvätern und auch den Ursprachenausgaben bevorzugt wird und so auch in den meisten Übersetzungen wiedergegeben ist (Elberfelder, Luther 84, Schlachter, NeÜ, NGÜ). U. a. folgende Argumente sprechen für diese Variante.

Sprachlich wird die Wendung „Wer glaubt an mich (ho pisteuon)“ von Johannes in allen Fällen als einleitende Wendung verwendet (41 Mal). Jesus bzw. Johannes hängt sie nicht hinten an, wie es dann hier in Variante 2 der Fall wäre, sondern er leitet damit immer eine Aussage ein.

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Joh 11,25)

Ein weiteres gewichtiges Argument finden wir im Gespräch zwischen Jesus und der Frau am Jakobsbrunnen, denn dort sagt Jesus:

„Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh 4,14)

4.3     Leben in der Kraft des Heiligen Geistes

„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“

Ob Variante 1 oder Variante 2. In beiden Fällen gilt: Wer zu Jesus kommt, der wird den Heiligen Geist empfangen und der Geist Gottes wird in sein Herz kommen und dein Leben blüht auf.

4.3.1  Veränderung im eigenen Leben

Wer vom Geist Gottes erfüllt wird, der wird von innen heraus verändert. Gott selbst übernimmt die Herrschaft in deinem Leben. Du wirst nicht mehr selbstbestimmt, sondern Gottbestimmt. Und das wird man dir anmerken:

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz.“ (Gal 5,22).,

Die Wüste fängt an zu blühen! So ist es, wenn der Geist Gottes das Leben eines Menschen erfasst und verändert. Komm zu Jesus, du wirst es erleben!

4.3.2  Veränderung in deiner Umgebung

„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Ströme lebendigen Wassers fließen durch den Glauben an Jesus in dein Leben und durch dich in das Leben anderer. Was geschieht nach der Ausgießung des Geistes in Jerusalem. Die Jünger fangen an, von den großen Taten Gottes zu reden. Die Jünger werden Zeugen der Auferstehung in Jerusalem, in Judäa und Samaria bis an die Enden der Erde. Wer vom Geist Gottes erfüllt wird, der will die Liebe Gottes, der will die Botschaft des Evangeliums zu seinen Nächsten tragen, der kann nicht an sich halten, der muss es weitergeben.

Wenn wir vom Geist erfasst und erfüllt werden, dann werden wir den Menschen um uns herum in Tat und Wort dienen, in Liebe und in Wahrheit.

4.3.3  Eine Quelle, die ins ewige Leben fließt

Ich lese gerade ein Buch des Israelis Yuval Noah Harari „Homo Deus“ und „Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Dieser Mann hält den Tod für ein „technisches Problem“ und technische Probleme werden, so Harari, wir Menschen lösen können. Er glaubt fest daran, dass wir das Problem des Todes einiges Tages mit Hilfe von Medizin und KI überwinden können. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ist tief in uns verankert. Doch der Mensch, der versucht, die Unsterblichkeit mit menschlichen Mitteln zu erreichen, wird die Hölle auf Erden schaffen. Der Tod ist nicht zu überwinden, weil er ein Strafgericht Gottes ist.

Wer aber zu Jesus kommt, der kommt zu dem, der den Tod besiegt und ewiges und unzerstörbares Leben ans Licht gebracht hat. Wer zu Jesus kommt, der empfängt den Geist Gottes und dieser Geist verbindet uns mit dem ewigen Leben. Wer diesen Geist hat, der wird leben in Ewigkeit.

„Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh 4,14)

Ist das nicht eine herrliche Nachricht?

1. Gottes Geist – Wasser in der Wüste
2. Gottes Geist – Durstlöscher für durstige Seelen
3. Gottes Geist – Jesus will ihn dir geben
4. Gottes Geist – Er will dich durchströmen

Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. (Offb 22,17)

Johann Hesse, Predigt am Pfingstsonntag beim Abendmahlsgottesdienst in der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes am 5.6.2022

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 27. Mai 2023 um 21:03 und abgelegt unter Predigten / Andachten.