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Weisheit für ein gelingendes Leben

Dienstag 4. November 2014 von Johann Hesse


Johann Hesse

„Heureka! – Ich habe es gefunden!“ Mit diesem Ruf soll Archimedes durch Syrakus gelaufen sein, nachdem er das sogenannte archimedische Prinzip in einer Badewanne sitzend entdeckt hatte. „Heureka!“, das ist bis heute der Ausruf, wenn wir ein Problem oder eine schwierige Frage gelöst haben. Das ist der Ruf, wenn jemand eine neue Erkenntnis gewonnen hat. Archimedes musste damals herausfinden, ob die Königskrone des Königs von Syrakus aus reinem Gold war oder nicht. Wir haben jedoch viel größere Fragen zu beantworten, als die Spezialfrage, die Archimedes damals beschäftigte.

1.   Fürchte den Herrn!

1.1   Die großen Fragen des Lebens

Wir alle müssen für uns die großen Fragen des Lebens lösen: Woher komme ich? Wozu bin ich da? Wohin gehe ich? Wie ist die Welt entstanden? Warum gibt es nicht nichts? Warum lebe ich? Warum muss ich sterben? Was ist das Leben? Was ist der Tod? Was ist der Sinn? Jeder Mensch steht vor der gewaltigen Herausforderung, diese Fragen zu bewegen, zu durchdringen und die richtige Antwort zu finden. Es geht um Erkenntnis! Die Fragen des Lebens liegen ungeordnet vor uns, wie die Teile eines großen Puzzlespiels. Wie müssen die Teile zusammengesetzt werden, damit ein sinnvolles Ganzes und das gesuchte Bild entsteht?

1.2   Die Not unserer Zeit

Die große Not unserer Zeit ist, dass viele Menschen dieses einigende Band nicht mehr finden. In Goethes Faust heißt es einmal: „Dann hält er die Teile in der Hand. Nur leider, was fehlt, ist das geistige Band!“ (Faust, Schülerszene). Das charakterisiert den modernen Menschen. Wir blicken auf gewaltige Erkenntnisse in Technik, Forschung und Wissenschaft – in allen Bereichen arbeiten hochintelligente Köpfe und das Weltwissen wird stetig erweitert. Am CERN, dem weltgrößten Forschungszentrum der Teilchenphysik, arbeiten 3.200 feste Mitarbeiter und über 10.000 Gastwissenschaftler aus 85 Nationen – eine global vernetzte Ansammlung von Intelligenz und Wissen. Doch es bleibt ein Problem: Wie fügen sich die gewonnenen Einzelerkenntnisse in ein stimmiges Bild? Was ist das geistige Band, das alle Teile verbindet? Wer setzt das Puzzle zusammen?

1.3   Der Schlüssel zur Erkenntnis

„Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht“ (Sprüche 1,7). Salomo stellte diesen Vers an den Anfang des Sprüchebuches und damit an den Anfang aller Erkenntnis überhaupt. Er fasst damit das Buch und besonders die ersten neun Kapitel wie mit einer Klammer zusammen. Denn in Kapitel 9 lesen wir erneut: „Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn, und den Heiligen erkennen, das ist Verstand“ (Sprüche 9,10). Da ist „Grips“, wo man den Herrn erkennt. Und auch am Schluss des Buches finden wir die Gottesfurcht (Sprüche 31,30) und die Weisheit (Sprüche 31,26) im Lob der tüchtigen Ehefrau und Mutter vereint. So sind die Sprüche Salomos eingerahmt und durchdrungen von der Einsicht, dass nur rechte Gottesfurcht zu Weisheit und Erkenntnis führt. Salomo führt uns ein in den eigentlichen Zugang zur Erkenntnis: Die Gottesfurcht ist der Anfang der Erkenntnis. Der hebräische Ausdruck rosch bedeutet „Kopf“, „Gipfel“, „Summe“ oder eben „Anfang“ der Erkenntnis. Die Gottesfurcht ist das einigende Band, das alle Teile miteinander verbindet. Sie ist die Antwort auf die großen Fragen unseres Lebens: Woher komme ich, wozu bin ich, wohin gehe ich? Warum ist das Leben vergänglich und nicht ewig? Die Antwort auf diese Fragen schenkt Gott. Wenn wir Gottesfurcht haben, dann lassen sich alle Puzzleteile des Lebens in ein großes einheitliches Bild zusammenfügen. Gottesfurcht ist der Schlüssel für die rechte Wirklichkeitserkenntnis.

1.4   Nicht irgendein Gott!

Dabei geht es Salomo nicht um irgendeinen abstrakten Gottesbegriff. Nein, nicht irgendein Gott oder irgendeine Weltanschauung ist der Schlüssel für die rechte Erkenntnis, sondern allein die „Furcht des Herrn“. Im Hebräischen wird hier der persönliche Gottesname Jahwe gebraucht, der „Ich bin, der Ich bin“ oder auch „Ich werde sein, der Ich sein werde“ bedeutet. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs; er ist der einzige, wahre und lebendige Gott. Nur wer ihn fürchtet, wer ihn kennt, wer an ihn glaubt, der findet den Schlüssel für die Erkenntnis der Wirklichkeit, findet das einigende Band.

1.5   Jesus Christus ist Wahrheit und Weisheit

Das bedeutet auch, dass wahre Weisheit nur in Jesus Christus zu finden ist. Denn der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat sich in seinem Sohn Jesus Christus dieser Welt offenbart. Die „Furcht des Herrn“ findet nur der, der Jesus Christus findet. Jesus hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6). Jesus Christus ist die Wahrheit. Wenn du Jesus erkannt hast und er dein persönlicher Herr und Heiland geworden ist, dann hast du den Zugang zur Erkenntnis der Welt und deines Daseins. In ihm und durch ihn erkennst du die Wahrheit. Was für ein Geschenk, wenn einem die Augen beim Lesen der Bibel geöffnet werden! So ist es mir ergangen während meines Studiums in England. Beim Lesen des Johannesevangeliums wurden mir die Augen geöffnet und ich konnte glauben. Was für eine Gnade! Wenn du Jesus gefunden hast, dann findest du in ihm „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kolosser 2,3). Keine Religion, keine Weltanschauung, keine Wissenschaft oder Philosophie, nur er allein ist der Schlüssel, um zu verstehen, woher wir kommen, wozu wir da sind und wohin es geht. Von hier aus bekommen alle persönlichen und wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse ihren richtigen Platz, ihre korrekte Relation zu anderen Erkenntnissen. Sie fügen sich ein in ein stimmiges Bild des Daseins und der Wirklichkeit.

Wer die Stadt Lemgo im Lipperland besucht, sollte auch das Weserrenaissance-Schloss Brake besuchen. Vor dem Schloss befindet sich ein interessantes Kunstwerk. Nähert man sich diesem Objekt, dann sieht der Betrachter zunächst ein zusammenhangloses Ensemble von Metallbalken, die verstreut beieinander stehen. Fragend umkreist man die Installation. Doch dann erreicht man plötzlich einen Punkt, der besonders gekennzeichnet ist. Nur von diesem Standpunkt aus betrachtet, fügen sich die scheinbar zusammenhanglosen Einzelteile des Kunstwerkes zu einem Gesamtbild zusammen (hier finden Sie die Bilder). Jeder andere Blickwinkel ergibt ein verzerrtes Bild. Nur dieser eine Standpunkt entschlüsselt das Kunstwerk. Da gehen einem die Augen auf – ein echter „Augenöffner“. Es handelt sich dabei um einen perspektivischen Trick, eine „Anamorphose“. Leonardo da Vinci war der erste, der mit Anamorphosen experimentierte. So ist es auch mit uns und der Welt, in der wir leben. Wir können die großen Fragen und Phänomene des Lebens aus ganz verschiedenen religiösen, weltanschaulichen oder rein naturwissenschaftlichen Blickwinkeln betrachten. Doch alle diese Blickwinkel liefern uns ein mehr oder minder verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Nur ein einziger Standpunkt und nur ein Blickwinkel entschlüsseln das Geheimnis unserer Existenz: Jesus Christus. Wenn wir Jesus Christus begegnet sind, ihm unser Leben anvertraut haben und ihm im Glauben nachfolgen, dann finden wir zur wahren Gottesfurcht und echter Wirklichkeitserkenntnis. Durch ihn können wir fröhlich rufen: „Heureka! Ich habe es gefunden!“ – Jesus ist der Schlüssel zur Erkenntnis. Er ist die Antwort auf die entscheidenden Fragen des Lebens.

2.   Behüte dein Herz!

2.1   Die Schaltzentrale deines Lebens

„Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben“ (Sprüche 4,23). In der Übersetzung der Elberfelder Bibel heißt es: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz!“ Wir schützen unsere Computer mit Antivirenprogrammen, wir schließen unsere Häuser ab, wir sichern unsere Autos mit Wegfahrsperren und Alarmanlagen. Was uns wichtig und teuer ist, das schützen wir. Salomo rät uns: Behüte und bewahre vor allem dein Herz! Damit meint er das unsichtbare Zentrum deiner Persönlichkeit. Da, wo du fühlst, denkst und Wünsche hast, wo du Entscheidungen triffst, wo du glaubst, da liegt die Schaltzentrale deines Lebens. Sie sollst du vor allem behüten und bewahren! Warum ist das Herz so wichtig? Salomo gibt uns die Antwort: Aus dem Herzen quillt das Leben. Alles, was du sagst und tust, deine Entscheidungen, die du triffst, die Wege, die du gehst, das Leben, das du lebst, alles entspringt aus dieser einen zentralen Quelle deines Lebens. Was hier entspringt, hat Auswirkungen für Zeit und Ewigkeit.

Salomo nimmt immer wieder die Tierwelt in den Blick. So mahnt er: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr!“ (Sprüche 6,6). Salomo weiß, dass die Weisheit Gottes in die Tierwelt eingewoben ist. Auch von den Bienen können wir viel lernen. Es fängt schon damit an, dass uns der Gesamtorganismus eines Bienenvolkes daran erinnert, dass es einen Schöpfer geben muss. Damit ein Bienenvolk auch nur eine Saison überleben kann, müssen unzählige Funktionen und Parameter aufeinander abgestimmt sein und miteinander funktionieren. Fällt eine dieser Funktionen aus, geht das Volk zu Grunde. Wie soll solch ein hochkomplexer Organismus durch einen ungerichteten Evolutionsprozess durch Mutation und Selektion entstehen? Solange nicht alle Funktionen zufällig zeitgleich auftreten, funktioniert „der Bien“ nicht. Gottes Weisheit rief den ersten Bienenstaat ins Leben. Und so trägt das Bienenvolk bis heute die Handschrift seines Schöpfers und erzählt von „Gottes unsichtbarem Wesen, seiner ewigen Kraft und Gottheit“ (Römer 1,20).

2.2 Lerne von den Bienen – reinige dein Herz!

Die Biene ist ein reinliches Tier. In den ersten Tagen ihres Lebens putzen Bienen die Waben mit einem sterilen Belag aus ihren Drüsen. Salomo stellt in den Sprüchen eine wichtige Frage: „Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert und bin rein von meiner Sünde?“ (Sprüche 20,9). Wer kann das sagen? Niemand, denn keiner von uns ist rein von Sünde. Jesus sagt, dass aus unseren Herzen lauter böse Gedanken kommen: Neid, Streit, Ehebruch, Hass und Mord (Matthäus 15,19.20). Der Mensch ist nicht im Kern gut, sondern böse. Hier hat uns der Humanismus ein falsches Bild von uns selbst vermittelt. Dagegen steht die Aussage des Sprüchebuches: „Wer seine Sünde leugnet, dem wird es nicht gelingen. Wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen“ (Sprüche 28,13). Die Putzbienen putzen die Waben. Christen putzen ihr sündiges Herz. Wenn wir Jesus Christus unsere Sünden bekennen, dann reinigt er unsere Herzen von aller Sünde und Ungerechtigkeit (1. Johannes 1,9). Die Weisheit Salomos lehrt uns: Reinige dein Herz und halte es sauber!

2.3   Lerne von den Bienen – stelle Wächter auf!

Bienen bewachen ihren Stock. Etwa 18 Tage, nachdem die Bienen geschlüpft sind, übernehmen sie Wächteraufgaben. Sie bewachen das Flugloch und kontrollieren die anfliegenden Bienen. Wer nicht den richtigen Stall- oder besser „Stockgeruch“ hat, wird abgewiesen. Manchmal finden vor dem Flugloch regelrechte Kämpfe statt, wenn die Wächter räubernde Bienen abwehren. Aber auch andere Tiere, etwa Mäuse oder Ameisen, werden davon abgehalten, in den Stock einzudringen – notfalls mit dem Giftstachel. Die Bienen behüten den Stock, denn er ist für sie die Quelle des Lebens. Dort brütet die Königin, da ist das Brutnest, da liegen die Vorräte, dort leben die Schwestern. Weil der Stock die Quelle des Lebens ist, wird er gegen Eindringlinge verteidigt, notfalls unter Einsatz des Lebens. Salomos Weisheit sagt: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz!“ Salomo mahnt einen jeden von uns: Stelle Wächter auf – behüte und bewahre dein Herz! Kontrolliere den Zugang, prüfe, was hereinkommt, und bekämpfe alles, was dein Herz verunreinigt und dein Leben gefährdet!

Wir leben in einer Zeit starker Verführungen. In der Gesellschaft finden gewaltige Umwälzungen statt. Der Zeitgeist ist mächtig und er möchte uns auf seine Seite ziehen. Ideologien breiten sich unbemerkt aus: Pluralismus, Relativismus, Genderismus (Einebnung von Geschlechtsunterschieden, Auflösung der vom Schöpfer vorgegebenen Zweigeschlechtlichkeit des Menschen), Sexualisierung, Homosexualisierung des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens. Die Wahrheit wird immer mehr durch Halbwahrheiten und Lügen ersetzt, in allen Bereichen des Lebens. Politik und Medien wollen unsere Herzen verändern. Der Teufel will dein Herz – und er hat Mittel und Wege, sein Ziel zu erreichen. Darum vor allem und über allem: bewahre dein Herz! Was liest du? Was hörst du? Was siehst du dir an im Fernsehen? Welche Internetseiten besuchst du? Was lernen deine Kinder? Da freute ich mich eines Tages, dass meine Tochter im Religionsunterricht etwas über Abraham lernt. Am Tag vor der Religionsarbeit lese ich die Arbeitsblätter, die sie vom Religionslehrer erhalten haben und meine anfängliche Freude schwindet. Meine Tochter lernt im evangelischen Religionsunterricht, dass Abraham der Vater aller großen Weltreligionen sei. Juden, Christen und Moslems haben einen gemeinsamen Glaubensvater und damit einen gemeinsamen Gott. Auf unterschiedlichen Wegen kämen sie an dasselbe Ziel. Unsere und die Herzen unserer Kinder sollen erobert werden. Was lassen wir hinein in unser Herz? Die Pornographie überrollt uns mit Millionen von Internetseiten, Bilder wollen die Herzen von Männern und Frauen erobern, uns kaputt machen, die Ehen zerstören und die Jugend verführen. Lerne von den Bienen und stelle Wächter auf, dass du dein Herz schützt. Kämpfen wir um die Reinheit unserer Herzen und die Reinheit der Herzen derer, die uns anvertraut sind.

2.4   Lerne von den Bienen – lass Honig rein!

Die Wächterbienen bewachen das Flugloch und wehren fremde Bienen ab. Doch es gibt eine Ausnahme. Fremde Bienen finden Einlass in den Stock, wenn sie Honig mitbringen. Es gilt die Regel: „Bringst du Nektar mit, lass ich dich rein!“ Manche Bienen irren sich und steuern versehentlich das falsche Flugloch an, andere erbetteln sich den Zugang, weil das eigene Volk nicht mehr existiert. Bringen sie Nektar mit, werden sie durchgewunken. Im Sprüchebuch lesen wir: „Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut, und Honigseim ist süß deinem Gaumen. So ist Weisheit gut für deine Seele; wenn du sie findest, wird dir‘s am Ende wohlgehen, und deine Hoffnung wird nicht umsonst sein“ (Sprüche 24,13). Wir müssen den Zugang zu unserem Herzen streng kontrollieren. Doch es gilt eine Ausnahmeregel: Gottes Wort hat immer freien Zutritt! Wir sollten unser Herz und unsere Seele mit Gottes Wort füllen. Wer Gottes Wort im Herzen trägt, dem „wird es am Ende wohlgehen und seine Hoffnung wird nicht umsonst sein“. An anderer Stelle heißt es: „Lass dein Herz meine Worte aufnehmen; halte meine Gebote, so wirst du leben“ (Sprüche 4,4). Oder auch: „Wer auf das Wort merkt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt“ (Sprüche 16,20). Jesus sagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“ (Johannes 6,63). Lass Jesu Worte in dein Herz! Seine Worte in unseren Herzen tragen in sich die Kraft des ewigen Lebens. Wer sie hat, dem kann selbst der Tod keinen bleibenden Schaden zufügen. Als sich nach der Lebensbrotrede viele Jünger von Jesus abwenden, fragt Jesus die Jünger, ob auch sie gehen wollen. Petrus antwortete daraufhin: „Wohin sollen wir denn gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Johannes 6,68). Seine Antwort soll auch die unsrige sein.

3.   Verlass dich auf den Herrn!

3.1   Jesus wird dich recht führen

Ein Navigationssystem ist eine geniale Erfindung. Wie selbstverständlich verlassen wir uns auf die Stimme aus dem Navigationsgerät und werden punktgenau ans Ziel geführt. Doch viel genialer noch ist es, der uralten Weisheit Salomos zu folgen: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen“ (Sprüche 3,5.6).

Vor einigen Jahren standen wir als ganze Familie vor einer wichtigen beruflichen Entscheidung. Wir lebten und arbeiteten in Süddeutschland. Schon längere Zeit wollten wir nach Norddeutschland ziehen, doch es ergab sich keine Gelegenheit. Wir warteten lange auf Gottes Ruf. Plötzlich jedoch lag ein Angebot auf dem Tisch. Wir führten Gespräche und es sah sehr gut aus. Wir fingen sogar an, nach Wohnungen Ausschau zu halten. Alle Türen standen offen – die Ampel stand auf Grün. Der Verstand sagte: „Das ist es! Wir ziehen in den Norden.“ Doch in den Gesprächen kristallisierte sich ein Konflikt heraus. In einer wichtigen theologischen Frage musste ich einen Kompromiss machen. Ich wurde im Vorstellungsgespräch auf den Kopf zu gefragt: „Sind Sie denn bereit, diesen Kompromiss einzugehen?“ Während des Gesprächs war ein starkes Gewitter aufgezogen, und als ich die Frage deutlich bejahte, gab es genau in diesem Moment einen gewaltigen Donnerschlag. Einer der Anwesenden sagte: „Wenn das mal nicht ein Zeichen war!“ Dieses Erlebnis ließ mich nicht los. In den Tagen danach rangen meine Frau und ich um die richtige Entscheidung. Wir beteten und lasen in der Bibel und kamen zu der schweren Entscheidung – auch für unsere Ehe – die Stelle abzusagen und vorerst in Süddeutschland zu bleiben. Wir haben in diesen schwierigen Tagen das getan, wovon hier bei Salomo die Rede ist: Wir wollten uns weder von unseren Wünschen noch von unserem Verstand leiten lassen. Wir beteten, wir hörten auf sein Wort und trafen die schwierige Entscheidung der Absage. Und Gott gab dazu seinen Segen. Ein Jahr später bekamen wir einen Anruf vom Leiter des Gemeindehilfsbundes. Pastor Dr. Joachim Cochlovius bot mir die Stelle eines Geschäftsführers des Gemeindehilfsbundes an und so erreichte uns Gottes Ruf in eine neue Aufgabe in der norddeutschen Heimat. „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Ja, es lohnt sich, sich mit ganzem Herzen auf ihn zu verlassen und Entscheidungen, die wir treffen, im Gebet vor ihn zu bringen und anhand seines Wortes zu prüfen. Auch wenn das schmerzhafte Entscheidungen mit unbequemen Folgen sein können, die Zusage gilt: Er wird dich recht führen! Er ebnet selbst deinen Pfad.

3.2   Jesus wird dich wieder aufrichten

„Der Gottesfürchtige kann sieben Mal fallen und wird doch jedes Mal wieder aufstehen“ (Sprüche 24,16). So ging es zum Beispiel Josef. Seine Brüder ließen ihn in den Brunnen fallen. Er ging in die Sklaverei. Er kam ins Gefängnis. Doch er stand immer wieder auf und nach jedem Fall stand er stärker da als zuvor. Wenn Gottes Leute zu Fall kommen, dann richtet Gott selbst sie wieder auf. Wenn wir uns auf den Herrn verlassen, dann bedeutet das keineswegs, dass das Leben leichter wird. Christen fliegen nicht auf „Wolke Sieben“ mit Vorfahrtsberechtigung unbeschwert durchs Leben. Martin Luther hat einmal gesagt: „Anfechtung ist die notwendige Kehrseite des Glaubens. Wer nicht angefochten ist, der kann auch nicht glauben.“ Der Gottesfürchtige fällt, weil er vom Feind angegriffen wird. Ja, als Christen stehen wir unter dem ständigen Beschuss des Feindes. Satan, so schreibt der Apostel Petrus, geht umher „wie ein brüllender Löwe, der sucht, wen er verschlinge“ (1. Petrus 5,8). Als Paulus in Lystra die frohe Botschaft verkündigte, steinigten ihn die Zuhörer, so dass sie dachten, er sei tot. Aber dann geschah es: „Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt“ (Apostelgeschichte 14,20).

Der Gottesfürchtige fällt und steht wieder auf. Vielleicht wurden sie schon einmal verleumdet oder gemobbt, weil sie Christ sind. Vielleicht haben sie ernsthafte Probleme in ihrer Arbeit bekommen, weil sie sich an Gottes Gebote gehalten und sich nicht angepasst haben. Vielleicht hat das auch negative Auswirkungen auf ihr Leben gehabt. Aber es gilt, was hier steht: Sie mögen sieben Mal fallen, doch Gott hilft ihnen wieder auf. Und selbst, wenn wir straucheln und in Sünde fallen, weil wir nicht widerstehen konnten: Jesus vergibt uns und hilft uns wieder auf. „Sieben Mal!“, das ist eine vollkommene Zahl. Also gilt es ganz gewiss: Kinder Gottes stehen wieder auf! Der wahre Gottesfürchtige ist Jesus Christus selbst. Und man hätte meinen können, Satan habe ihn für immer zu Fall gebracht. Jesus starb am Kreuz. Sein Tod begrub die Hoffnungen der Jünger. Der Gerechte Gottes wurde ins Grab gelegt. Doch als die Frauen zu seinem Grab kamen, fragten die Engel, die dort warteten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (Lukas 24,5). Der Gerechte fällt und steht doch wieder auf. Und so ist es auch mit uns, die wir Christus nachfolgen. Wenn wir auf Christus blicken, dann begreifen wir, dass dieses Weisheitswort eine Ewigkeitsdimension enthält. Selbst wenn wir am Ende in das kühle Grab gelegt werden, gilt’s: „Der Gottesfürchtige kann sieben Mal fallen und wird doch jedes Mal wieder aufstehen.“ Wenn Christus in uns ist, dann werden auch wir ein letztes Mal wieder aufstehen und ewig leben!

3.3   Jesus wird dich ans ewige Ziel bringen

Wenn wir uns auf den Herrn verlassen, dann wird er uns den Weg ebnen, dann wird er uns aufhelfen, wenn wir fallen, und er wird uns zum Ziel bringen: „Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen, das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag“ (Sprüche 4,18). Sind wir ohne Gott unterwegs, sieht das ganz anders aus: „Der Gottlosen Weg aber ist wie das Dunkel: Sie wissen nicht, wodurch sie zu Fall kommen werden“ (Sprüche 4,19). Die Weisheit Salomos stellt uns zwei Wege vor Augen. Es sind die zwei Wege, die uns bereits im Psalm 1, verfasst von Salomos Vater, vor Augen gestellt werden. Es sind die zwei Wege, die auch Jesus benennt. Die Welt geht den breiten Weg. Dieser Weg endet im Dunkel, im Verderben, in ewiger Finsternis. Salomos Weisheit weist uns auf den Weg des Gerechten. Es ist der schmale Christusweg: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind‘s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden“ (Matthäus 7,13.14).

Vor einiger Zeit war ich auf der Nordseeinsel Pellworm. An einem herrlichen Sommermorgen war ich früh auf und ging Joggen. Ich lief am Rand des Wattenmeeres entlang und konnte während meines Laufes beobachten, wie sich die Sonne als riesiger roter Feuerball langsam aus dem Meer erhob. Welch ein atemberaubender Anblick! Solch einen schönen morgendlichen Lauf habe ich seither nicht mehr erlebt. Wer mit Jesus Christus durch das Leben geht, der läuft auf einem schmalen Weg. Aber das Licht der aufgehenden Sonne bestrahlt diesen Weg und der Läufer läuft in Richtung des vollen Tages. Das ist der Tag, an dem Jesus Christus wiederkommen und die Ewigkeit Gottes sichtbar in unsere Dimension von Raum und Zeit einbrechen wird. Wohl dem, der mit Christus auf diesem Weg und zu diesem Ziel unterwegs ist! Wenn dieser Tag da ist, heißt es nicht mehr: „Heureka – ich habe es gefunden“, sondern: „Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unseres Gottes!“ (Offenbarung 19,1). So wollen wir uns von Salomo ermutigen lassen, auf dem Weg mit Jesus zu bleiben, denn er allein bringt uns ans Ziel: „Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen, das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag“ (Sprüche 4,18).

Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 4. November 2014 um 15:03 und abgelegt unter Predigten / Andachten.