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Evangelische Schulbücher fördern die Bejahung gleichgeschlechtlicher Lebensweise

Montag 14. Oktober 2013 von Johann Hesse


Johann Hesse

Moment mal! Ist der Titel des neuen Schulbuches für evangelische Religion, das an niedersächsischen Gymnasien von diesem Schuljahr an in der siebten Klasse verwendet wird. Das dritte Kapitel des Schulbuches, das 2013 in erster Auflage im Klett-Verlag erschienen ist, behandelt das Verhältnis der Geschlechter: „Gemacht als Mann und Frau – was heißt das?“ Nach Bearbeitung dieser Lektion ist der Schüler nach Aussage des Buches in der Lage „zu erklären, was (biblische) Mythen über Menschen und ihre Beziehungen sagen“. Der erste Abschnitt des Kapitels beginnt mit dem Genesiswort: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1 Mose 2,18). Darauf aufbauend hätte man in einem Lehrbuch für evangelische Religion eigentlich eine kleine für Schüler verständliche und möglichst positiv wertende evangelische Ehelehre erwartet. Stattdessen liegt der Schwerpunkt der dann folgenden und im Unterricht zu behandelnden Zitate im Bereich der Stellung der Frau, so wird u. a. Eva aus der Sicht einer feministischen Theologin beschrieben.

Ohne dass die Schließung einer Ehe oder die Aussagen der Bibel zur Ehe überhaupt auch nur erwähnt wurden, wird im nächsten Kapitel bereits das Zerbrechen von Beziehungen behandelt. Marc (13) kommt zu Wort und berichtet von der Trennung seiner Eltern. Sabine Schmidt (47) kommt ebenfalls zu Wort und berichtet von der Goldenen Hochzeit ihrer Eltern. Ein Lichtblick? Nein, denn es graut Sabine Schmidt vor dieser Feier: „Aushalten, durchhalten, Maul halten.“ Ganz nach diesem Motto verlief anscheinend auch die Ehe der beiden Jubilare. Die Zitierte meint, dass ein Ende mit Schrecken besser gewesen wäre, als ein Schrecken ohne Ende, doch sie stellt fest, dass an „Scheidung damals noch nicht zu denken“ war. Nur in einem Nebensatz erwähnt Sabine Schmidt, dass sie bei Freunden auch gelingende Ehen miterlebt habe, die ihr Mut zur eigenen Ehe gemacht hätten. Immerhin! Doch hier hätte man unbedingt anknüpfen müssen, um den Schülern aufzuzeigen, dass Gott auch kaputte Ehen wieder heilen kann und der Glaube Versöhnung unter Ehepartnern und die Erneuerung von Ehen möglich macht.

Im nächsten Abschnitt geht es um die Rolle der Sexualität. Es werden ein Zitat aus der EKD-Orientierungshilfe „Mit Spannungen leben“ und die Aktion „Wahre Liebe wartet“ gegenübergestellt. Doch das Pro und Contra ist nur scheinbar unparteiisch, da die EKD-Position innerhalb des Buches Leitfunktion hat. Sie wird als maßgebliche Stimme „evangelischen Glaubens“ gehandelt. In diesem Fall wird die EKD-Orientierungshilfe u. a. mit folgendem Zitat zu Gehör gebracht: „…die damit gegebene Ausrichtung an der Geschlechtergemeinschaft von Mann und Frau kann jedoch nicht ohne Weiteres gleichgesetzt werden mit den Leitbildern Ehe und Familie. In den biblischen Schöpfungsaussagen ist nicht ausdrücklich von diesen – geschichtlich und kulturell variablen – Formen des Zusammenlebens die Rede…“ Hier kündigen sich bereits die vielfältigen u. a. gleichgeschlechtlichen Lebensformen der nun aktuellen EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ an. Dass die Bibel und damit auch die evangelische Ethik die Sexualität im Schutzraum der ehelichen Geborgenheit verortet und sie darauf beschränkt, lesen wir in der EKD-Stellungnahme nicht. Es ist zu befürchten, dass die Aktion „Wahre Liebe wartet“ nur die Außenseiterposition übernehmen soll, auf deren Hintergrund dann die liberale Position der EKD erläutert werden soll.

Diese Befürchtung wird dann im Abschnitt „Gemacht als Mann und Mann / als Frau und Frau?“ bestätigt. Ein Bild gibt die Marschroute an: Zwei stilisierte Paare gleichen Geschlechts vor dem Hintergrund einer Regenbogenflagge, die hier nicht als Zeichen der Treue Gottes steht, sondern als Symbol der Homosexuellenbewegung zur Geltung kommt. Unter der Überschrift „Verbotene Liebe“ wird ausführlich (25 Zeilen) geschildert wie Sven und Christoph sich während einer Fahrradtour näherkommen, sich gegenüberstehen, in die Augen sehen und sich dann küssen. Es folgt ein Kasten, der vom Leiden homosexueller Christen berichtet: „Viele homosexuelle Christen leiden in fundamentalistischen Gemeinden“. Tom Haus war in der „evangelikalen Bewegung in Chemnitz als Liedermacher aktiv“. Nach seinem „Outing“ sei er „ausgegrenzt und diskriminiert“ worden. Sogar Morddrohungen habe er erhalten. Das Zitat stammt aus dem Buch „Mission Gottesreich“ von Oda Lambrecht und Christian Baars. Im Anschluß daran wird dann Manfred Kock als ehemaliger Ratspräsident der EKD zitiert: „Zur Zeit der Entstehung der biblischen Schriften war nicht bekannt, dass Homosexualität eine Prägung der Sexualität ist, die nach wissenschaftlicher Erkenntnis mehr als 10 % der Menschen betrifft. Insofern ist es auch keine Verletzung der Schöpfung oder Missachtung der Ehe, wenn Homosexualität als vorgegeben verstanden wird.“ Auch die Professorin für evangelische Theologie Helga Kuhlmann kommt zu Wort: „Die christliche Religion, in der Gott die Liebe und die Quelle der Liebe ist, gebietet Respekt vor allen, die sich lieben“. Selbstverständlich – das legt der gesamte Kontext nah – ist da die aufblühende Liebe von Christoph und Sven inbegriffen. In den weiterführenden Aufgaben werden die Schüler aufgefordert, sich über die Geschichte und Ziele des „Christopher Street Day“ und die Ziele und Grundsätze des Arbeitskreises „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) zu informieren.

Es ist erschütternd, dass die Verfasser eines Schulbuches für evangelische Religion nicht in der Lage oder willens sind, auf Grundlage von Bibel und Bekenntnisschriften eine zeitgemäße evangelische Ehelehre zu entwickeln und den Schülern Mut zur Ehe und Familie zu machen. Noch erschütternder jedoch ist, dass zwölf- bis dreizehnjährige Schüler in völlig tendenziöser Weise an das Thema Homosexualität herangeführt werden und ganz offensichtlich im Gegensatz zur biblischen Ethik im Sinne einer vorbehaltlosen Bejahung homosexueller Lebensweise beeinflusst werden sollen. Nachfragen beim niedersächsischen Kultusministerium und beim Klett-Verlag ergaben, dass das Buch in dieser Fassung bereits in zwölf Bundesländern zugelassen ist. Auch wenn die inhaltliche Ausrichtung des Buches nahtlos in das rot-grüne Umerziehungsprojekt passt, so zeichnet doch bereits die christdemokratisch-liberale Vorgängerregierung für die Zulassung des Buches an niedersächsischen Gymnasien verantwortlich.

Johann Hesse

Moment mal! 2 Evangelische Religion Gymnasium, Ernst Klett Verlag, 1. Auflage 2013

Quelle: Aufbruch – Mitteilungsblatt des Gemeindehilfsbundes 2/2013.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 14. Oktober 2013 um 9:36 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Kirche, Sexualethik, Theologie.