Ohne gelebtes Martyrium kein Christentum
Freitag 6. Mai 2011 von Pastor Heinrich Kemner (1903-1993)
„Wir aber sind nicht von denen, die da weichen.“
(Hebräer 10,39a)
Ein billiges Bekenntnis auf Kirchentagen und in religiösen Erbauungsversammlungen. Ganz anders ist es im Alltag des Lebens. Ganz anders, wenn unser Leben dem Tod Christi ähnlich wird und wir, wie der Apostel Paulus sagt, wie Schlachtschafe geachtet sind. Hier bewährt sich der Christenglaube. Er wird wirklichkeitsecht in der Bedrängnis. Der Hebräerbrief richtet sich an Leute, die den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet haben.Hier ist die wahre Bekenntnisfront. Wie leicht passen wir uns an menschliche Meinungen an, wenn wir in Stellung und Beruf davon Vorteile haben! Wie leicht verlieren wir in Glatteissituationen den Boden! Wir sollten in solchen Augenblicken weder zu schnell handeln noch weichen, sondern in der Unmittelbarkeit, die ein Christ unter dem Kreuz des Herrn immer hat, das tun, was, wenn der Herr durch uns handelt, auch für die Welt Zeugnis ist. Das leidende Zeugnis ist hier oft echter als das redende. Jedenfalls will mir scheinen, dass das in vielen Lagen oft der einzige Weg ist, dieser Welt die Wirklichkeit Jesu zu deuten. Der Däne Sören Kierkegaard, der bedeutendste und tiefste christliche Denker des 19. Jahrhunderts, sagt: „Es gibt kein Christentum ohne dieses gelebte Martyrium.“
Heinrich Kemner (Quelle: “Er füllt leere Hände”, Tägliche Andachten, hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz, Neukirchener Verlag, Neukirchen, 1965, S. 364)
Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 6. Mai 2011 um 14:30 und abgelegt unter Predigten / Andachten.