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Predigt zu Jesaja 19 am 6. Sonntag nach Trinitatis

Mittwoch 27. Juli 2022 von Pfr. Ulrich Hauck


Pfr. Ulrich Hauck

Es war einmal vor vielen Jahren ein junges Paar, das wollte eine Reise machen ins gelobte Land. Groß war ihre Freude darauf, alles vorbereitet, aber die Umstände ließen es nicht zu. Jahre vergingen bis zum nächsten Versuch, aber auch dieser wollte ihnen nicht gelingen. Wieder gingen die Jahre dahin, da scheiterte auch der dritte Anlauf, weil wegen einer Seuche die Einreise nach Israel nicht erlaubt war. Nun aber führte sie Gott nach Ägypten, obwohl die Beiden von sich aus gar kein Herz für dieses Land hatten.

Na ja, es waren ja schon andere unfreiwillig in Ägypten, in ganz früher Zeit Abraham und Sara. Ebenso Josef, seine Brüder und sein Vater Jakob. Und viele Jahrhunderte später mussten Josef und Maria mit dem neugeborenen Jesus wiederum nach Ägypten fliehen. Hunger oder Verfolgung trieb immer wieder Israeliten in das Land am Nil.

Neben Israel hat kein Land größere Bedeutung in der Bibel als Ägypten. Es wird 560-mal erwähnt. Schauen wir uns dieses Land heute einmal etwas näher an. Dadurch wollen wir unseren Blickwinkel weiten. Manchmal haben Christen ja die verengte Sichtweise nur auf die Gemeinde Jesu und beachten dabei zuwenig den Zusammenhang mit den Bundesschlüssen Gottes mit seinem Volk Israel. Oder wir haben die Gemeinde Jesu und das erstwählte Volk der Juden im Blick, aber zuwenig die Nationen, also die Völkerwelt insgesamt. Und selbst, wenn wir Gemeinde, Israel und Nationen im Blickfeld haben, kommt Ägypten und seine spezielle Bedeutung nur sehr am Rande vor. Auch uns mussten durch diese Reise im März und durch Literatur erst die Augen dafür geöffnet werden. Wir haben gelernt, auf den Nil zu achten. Daran wollen wir Euch Anteil geben.

1. Ägypten: Macht, Reichtum und Götzendienst

Ägypten stellt die Landverbindung zwischen dem afrikanischen und asiatischen Kontinent her. Ägypten ist ein Geschenk des Nils. Dieser längste Fluss der Welt ist die Lebensader für heute über 100 Millionen Ägypter. Es ist ein besonderes Land, dessen Kultur vor über 5.000 Jahren seinen Anfang nahm und damit weiter zurückreicht als die Geschichte Israels. Neben Babylon war Ägypten das erste Weltreich, das nach der Sintflut entstand. Die biblische Geschichte Ägyptens beginnt direkt nach der Sintflut. Ägypten bzw. Mizrajim wird als einer der Enkel Noahs und als Sohn Hams vorgestellt (1Mos10,6). Als Gott später Abram aus Ur in Chaldäa (Assur/Irak) herausrief, reiste er in das verheißene Land. Als kurz darauf in Kanaan aber eine Hungersnot ausbrach zog er „hinab nach Ägypten“ (1Mos12,10). Die Pyramiden von Gizeh, die bis heute noch nicht ganz erforscht sind, waren schon Jahrhunderte vor Abrams Ankunft gebaut worden. Als Abram und Sarai Ägypten wieder verließen, brachten sie „Knechte und Mägde“ mit zurück nach Kanaan (1Mos12,16;16,1). Eine von ihnen war Hagar, die Abram den Sohn Ismael gebar. Dieser wurde der Stammvater der arabischen Stämme im Nahen Osten. Ismael war der mit Menschenverstand gezeugte Sohn. Der Sohn der Verheißung Gottes aber war Isaak, den Abraham und seine Frau Sara in hohem Alter noch von Gott geschenkt bekamen. Ein Enkel von Isaak machte später große Karriere in Ägypten. Durch Gottes Führung wurde Josef zum wichtigsten Mann im Staat nach dem Pharao selbst.

Nach vielen Jahren erinnerte sich niemand mehr an ihn. Aber die Israeliten waren in diesen 400 Jahren zu einem zahlenmäßig starken Volk in Ägypten geworden. Der Pharao begann deshalb die Israeliten zu unterdrücken und zu dezimieren. Ihr kennt die Geschichte vom Kindermord und wie Mose in einem Körbchen aus dem Nil gerettet wurde. Mit diesem Mose vollzog Gott viele Jahre später den Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten durch die wundervolle Rettung am Schilfmeer. Das war ungefähr 1.500 Jahre vor Christi Geburt. Im letzten vorchristlichen Jahrtausend begann dann der Niedergang des großen ägyptischen Reiches mit seinen vielen Pharaonen, seiner Kultur und Wissenschaft.

Ägypten war aber nicht nur Hochkultur und Zufluchtsstätte für Israeliten, sondern ihr Götterkult war grundlegend und bestimmte Politik und Lebensalltag. Sonnengötter, Totengötter der Unterwelt, Lokalgötter. Insgesamt gab es über 1.500 Götter. Sie hatten alle große oder kleine Tempel. Und der Pharao galt als der Vermittler zwischen diesen Gottheiten und der Erde.

Die bekanntesten Götter waren Re, Amun, Osiris. Dem Mythos nach soll Osiris als menschlicher Herrscher gewirkt haben. Osiris heiratete seine Schwester Isis, durch deren magische Kräfte er später zum Herrscher der Unterwelt wurde: Sein Bruder Seth, der auf Osiris‘ Beliebtheit neidisch war, lockte ihn in eine Kiste, die er dann in den Nil warf, und ertränkte so Osiris. Isis fand den Leichnam, ließ ihn aber unbewacht, so dass Seth ihn in 14 Teile schneiden und über ganz Ägypten verteilen konnte. Isis suchte sie wieder zusammen und ließ sie von Anubis wie eine Mumie zusammenbinden, sie nahm die Gestalt eines Falken an und schlug mit den Flügeln, wodurch sie Osiris durch ihre Magie, wieder zum Leben erweckte und zeugte mit ihm Horus, der später seinen Vater rächte. Osiris aber wurde oberster Totengott im Jenseits und jeder verstorbene Pharao im alten Ägypten wurde fortan selbst zu einem Osiriswesen. Soviel nur zu den mythischen Götterlegenden der Ägypter.

Was den Glauben der alten Ägypter betrifft, gab es neben dem irdischen Leben im Diesseits ein Leben im Jenseits. Um nach dem Tod dafür erhalten zu bleiben, musste der Körper für ein Leben nach dem Tode einbalsamiert werden. Auch die Götter im alten Ägypten waren sterblich und existierten allesamt in der jenseitigen Welt. Alle, die das Totengericht nicht bestanden haben, endeten im „Nichtsein“.

Keine andere Kultur wie das alte Ägypten hatte eine solange Zeit von 2.800 Jahren Götzenanbetung betrieben. Dabei war keine andere Nation so nah mit Gottes Plan für sein erwähltes Volk Israel und mit den Juden verbunden. Der hartherzige und verstockte Pharao, der trotz der 10 schlimmen Strafplagen Gottes das Volk Israel nicht in die Freiheit ziehen ließ, ist ein Sinnbild für ganz Ägpyten. Sie haben dennoch die wunderbare Befreiung der Israeliten erleben müssen, sowie den Untergang ihrer eigenen Armee, dennoch haben sie sich nicht zum einzig wahren Gott bekehrt, sondern sind ihm trotzig geblieben. Im Buch der Offenbarung (11,8) wird später der endzeitliche Abfall der Welt von Gott als das geistliche Sodom und Ägypten bezeichnet.

Dieser alte Götzenglaube der Ägypter ist längst untergegangen. Dass seit dem 7. Jahrhundert nach Christus der Islam wie ein Krake die arabischen Völker und auch Ägypten in Gefangenschaft genommen hat, hält die Menschen in einer fortwährenden Feindschaft zu Gottes Volk Israel und zu dem lebendigen Gott selbst. Wie aktuell das Thema Götzendienst für Ägypten ist, sehen wir gleich in der Auslegung von Jesaja 19.

2. Ägyptens heilsgeschichtliche Bedeutung

Wenn wir uns jetzt Jesaja 19 anschauen, dann können wir das nur, wenn wir das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift vor Augen haben. Diese prophetischen Worte von Jesaja sind eine Offenbarung Gottes im Hinblick auf den wiederkommenden Messias, auf das gerechte Reich Gottes und die endzeitlichen Gerichte. Und ich sage gleich, ich habe darüber keine volle Erkenntnis und die können wir auch gar nicht haben, weil die endzeitlichen Schriftstellen, insbesondere die apokalyptischen Schriften Daniel und Offenbarung, nicht zum Ziel haben einen minutiösen, chronologischen Ablauf der letzten Dinge zu schildern. Vielmehr wollen sie in der Darlegung der kommenden Ereignisse ein Trostbuch sein für die verfolgte Gemeinde Jesu und das verfolgte Volk Israel vor der Wiederkunft Jesu. Denn es werden nach biblischer Verheißung schwerste Zeiten kommen mit Seuchen, Hunger, Naturkatastrophen, Inflation und Kriegen, viel schlimmer als alles bisher Gewesene. Und für diese Zeit brauchen wir geistliche Orientierung, Klarheit und Nüchternheit. Und alles, was wir dazu brauchen hat uns Gott in seinem Wort offenbart. Und durch die verheißene Erlösung und Vollendung der Gemeinde Jesu und des Volkes Israel, erhalten wir tiefste Glaubensgewissheit. Das ist so wie in einem Ruderboot. Der Ruderer sitzt immer mit dem Rücken in Fahrtrichtung, so kommt er voran. Mit der näherkommenden Vollendung des Reiches Gottes im Rücken, können wir getrost unser gegenwärtiges Leben im Blick haben, unseren Auftrag jetzt und hier erfüllen und die Dinge, mit denen wir zu kämpfen haben, verstehen und deuten.

Mit den Visionen Jesajas will Gott daher nicht einfach die Zukunft vorhersagen, sondern den Erlösungsplan für Israel und die Nationen beschreiben. Und die prophetischen Stellen in der Bibel sind häufig nicht eindimensional, sondern ereignen sich oft in mehrstufigen Erfüllungen, die auch eine innere Dynamik haben.

Zurück auf Anfang. Mit Abraham fängt Gott ja seine Erwählungsgeschichte an (1.Mos12,3). Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

Israel ist also zu einer heiligen Nation berufen, zu einem Priestervolk für alle Nationen. Damit dieser Segen auch in den Nationen Wirklichkeit wird, ist es notwendig, dass diese den Bund Gottes mit Israel verstehen und darin einstimmen.

Wir müssen nun die ganze Geschichte Israels überspringen, ebenso das Kommen Gottes auf die Erde in seinem Sohn Jesus Christus. Mit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu, mit seiner Himmelfahrt und der Sendung seines Heiligen Geistes an Pfingsten hat Gott alles für sein Ziel getan, nämlich, dass sein Reich komme im Himmel und auf Erden! Er hat dadurch einen neuen Bund geschlossen in Christus, an dem alle Anteil haben, die an Christus glauben und in seiner Nachfolge leben. Und der auferstandene und verherrlichte Christus wird am Ende dieser Weltenzeit ein zweites Mal sichtbar auf diese Erde kommen, dann, um Gericht halten. Und nach Vollendung seiner Gerichte wird er regieren im neuen Himmel und auf der neuen Erde. Der Thron des Herrn wird im Himmel sein und Christus wird zugleich bei den Bewohnern der neuen Erde in der heiligen Stadt, dem neuen Jerusalem sein (Offb 21).

Das ist Gottes Ziel und deshalb sagt Jesus auch in der Bergpredigt (Mt6,33) zu seinen Jüngern: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit.“ Denn Gottes Reich ist Friede, Freude und Gerechtigkeit in Vollkommenheit.

Bevor es aber soweit ist, müssen noch die 70 Jahrwochen, die dem Prophet Daniel offenbart wurden, vollendet werden. 69 sind bereits erfüllt, die letzte und 70. Jahrwoche steht noch bevor. Eine Jahrwoche sind 7 Jahre. Und die letzte ist unterteilt in zwei Mal dreieinhalb Jahre. Es werden grauenvolle Jahre, wie nie zuvor gewesen. Und in der Mitte dieser Jahrwoche, also nach dreieinhalb Jahren wird die schreckliche Fratze des Antichristen deutlich und er setzt sich auf den Thron im wiedererbauten Tempel in Jerusalem. Jesus mit seinem Reich wird gegen ihn kämpfen, Jesus wird alles Böse richten und sein messianisches Reich zum völligen Durchbruch bringen. Gottes ewiges Reich im Himmel und auf Erden.

In den Bereich dieser 70. Jahrwoche zielt auch die Prophetie von Jesaja im 19. Kapitel. Diese Vorausschau beschreibt ein fürchterliches Gerichtshandeln Gottes an Ägypten – jedoch mit einer heilenden Zielrichtung.

Und Jesaja (26,9) durfte auch die Begründung erkennen: Denn wenn Gottes Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.

Ägypten steht hier also exemplarisch für alle Völker. Und das ist kein Zufall, denn keine Nation dieser Welt hat so lange und hart Götzendienst betrieben wie Ägypten. Das hat die Ägypter daran gehindert, mit Gottes Plänen für das jüdische Volk übereinzustimmen und den HErrn anzubeten. Es gab zwar eine gewisse Zeit in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt, da haben sich viele in Ägpyten zu Christus bekehrt, es gab starke christliche Gemeinden und hervorragende Theologen. Aber die Veränderungen waren nicht tief genug, die alten Festungen des Götzendienstes wurden nicht ausgerottet.

Heute sind es nicht mehr die alten Götzen der Pharaonen, aber es gibt insbesondere im ägyptischen Islam viele okkulte Praktiken und dämonische Manifestationen.

Deshalb heißt es in Vers 1: Der HErr wird über Ägpyten kommen, die Götzen Ägyptens werden beben und das Herz der Ägypter feige werden. Bruder wird gegen Bruder und Stadt gegen Stadt kämpfen. Hier gab es in jüngster Zeit Vorschattungen beim sogenannten „Arabischen Frühling“, als die Menschen eine Revolution angelegt hatten gegen die autoritären Machthaber. In Ägypten wurde im Jahr 2011 Präsident Mubarak gestürzt. In diesen innenpolitischen Auseinandersetzungen kam die Muslimbruderschaft an die Macht, führte die Scharia ein und regierte grausam gegen das eigene Volk. In einem Putsch hat das ägyptische Militär die Muslimbrüder gestürzt. Seither ist es deutlich ruhiger geworden. Wie gesagt, das sind nur Wehen, es wird wieder zu innenpolitischen Kämpfen kommen und am Ende wird der HERR Ägypten durch eine fremde, grausame Macht besiegen lassen. So steht es in Vers 4.

Und in Vers 5: Das Wasser im Nil wird vertrocknen. Hier erkennen wir, dass diese prophetischen Visionen des Jesaja sich bisher noch nicht verwirklicht haben, sondern tatsächlich auf die letzte Jahrwoche in der Endzeit zielen. Denn noch nie in seiner langen Geschichte war der Nil als Lebensader Ägyptens ausgetrocknet. Aber genau das wird geschehen. Achtet auf den Nil, denn dieser wird verschwinden. Das schauen auch die Propheten Hesekiel (Kap. 30) und Sacharja (Kap. 10). Die Austrocknung des Nils wird zu einer Katastrophe führen. 95 Prozent der Ägypter leben direkt am Nil auf nur 3 Prozent der Fläche Ägyptens. Die restlichen 97 Prozent sind Wüste und fast unbewohnbar. Ohne den Nil wird es kein Wasser und keine Ernten mehr geben. Landwirtschaft, Industrie und Wirtschaft brechen zusammen.

Ägypten wird keine weisen Ratgeber mehr haben, sondern ein Taumelgeist wird über sie ausgegossen, so dass ihnen in ihrer Verwirrung nichts mehr gelingt.

Sie werden erschrecken vor dem HErrn Zebaoth und vor dem Land Israel. Eine tiefe Furcht wird auf die Herzen der Ägypter kommen. Und aus Sprüche 9,10 wissen wir: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Die Ägypter werden in ihrer Not also zu dem Gott Israels um Hilfe schreien.

Und es folgen weitere sehr interessante prophetische Worte.

Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland die Sprache Kanaans sprechen und bei dem HERRN Zebaoth schwören.

Im zweiten Jahrhundert vor Christus muss es bereits solche fünf Städte gegeben haben, zu diesen gehörte auch Leontopolis, die Löwenstadt und Heliopolis, die Stadt der Verwüstung bzw. Stadt der Sonne, die auch Jesaja als „Ir-Heres“ vorhersagte. In Leontopolis gab es sogar einen Jahwe-Tempel. Gab es dort Schlacht- und Speiseopfer? Dies war nun allerdings die Zeit, in der der böse Seleukidenkönig Antiochus IV. über Israel herrschte, den Tempel in Jerusalem entweihte und zu einem Zeus-Tempel umfunktionierte. Dieser Antiochus IV. hatte auch einen Ägyptenfeldzug unternommen. War der Tempel in Leontopolis also eine Frevelhandlung? Als vermeintliches Zugeständis für die dortigen Juden? Gab es dann dort die Schlachtopfer, die in Jerusalem nicht mehr möglich waren? Ich weiß es nicht. Antiochus der IV. wird von manchen auch als der altestamentliche Antichristus bezeichnet, quasi als Vorschattung des endzeitlichen Antichristus, der sich einmal in den Tempel in Jerusalem setzen wird.

Liebe Gemeinde!

Wenn wir Jesaja 19 insgesamt bedenken, nämlich dass die Ägypter sich zum Herrn bekehren, indem der Herr sie schlagen und heilen wird und dass es eine wunderbare Straße geben wird – dazu komme ich gleich -, dann ist klar, in seiner Fülle hat sich diese gewaltige Prophetenschau in der Zeit des Antiochus noch nicht verwirklicht. Gottes Wort erfüllt sich wie gesagt in mehreren Stufen bzw. Ebenen.

Wer Ägypten heute kennt, mit seiner starken islamischen Prägung und arabischen Sprache, der kann sich das kaum vorstellen. 5 Städte mit hebräischer Sprache?! Und dort wo Hebräisch gesprochen wird, wird auch der einzig wahre Gott geachtet und verehrt.

Dieser Vers lässt einiges offen. Werden das Ägypter oder Israeliten sein? Werden diese Städte quasi Leuchttürme sein für ganz Ägypten und/oder Zufluchtsstätten für Juden bzw. messianische Juden, die aus Israel fliehen müssen?

Bemerkenswert ist auch, dass es heute einen Stadtteil im Nordosten von Kairo gibt, der heißt Heliopolis. Und gerade dort gibt es Zuzüge von Gläubigen, deren Kinder hebräisch als Zweitsprache lernen.

Und dann folgt in Vers 22 noch einmal das Schlüsselprinzip von Gottes Handeln an der ungerechten Menschheit: Der HERR wird die Ägypter schlagen und heilen; und sie werden sich bekehren zum HERRN, und er wird sich erbitten lassen und sie heilen.

Liebe Gemeinde!

Jetzt kommen wir zum Finale! Zu der Zeit wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, damit Ägypter und Assyrer Gott dienen können. Und Israel wird mit ihnen die Dritte sein. Ein Segen mitten auf Erden.

Diese 2.800 Jahre alte Prophezeiung wartet auf Erfüllung. Diese arabisch-islamischen Länder sind untereinander feindlich und zerstritten. Was wird das aber sein, wenn die Menschen dieser Länder auf dieser kommenden Straße reisen, sich zu versammeln und gemeinsam den einzig wahren Gott anzubeten!

Und Israel wird die Dritte sein, dazu war es notwendig, dass Israel überhaupt wieder zu einer Nation wird. Dazu handelte Gott durch die Wirrnisse der beiden Weltkriege hindurch, durch den Holocaust begannen große Zuwanderungsströme von Juden ins verheißene Land, das öde und verlassen brach lag. Nach der Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 nach Christus gibt es nun seit 1948 wieder einen Staat Israel. Ihr seht, in welch spannenden Entwicklungen und Zeiten wir leben.

Und der Herr wird sie alle segnen und sprechen: Gesegnet bis du Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbe!

Ist aber nicht Israel Gottes Volk? Ja, und doch müssen wir Hosea 2,25 bedenken, dass auch die Nationen zu Gottes Volk werden können. Und in Bezug darauf, dass Menschen aus allen Völkern zu Christus finden sollen, zitiert der Apostel Paulus in Römer 9,25 genau diesen Vers aus Hosea.

Gott hatte schon bei der Berufung des Abrahams einen weiten Blick, er wird das alles verwirklichen. Mit Saras Sohn Isaak hat Gott die Verheißungslinie und den Bund weitergeführt. Aber Gott legte auch Segen auf Hagars Sohn Ismael. Und Hagar war eine ägyptische Sklavin, wurde Abrahams Nebenfrau. Darauf dürfte zurückgehen, dass Ägypten zum Prototyp für alle heidnischen Nationen wurde.

Assur als Werk Gottes ist leicht zu verstehen. Das gottlose Assur gebrauchte Gott bereits als Gericht über das Nordreich Israel. Wie souverän kann Gott sie jetzt in seinen Dienst und seine Anbetung rufen.

Ägypten und Assyrien anbeten den lebendigen Gott, das wird Israel zur Eifersucht reizen. Die Sehnsucht nach ihrem Messias wird groß werden und wenn Jesus sichtbar auf Zion erscheinen wird, werden die Juden ihn erkennen. Jesus Christus wird als Bräutigam kommen, um seine geliebte Braut zu nehmen, um sein Erbteil Israel zu regieren. So wie er dann auch über die gesamte Völkerwelt regieren wird.

3. Ägypten und wir Christen

  • Ägypten hatte und hat also eine lange Geschichte mit Israel.
  • Ägypten war zudem das einzige Land neben Israel, in dem Jesus gelebt hat.
  • Ägypten hat eine reiche Kirchengeschichte. Die dortige koptische Kirche geht vermutlich auf den Evangelisten Markus als Gründer zurück und ist die älteste existierende Kirche der Welt.

Wenn wir die Zusammenhänge verstehen wollen, müssen wir zwei unterschiedliche Berufungen Gottes unterscheiden. Die Christen aus allen Kirchen dieser Welt haben wir eine himmlische Berufung. Israel und durch sie auch die Völkerwelt haben eine irdische Berufung. Dazu finden wir ganz viel in Römer 9-11, im Buch Daniel und in der Offenbarung. Als Christen werden wir in der kommenden letzten Jahrwoche gemeinsam mit dem Volk Israel schlimmste Nöte erleben und das Auftreten des Antichristus auf der Weltbühne. Dieser falsche Christus wird sich in den Tempel Gottes setzen und vorgeben, selbst Gott zu sein. Aber bevor die in der Offenbarung geschilderten Plagen und Gerichtsakte Gottes über diese Welt, den falschen Christus, die Menschen und über Satan selbst ergehen, wird unsere Entrückung in den Himmel stattfinden. Wir werden also nicht im Jüngsten Gericht gerichtet. Wer neu geboren ist aus Wasser und Geist, der gehört zu Christus und ist versiegelt mit dem Heiligen Geist. Über deren Zukunft ist bereits entschieden, wie uns die Evangelien, die Apostelgeschichte und die neutestamentlichen Briefe bezeugen. So schreibt Paulus in 1. Thessalonicher 5: Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. … Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben.

Die Gemeinde Jesu hat also eine himmlische Berufung, das Volk Israel hat eine irdische Berufung. Wenn Gottes Reich der Gerechtigkeit vollkommen ist, werden wir also im neuen Himmel sein und das gläubige Israel und die gläubigen Nationen auf der neuen Erde.

Was wir heute gehört haben aus Jesaja 19 und sich ereignen wird „zur der Zeit“ bzw. „an jenem Tage“ bezieht sich also auf das Erscheinen des Reichs Gottes auf Erden. Damit muss kein 24-Stunden-Tag gemeint sein, sondern viel eher eine Zeitspanne, genau ist das nicht offenbart.

Da wir als Christen in diese letzte 7. Jahrwoche noch mit hineingehen, sind wir selbst auch von den Ereignissen aus Jesaja 19 noch mit berührt. Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium zu verkündigen, damit Menschen zu Christus finden. Unsere Aufgabe ist es, für Israel und die Nationen zu beten. Zu beten, dass Gottes Reich komme im Himmel und auf Erden!

Und unsere Aufgabe ist wachsam zu sein, also habt auch Acht auf den Nil! Vor allem aber auf das, was Jesus in seiner Endzeitrede (Mt 24f) gesagt hat.

Ach ja, und unser Paar vom Anfang. Das ist inzwischen älter geworden. Und es ist auch weiser geworden. So war es nämlich Gottes Wunsch, dass sie nicht direkt nach Israel reisen, sondern zuerst nach Ägypten. Und da Gott keine Fehler macht, freuen wir uns darüber und bleiben erwartungsvoll gespannt auf die Reise in das gelobte Land. Amen.

Pfarrer Ulrich J. Hauck

Predigt am sechsten Sonntag nach Trinitatis – 24.07.2022

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 27. Juli 2022 um 22:53 und abgelegt unter Predigten / Andachten.