Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Hungersnot

Donnerstag 30. März 2023 von Hartmut Zopf


Hartmut Zopf

Hunger nimmt weltweit zu

Hunger ist furchtbar. Unsere Voreltern haben ihn am eigenen Leibe erfahren – besonders nach dem 2.Weltkrieg. Meine Eltern haben es mir erzählt. Und da ging es ihnen als Dorfbewohnern noch relativ gut. Viel schlechter waren die Menschen in den großen, oft zerbombten Städten dran. Schon vor dem Ukrainekrieg stieg die Hungerkrise. Etwa 150 Millionen Menschen mehr als zwei Jahre vor Kriegsbeginn waren weltweit davon betroffen.

Und dann begann der Krieg zwischen diesen beiden riesigen Getreideexportländern Ukraine und Russland. Vor allem die Ukraine als „Kornkammer Europas“ fiel aus. Schließlich wurde ein Abkommen geschlossen, das sicherstellte, dass die Ukraine doch Getreide aus ihren Häfen ausführen kann. Das größte Problem aber: Die Getreidepreise gingen durch die Decke. Viele abhängige Länder konnten nicht mehr zahlen. Viele, vor allem arme Menschen, mussten horrende Summen für Nahrungsmittel auf dem Schwarzmarkt aufbringen. Und wie es mit dem Getreideexport aus der Ukraine im Jahr 2023 weitergeht? „Russland will das Getreideabkommen nur um 60 Tage verlängern und nicht um 120 Tage wie bisher.“ (agrarheute, 14.3.2023)

Hunger in der Ukraine

Die größte Hungerkatastrophe der letzten 100 Jahre in Europa ereignete sich ausgerechnet in der Ukraine. Millionen Menschen sind dieser bewussten „Tötung durch Hunger“ (Holodomor) in den 1930er Jahren zum Opfer gefallen. Die Opferzahlen schwanken zwischen 3,5 und 14,5 Millionen (inklusive der Opfer der Zwangskollektivierung, Entkulakisierung und des Geburtenverlusts). Sowjetdiktator Josef Stalin erhöhte nach zwei Missernten 1931 und 1932 das Abgabesoll der ukrainischen Bauern, ließ die Grenzen schließen, damit keine Hungerflüchtlinge das Land verlassen konnten und begann, den Hunger bewusst als Waffe einzusetzen. Ein Großteil des Getreides wurde auf dem Weltmarkt zur Devisenbeschaffung verkauft. Wer sich der Zwangskollektivierung widersetzte, wurde auf die eine oder andere Weise liquidiert. 2000 Kolchos-Vorsitzende wurden verhaftet. „Naturalstrafen“ wurden eingeführt. U.a. wurden Seife, Petroleum, ja sogar das Saatgut für die neue Aussaat konfisziert. Menschen flüchteten vom Land in die Stadt. Verhungerte Menschen lagen auf Straßen (s. Foto!). Ganze Dörfer wurden systematisch ausgeplündert und starben aus. Es bewahrheitete sich, was Jesus über den Satan in Johannes 8 sagte: Er ist ein „Mörder von Anfang an“. Wo Gottlosigkeit die Oberhand gewinnt, wird mit Raffinesse und in großem Stil gemordet.

Hunger nach Sinn

Doch es gibt noch anderen Hunger als den nach Brot und Kartoffeln.  Menschen, vor allem in reichen Ländern wie z.B. Deutschland, leiden darunter. Sie buchstabieren tagtäglich „das Leiden am sinnlosen Leben“ (Viktor Frankl). Sie fragen sich: „Wofür das alles? Wofür bin ich da? Ist es nicht ohnehin bald aus mit dieser Erde?“ Sie sind zwar äußerlich gut versorgt, aber innerlich verzweifelt. Die Corona-Zeit und jetzt die Kriegsgefahr haben diese Gedanken noch verstärkt. Das deutsche Wort „Sinn“ kommt von dem Althochdeutschen sinan („reisen, streben, trachten“), was wir heute noch im Wort „Uhrzeigersinn“ finden. Der Uhrzeigersinn ist die Richtung, in die sich der Zeiger bewegt. Der Medienkritiker Neil Postman (Verfasser von „Wir amüsieren uns zu Tode“) schreibt, dass vielen Zeitgenossen die Ziele fehlen, die „großen Erzählungen“ – wie er es nennt. Sie haben nichts, wofür es sich lohnt zu leben und zu kämpfen.

Hunger nach dem Wort Gottes

Der Prophet Amos sagt: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; 12 dass sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden.“

Gibt es heute einen Hunger nach Gottes Wort? Nicht direkt.

Aber es gibt eine Suche nach Orientierung. Orientierung ist mehr als Information, womit wir uns heute von morgens bis abends vollstopfen. Orientierung (auf den Orient ausgerichtet) bedeutet: Ich weiß die Richtung, wohin ich gehen muss. Wo aber das Wort Gottes gering geachtet wird, dort wissen Menschen nicht mehr, wohin sie gehen sollen, wissen nicht mehr, ob sie Mann oder Frau sind, ob das Töten von Menschen gut oder schlecht ist. Wenn Gottes Wort fehlt, ist der Kompass verloren gegangen. Wir erleben heute wortwörtlich, was Paulus in Epheser 2,12 sagt: Menschen sind ohne Gott in der Welt – und deshalb ohne Hoffnung, ohne Orientierung. Wer jedoch sagen kann, wie der König David: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ (Psalm 119,105), der ist gut dran. Deshalb fordert Gott dazu auf: „Suchet mich, so werdet ihr leben“ (Amos 5,4).

In Gemeinden: Hunger nach Auslegung des Wortes Gottes

Aber es gibt auch hungernde, ausgezehrte Gemeinden. Sie sind unterernährt, werden oft nur mit Fastfood in Gottesdiensten abgespeist. Sie erhalten keine „Vollwertkost“ der Auslegung des biblischen Wortes. Die äußere Form, die Show, die „Performance“ rückt in den Vordergrund. Bibelstudium wird zur Mangelware. Das Ziel der Pastoren und Gemeindeleiter ist dann in erster Linie, die Kirchen zu füllen, aber nicht die Gemeinde mit dem kräftigen Wort Gottes zu versorgen.

Aber die Verkündigung des Wortes Gottes ist die Hauptaufgabe der christlichen Kirche. Dem muss sich alles andere unterordnen.  Es geht in der Gemeinde von Anfang an darum, dass durch die Verkündigung der biblischen Botschaft Christen in ihrem Bekenntnis Klarheit erlangen, im Glauben gefestigt und zum Dienst in der Welt zugerüstet werden. Deshalb muss biblische Predigt „stets den ersten Platz im Leben jeder christlichen Gemeinde einnehmen und den größten Einfluss ausüben.“ (Steven. J. Lawson) Es ist heute dringend nötig, dass das Wort Gottes, ausgelegt, gepredigt, gelehrt wird. Im Prophetenbuch Hosea sagt Gott: Mein Volk leidet Mangel. Es „geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis.“ (4,6) „Kurzimpulse“ als Predigtersatz können hier und da hilfreich sein. Wenn sie aber zur Dauereinrichtung in Gottesdiensten werden, erkranken Gemeinden an „geistlicher Schwindsucht“.

Wo ist das Brot?

Wir Christen im Jahr 2023 stehen Tag für Tag im Wirrwarr des alltäglichen Berufs- und Familienlebens, sind einer enormen Informationsflut und immer neuen Horror-Meldungen ausgesetzt. Wir müssen Entscheidungen fällen – für uns und andere, den Alltag bewältigen. Deshalb wird die alte Frage ganz aktuell: „Woher kommt mir Hilfe?“ (Psalm 121,1) Entscheidend ist die Antwort: „Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121,2)

Das ist es! Gott spricht zu uns, gibt uns sein Wort und sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jesaja 41,10)

Nur durch das Lesen und Hören der biblischen Botschaft bekommen wir diesen Zuspruch und damit die übermächtige Kraft, Weisheit, Klarheit und Gewissheit für unsere Alltage. Nirgendwo sonst, erfahren wir von der Botschaft der Erlösung.

Jesus sagt: „Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.“ (Johannes 6,33). Und was ist die größte Gabe vom Himmel? Es ist der Sohn Gottes – Jesus.

Deshalb: Verkündigen, verkündigen, verkündigen!

Paulus ermahnt seinen jungen Mitarbeiter Timotheus (2.Timotheusbrief 4,1-2):

Ich bitte dich eindringlich vor Gott und vor Jesus Christus, der über die Lebenden und die Toten Gericht halten wird; ich bitte dich im Hinblick auf seine Wiederkunft und die Aufrichtung seiner Herrschaft: Verkündige das Wort (Gottes)! Tritt dafür ein, ob es erwünscht ist oder nicht. Decke Schuld auf, weise zurecht, ermahne und ermutige, und lass es dabei nicht an der nötigen Geduld und an gründlicher Unterweisung fehlen.

Denn es kommt eine Zeit, da werden die Menschen der gesunden Lehre des Evangeliums kein Gehör mehr schenken. Stattdessen werden sie sich Lehrer aussuchen, die ihren eigenen Vorstellungen entsprechen und die ihnen das sagen, was sie hören möchten.

Wir dürfen ganz gewiss sein, dass das verkündigte Wort Gottes etwas bewirkt, auch heute. Es bewirkt genau das, was Gott damit vorhat (2.Timotheus 3,16-17): Lehre (unterrichtet die Wahrheit Gottes), Zurechtweisung (deckt Schuld auf), Besserung (bringt auf den richtigen Weg), Erziehung in der Gerechtigkeit (bewirkt Leben nach Gottes Willen).

Begierig, satt zu werden

Die andere Seite ist die der Hörer. „Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel“ heißt es von den ersten 3000 Christen (Apostelgeschichte 2,42). Das griechische Wort für „beständig“ meint eine unerschütterliche, beständige Treue. Die neuen Christen sogen das Wort der Apostel in sich auf. Petrus ermahnt,  begierig danach zu sein wie Babys nach der Muttermilch (1.Petrusbrief 2,2). Diese Neubekehrten „saßen zu Füßen der Apostel, hungerten danach, Unterweisung zu erhalten und verharrten darin.“ (John Stott).

Unter dem Wort Gottes wird der Hunger gestillt, den nichts anderes stillen kann. Hier erreicht uns der Klang der Ewigkeit. Er füllt unsere hungrigen Herzen, klärt unser Denken und bringt unsere aufgescheuchten Seelen zu Ruhe.

Hartmut Zopf, Karchow, CFB-Rundbrief (März 2023)

Hartmut Zopf ist Leiter des CFB Karchow (www.cfb-karchow.de) und Vors. des Meckl. Gemeinschaftsverbandes (www.mgvonline.de)

Wir laden herzlich ein zum Karchower Bibeltag!

Dieser findet am 22. April in der Scheune von Bollewick bei Röbel/Müritz statt. Thema: Gottes großer Wurf – das Alte Testament im Neuen (Referenten sind: Pastor Dr. Stefan Felber, Lukas Reineck, Sieghard Reiter, Hartmut Zopf)

Veranstaltungsort:
Die Scheune
Dudel 1
17207 Bollewick bei Röbel/Müritz

Mehr Informationen unter: www.cfb-karchow.de

Foto: www.dailynews.lk

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 30. März 2023 um 8:56 und abgelegt unter Gemeinde, Gesellschaft / Politik, Kirche.