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Wird der Islam nach 2070 zur größten Religion der Welt?

Mittwoch 15. April 2015 von Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.


Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.

Gewappnet mit riesigen Datenmengen prognostizieren die Forscher des Pew Research Centers, dass es nach 2070 mehr Muslime als Christen auf der Welt geben wird. „Durch die Datenerfassung zur Zukunft der Religionen erfahren wir viel über die Unterschiede zwischen den verschiedenen Religionsgruppen, die es heute gibt,“ sagt Conrad Hackett, der leitende Demograph des neuen umfassenden Berichts. Die Forscher studierten Volkszählungsdaten, Studien und Bevölkerungsregister aus 234 Ländern, um so die zukünftige Größe der Religionsgemeinschaften der Welt abschätzen zu können.  Sie raten den Lesern allerdings, die Daten mit Vorsicht zu interpretieren – es gibt immerhin eine ganze Seite zum Haftungsausschluss – bieten jedoch Einblicke in das, was Demographen am besten wissen, nämlich wie sich Völker durch Geburten-, Todes- und Migrationszahlen über die Jahre definieren und entwickeln.

Die Ergebnisse sind faszinierend. So gehen die Forscher zum Beispiel davon aus, dass die muslimische Bevölkerung bis zum Jahr 2050 doppelt so schnell wachsen wird wie die übrige Weltbevölkerung – hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass Muslime grundsätzlich jung sind und eine hohe Fertilitätsrate aufweisen. Der Großteil der Muslime wird dann so wie heute auch in Asien und der Pazifikregion zu finden sein(auch wenn der Islam die vorherrschende Religion im Nahen Osten ist, leben dort nur zwanzig Prozent der Muslime). Die Lebenserwartung der Muslime wird zwar über die nächsten vier Jahrzehnte ansteigen, allerdings werden Muslime im Schnitt immer noch früher sterben als Angehörige anderer Religionen, autochthone und animistische Religionen eingeschlossen. Juden hingegen leben am längsten. Im Jahr 2050 wird ihre Lebenserwartung bei 85 Jahren liegen – im Vergleich zu 75 Jahren bei der muslimischen Bevölkerung. Laut Hackett liegt der Grund dafür in der hohen Konzentration der jüdischen Bevölkerung: rund 80 Prozent der Juden leben in Israel und den USA, beides hoch entwickelte Länder.

Aber vielleicht ist die bedeutendste Erkenntnis, dass der Islam in den kommenden Jahrzehnten das Christentum als größte Religionsgemeinschaft der Welt sukzessive ablösen könnte. (A.D.R.: Auch in den islamisch geprägten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens zeigen die Geburtenraten ein stark fallende Tendenz, in manchen Ländern wie dem Iran oder den Vereinigten Arabischen Emiraten sind sie sogar schon unter den Generationenersatz gesunken. Gleichzeitig führen hohe Geburtenraten in Schwarzafrika zu einem sehr raschen Bevölkerungswachstum und ebendort breitet sich der Islam aus (Zur Geburtenentwicklung im Nahen und Mittleren Osten: Betrachten wir die Situation in Europa. Dort war das Christentum historisch bedingt immer die größte Religion. Heute ist es die einzige Region, in der die Anzahl an Christen in den nächsten Jahren voraussichtlich sinken wird. 2010 gehörten 75 Prozent der europäischen Bevölkerung dem Christentum an; für das Jahr 2050liegen die Erwartung eher bei 65 Prozent. Grundsätzlich geht man von einer sinkenden europäischen Gesamtbevölkerung aus.

Die muslimische Bevölkerung Europas hingegen wird mit einem zu erwartenden Zuwachs von 28 Millionen Menschen über die nächsten vierzig Jahre erheblich größer. Muslime werden zwar hier weiterhin in der Minderheit sein und bis zum Jahr 2050 nur rund zehn Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung ausmachen. In Anbetracht der wachsenden Präsenz des Islam und der daraus resultierenden sozialen und politischen Konflikte könnte sich diese Veränderung aber durchaus als folgenschwer erweisen.

Emma Green

IDAF-Aufsatz des Monats April 2015

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 15. April 2015 um 17:06 und abgelegt unter Christentum weltweit, Demographie, Gesellschaft / Politik.