Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Das Wunder der deutschen Einheit

Freitag 2. Oktober 2020 von Administrator


Das Wunder der deutschen Einheit – Gott führte die Regie – Es kam alles zur rechten Zeit zusammen. Die Wiedervereinigung in Stichworten

Von Walter Schrader, Berlin
Früherer Geschäftsführer von KALEB e.V.

1.) Die Machtsituation in Osteuropa:

Leonid Breshnew, Generalsekretär der KPDSU („Betonkommunist“) starb am 10.11.1982, es folgte der bereits kranke Andropow, der im Februar 1984 starb, darauf folgte Tschernenko, auch bereits krank. Er starb im Februar 1985. Darauf folgte am 11.3.1985 Michael Gorbatschow. Er musste kommen, denn ohne ihn wäre die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen! Die Lage im ganzen „sozialistischen Lager“, also allen Ländern des Ostblocks, gerade auch in der DDR, war die wirtschaftliche Lage katastrophal. – Es gab Reformbewegungen in Sowjetunion (Glasnost und Perestroika/Ă–ffnung und Transparenz durch Gorbatschow), Polen (Lech Walesa), Ungarn und Tschechoslowakei (Charta 77). Die DDR-Regierung (alte Männer) blieb stur. Ăśberall rumorte es im Volk (Ruf nach Reisefreiheit, persönliche Freiheit, höherem Lebensstandard).

2.) Die Situation im Westen:

In den USA war zu der Zeit George Bush sen. Präsident (Republikanische Partei). In der Bundesrepublik Deutschland war Helmut Kohl Bundeskanzler und nicht z.B. Oskar Lafontaine. Kohl hat sich immer für Wiedervereinigung eingesetzt, Lafontaine war stets dagegen.

Zusammengefasst: Es waren zur Umbruchzeit um 1988/89 genau die Personen in USA, Sowjetunion und Deutschland an der Regierung, mit denen überhaupt eine Wiedervereinigung ermöglicht werden konnte. Wirtschaft im „Ostblock“ war überall am Boden (sozialistische Planwirtschaft gescheitert), die Politik dort: ohnmächtig, hilflos, blinde Machtdiktatur.

3.) Etappen zum Mauerfall, zur deutschen Einheit und zum Zusammenfall des kommunistischen Systems in Europa:

Ende 1988 saĂźen ca. 110 000 DDR-BĂĽrger auf gepackten Koffern (haben Ausreiseanträge gestellt). Botschaftsbesetzungen in Ostberlin („Ständige Vertretung“, Hannoversche StraĂźe), Prag, Budapest, Warschau. Unter dem Druck der Ereignisse wurden Ausreisen erzwungen. – Ă–sterreichs AuĂźenminister Alois Mock und seinungarischer Kollege Guyla Horn haben am 27.6.1989 den Grenzzaun zwischen Ungarn und Ă–sterreich durchgetrennt. Dann am 19./20. Picknick am Grenzzaun Ă–sterreich/Ungarn: der Europaabgeordnete Otto von Habsburg und ungarischer Reformsozialist Imre Pozgay hatten BĂĽrger Ă–sterreichs und Ungarns zu einem „Paneuropäischen Picknick“ am Grenzstreifen Sopron eingeladen. Viele DDR-BĂĽrger erfuhren davon, Hunderte nutzten dies zur Flucht nach Ă–sterreich. Ungarns Grenzer griffen nicht ein. Am 10.9.89 öffnete Ungarn offiziell die Grenze nach Ă–sterreich. Die DDR war wĂĽtend. 3.11.1989: CSSR öffnet Grenze: Vom 4.-6.11. flĂĽchten 23500 Menschen gen Westen.

4.) Kirchen als Schutzräume – Demos – politische Lage der DDR und der Sowjetunion:

Alles begann hierzulande mit Montagsgebeten und FĂĽrbitten in der Leipziger Nikolaikirche, anschlieĂźend Demo am 4.9.1989. Montagsgebete und –demos in fast allen Städten der DDR – alle friedlich! Die Kirchen waren ĂĽberall Oasen der Freiheitsbewegung. Beispiel: Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg. Immer ĂĽberfĂĽllt, es wurde viel gebetet, Kerzen angezĂĽndet fĂĽr BĂĽrgerrechtler, die in Stasihaft waren. Dann die groĂźe entscheidende Montagsdemo in Leipzig am 9. Oktober 1989 mit ĂĽber 70 000 Menschen (2 Tage nach 40. Jahrestag der DDR). Ruf: „Wir sind das Volk!“ Sehr gefährliche Situation! Polizeihundertschaften in Alarmbereitschaft, Blutkonserven zusammengezogen, man war auf alles vorbereitet. – Das „runde Eck“ (Stasizentrale) wurde von Demonstranten bewacht, damit nicht aufgebrachte Demo-Teilnehmer die Stasizentrale stĂĽrmen. Alles blieb friedlich! Danach gab es keine Angst mehr vor den Machthabern. Egon Krenz, seinerzeit Staatsratsvorsitzender und Kommandierender hielt fĂĽr sich zugute, nicht militärisch eingegriffen zu haben. Es wäre ein sinnloses Blutbad gewesen. GroĂźes Durcheinander in SED und Regierung. Kopf,- hilf- und ratlos. 18.10.1989 – Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender und SED-Generalsekretär entmachtet, Nachfolger Egon Krenz, will „Wende“ einleiten, niemand glaubt ihm. 3.12. RĂĽcktritt von Krenz mit kompletten PolitbĂĽro und Zentralkomitee. Es folgt Gregor Gysi als SED-Generalsekretär. Ablösung von Willi Stoph, Ministerpräsident durch Hans Modrow. SED wird umbenannt zu SED/PDS, ab Januar 1990 nur PDS. 1.11.1989: Egon Krenz fährt zu M. Gorbatschow nach Moskau, bittet um finanzielle Hilfe, da DDR pleite, bekommt aber nichts, da Sowjetunion auch bankrott war.- Vor dem Parteitag der KPdSU im Juli 1990 erbittet Gorbatschow von Kohl einen Milliarden-Kredit, um die wirtschaftliche Katastrophe in der Sowjetunion abzumildern und die Wiederwahl von Gorbatschow zu ermöglichen. BRD gibt mehr als 5 Milliarden D-Mark, Wiederwahl Gorbatschows (eine wichtige Voraussetzung fĂĽr deutsche Einheit) gelingt. Insgesamt kostet die Zustimmung Moskaus zur deutschen Einheit ca. 20 Milliarden D-Mark. Größte Demo in Ostberlin 4.11. mit ĂĽber 1 Million Menschen.

5.) Der Mauerfall:

GĂĽnter Schabowski auf der Pressekonferenz am 9.11.: Er hatte einen handgeschriebenen Zettel mit Notizen aus der letzten Parteisitzung der SED und verlas neue Reiseregelungen – Besuchsreisen nach BRD sollten ohne weitere Beschränkung möglich sein. Auf die Frage von Journalisten, ab wann gilt das? „Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzĂĽglich“… Vorgesehen war jedoch, tags drauf beim Volkspolizeikreisämtern Anträge zu stellen (hätte doch nie funktioniert, wenn Millionen BĂĽrger bei den Ă„mtern Schlange gestanden hätten!) – Darauf ging die „Lawine“ los: Menschen strömten zur GrenzĂĽbergangsstelle Bornholmer BrĂĽcke. Die- Grenzposten dort völlig ratlos und – typische Reaktion (so war es immer): Man wartete auf „Befehl von oben“. Aber „von oben“ kam nichts. Bis schlieĂźlich der Druck so groĂź wurde, dass der Verantwortliche der Grenztruppen das Tor aufmachte. Und es fiel kein Schuss! Tatsächlich wollten Mitarbeiter der Grenztruppen schon die Maschinenpistolen rausholen und auf Menschen richten. Das geschah Gott sei Dank nicht. Die Berliner Mauer (ca. 160 km) und Anlagen der innerdeutschen Grenze (1378 km) wurden abgebaut!

6.) Das geschichtsträchtige Datum 9. November:

1918 Novemberrevolution. Philipp Scheidemann ruft Republik aus. Das Deutsche Reich verändert sich von der Monarchie zur parlamentarisch-demokratischen Republik. 1923: „Hitler Putsch“ scheitert (er wollte die bayrische und die Reichsregierung absetzen). 1938 „Reichsprogromnacht“. Jüdische Synagogen brannten. Beginn der Judenvernichtung. 9.11.1989: Gott gibt den Deutschen noch einmal eine Chance zum Guten!

7.) Die Entwicklung seit dem 9.11.89 und der Wunsch nach Wiedervereinigung:

Und wieder die Kirchen: Auf ihre Einladung werden „Runde Tische“ eingesetzt, um Wege zur Demokratie zu finden. Der erste Runde Tisch 7.12.1989, Moderation: Oberkirchenrat Martin Ziegler. Nach dem Ruf bei den Montagsdemos „Wir sind das Volk“ kam der Ruf „Wir sind e i n Volk“. Damit Auftakt fĂĽr Wiedervereinigung. Die meisten BĂĽrgerbewegungen waren gegen Wiedervereinigung, wollten eine „verbesserte“ DDR. Die meisten Menschen in der DDR aber wollten die Einheit.- Sturm auf Stasi-Zentrale Berlin 15.1.1990 (die Stasi hatte 91 015 hauptamtliche Mitarbeiter und 189 000 „IM“, 111 km Akten (Strecke von Berlin bis Dessau). Stasi-Auflösung 31.3.1990. Entscheidend: Sowjetunion musste Zustimmung zur Wiedervereinigung geben. Wichtigstes Datum: Treffen von Kohl und Gorbatschow im Kaukasus am 10.2.1990: Gorbatschow sagt Ja zur Wiedervereinigung „Wunder vom Kaukasus.“ 18.3.1990 erste freie Volkskammerwahl. „Allianz fĂĽr Deutschland“ (CDU, DSU, DA) siegte mit 40,8%. Lothar de Maiziere (ehem. Ost-CDU) Ministerpräsident. Pfarrer Rainer Eppelmann (BĂĽrgerrechtler) wurde Minister fĂĽr AbrĂĽstung und Verteidigung. Er war nie Soldat, hatte aber eine ganze Armee (NVA) von ca. 90000 Soldaten aufzulösen. Sie wurden später in die Bundeswehr ĂĽbernommen. Pfarrer Markus Meckel (MitbegrĂĽnder der sozialdemokratischen Partei in der DDR), wurde AuĂźenminister. 1. Juli 1990 – Währungsunion (Umtausch DDR-Mark zu DM). 23.8.1990 – Volkskammerbeschluss zum Beitritt der DDR zur BRD (Ende DDR). 12.9.1990 – Unterzeichnung des 2+4 Vertrages in Moskau. Er sichert dem wiedervereinigten Deutschland die volle Souveränität zu. Beteiligte: AuĂźenminister DDR und BRD, AuĂźenminister der vier Siegermächte des 2. Weltkrieges. Dieser Vertrag machte endgĂĽltig Weg frei fĂĽr die Wiedervereinigung (Ende der 4-Mächte-Verantwortung fĂĽr Berlin und Deutschland).

8.) Der 3. Oktober 1990 – Tag der Deutschen Einheit:

Die historische Zahl „40“: 40 Jahre DDR 1949-1989.- Biblisch: 40 Jahre WĂĽstenwanderung der Israeliten nach Auszug aus Ă„gypten, 40 Tage Sintflut, 40 Tage Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern, 40 Tage von Ostern bis Christi Himmelfahrt, 40 Tage fastete Jesus in der WĂĽste, bevor er seine Mission antrat (wurde vom Teufel versucht) Markus 1.12-13. Zusammenbruch der kommunistischen Regierungen in Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Sowjetunion (ehem. Sowjetrepubliken wurden selbständig, ebenso Baltenstaaten Lettland, Litauen, Estland). Damit wurde These von Marx/Engels/Lenin widerlegt: Der Kommunismus – der ewige VölkerfrĂĽhling, „Sieg auf der ganzen Welt“ – hat die „Rechnung“ ohne Gott gemacht. Historisch belegt (Stasiakte) – der Leipziger Stasichef: „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete.“ (Aus Film „Nikolaikirche“ nach dem Buch von Erich Loest) –Da war die Stasi machtlos!

So ist GOTT!

Und wir können nur sagen: HALLELUJA – DANKE HERR!

 

Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 2. Oktober 2020 um 19:50 und abgelegt unter Gemeinde, Gesellschaft / Politik.