Predigt zum Pfingstfest über Römer 8,1-17: Der Guide fürs Leben!
Montag 6. Juni 2022 von Pfr. Ulrich Hauck
Letzte Woche, am Sonntag Exaudi, haben wir aus Römer 8, 26-30 gehört, wie der Heilige Geist unserer Schwachheit aufhilft und wie den Kindern Gottes alle Dinge zum Besten dienen müssen. Heute am Pfingstsonntag gehen wir an den Anfang des 8. Kapitels des Römerbriefes und hören die theologische Grundlegung dazu. Nämlich, was durch Jesus Christus und den Heiligen Geist neu geworden ist in dieser Welt bzw. in Deinem Leben. Das erläutert der Apostel Paulus den Christen in Rom und auch uns.
Hören wir Gottes Wort aus dem Römerbrief 8,1-17:
Als wir im März mit der Liebenzeller Mission in Ägypten waren, da hatten wir 14 Tage einen Guide, einen Reiseführer, an unserer Seite. Er kannte sich aus im Land, mit den Leuten und der Sprache. Er konnte uns die ägyptische Geschichte und die Religion zur Zeit der Pharaonen erläutern. Und als es zeitlich einmal ganz eng wurde, um unser Schiff auf dem Nil wieder rechtzeitig zu erreichen, wusste er schnell einige Dreiradtaxis zu organisieren, die durch das Gewusel auf den Straßen, zwischen Eselswagen, Fußgängern und Autos hindurch, das Schiff rechtzeitig erreichten. Wir haben gemerkt, wie notwendig der Dienst eines Guides in einem unbekannten Land ist.
Seit dem ersten Pfingstfest in Jerusalem, vor fast 2.000 Jahren, hat Gott den Jüngern und Nachfolgern Jesu – bis zum heutigen Tage – auch einen Guide gegeben. Einen Guide und Beistand fürs Leben, einen Lebensführer. Denn das Leben selbst ist eine viel größere Unbekannte als ein fremdes Land. Oder hast Du etwa im Rückblick auf dein Leben alles verstanden, was geschehen ist? Kennst Du Dich in Deinem Leben wirklich aus, weißt Du, was aus Gottes Perspektive heute wichtig und richtig ist? Und wie sieht es mit Deiner Zukunft aus? Hast Du da Einblick oder zumindest den richtigen Kompass? Wir wissen doch alle, dass der Mensch sein Leben zwar ein Stück weit planen kann, aber vieles hat er doch nicht im Griff. Welche Begegnungen und Beziehungen wirst du haben? Wird eine Krankheit oder ein Unfall dein Leben auf den Kopf stellen? Und was ist zu tun, wenn Pandemiegesetze, Inflation oder gar ein Krieg dich betreffen? Und wenn uns diese weltlichen Dinge schon eine große Unbekannte sind, wie sieht es dann erst aus mit den Dingen zwischen Himmel und Erde?
Jesus hat aber seine Jünger und uns nicht hängen lassen. In seiner Abschiedsrede sagte er (Joh 16,7+13): Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. … Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten.
Dieser Geist der Wahrheit, der Heilige Geist ist der Guide unseres Lebens. Mit ihm sind wir in der Wahrheit und auf dem richtigen Weg des Glaubens. Deshalb ist Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, für uns so wichtig und ein Grund zu Feiern.
Und der Apostel Paulus macht das nun konkret und erläutert, wohin uns dieser gottgesandte Lebensführer leitet?
1. Der Heilige Geist führt in die Freiheit
Wenn das stimmt, dann heißt das auch: Ohne Gottes Geist bist du ein Gefangener. Das ist sicher eine Einschätzung, die so pauschal viele zum Widerspruch reizt. Wir sind doch dankbar für die politische Freiheit in unserem Land und vielleicht auch stolz auf die persönlichen Freiheiten, die wir genießen können. In wie weit dies wirklich stimmt, ist sicherlich eine interessante politisch-gesellschaftliche Diskussion.
Wenn aber Paulus hier von Freiheit und Gefangenschaft spricht, dann geht es zunächst einmal um etwas anderes. Gottes Wort sagt uns, dass der Mensch – bei aller persönlichen Freiheit – in seinem Leben Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, denen er sich nicht entziehen kann. Der Apostel denkt dabei nicht an so harmlose Kleinigkeiten wie die Notwendigkeit, essen und trinken zu müssen. Das kann ja auch eine angenehme Gesetzmäßigkeit sein – jedenfalls solange der Kühlschrank voll ist. Nein, es geht um etwas Grundsätzliches. Gottes Wort sagt uns, dass der Mensch dem Gesetz der Sünde und des Todes unterworfen ist und nicht entgehen kann.
Wir können uns von manchen Zwängen in unserem Leben vielleicht befreien, aber davon nicht! Wer es nicht glaubt, kann es ja mal versuchen: Probiere doch mal eine Woche ganz so zu leben, wie es Gott, Deinem Schöpfer, gefällt. Keinerlei negative, böse und unreine Gedanken, Worte und Taten. Wenn Du nicht schon gleich vor Beginn der Woche wegen Unmachbarkeit aufgibst, so wirst Du spätestens am Ende der Woche frustriert sein. Du wirst Paulus zustimmen, dass du Gottes Gebote und seinen Willen nicht vollkommen erfüllt hast und dass das Fallbeil des Todes noch immer über deinem Leben hängt.
Dagegen helfen auch alle Appelle dem Menschen nicht wirklich weiter. „Streng dich an! Laß das Böse! Tu das Gute!“ Auch nicht die frommen Appelle: „Mehr beten, mehr spenden, mehr dienen!“
Wer so denkt, lebt und lehrt, hat das Evangelium, nämlich die Rettung allein aus Glauben, noch nicht erlebt. All die Hinweise auf menschliche Anstrengungen sind Verführungen Satans, der den Mensch immer wieder unter die „Werke des Gesetzes“ führen will, also weg von Christus und der freien Gnade Gottes.
Viele christlichen Sondergruppen und Sekten bauen auf die „Werke des Gesetzes“. Man findet das aber auch in der katholischen Kirche und leider auch in postevangelikalen Gemeinden und Freikirchen. Da steht das fromme „Ich“ im Zentrum, ein Individualismus und Ich-Glaube, der an Rettung und Heil irgendwie doch seinen Beitrag zu leisten hat.
Wer aber meint, mit seinem Glauben sein Leben erlösen oder perfektionieren zu können, der macht den Glauben zu einem Werk und Verdienst. Damit bleibt er aber gefangen in seinem alten Leben. Glaube heißt ja nicht, das alte Leben oder diese Welt zu verbessern, sondern Glaube heißt, von dieser Welt und dem alten Leben erlöst zu werden.
Wann immer von „Transformation“ die Rede ist, von Transformation des Reiches Gottes in diese bzw. in dieser Welt, dann dürft ihr euch nicht aufs Glatteis führen lassen. Der Begriff „Transformation“ wure bereits vor 40 Jahren von der New-Age-Bewegung benutzt, um nach dem Zeitalter des Fisches das Zeitalter des Wassermanns auszurufen. Manche christlichen Lehrer und Gemeinden wollen auch diese Welt transformieren, in Gottes Reich. Wer da nähere Einblicke gewinnen will, welch falsche Lehren in welchen Gemeinden gelehrt werden, der schaue auf Youtube den Vortrag von Pastor Dr. Wolfgang Nestvogel an mit dem Titel „Emerging Church – neues Leben für Gemeinden?“
Die Wahrheit ist, dass es nicht um irgendwelche Transformationen geht, sondern um Loslösung und Erlösung. Die Wahrheit ist, dass der Mensch erlöst werden muss. Er muss erlöst werden von den „Werken des Gesetzes“ und er muss erlöst werden von sich selbst. Denn wer sein Leben nach den Möglichkeiten und Maßstäben des Fleisches führt, also des alten Lebens, der kann Gott nicht gefallen. Durch die „Werke des Gesetzes“ lässt sich vielleicht manches Schlimme verhindern, das hat dann den Schein des Guten und des Frommen. Sie sind es aber nicht, denn sie ändern weder den inneren Zustand unseres Menschseins noch befreien sie uns vom Tode. Der Mensch kann sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Sünde ziehen und vom Tod befreien.
Muss er aber auch gar nicht. Denn wie schreibt Paulus im ersten Satz des heutigen Abschnittes?
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Das kleine Wörtchen „nun“ ist hier ganz wichtig. Denn es hat sich „nun“ etwas verändert. Dieses „nun“ führt zum Jubelruf des neuen Lebens. Und dieses neue Leben ist in Christus Jesus. Alle, die in ihm sind, die sind nicht mehr in göttlicher Verdammnis wegen ihrer Sünde. Denn wer zu Christus gehört, der kann durch nichts mehr und wegen nichts mehr verurteilt werden. Er ist befreit worden vom Gesetz der Sünde und des Todes. Ihn trifft nun nicht mehr der gerechte Zorn Gottes, keine Verurteilung und Verdammnis, sondern er ist hineinversetzt in das Reich seines lieben Sohnes (Kol 1,13).
Was jenseits aller menschlichen Möglichkeiten liegt, das tat Gott. Weil der Mensch sich nicht selbst erlösen und sich das Himmelreich nicht selbst verdienen kann, deshalb hat Gott gehandelt. Er sandte seinen Sohn in die Welt. Gott wurde Mensch wie wir. Jesus spürte die gleichen Zwänge wie wir. Die Sünde hat ihn genauso angefochten und zu schaffen gemacht wie uns. Aber an einer Stelle unterschied er sich von uns. Er blieb dem Willen Gottes, seines Vaters, treu, er blieb als Einziger ohne Sünde. Darum hatte auch der Tod kein Anrecht auf ihn. Dieser reine, unschuldige Sohn Gottes nahm – aus Liebe zu uns Menschen -, alle Sünden der Welt auf sich. Als unschuldiges, reines Lamm Gottes starb er stellvertretend für alle Menschen den Tod, den wir alle verdient haben. Er hat mit seinem am Kreuz vergossenen Blut den Preis für uns bezahlt.
Und deshalb lautet das Evangelium: Wer zu diesem Jesus gehört, für den ist das Urteil Gottes erledigt. Wer Jesus annimmt, für den ist der Preis bezahlt. Weder die Sünde noch der Tod können ihn dann mehr von Gott trennen. Beides hat Jesus am Kreuz erledigt. So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Damit ist der Weg frei ins wahre Leben. Und dieser Glaube ist nicht unser Werk, sondern es ist der Heilige Geist, der uns zu Christus und so in die Freiheit führt.
An dieser Stelle gibt es oftmals ein gefährliches Mißverständnis. Die Freiheit, in die uns der Heilige Geist führt, ist nämlich keine Freiheit von allem, es ist keine Bindungslosigkeit. Sondern es ist die Freiheit der Kinder Gottes. Und Kinder Gottes sind gebunden an Jesus Christus. Nur durch ihn und in ihm haben sie die Freiheit.
Aber auch in der Freiheit der Kinder Gottes entstehen Fragen. Nämlich dann, wenn man spürt, dass man die Sünde doch nicht ganz los ist, sondern sie zuweilen ganz schön aktiv sein kann.
2. Der Heilige Geist führt in den Kampf
Vielleicht gehört das mit zu den unangenehmsten Wahrheiten des Glaubens, liebe Gemeinde. Wer sein Leben Christus anvertraut und Frieden mit Gott findet, für den ändert sich sein Leben nicht in ein Schlaraffenland oder in eine Wohlfühloase. Im Gegenteil, jetzt fangen so richtig Auseinandersetzung und Kampf an. Der Heilige Geist führt in den Kampf.
Warum ist das so?
Solange der Mensch sein Leben ohne Christus und nach eigenen Maßstäben führt, hängt über seinem ganzen Leben das Todesurteil. Er lebt vom ersten Tag seines Lebens an auf den Tod zu. Das bestimmt mehr oder weniger sein Leben. Nicht wenige versetzt es früher oder später in Angst und Schrecken. Und so versucht der Mensch das Beste aus seinem Leben zu machen. Viele versuchen auch ordentlich zu leben. Fehltritte versucht der Mensch gerne zu vertuschen, wenn dies nicht hilft zu erklären und zu rechtfertigen. Und über ihrer Schuld und Sünden versuchen sie ihr Gewissen zu beruhigen und zu betäuben. Und manches scheint bei vielen, äußerlich betrachtet, friedlich zu verlaufen. Aber es ist nur ein Scheinfriede, so eine Art Friedhofsruhe. Denn ihr Leben ist nicht frei von der Macht des Todes.
Was passiert aber nun, wenn ein Mensch zu Christus findet? Dann wird er neugeboren aus Wasser und Geist zu einem neuen Leben. Und dieses neue Leben trägt ihn durch, selbst durch sein irdisches Sterben hindurch. Er wird nach der Auferstehung der Toten eben nicht Verdammnis und Hölle erleben, sondern Aufnahme in die ewige Herrlichkeit Gottes. Aber noch ist er nicht dort, sondern der Christ hat sein neues Leben zunächst hier auf der Erde zu gestalten, zu bewähren und einzusetzen für den Auftrag Gottes. Und das geschieht durch die Leitung des Heiligen Geistes. Christen haben zwar noch in ihrem alten Leib, aber in ihnen hat Neues begonnen. Sie leben nicht mehr ihr altes totgeweihtes Leben, sie leben nicht mehr nach den Maßstäben dieser Welt, sie sind eben nicht mehr fleischlich gesinnt, sondern sie sind geistlich gesinnt. Und deshalb schreibt der Apostel Paulus an sie: So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.
Es geht also darum, durch den Heiligen Geist das alte, böse Leben zu töten. Der Heilige Geist will immer mehr unser Leben umgestalten, das Böse und den Dreck in unserem Leben auskehren und frische, gute Luft in unser Lebenshaus bringen. Und das ist ein Kampf, Ihr Lieben. Und glaubt ja nicht, dass der Widersacher Gottes euch so einfach aufgibt und loslässt. Gerade uns Christen begegnen immer wieder Anfechtungen. Und der Teufel weiß genau, wo und wie er bei jedem angreifen muss. Er kennt deine Schwachstellen. Und wer von uns hat es noch nicht erlebt, wie urplötzlich die Macht der Sünde in uns auftaucht und versucht, uns aus Gottes Spur zu ziehen, weg von Christus, weg von seinem Heil und Frieden.
Da aber der Heilige Geist ja in dir wohnt, überlässt er dich nicht einfach dem Feind. Das ist ein Kampf zwischen Geist und Fleisch, der in dir geführt wird. Ein Kampf zwischen neuem und altem Leben. Und diesen Kampf kannst Du allein nicht gewinnen. Deshalb schreibt Paulus an anderer Stelle (Eph 6,10ff): Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Ihr lieben Geschwister in Christus!
Ich bitte Euch von ganzem Herzen, blickt bei diesem Kampf nicht angstvoll auf den Teufel und gebt ihm gedanklich auch nicht viel Raum. Erstarrt nicht vor ihm, wie das Kaninchen vor der Schlange. Denn Christus ist längst Sieger, er hat am Kreuz den Sieg errungen, auch für dich!
Und wenn Du Anfechtungen des Bösen spürst, dann ist das kein Krankheitszeichen deines Glaubens, sondern ein Lebenszeichen. Denn dann ist da der Kampf im Gange. In diesem Kampf ist der Heilige Geist in dir am Werk, er ist dein Beistand, deine Schutzmacht und dein Tröster. Und damit dieser Kampf für dich erfolgreich verläuft, hat Gott uns auch die Gnadenmittel und die Ausrüstung für diesen Kampf gegeben: Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.
Lest diesen Abschnitt in Epheser 6 selbst nach. Das wichtigste Gnadenmittel ist Gottes Wort, wie wir es in der Bibel haben. Das ist kein toter Buchstabe, sondern lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert (Hebr 4,12).
Aber genau an diesem Wort Gottes scheiden sich die Geister. Obwohl im letzten Kapitel der Offenbarung davor gewarnt wird, den Worten der Weissagung in diesem Buch etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen, so geschieht das doch immer wieder. Die einen sagen, das in der Bibel kann man heute nicht mehr so sagen und glauben. Das sind die, die von Gottes Wort etwas wegnehmen.
Und andere fügen gerne etwas zu Gottes Wort hinzu und sagen voller Überzeugung: „Mir hat Gott gesagt …“ Und dann kommen ihre persönlichen Erkenntnisse, die sie in die Gemeinde einbringen wollen. Aber alle sogenannten Offenbarungen, die über die Offenbarung Gottes in seinem Wort hinausgehen und dem Wort Gottes nicht entsprechen, die sind nicht vom Heiligen Geist. Die sind von einem anderen Geist, der als „Geist von unten“ bezeichnet wird oder direkt als Satan. Und Satan kennt das Wort Gottes ganz genau, das sehen wir als er mit dem Wort Gottes Jesus in der Wüste versucht. Satan kennt das Wort Gottes, aber er verdreht und missbraucht es.
Und bis heute fragt er Menschen „Soll Gott wirklich gesagt haben?“ Damit setzt er beim Stolz des Menschen an, der sich gerne größer macht als er ist und sich selbst von Gott nicht gerne etwas sagen lässt. Ebenso setzt Satan auch beim Stolz der Menschen an, wenn er ihnen Sonderoffenbarungen einflüstert. Damit erhebt er den Menschen über Gottes Wort.
Matthias Claudius dichtet so treffend, gerade am Freitagabend haben wir auf einer Geburtstagsfeier gesungen „Der Mond ist aufgegangen“, da heißt es in der vierten Strophe: „Wir stolze Menschenkinder / Sind eitel arme Sünder, / Und wissen gar nicht viel; / Wir spinnen Luftgespinste, / Und suchen viele Künste, / Und kommen weiter von dem Ziel.“
Deshalb schreibt auch der Apostel Johannes (1Joh4,1ff): Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.
Kinder, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist. Sie sind von der Welt; darum reden sie, wie die Welt redet, und die Welt hört sie. Wir sind von Gott, und wer Gott erkennt, der hört uns; wer nicht von Gott ist, der hört uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.
Also, die „Unterscheidung der Geister und das Festhalten an der Lehre“ ist überlebenswichtig für jede Gemeinde. Deshalb wird dies auch das Kongressthema des Gemeindehilfsbundes 2023 sein. Oder wie Peter Hahne einmal formuliert hat: „Wo Bibel draufsteht, muss auch Bibel drin sein!“
An Gottes Wort ist alles gelegen. In Gottes Wort ist der Geist unseres Herrn Jesus Christus am Werk. Und er führt uns in den Streit gegen falsche Lehre. Und er führt auch in den Kampf gegen die Sünde im Alltag, damit die neue Freiheit immer mehr und überall in deinem Leben spürbar wird. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!
Allerdings, so gewiss uns die Macht der Sünde nicht mehr von der Liebe Gottes trennen kann, so gewiss ist auch: wir werden ihre Spuren bis an unser Lebensende nicht los. Der Heilige Geist streitet kräftig in uns für das neue Leben, aber vollendet wird die Arbeit doch nicht zu unseren Lebzeiten hier auf Erden. Und damit kommen wir zum dritten und letzten Punkt:
3. Der Heilige Geist führt in die Vollendung
Woher wissen wir das so genau? Woher wissen wir so genau, dass Jesus der Sieger über Sünde, Tod und Teufel ist? Und woher wissen wir, dass das auch für mich und dich persönlich gilt? Und dass es für uns am Ende keine Verdammnis gibt, sondern dass wir Anteil haben an der Auferstehung Christi und seiner ewigen Herrlichkeit?
Ihr Lieben, diese Erkenntnis wächst nicht auf unserem Mist. Wir können es gar nicht von uns aus wissen. Sondern: Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Liebe Glaubensgeschwister!
Wir haben den Heiligen Geist als Guide und Führer unseres Lebens. Der Geist wohnt in uns und gibt uns Gewißheit des Glaubens, dass alles so ist und so kommt, wie es in Gottes Wort steht. Für diese Welt, für dein Leben und für die Ewigkeit. Wer an Christus glaubt, in dem wohnt der Heilige Geist. Das ist eine objektive Feststellung, ganz unabhängig von deinen Gefühlen und Gedanken. Zieh jeden Tag die Waffenrüstung Gottes an und lass den Heiligen Geist wirken in deinem Leben. So merken wir Tag für Tag mehr, wie unser Wille mit dem Willen Gottes eins wird. Unser Trachten geht nach dem, was Gottes Wille ist. Unser Denken öffnet sich Gottes Offenbarung in seinem Wort. Unser Fühlen wird als tätige Liebe aktiv. Und unser Herzensbegehren wird sein die Gemeinschaft mit Christus und seinem Leib, das ist seine Gemeinde.
So führt der Heilige Geist dein Leben, auch bis an die Grenze des Todes und durch ihn hindurch. Denn was Gott an seinem Sohn Jesus Christus vollbracht hat, in dem er ihn auferweckt hat von den Toten und aufgenommen in die ewige Herrlichkeit, das wird er auch dir tun und so dein Leben in die Vollendung führen. Dort ist der Kampf dann zum Ende gekommen, dort ist alle Sünde gänzlich ausgemerzt und auch der Tod wird nicht mehr sein. Wie Christus werden auch wir in einem neuen Herrlichkeitsleib leben und wandeln. Durch denselben Geist. Amen.
Pfr. Ulrich J. Hauck, Predigt am Pfingstsonntag, 5.6.2022
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 6. Juni 2022 um 8:58 und abgelegt unter Predigten / Andachten.