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Wider den Umweltwahn – ein Plädoyer für christliche Gelassenheit

Montag 16. September 2019 von Pfr. Dr. Ulrich Kronenberg


Pfr. Dr. Ulrich Kronenberg

Modethemen haben Hochkonjunktur – auf diesen Zug ist auch die Evangelische Kirche seit Jahrzehnten aufgesprungen und hat sich in Bereichsethiken wie Umweltpolitik, Pazifismus oder Fragen der Gleichberechtigung nachhaltig engagiert. Gibt man aktuell (Stand 29.7.2019) auf der EKD-Homepage das Stichwort ‚Umwelt‘[1] ein, so flattern einem 799 Meldungen ins Haus. Die Homepage unserer Landeskirche weist 179 Treffer aus.[2] Unsere Landeskirche unterhält eine kostspielige Arbeitsstelle,[3] die im Laufe der vergangenen Jahre eine eigene Ideologie entwickelt hat und sich als das ‚gute Gewissen‘ unserer Kirche aufspielt und mit theologischen Fragwürdigkeiten im Namen der evangelischen Kirche politisch linkslastige Gesellschaftspolitik im Namen der christlichen Kirche betreibt. Das jüngste Beispiel ist das pazifistische Revival der 80er Jahre in Büchel: hier konnte man die pazifistischen Irrtümer der Vergangenheit in Neuauflage hören, die die Frührentnerin Käßmann in von ihr gewohnt akkusarischer Selbstgerechtigkeit vor bescheidenem Seniorenpublikum vortrug.[4] Das ‚Ahnenfoto‘ der pazifistischen Weltretter zeigt 14 Teilnehmer.[5]

Die jüngste Statistik der schrumpfenden Landeskirche zeigt deutlich und schmerzlich, dass wir uns auf dem falschen Weg befinden, wenn evangelische Kirche dienstbeflissen dem weltlichen Geschehen hinterherläuft und gesellschaftspolitische Entwicklungen kirchlich imitiert. Es bewahrheitet sich das Wort Kierkegaards, dass derjenige bald Witwer sein wird, der sich mit dem Zeitgeist vermählt.

Die aktuelle Umwelthysterie, wie sie sich an den Zukunftsfreitagen der Schulschwänzer austobt und in endlosen Debatten der Nachrichtenindustrie ihr notwendiges Futter liefert, lässt mich als Christ fragen, was denn die Bibel dazu sagt und welche Schlussfolgerungen daraus für die evangelische Kirche zu ziehen sind. Meiner täglichen Übersetzung der Tageslosung folgt in den frühen Morgenstunden die Lektüre der jeweiligen Kapitel: am 27.7. war die alttestamentliche Tageslosung Jes 51,11. Das Lesen dieses gewaltigen Kapitels in der frisch erworbenen und sehr zu empfehlenden Thompson-Studienbibel ließ mich bei Jes 51,6 ‚stolpern‘.

Jes 51,6 ist ein Wort gegen den ganzen hysterischen Umweltwahn unserer Tage, denn Gottes Wort spricht an dieser Stelle sehr deutlich vom Veralten und Vergehen dieser Welt:

‚Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen‘.

Dieses klare Bibelwort über das Bestehen bzw. Vergehen der Erde ist keine singuläre Aussage Gottes: es müssen in diesem Sinne m.E. folgende Stellen bedacht werden:

  1. -Psalter 102,26f: Du hast einst die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden umkommen, du aber bleibst. Sie alle werden zerfallen wie ein Kleid; wie ein Gewand wechselst du sie, und sie werden verwandelt.
  2. -Matthäus 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
  3. -Matthäus 24,35 Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen.
  4. -Hebräer 1,11 sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid,
  5. -Offenbarung 20,11 Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden.
  6. -Offenbarung 21,1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Das Kleid

Das deutliche Bild der zerfallenden (blh, palaioō) oder verbrauchten Kleider (bgd, himation) findet sich in BHS vier Mal:

  1. Hiob 13,28 da ich doch wie Moder zerfalle, wie ein Kleid, das die Motte zerfressen hat.
  2. -Psalter 102,27 Sie werden umkommen, du aber bleibst. Sie alle werden zerfallen wie ein Kleid; wie ein Gewand wechselst du sie, und sie werden verwandelt.
  3. -Jesaja 50,9 Siehe, der Herr, HERR, hilft mir. Wer ist es, der mich schuldig erklären will? Siehe, allesamt werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.
  4. -Jesaja 51,6 Erhebt zum Himmel eure Augen und blickt auf die Erde unten! Denn die Himmel werden wie Rauch zerfetzt werden, und die Erde wird zerfallen wie ein Kleid, und ihre Bewohner werden dahinsterben wie Mücken. Aber mein Heil wird in Ewigkeit bestehen, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerschlagen werden

Jes 51,6 betont das Vergehen (mwt) der Menschen wie Mücken (kn): dieses Bild kennt man aus der dritten Plage in Ägypten (Ex 8,12f). Ps 105,31 nimmt das auf:

-Exodus 8,12-14: Und der HERR sprach zu Mose: Sage zu Aaron: Strecke deinen Stab aus und schlage den Staub <auf> der Erde! Dann wird er im ganzen Land Ägypten zu Mücken werden. Sie machten es so: Aaron streckte seine Hand mit seinem Stab aus und schlug den Staub <auf> der Erde. Da kamen die Mücken über die Menschen und über das Vieh; aller Staub der Erde wurde zu Mücken im ganzen Land Ägypten. Die Wahrsagepriester aber machten es ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Mücken hervorzubringen; aber sie konnten es nicht. Und die Mücken kamen über die Menschen und über das Vieh.

-Psalter 105,31: Er sprach, und es kamen Hundsfliegen, Stechmücken in ihr ganzes Gebiet.

Die Wolle und die Motte

Jes 51,8 verwendet das Bild der Wolle (ṣemer) für das Vergehen des Menschen durch die Schabe (sās): dieser Vergleich ist singulär in BHS. sās ist ein Hapaxlegomenon. Das Bild der Motte findet sich jedoch öfters in der Bibel:

-Hiob 4,19 wieviel mehr denen, die in Lehmhäusern wohnen <und> deren Grund im Staub ist! Wie Motten werden sie zertreten.

-Hiob 13,28 da ich doch wie Moder zerfalle, wie ein Kleid, das die Motte zerfressen hat.

-Psalter 39,12 Strafst du einen Mann mit Züchtigungen wegen <seiner> Schuld, so lässt du seine Schönheit wie die Motte zergehen; nur ein Hauch sind alle Menschen.

-Jesaja 50,9 Siehe, der Herr, HERR, hilft mir. Wer ist es, der mich schuldig erklären will? Siehe, allesamt werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.

-Hosea 5,12 Und ich bin wie Eiter für Ephraim und wie Fäulnis für das Haus Juda.

-Sirach 42,13 Denn wie aus den Kleidern Motten kommen, so kommt von Frauen viel Schlechtigkeit.

-Baruch 6,12: Die Götzen können sich aber nicht vor Rost und Motten schützen.

-Matthäus 6,19f: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.

-Lukas 12,33 Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt, und den keine Motten fressen.

-Jakobus 5,2 Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen.

Das Gras

Jes 51,12 verwendet zudem das Bild des Grases (ḥāṣîr, chortos) für die menschliche Vergänglichkeit:

Jesaja 51,12: Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer bist du, dass du dich vor dem Menschen fürchtest, der hinstirbt, und vor dem Menschenkind, das <wie> Gras dahingegeben wird,

ḥāṣîr kommt 18 mal in BHS vor: folgende Stellen sind ein Sinnbild für die menschliche und weltliche Vergänglichkeit:

  1. -2. Könige 19,26 Und ihre Bewohner waren machtlos, sie wurden mit Schrecken erfüllt und zuschanden; sie waren <wie> Kraut des Feldes und grünes Gras, <wie> Gras auf den Dächern, das vor dem Ostwind verdorrt.
  2. -Jesaja 15,6 Ja, die Wasser von Nimrim sollen zu Wüsten werden. Ja, verdorrt ist das Gras, verwelkt das Kraut; das Grün ist nicht mehr da.
  3. -Jesaja 37,27 Und ihre Bewohner waren machtlos, sie wurden schreckerfüllt und zuschanden. Sie waren <wie> Kraut des Feldes und grünes Gras, <wie> Gras auf den Dächern, das vor dem Ostwind verdorrt.
  4. -Jesaja 40,6–8: Eine Stimme spricht: Rufe! Und ich sage: Was soll ich rufen? – Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmut wie die Blume des Feldes. Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt, denn der Hauch des HERRN hat sie angeweht. Fürwahr, das Volk ist Gras. Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.
  5. -Jesaja 51,12: Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer bist du, dass du dich vor dem Menschen fürchtest, der hinstirbt, und vor dem Menschenkind, das <wie> Gras dahingegeben wird,
  6. -Psalter 37,2: Denn wie das Gras werden sie schnell verdorren und wie das grüne Kraut verwelken.
  7. -Psalter 90,5: Du schwemmst sie hinweg, <sie sind wie> ein Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras aufsprosst.
  8. -Psalter 103,15: Der Mensch – wie Gras sind seine Tage, wie die Blume des Feldes, so blüht er.
  9. -Psalter 129,6: Mögen sie sein wie das Gras auf den Dächern, das verdorrt, ehe man es auszieht,
  10. -Matthäus 6,30: Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute da ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er es nicht viel mehr euch tun, Kleingläubige?
  11. -Jakobus 1,10: der reiche aber seiner Niedrigkeit; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.
  12. -1. Petrus 1,24: Denn »alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume ist abgefallen;

Die Vergänglichkeit des Grases wird mir immer sehr deutlich, wenn ich den Grasschnitt betrachte, den ich als ehrenamtlicher Hausmeister der Christuskirche in Speyer auf meinem PKW-Anhänger sammle, um ihn dann bei nächster Gelegenheit zum Abfallhof zu transportieren: wenn am Tage beim Ende des Mähens sich auf dem Anhänger ein großer Haufen Grasschnitt befindet, reduziert sich dieser bis zum nächsten Tag schon auf die Hälfte und der Haufen sinkt in sich selbst zusammen: ein anschauliches Bild dieses drastischen Bibelwortes: wenn man an manchen Särgen steht, habe ich manchmal den gleichen Eindruck beim Anblick eines Verstorbenen nach wenigen Tagen.

Das Gegenteil des Vergehens

Diesem Vergehen des Menschen und der Erde stehen das Heil Gottes (yĕšûʿâ) und seine Treue (ṣĕdāqâ) als ewig (ʿōwlām) gegenüber. Man kann auch Dtn 32,2 als göttliche Gegenwaffe gegen das Vergehen des Menschen ansehen: sein WORT:

Deuteronomium 32,2: Wie Regen träufle meine Lehre, wie Tau riesle meine Rede, wie Regenschauer auf frisches Grün und wie Regengüsse auf <welkes> Kraut!

Das Wort Gottes macht das vergehende Gras neu und frisch. Hier wird für Gras allerdings das Substantiv dšʾ verwendet, was eher dem ‚jungen Gras‘ so auch Gen 1,11f. In ähnliche Richtung kann man auch die letzten Worte Davids (2 Sam 23,4) deuten: auch hier das Bild des wachsenden Grases nach der Benetzung durch Gottes Wort:

  1. Samuel 23,4: der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht,

Auch das Wort Jes 66,24 folgt diesem Duktus: ‚Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden‘.

Auch Ps 23,2 kann in diese Richtung verstanden werden: (Übersetzung nach H. Jantzen) ‚Auf Auen von zartem Gras lässt er mich lagern. Er führt mich zu Wassern der Ruhe‘.

Gelassenheit und Vertrauen

Ich möchte deshalb für eine christliche Gelassenheit in Fragen der Umweltpolitik und der Weltbewahrung plädieren: quer durch die ganze Bibel wird als Summe deutlich, dass die Welterhaltung keine christliche Aufgabe ist: vielmehr ist hier an den noachitischen Bund zu erinnern:[6] die Erhaltungszusage Gottes (Gen 8,22: lōʾ yšbtwּ – nicht aufhören – ou katapausousin.) steht und sie wird gültig bleiben bis zum Vergehen unserer Welt und dem Anbruch der neuen Schöpfung, die mit dem Wiederkommen Jesu Christi zum Gericht, einhergehen wird. Es wird nicht an unserem Laufen und Wollen liegen, denn hier spielen sich Menschen zu etwas auf, das ihnen nicht zukommt. Der Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren umfasst nicht die Aufgabe, diese Welt zu ‚retten‘: dieser Anspruch ist eindeutig zu hoch: vielmehr haben wir Christen im Gehorsam gegen das Wort unseres Gottes darauf zu vertrauen, dass er zu seinem Worte stehen wird und diese Welt erhält ‚wie es ihm selber gefällt‘. All die anmaßenden Versuche, hier dem Gott, den wir als allmächtig und lebendig bekennen, ins Handwerk zu pfuschen zeugen von menschlichem Hochmut, der bekanntlich vor dem Fall kommt (Spr 16,18). Diesen Fall erleben wir aktuell kirchlich sehr deutlich: der bundesweite Gottesdienstbesuch von 3,3% unserer Gemeindeglieder und der Austritt von 220.000 Mitgliedern im Jahr 2018 spricht eine sehr deutliche Sprache: diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen, wenn Kirche sich weiterhin in fremde Zuständigkeiten einmischt und ihren Auftrag der Rettung in das bessere Vaterland (Hebr 11,16) versäumt. Die tiefer liegenden theologischen Ursachen dieser gut gemeinten aber fruchtlosen kirchlichen Bemühung sind an anderer Stelle zu untersuchen. Der fatale Transzendenzverlust und die fruchtlose Bemühung, die christliche Botschaft zu verkürzen und sie theologisch unzulässig zu immanentisieren, haben in der Geschichte genügend Vorbilder, die die Unzulänglichkeit dieser theologischen Verirrung hinreichend dokumentieren: die Theologie und das Lebenswerk des Christof Blumhardt d.J.[7] seien hier als abschreckendes Beispiel für theologisches Exotentum genannt. Auf diesem theologischen Nährboden gedeihen die modernen Ableger als ökologische Theologie, die sich gern als ‚grüne Reformation‘[8] anpreisen.

Aktuell muss deshalb diese fragwürdige Entwicklung einer sich verselbständigenden Ideologie innerhalb der christlichen Kirche überdacht und korrigiert werden. Wenn wir als Protestanten wieder ernst genommen werden wollen, sollten wir uns als Kirche auf das klare Wort Gottes verlassen und uns nicht dem wechselnden Wind der Zeitgeist Ideologie hingeben. Der Verfall unserer Kirche schreitet in erschreckendem Maße voran:[9] Das liegt daran, dass wir ‚über den Mahlzeiten‘ das Wort Gottes ‚unter die Bank‘[10] gesteckt haben (Apg 6,2). Die Beschäftigung mit theologischen Nebensächlichkeiten, die zur Hauptsache erklärt werden, wie der Welterhaltung hat die Hauptaufgabe, wie sie der Herr der Kirche klar befohlen[11] hat, in den Hintergrund rücken lassen. Die zunehmende Bedeutungslosigkeit unserer Kirche hat die Ursache der Beschäftigung mit dem theologischen Hallodri der selbsternannten Weltretter, wie sie sich anmaßend titulieren.[12] Der Trendsetter der christlichen Kirche ist und bleibt Christus und sein erlösendes Heilswerk durch Leiden, Sterben und Auferstehen – sonst niemand.

Unsere Aufgabe

Christliche Verkündigung ist Rettungsdienst[13] – nicht die Rettung der Umwelt oder des Klimas oder andere Werke der selbsterwählten Frömmigkeit, sondern die Rettung in das Reich Gottes, das denen offen steht, die da glauben und getauft sind (Mk 16,16) – selbst wenn sie noch einen Diesel fahren oder ihren Kaffee ‚unfair‘ bei Aldi kaufen. Ich möchte nicht schließen ohne auf die Zwei-Reiche-Lehre Luthers zu verweisen: unsere Aufgabe als Christen besteht nicht in Weltregierung und anderen Fisimatenten, die auf viele kirchliche Amtsträger derzeit eine große Faszination ausüben. Dies ist anderen aufgetragen. Der Herr der Kirche hat vor dem weltlichen Machthaber Pilatus klar bezeugt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist und er über ein ganz anderes Reich herrscht – überlassen wir also die populäre Umweltrettung den pubertierenden Asbergerpatienten wie Frl. Thunberg und Co: die merkwürdigen Äußerungen des Berliner Erzbischofs Koch,[14] die der Dame einen jesuanischen Rang von der Wertigkeit eines Palmsonntag zumessen, halte ich theologisch für sehr fragwürdig. Unsere christliche Botschaft der Rettung ist eine ganz andere Liga: verglichen mit dem Motorsport handelt es sich um den Vergleich der Formel 1 mit einem provinziellen Seifenkistenrennen. Als Vertreter der besten Botschaft der Welt fahren wir Christen die Formel 1! Biblisch gesprochen: unser Glaube an den Gekreuzigten, Auferstandenen und Wiederkommenden ist der Sieg (nikē!), der die Welt besiegt hat (nikaō -1 Joh 5,4). Deshalb sollen wir uns nach apostolischer Weisung dieser Welt nicht gleichstellen[15] und deshalb müssen wir auch nicht mit den Ungläubigen an jedem vermeintlich populären Joch ziehen.[16] Der Gott dieser vergehenden (paragō)[17] Welt blendet uns sonst die Augen.[18] Die kirchlichen Statistiken der vergangenen 50 Jahre zeigen deutlich, dass wir als Kirche hier den Kurs wechseln müssen. Jetzt!

Pfarrer Ulrich Kronenberg

[1] https://www.ekd.de/Portalsuche-276.htm?q=Umwelt

[2] https://www.evkirchepfalz.de/service/suche/?tx_asaggregatesearch_as-sf%5Baction%5D=search&tx_asaggregatesearch_as-sf%5Bcontroller%5D=Search&cHash=a8a13f215713846de973a35f8508dfb2

[3] http://www.frieden-umwelt-pfalz.de/index.php?id=288

[4] https://margotkaessmann.de/wp-content/uploads/predigt-in-bucc88chel-07-juli-2019-margot-kacc88ssmann.pdf

[5] http://www.frieden-umwelt-pfalz.de/index.php?id=354

[6] Exemplarisch sei auf die Darstellung Helmut Thielickes verwiesen, der in allen drei Bänden seiner theologischen Ethik hier grundsätzlich verweist. Vgl. Register Bd 3. S. 957. Zudem Gerhard von Rad: ATD 111 (1981), S. 97-101. Wilhelm Vischer: Der Noachitische Bund. ZdZ 11 (1933) S. 10-33.

[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Blumhardt#W%C3%BCrdigung Am 2.8.2019 durfte ich an folgender Tagung in Bad Boll teilnehmen:  https://www.ev-akademie-boll.de/tagung/110519.html : hierbei erkannte ich die theologischen Irrtümer, die sich in der Biographie Blumhardts bis heute widerspiegeln.

[8] https://www.evangelisch.de/inhalte/151303/31-07-2018/eine-gruene-reformation-reformationstag-2018

[9] https://www.evkirchepfalz.de/index.php?id=33&L=0

[10] Eine wunderbare Formulierung Luthers für die Vernachlässigung kirchlichen Lebens im eigentlichen Sinn.

[11] Das Verb entellomai (Mt 28,20) ist eindeutig mit ‚befehlen‘ oder ‚gebieten‘ zu übersetzen. Als Christi Freunde müssen wir tun, was er uns befiehlt: Joh 15,14. Vgl. Apg 1,2: Gott disputiert nicht, sondern er befiehlt – ob uns das nun passt oder nicht. Die Spielregeln der parlamentarischen Demokratie finden hier keine theologische Anwendung.

[12] https://www.trendsetter-weltretter.de/ http://www.frieden-umwelt-pfalz.de/index.php?id=579

[13] Ich verweise auf die Verwendung des Verbes sōzō (retten), das sich allein im NTG 106 mal findet. Auch das Wortfeld ist zu bedenken, was jedoch den Rahmen dieser Zeilen sprengt.

[14] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/klima-demos-wie-palmsonntag-erzbischof-vergleicht-greta-mit-jesus-61229224.bild.html

[15] Rö 12,2.

[16] 2 Kor 6,14.

[17] 1 Kor 7,31.

[18] 2 Kor 4,4.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 16. September 2019 um 16:19 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Kirche.