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Ist Gott unsere Mutter?

Donnerstag 11. Juni 2009 von Johann Hesse


Johann Hesse

Ist Gott unsere Mutter?

In der „Bibel in gerechter Sprache“ wird das „Vater Unser“ übersetzt mit „Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel. Ist es für Christen legitim, Gott als Mutter zu bezeichnen und Gott als „unsere Mutter“ anzusprechen?

Nach dem reformatorischen „sola scriptura“ suchen wir die Antwort auf diese Frage in der Schrift. Schon ein kurzer Blick in die Konkordanz verrät, dass Gott sich an keiner Stelle als Mutter offenbart oder anreden lässt. Es gibt nur den bekannten Vergleich im Propheten Jesaja: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jes 66,13). Wohlgemerkt: Gott tröstet sein Volk nicht als Mutter, sondern wie eine Mutter ihre Kinder tröstet. Das kommt einer angenommenen Mütterlichkeit Gottes noch am Nächsten, kann aber eine Anrede Gottes als „Mutter“ kaum begründen. Zu fragen ist: Wie offenbart sich Gott und wie will er aufgrund seiner Offenbarung angesprochen werden? Das Alte Testament gibt uns erste Hinweise:

Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein (2Samuel 7,14; 1Chronik 28,6).

Bist du doch unser Vater, denn Abraham weiß von uns nichts…Du, Herr, bist unser Vater (Jes 63,16).

Die Vaterschaft Gottes wird uns in ihrer Fülle in Jesus Christus offenbart und zugänglich gemacht. Immer wieder spricht Jesus von Gott als seinem Vater (Mt 7,21; 10,32; 11,27; Mk 14,36; Lk 2,49; 23,34; Joh 1,14; 3,35; 8,16) nie und an keiner Stelle spricht Jesus von Gott als seiner Mutter. Jesus selbst redete Gott im Gebet als seinen Vater an, niemals als seine Mutter (Joh 11,41; 12,28; 17,1). So lehrt uns Jesus denn auch nicht nur durch sein Vorbild, sondern auch durch direkte Anweisung, Gott als Vater anzureden und nicht als Mutter: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name (Mt 6,9). Durch Jesus und nur durch ihn kommen wir zum Vater (Joh 14,6), nicht zur Mutter. Wenn wir Jesus sehen, dann sehen wir Gott den Vater, nicht Gott die Mutter (Joh 14,9). Der Heilige Geist führt uns zum himmlischen Vater (Joh 4,23) und durch ihn rufen wir auch das vertrauliche „Abba, lieber Vater“ (Rö 8,15).

Gott hat sich zwar als Vater seines Volkes, seines Sohnes und seiner Kinder geoffenbart und will auch als Vater angesprochen werden, aber damit hat er doch keine Aussage über sein Geschlecht gemacht. Hier liegt wohl der Denkfehler. Gott ist Geist (Joh 4,24). Es ist doch gar nicht nötig und möglich, Gott ein biologisches Geschlecht zuzuordnen. Er ist weder Mann noch Frau, sondern Gott und Geist. Wenn dieser souveräne Gott sich uns als Vater offenbart und uns durch seinen Sohn lehrt, ihn als Vater anzurufen, dann wollen wir diesen (väterlichen) Wunsch respektieren und befolgen. Mit welcher Begründung sollten wir Gott gegen seinen Wunsch, gegen seinen geoffenbarten Willen und gegen das gelebte Vorbild seines Sohnes und der von ihm autorisierten Apostel mit „Mutter“ ansprechen?

Wo Namen vergeben werden, wird in gewisser Weise Herrschaft ausgeübt. Eltern dürfen bestimmen, wie sie ihre Kinder nennen. Gott hat das Recht, Namen zu vergeben und Jakob in Israel umzubenennen (1Mose 32,29). Gott gibt Adam das Recht, den Tieren ihren Namen zu geben. (1Mose 2,19) Nebukadnezzar übte Herrschaft aus, indem er den gefangenen Juden andere Namen gab (Dan 1,7). Entspringt der Gedanke, Gott gegen seinen geoffenbarten Willen einen anderen Namen zu geben, dem Wunsch, über Gott zu herrschen, ihn zu beherrschen, ja Gott gleich zu sein?

05.06.2009

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 11. Juni 2009 um 16:37 und abgelegt unter Allgemein, Theologie.