Gemeindenetzwerk

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Das große Halleluja

Freitag 2. August 2013 von Pastor Jens Motschmann


Pastor Jens Motschmann

Predigt über Psalm 150

„Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! 2 Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! 3 Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! 4 Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! 5 Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! 6 Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!“ (Psalm 150)

Liebe Gemeinde!

Es ist etwas Wunderbares, wenn man so Gott loben und danken kann. In der Bibel stehen 150 Psalmen. Mit dem 150. Psalm  schließt das Psalmenbuch. Es ist so, als wenn alles aufgeboten wird, um noch einmal Gott mit allem, was nur möglich ist, zu loben. Jeder Vers dieses Psalms beginnt mit dem Wort: „Lobet Gott! Lobet ihn!“

Was ist das eigentlich – Gott loben?! Was bedeutet in der Bibel: „Gott loben”?

Es bedeutet schlicht und einfach: Ihm in allem die Ehre geben, indem man Ihn bekennt, Ihn vor den Menschen preist.

Unser Psalm nimmt drei Fragen auf und beantwortet sie:

1. Wo sollen wir Gott loben?
2. Wofür sollen wir ihn loben?
3. Und womit sollen wir ihn loben?

1. Wo sollen wir Gott loben?

Antwort: „Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!“

Wir können ihn natürlich überall loben, aber es ist etwas Wunderbares, wenn man es mit anderen in der Gemeinde tut. Viele leiden unter der Vereinzelung in den Gemeinden. Es tut einfach gut, wenn wir mit anderen gemeinsam Gottesdienst feiern.

„Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!“

Gemeint war damit der Tempel in Jerusalem. Für den frommen Israeliten war dort Gott gegenwärtig. Der Tempel wurde aber zerstört. Von diesem Heiligtum kündet heute nur noch ein gewaltiger Mauerrest: die sog. Klagemauer, genauer: die westliche Stützmauer des ehemaligen Tempelplatzes. Diese Mauer hat, als einziger Rest des ehemals so sehr verehrten Tempels, ungeheuren Wert für die gläubigen Juden, die dort beten.

Tempel und andere Orte können zerstört werden, aber nicht die „Feste seiner Macht”. Gott ist unabhängig von Räumen und von Heiligtümern. Das sagt die Bibel selbst.

Der Evangelist Johannes berichtet, daß die Gegner Jesu nach einem Zeichen fragen, das er doch – bitteschön – tun könne, um sich auszuweisen. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ (Johannes 2,19) Johannes erklärt: „Das sagte er aber von dem Tempel seines Leibes.“

Jesus ist für die Gemeinde des neuen Bundes Gottes Tempel. Jesus ist der Ort, wo wir Gott antreffen. Jesus Christus ist für uns Gottes erste Adresse: Wer ihn hört, hört Gott. Wer Gemeinschaft mit ihm hat, hat Gemeinschaft mit Gott.

Was Jesus voraussagte, traf ein. Sie haben diesen Tempel zerbrochen. Sie haben ihn am Kreuz zerbrochen. Aber zu Ostern wurde dieser Tempel Gottes wieder hergestellt. Und von diesem Augenblick an, braucht die Menschheit nicht mehr den Tempel in Jerusalem oder ein anderes Gotteshaus im alten Sinne des Wortes. Sondern sie geht zu Jesus, wenn sie Gott sucht. Wenn es hier heißt: „Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!“,  dann bedeutet das für uns: Wir loben und preisen Gott dort, wo das Volk Gottes in Jesu Namen zusammenkommt. Und das ist heute dieser Ort. Aber es kann an jedem Ort geschehen, wo zwei oder drei in Jesu Namen versammelt sind. Da soll geschehen, was hier steht:

„Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!“

Und nun kommt die zweite im Psalm 150 verborgene Frage und Antwort:

2. Wofür sollen wir Gott  loben?

„Lobet ihn für seine Taten!“ Einfach für alles, was er für uns getan hat. Was könnte man da alles aufzählen! Ja, einfach alles, womit er unser Leben erhält. Daß wir unser Ein- und Auskommen haben, daß wir bis in diese Stunde hinein bewahrt geblieben sind trotz allem, was auch uns zu schaffen machte, daß wir Menschen um uns haben, die zu uns stehen, daß wir hier an diesem Ort diese Gemeinde haben mit hilfsbereiten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Ja – das mag ja alles richtig sein, könnte mancher denken. Aber mir ist im Augenblick nicht nach diesem Loben zumute. Ich denke dabei an diejenigen, die von Leid getroffen sind, die Kummer haben, die irgendwie festsitzen. Ich denke an die, die gerade in diesem Jahr von der Flutkatastrophe heimgesucht worden sind.

Können die in unser fröhliches und dankbares Gotteslob einstimmen?

In der Apostelgeschichte wird uns berichtet, wie Paulus und sein Begleiter Silas ins Gefängnis geworfen werden. Da sitzen sie nun: geschunden, mißhandelt, gefesselt, so daß alle Glieder schmerzen – und was tun die beiden? Mitten in der Nacht stimmen sie Lobgesänge an. Im tiefsten Dunkel stimmen sie Lobgesänge an? Wie ist das möglich? Statt zu jammern loben sie Gott.

Gott loben heißt: Gott in allem die Ehre zu geben. Und das bedeutet auch, damit zu rechnen, daß bei ihm alle Dinge möglich sind.

Der französische Schriftsteller André Gide schrieb: „Es ist ein Gesetz im Leben: Wenn sich eine Tür vor uns schließt, öffnet sich dafür eine andere. Die Tragik ist jedoch die, daß man nach der geschlossenen blickt und die geöffnete nicht beachtet.“

Wer von uns gar nicht mehr ein noch aus weiß, der soll einmal alles Hadern und vielleicht sogar alles Bitten einen Augenblick lassen und soll getrost einmal loben und danken für das, was ihm bei allen Verlusten und bei allem Leid geblieben ist. Nichts verändert uns so sehr zum Guten – und das gerade in den dunkelsten Augenblicken unseres Lebens – wie das Lob Gottes.

3. Womit sollen wir Gott loben?

Das ist die dritte Frage in unserm Psalm 150. Wir sollen ihn loben mit unserm ganzen Wesen, mit dem, was Gott selbst in uns hinein gegeben hat.

Lobt Gott mit euren Stimme und mit euren Instrumenten. Lobt Gott mit Worten.

Lobt Gott mit eurem Reden und Tun, mit eurem Singen und Musizieren.

„Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!“ Oder wie der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber übersetzt: „Aller Atem preise Ihn!“

Zu Beginn der Bibel wird im Schöpfungsbericht erzählt, daß Gott Erde nimmt, seinen Odem, also seinen Atem, einhaucht und der Mensch daraus wird – ein Bild! Der Mensch ist von Anbeginn erdgebunden, aber ein Geschöpf Gottes. Er atmet seinen Geist. Wer um diese Bestimmung weiß, daß er vom Geist Gottes her lebt, der ist im wahrsten Sinne des Wortes begeistert. Und solche Begeisterung, solche Erfahrung, daß der Geist Gottes an uns und in uns wirkt, die muß sich andern mitteilen. Das kann man gar nicht für sich behalten. Darum:

„Lobt ihn mit Posaunen,
lobt ihn mit Psalter und Harfen!
Lobt ihn mit Pauken und Reigen,
lobt ihn mit Saiten und Pfeifen!
Lobt ihn mit hellen Zimbeln,
lobt ihn mit klingenden Zimbeln.“

Nun hat nicht jeder eine Posaune zur Hand, eine Harfe, eine Pauke oder Pfeifen. Und manche der hier aufgezählten Instrumente kennen Sie vielleicht gar nicht:

Z.B. Psalter: ein Saiteninstrument, ähnlich wie eine Zither mit zehn Saiten.
Oder: Zimbeln: vermutlich zwei Schlaginstrumente aus Kupfer, die gegeneinander geschlagen wurden.
In der Orgel sind übrigens einige der hier genannten biblischen Instrumente vereinigt.

In der Gemeinde des alten Bundes hatte die Musik ihren Platz, wie wir es in diesem Psalm 150 hören. Es gab damals zur Zeit des Alten Bundes so etwas wie ein Tempel-Orchester. Heute haben wir kein Tempel-Orchester, auch kein Kirchen-Orchester, aber hier und da einen Posaunenchor und Sängerinnen und Sänger des Chores. Wir haben hier eine herrliche Orgel. Wir danken Gott, daß dieses Instrument in solcher Klangschönheit  erklingen kann.  Es ist für uns eine Freude. Diese Orgel wurde nicht nur deshalb restauriert, weil es schön ist, wenn eine Orgel so schön klingt, sondern ganz einfach deshalb, weil es hier steht, daß wir Gott loben sollen – auch mit den Instrumenten.

Niemand ist vom gemeinsamen Gotteslob ausgeschlossen:

Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!“

Nochmals: Gott loben bedeutet: Gott in allem die Ehre geben.
In und bei allem, was geschieht, sich immer wieder vor Augen halten, was ER für uns getan hat.

Darum ist es so treffend, daß nicht nur dieser 150. Psalm, sondern das gesamte Buch der Psalmen mit diesem Zuruf schließt:

„Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!“ A m e n .

Pastor Jens Motschmann, Bremen (evangelisch) in Püggen/Altmark (Dorfkirche), am 16. Juni 2013, dem3. Sonntag nach Trinitatis (Fest-Gottesdienst anläßlich des 100. Jahrestages der Orgel).

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 2. August 2013 um 16:28 und abgelegt unter Predigten / Andachten.