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„Israel, der liebliche Weinberg“ – Predigt über Jesaja 27,2-9

Freitag 27. August 2021 von Pfr. Ulrich Hauck


Pfr. Ulrich Hauck

Warum feiert die christliche Gemeinde eigentlich jedes Jahr einen Israel-Sonntag? Eigentlich geht es doch jeden Sonntag um Israel. Denn jeden Sonntag geht es um Jesus. Und Jesus war Jude. Und auch alle biblischen Bücher wurden von Juden geschrieben, mit Ausnahme es Lukas-Evangeliums. Es ist also klar, dass es christlichen Glauben ohne Bezug zu Israel gar nicht geben kann. Man kann nicht Christus lieben an den Juden vorbei. Auf diesem Hintergrund kam Dietrich Bonhoeffer 1938 zu der Erkenntnis und der Aussage: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Du kannst also nicht Gott loben und ihm christliche Lobpreislieder singen, ohne Gottes erwähltes Volk Israel zu lieben und für es einzutreten.

Deshalb ist es gut und richtig, dass sich die Kirchen jeweils am 10. Sonntag nach Trinitatis ganz besonders mit Israel und mit Gottes Verheißung an dieses Volk beschäftigen. Der Israel-Sonntag hat damit zeitlich und inhaltlich seinen festen Platz. Bevor wir uns allerdings mit dem heutigen Gotteswort beschäftigen, ist es hilfreich, zuvor die „Erwählung Israels“ etwas genauer anzuschauen. Denn es gibt manchmal das Missverständnis, dass dadurch die anderen Völker abgewertet seien. Gottes Erwählung gründet aber nicht in einer Bestenauswahl. Israel war nicht besser als seine Nachbarvölker. Im Ãœbrigen hat Gott Israel erwählt, als es dieses Volk noch gar nicht gab. Er hat sich dieses Volk geschaffen, beginnend mit der Berufung des Abraham. So heißt es in Jesaja 44,21: „Gedenke Israel, ich habe dich bereitet.“ Gott hat sich dieses Volk bereitet, um damit nach dem Sündenfall und der Ausweisung des Menschen aus dem Paradies, seine Heilsgeschichte zu beginnen. Er hat mit Israel begonnen und es zum Licht der Heiden gemacht (Jesaja 42,6).

Und dennoch hat dieses Volk, trotz aller wundervollen Gottestaten, immer wieder auch versagt. Sie wurden ungehorsam gegen die Gebote Gottes, ihr Gottesdienst geschah mitunter nicht mehr als Mittelpunkt einer lebendigen Gottesbeziehung und sie wurden anfällig für Götzendienst.

Doch das alles soll sich in der Endzeit ändern. Was das für Israel bedeutet beschreibt das heutige Gotteswort zur Predigt, das wir in zwei Abschnitten beleuchten: 1.)9 Israel, der liebliche Weinberg. 2. Israel, von Gott gerichtet und geheiligt

1.) „Zu der Zeit wird es heißen: Lieblicher Weinberg, singet ihm zu!“ Also nicht zur alttestamentlichen Zeit des Jesaja, auch nicht zur Zeit Jesu, auch nicht in unserer Zeit, sondern „zu der Zeit“. Ähnliche biblische Begriffe sind „In den letzten Tagen“, am Ende der Zeit“, die letzte Zeit“, alle diese Formulierungen stehen in Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu auf Erden. Vorher müssen und werden noch einige Dinge geschehen, das Evangelium wird zum Zeugnis für alle Völker werden, der Gräuel der Verwüstung wird auf dem Tempelberg in Jerusalem errichtet und die Rückkehr des Volkes Israel ins verheißene Land wird geschehen sein.

Der letzte Punkt ist in unserem Zusammenhang besonders wichtig. Denn es ist sowieso ein Wunder, dass es das Volk Israel noch gibt. Als die Römer im Jahre 70 nach Christus Jerusalem zerstört und den Tempel platt gemacht hatten, da wurde die Juden zerstreut in aller Herren Länder. Sie hätten leicht in der Weltgeschichte untergehen können. Und wenn man bedenkt, dass die großen Weltreiche der Assyrer, der Babylonier und auch der Römer komplett verschwunden sind, so ist das Überleben des kleinen Judenvolkes, 1800 Jahre lang in der Zerstreuung, allein eine Bewahrung und Tat Gottes.

Und seit Ende des 19. Jahrhunderts kehrten in Wellenbewegungen immer mehr jüdische Gruppen aus verschiedenen Ländern zurück nach Israel, um dieses verheißene Land wieder aufzubauen. Gott nutzt dabei die Verfolgungen und Pogrome gegen Juden, um bei ihnen die Sehnsucht nach Jerusalem zu wecken und sie zurückzuführen. Heute lebt schon etwa die Hälfte der weltweit lebenden Juden in Israel.

Und nach der grausamen Zeit der Nationalsozialisten und 6 Millionen getöteten Juden, kam es von jetzt auf nachher zur Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948. Gegen den Willen der arabisch-islamischen Nachbarländer erfolgte der Beschluss der UNO mit knapper Mehrheit. Auch dieses Ereignis hat Gott durch Jesaja Jahrhunderte zuvor ankündigen lassen.

Die Bibel ist lebendige Geschichtsschreibung in der Vergangenheit, der Gegenwart und für die Zukunft. In Kapitel 66,8 steht geschrieben: „Wer hat solches je gehört? Wer hat solches je gesehen? Ward ein Land an einem Tage geboren? Ist ein Volk auf einmal zur Welt gekommen?“ Und dass diese Staatsgründung, trotz dreier existenzbedrohender Angriffskriege durch die arabischen Nachbarvölker, bis heute Bestand hat, kann nur als Wunder bezeichnet werden.

Mit Bibelkunde und Erkenntnis durch den Heiligen Geist sieht man also, dass wir in rasanten Schritten der Wiederkunft Jesu auf Erden näher kommen. In seiner Endzeitrede (Mt 24) hat Jesus von schmerzhaften Wehen gesprochen, bevor er wiederkommt. Und es ist ja augenscheinlich, wie politische, wirtschaftliche und soziale Probleme weltweit zunehmen, ebenso wie Naturkatastrophen.

Liebe Glaubensgeschwister, es gibt zwei zentrale Ereignisse in der Heilsgeschichte Gottes, das erste und das zweite Kommen Jesu. Das erste Mal kam er, um das Grundproblem der Menschen zu lösen, nämlich durch seinen Opfertod am Kreuz die Trennung der Menschheit von Gott zu überwinden. Wenn er zum zweiten Mal kommt, dann wird er sein herrliches Reich vollenden, dann wird er auch alle Folgeprobleme der menschlichen Sünde überwinden: Ungerechtigkeit, Unfrieden, Armut, Krankheit, Egoismus, Hass, Neid und Streit.

Weder politische Entscheidungen, noch humanistische Programme, selbst nicht der christliche Liebesdienst können diese Probleme lösen. Das kann allein der Messias. Wenn er wie[1]der da ist, wird sich für Israel erfüllen: „Lieblicher Weinberg, singet ihm zu!“ Dann wird sich alles zum Guten wenden für das erwählte Volk Gottes. Der HErr selbst wird sie, seinen Weinberg, dann behüten. Israel wird grünen und blühen und mit leckeren Früchten den ganzen Erdkreis versorgen. Seht, wie auch diese Prophezeiung Gottes sich bereits am Verwirklichen ist. Wo noch vor 100 Jahren überall Wüste war, – die Araber spotteten ja über die Juden, denen sie Wüste verkaufen konnten -, heute blüht und gedeiht es. Israel exportiert herrliche Früchte in viele Länder. Aber alles nur ein Vorgeschmack für die Ewigkeit.

Wir kommen zum zweiten Punkt: 2.) Israel, von Gott gerichtet und geheiligt. Wegen seines Ungehorsams und des Götzendienstes musste dieses Volk durch viele, auch schwere Gottesgerichte durch. Und noch sind diese Gericht nicht zu Ende. Ihnen allen ist aber gemeinsam, dass es keine sinnlosen Strafen Gottes waren und sind, sondern dass Gott sein Volk im besten Sinne erzieht. Denn er will es immer wieder aus dem Ungehorsam in den Bundesschluss hineinholen. So ein Gericht war auch der raue Sturm am Tage des Ostwinds. Der Ostwind bringt die sengende Wüstenhitze über das Land. Und auch im übertragenen Sinn ging dies in Erfüllung, indem die meisten Juden zunächst in Richtung Westen in die Zerstreuung vertrieben worden. Später dann verteilt in alle Himmelsrichtungen.

Die Gerichte Gottes hatten aber auch immer ihre Begrenzungen. Das war bei der 40jährigen Wüstenwanderung ebenso, wie im babylonischen Exil. Und auch die weltweite Zerstreuung der Juden wird ein Ende haben. Die Sünde Jakobs wird gesühnt sein, die Sünden des Volkes von ihnen genommen werden. Jesus ist der Messias der Juden und der Heiden. Und wenn Jesus wiederkommt, wird Israel seinen Messias erkennen, wie es in Sacharja 12,10 heißt: Sie werden sehen, den sie durchbohrt haben.

Zu der leiblich-irdischen Rückkehr der Juden in das Land ihrer Väter wird dann die geistliche Rückkehr kommen. Denn noch leben viele Juden in Israel nicht in einer lebendigen Beziehung zu ihrem Gott. Der Unglaube ist auch in Israel groß. Der Prophet Hesekiel (Kap.37) schreibt ja vom Feld voller Totengebeine. Aber der HErr spricht: Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.

Dann wird Israel endgültig in den Stand versetzt werden, „Licht der Nationen“ zu sein. Dann wird es nicht nur Friedensverträge zwischen Israel und einzelnen arabischen Staaten geben, wie es zur Zeit gerade geschieht. Dann wird der ganze Nahost-Konflikt sein Ende finden und auch unter den Feinden Israels wird es solche geben, die sich dem Gott Israels anschließen werden. Sie alle werden „den HErrn anbeten auf dem heiligen Berg zu Jerusalem“ (V.13). Dann wird auch die Weihnachtsbotschaft aus Jesaja 9,5f vollständig in Erfüllung gehen: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Jesus Christus, der Friedefürst für alle Juden und alle Nationen.

Und so sind bereits seit 1882 etwa 3 Millionen Juden aus 140 Ländern nach Kanaan zurückgekehrt, also etwa die Hälfte aller Juden. Und das wird sich fortsetzen solange bis dauerhaft in Erfüllung geht, was sich alle Juden in der Zerstreuung bei ihren großen Festtagen feierlich zurufen: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Und so dürfen auch wir Christen uns mit dem Volk Israel freuen über alle Entwicklungen, die näher zu diesem Ziel führen. Trotz und wegen der Geburtswehen mit ihren politisch-wirtschaftlich-sozialen Verwerfungen auf der ganzen Welt und zunehmender Wetter- und Naturkatastrophen, die uns auch Angst machen und Leid bringen. In seiner Endzeitrede (Lk21,25ff) sagt Jesus: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“

Wir haben allen Grund zur Freude bei diesen Entwicklungen, die wir mit eigenen Augen verfolgen können. Christus ist im Kommen! Wir dürfen uns auch mit Israel freuen und singen: Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit! Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit! Er lässt dich freundlich zu sich laden; freue dich, Israel, seiner Gnaden, freue dich, Israel, seiner Gnaden!

Amen

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 27. August 2021 um 12:40 und abgelegt unter Predigten / Andachten.