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Bestattungskultur im Wandel – ein kleines Plädoyer für die Erdbestattung

Mittwoch 6. Mai 2020 von Johann Hesse


Johann Hesse

Der Gnadauer Arbeitskreis Theologie hat eine „Biblisch Theologische Orientierung“ zur Bestattungskultur erarbeitet, die am 4. März 2020 in Kassel veröffentlicht wurde. Der Arbeitskreis kommt darin zu dem Ergebnis, dass Erd- und Feuerbestattung aus christlicher Sicht gleichwertige Bestattungsformen seien. Die christlichen Kirchen, so die Autoren, „zählen die Frage der Bestattungsformen inzwischen zu den ‚Adiaphora‘ oder auch ‚Mitteldingen‘“, bei denen Christen zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen können. Doch lässt sich diese Einordnung tatsächlich biblisch begründen?

Es fällt auf, dass die Bibel Feuerbestattungen nie positiv, sondern immer als Zeichen der Verfluchung und des Gerichts wertet, so z. B. bei der Verbrennung von Achan und seiner Familie im Tal Achor (Jos 7,25). Die Verbrennung eines edomitischen Königs durch die Moabiter fand die Missbilligung Gottes (Amos 2,1ff). Der Gott Israels ordnete für Abraham dagegen die Erdbestattung an (1 Mose 15,15) und begrub Mose eigenhändig im Land Moab (5 Mose 34,6). Da die Heilige Schrift die Verbrennung von Toten dem Gericht zuordnet und Gott selbst die Erdbestattung anordnet und praktiziert, kann von einem Adiaphoron wohl kaum die Rede sein.

Israel hat Gottes Umgang mit den Verstorbenen zum Vorbild genommen, so dass es seither seine Toten in Erd- oder Steingräbern oder in Höhlen bestattet. Die Feuerbestattung war für Israel stets das Zeichen des Heidentums, das den lebendigen Gott nicht kannte. Das Volk Israel drückt durch seine Bestattungsform bis heute die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten aus. So wurde auch Jesus Christus nach seinem Kreuzestod in ein Grab gelegt. Nicht ohne Grund, denn Gott weckte seinen Leib am dritten Tag wieder auf. Als Nachfolger Christi sollten wir Christus in allen Dingen gleich werden – im Leben und im Sterben. Wenn unser Herr seinen Leib nicht verbrennen, sondern in einem Grab bestatten ließ, sollten auch wir diese Form wählen. Indem wir uns leiblich bestatten lassen, bezeugen wir, dass wir die leibliche Auferstehung von den Toten erwarten.

In einer Welt, die sich immer mehr dem Heidentum zuwendet – auch in Fragen der Bestattungskultur –, sollten wir durch die Erdbestattung ein Zeichen der Auferstehungshoffnung setzen. Leider führt der Gnadauer Verband mit dieser „Orientierungshilfe“ den unter seinem scheidenden Präses eingeschlagenen Anpassungskurs an kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen fort. Statt zu einer klaren Bibelhaltung zu ermutigen, öffnet der Verband nun auch in dieser Frage die Tür für mehr Beliebigkeit. Eine verpasste Chance.

Johann Hesse

Aus: Aufbruch 1/2020. Der Aufbruch kann kostenlos über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bezogen werden (E-Mail: info@gemeindehilfsbund.de).

Leseempfehlung:

Joachim Cochlovius, Bestattungsform und Auferstehungsglaube, Gemeindehilfsbund, 2. Auflage, Walsrode 2018, 40 Seiten, 2,00 € zzgl. Versandkosten. Zum Medienangebot.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 6. Mai 2020 um 17:15 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Seelsorge / Lebenshilfe, Theologie.