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Geschlechtergerechtigkeit – eine protestantische Erleuchtung? Teil II

Mittwoch 15. Juli 2009 von Christian Hausen


Christian Hausen

Geschlechtergerechtigkeit – eine protestantische Erleuchtung? Teil II

6. Undemokratische EinfĂĽhrung eines Leitprinzips

Wir haben hiermit eine Wende im Staat erreicht, die ihresgleichen sucht. Die geschlechterpolitische Strategie des Gender Mainstreaming hat in der bundesdeutschen Debatte eine erstaunlich schnelle Karriere gemacht. War sie 1999 hierzulande noch so gut wie unbekannt, wird das Programm im Jahr 2000 auf Bundes- und Länderebene zum Leitprinzip. Von Bedeutung war die von der UNO ausgerichtete 4. Weltfrauenkonferenz in Peking im Jahr 1995. Die Aktionsplattform galt aber als völkerrechtlich unverbindliche Empfehlung. Bereits zum Jahresende beschloss der Ministerrat der Europäischen Union, dass GM verbindlich sei für sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen. Der „Amsterdamer Vertrag“ machte GM für alle EU-Staaten rechtsverbindlich und ermächtigte auch dazu, Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung zu bekämpfen. Vorangetrieben wurde die Ideologie u. a. von der SPD-Abgeordneten Lissy Gröner, die als vormals Geschiedene mit einer Frau seit dem Jahr 2005 „verheiratet“ ist (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2006).

Dass die unkritischen Deutschen sich verführen lassen, ist nicht ganz neu. Die Bürger empfinden aber, soweit sie etwas von GM mitbekommen haben, dass den Politikern das demokratische Empfinden abhanden gekommen ist. Nach Artikel 20 des Grundgesetzes ist die Bundesrepublik ein demokratischer Staat, wobei alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht. Dies ist und bleibt der Souverän. Es gibt keine andere Legitimationsquelle neben der Bevölkerung. Schon damit ist klargestellt, dass Umstülpungen des grundgesetzlichen Wesensgehalts unzulässig sind. Es bleibt die verfassungsgebende Gewalt des Volkes bestehen. Das Minimum ist, auch wenn das Grundgesetz die Ausübung durch besondere Organe vorsieht, dass das Volk informiert und aufgeklärt wird, wenn es zu derartig grundlegenden Änderungen kommt. Die Politiker machen es sich viel zu einfach, wenn sie meinen, GM sei nur eine Ausgestaltung des Gleichberechtigungsgebots nach Artikel 3 der Verfassung.

Das schlichte Volk fragt – wenn es mit GM konfrontiert wird –, wo die intelligenten Frauen und Männer bleiben, gerade in einer Nation der Dichter und Denker. Die Menschen spüren, dass den Gender-Ideen etwas Unnatürliches anhaftet. Das gilt auch für die Ideen des EU-Parlaments, das z. B. Werbefilme, in denen eine Hausfrau am Herd gezeigt wird, verschwinden sollen. Es geht um ethisch oder rechtlich verbindliche Verhaltensregeln für Reklamesendungen (Pro-kompakt, 35/2008). So sollen eben Botschaften, die „Geschlechterstereotype vermitteln, aus Lehrbüchern, Spielzeug, Videos, Computerspielen und Internet“ beseitigt werden.

Dann kommt es doch noch im Rahmen von GM zu Gedanken in Bezug auf den Nachwuchs. Die Schaffung von möglichst vielen Kinderkrippen ist ein zentrales Anliegen für die CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen. Das hat sie u. a. ausführlich am 13.02.2007 in der Kieler Hermann-Ehlers-Akademie unterstrichen. Beeindruckend war ihre Leidenschaft, allerdings blieb der ideologische Charakter nicht verborgen geblieben. Dass die Frauen mit Geld, also kostenlosen KiTas umworben werden, um einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, ist schon nicht unproblematisch. Wenn sie dafür ihre Kleinstkinder wechselnden Betreuungspersonen anvertrauen sollen, dann ist dies im höchsten Maße erörterungswürdig, zumal es wissenschaftlich so gut wie unbestritten ist, dass Kinder die ersten drei Lebensjahre bei ihren Eltern verbringen sollen. Der demokratische Geist mit der Freude an einer öffentlichen Diskussion wird – wohl im Hinblick auf GM – vernachlässigt.

Bewegend sind die Erfahrungen der Psychologin Lieselotte Ahnert, die sich mit dem Problem der staatlich finanzierten Krippen in der DDR befasst hat: Sie „beobachtete die Kinder zuhause in den Tagen, bevor sie in die Krippe kamen, und erlebte sie quietschvergnügt und gesund. Wenige Wochen nach Beginn der Fremdbetreuung aber wurden die gleichen Kinder wieder und wieder krank. Als Ahnert am Ende psychosomatische Gründe für die häufigen Erkrankungen verantwortlich machte, gehörte nicht wenig Mut dazu, diese Ergebnisse auch öffentlich zu verkünden. Die Kinder wurden nicht wegen ungenügender Hygiene in den Einrichtungen krank, sondern weil sie sich nicht wohl fühlten, keine sicheren Bindungen zu den fremden Betreuern aufbauen konnten, so das Fazit der Psychologin“ (Die Zeit, 39/2007). Erschütternd sind die Langzeitstudien des Heidelberger Präventionsmediziners Professor Ronald Grossarth-Martizek: Für einen Menschen gebe es nichts Besseres, als eine ununerbrochene Mutter-Kind-Beziehung in den ersten Lebensjahren. Von 1000 Kindern, die diese gesunde Beziehung erleben durften, würden später nur 48 rauchen, 34 alkoholsüchtig sein, 13 vor dem 16ten Lebensjahr an Krebs erkranken. Wurde die Beziehung zur Mutter hingegen unterbrochen, so sah es ganz anders aus: Von 1000 Kindern würden dann 330 Raucher, 212 alkoholsüchtig und 117 vor dem 16ten Lebensjahr krebskrank. Hinzu kommt, dass bei den Menschen mit ununterbrochener Mutter-Kind-Beziehung und gesunder Ablösung 85,8 % religiös, bei denen mit Unterbrechung der Beziehung zur Mutter es gerade 3 % seien (idea-Spektrum 08/2007).

Die Bundesfamilienministerin hat selbst sieben Kinder geboren, welche sie ganz überwiegend einer Betreuungsperson anvertraut hat. Dass sie berufstätig war und ist, ist eine persönliche Entscheidung, zu deren innerer Rechtfertigung sie sich wohl auch so sehr für die Fremdbetreuung einsetzt. Deshalb hat die ehemalige Lichtgestalt an Strahlkraft verloren. Die Frage ist gestattet, ob Personen wie die Tagesschausprecherin Eva Hermann als Vorbilder angesehen werden können. Immerhin hat die Fernsehfrau die Kurve geschafft: Entgegen allen Zornesausbrüchen der herrschenden Ideologen hat die „Bußpredigerin für die Umkehr der Frauen“ (Der Spiegel, 36/2006) eine Art Bekehrung erlebt. Ihr ist auch wichtig die erwähnte Bindungsfähigkeit. Diese wird durch die frühkindliche Erziehung in der Familie gesteigert. Neuere Hirnforschungen können auch die Bindungserkenntnisse belegen, dass emotionale Stabilität und aktive Kommunikation mit dem Kleinstkind grundlegend sind für das Kindeswohl und für die Verschaltungen im Gehirn. Der Wechsel von Bezugspersonen führt zu Schwierigkeiten in Hinsicht auf die emotionale Stabilität, ja das Urvertrauen.

So machte sich „Polylux“, die ARD-Satiresendung über die Ideen des Ministeriums lustig und forderte: „Perücken für Babys, damit sie erwachsener aussehen“, ferner Englisch für Babys, Zeichensprache zur Vertiefung der Multikultur und „ein korrektes Zeichen für das Liebhaben“.

7. Gezielte Sprachverwirrung der Gender-Ideologen

„Unser Volk, das ja nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern vor allem der Erfinder und Ingenieure ist, wird von der Muttersprache des Wissens abgeschnitten, die seit Luther eine wissenschaftlich-technische Revolution nach der anderen, eine hohe Innovationsfähigkeit hervorbrachte“ (Klaus Däßler, Deutsche Sprachwelt, 31/2008). Warum wird nicht frank und frei ein deutscher Begriff gewählt? Man kann mit dem Stilkritiker Wolf Schneider mitfühlen, der sein neuestes Buch betitelt: „Speak German. Warum Deutsch manchmal besser ist“. Wörtlich übersetzt heißt Gender Mainstreaming etwa so: Hauptstrom im Sinne des sozialen Geschlechts. Um das unklare Wort richtig zu deuten, lautet die amtliche Definition: „Gender Mainstreaming besteht in der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung von Entscheidungsprozessen, so dass von den Akteur/Innen, die üblicherweise in Entscheidungsprozesse eingebunden sind, eine Perspektive der Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Vorgehensweisen, auf allen Ebenen und in allen Phasen eingenommen wird“ (Council of Europe, „Gender Mainstreaming“, Dokument EG-S-MS, Straßburg 1998 S. 15). Der beschönigende Charakter kommt in dem Wort “gut” zum Vorschein. Am erschreckendsten ist der Absolutismus, der mit Demokratie nichts zu tun hat, nämlich ausgedrückt durch das dreifache Wort „allen“.

Bei GM gilt offenbar das Bonmot: „Ein Wort anzubieten bedeutet eine Welt anzubieten“ (Paula-Irene Villa, „Sexy Bodies. Eine soziologische Reise durch den Geschlechtskörper“, Obladen 2000 S. 127). In der Tat bietet bereits erhebliche Schwierigkeiten, eine eindeutige Übersetzung von „Gender“ ins Deutsche zu finden. Nach dem Oxford-Duden von 1996/97 wird Gender als grammatisches Geschlecht, als Genus bezeichnet. Das Paar Ideologie und Irritation hat sich als Strategie bewährt. Man denke etwa an den Nationalsozialismus oder den Kommunismus. Bezeichnend ist regelmäßig die Begründungsarmut. Hinzu kommen Bestrebungen, den „Gegner“, also den Mann, zu diskriminieren sowie dessen Denk- und Handlungsweise ins Lächerliche zu ziehen. In verschiedenen Zusammenhängen hat sich der Verfasser über die Strategien von Neuerern Gedanken gemacht, wobei er regelmäßig zu wenigstens „vier B“ (siehe sein Buch „Mehr Mut zum C in der Politik“, S. 15/16) gelangt:

a) Bildungsarmut: Es mangelt an der Ăśbersicht und Gesamtschau des selektiv vorgehenden Traditionskritikers,

b) Beschimpfungen: Die hilflos wirkenden Glaubensgegner lenken mit Verbalinjurien und Verunglimpfungen zulasten des GegenĂĽbers von ihren Argumentationsdefiziten ab,

c) Begründungslosigkeit: Man beschränkt sich im Wesentlichen auf reine Behauptungen und tut so, als ob es sich um Selbstverständlichkeiten handelt, die zur Allgemeinbildung gehören,

d) Beschränkungslust: Vom Gegner nicht erreichte Ziele werden hervorgekehrt, ohne dass die erheblich größeren Eigendefizite eingeräumt werden.

Auffällig ist, dass in anderen Staaten diese feministischen Errungenschaften nicht übernommen wurden, selbst in dem progressiven Dänemark, in dem z. B. eine Bischöfin mit „Frau Bischof“ angeredet wird, ein männlicher Krankenpfleger traditionell mit „Krankenschwester“. Selten ist in Zeitungen zu lesen, dass etwa jemand „unter die Räuber/Innen gefallen“ ist. Begriffe wie „Terrorist/Innen“ oder „Dieb/Innen“ kommen in den Medien bei Unkenntnis über die Identität der Kriminellen nicht vor. Die Doppelungen mit „innen“ sind nach den Forderungen des Feminismus und der daraus zumindest teilweise abgeleiteten „Political Correctness“ nur mit positiver Ausrichtung zu verwenden. Das wird auch in der „Bibel in korrekter Sprache“ deutlich, wo zwar immer wieder von der Göttin die Rede ist, nicht aber von einer Teufelin oder Satanin.

Ăśberhaupt wird das Problem der Männer immer akuter. Sie gelten in wissenschaftlichen Kreisen immer mehr als das schwächere Geschlecht. Die Gesprächsbereitschaft lässt nach, Männer antworten zu selten oder nur ausweichend. Dabei können sie doch so positiv auf die Gesellschaft einwirken. Der Leiter der „Promise Keepers“, Pastor J. Metzger, drĂĽckt das so aus: „Der politische Wandel beginnt mit dem einzelnen Menschen. Wenn Sie einen Mann verwandeln, dann verwandeln Sie die Familie. Wenn Sie die Familie verwandeln, dann verwandeln Sie die Stadt. Wenn Sie die Stadt verwandeln, dann verwandeln Sie die Nation.“ Männliche und weibliche Gehirne unterscheiden sich in etwa einem Dutzend anatomischer Merkmale. Das männliche ist größer, und zwar um durchschnittlich etwa 10 %. Allerdings arbeitet es vergleichsweise asymmetrisch: Wenn Männer sprechen, dann ist vor allem die linke Gehirnhälfte aktiv. Bei Frauen hingegen arbeiten die rechte und die linke Gehirnhälfte zusammen.

Heute mĂĽssen die weniger sprachbegabten Männer z. T. Schweres durchmachen: Man denke etwa an die Vorwände in Sorgerechtsprozessen, mit welchen es Frauen immer wieder schaffen, den Vätern das Recht, mit ihren Kindern zu verkehren, vorzuenthalten. Frauen konnten im tiefsten Mittelalter erstaunliche Positionen erreichen im WirtschaftsgefĂĽge von Städten; der soziale Status der Frau war mitnichten nur schlicht, aber man kann auch nicht generell von Emanzipation sprechen.“ Die Frau war eigentlich seit eh und je die „graue Eminenz“. Hören wir eine echt emanzipierte Frau: Es war so, „dass Frauen zu allen Zeiten, zu allen gesellschaftlichen Stellungen, unabhängig von Religion oder Weltanschauung, mehr oder minder aus dem Verborgenen Einfluss geĂĽbt haben. Meine Auslegung des häufig negativ zitierten biblischen Untertänigkeitsgebots (Epheser 5) lautet: Während wir uns unserer WĂĽrde und unseres Wertes bewusst bleiben, stärken wir unsere Umwelt (Partner, Kind, Eltern) und bauen sie auf“ (Dagmar Schmidt). Bestätigt wird dies durch Ă„uĂźerungen der italienischen Schriftstellerin Susanna Tamaro, deren Erfolgroman „Anima mundi“ ins Deutsche ĂĽbersetzt worden ist: „Frauen sind Männern ĂĽberlegen, davon bin ich ĂĽberzeugt. Das ist die Tragödie der Frauen“ (Spiegel Interview 09/1997). Das heiĂźt im Klartext, dass die Forderung der Frau, dem Mann untertan zu sein, das Verlangen zum verantwortungsbewussten Stärken des schwachen Partners bedeutet. Diese Untersuchungen zeigen, dass die Männer gar nicht die Ăśberlegenen sind, auch wenn sie bei einem sportlichen Vergleich in vielen Disziplinen Sieger sein werden, so sind sie im seelischen Bereich regelmäßig schwächer.

Dabei hat die Wissenschaft längst erkannt: Väter sind durch nichts zu ersetzen. Darauf hat der Ethiker Thomas Schirrmacher in seinem Buch „Moderne Väter – weder Waschlappen noch Despoten“ aufmerksam gemacht. Es heißt darin u. a.: „Die psychologische oder physische Abwesenheit der Väter von Familien ist eine der größten unterschätzten Tragödien unserer Zeit“. Ein Drittel der Kinder würden unter den Folgen einer männerlosen Erziehung leiden. Es komme überdurchschnittlich zu Schulversagen, Drogensucht und sozialen Auffälligkeiten. Mädchen mit einer fehlenden oder gestörten Vaterbindung würden häufiger Opfer von Missbrauch und öfter als Teenager schwanger. Es bleibt dabei: Frauen und Männer sind bei ihrer Unterschiedlichkeit gleichwertig und können einander in wunderbarer Weise ergänzen.

8. Verantwortungslose Finanzierung gesetzwidriger Praktiken

Die Gender-Ideologie will nicht nur die Lage der Menschen ändern, sondern die Menschen selbst. Das allein bedeutet schon einen unermesslichen Aufwand, um die Umwandlung zu finanzieren. Wichtig für die Propagandisten ist der Einfluss auf die Kinder. So sollen sie möglichst früh sexualisiert werden. Dafür sorgt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). In dem Heft „Mädchensache(n)“ findet man Folgendes: „So wie die meisten Menschen beim Thema Sex neugierig sind, fragen sich viele auch, was lesbische Frauen im Bett (oder sonst wo…) machen. Bei Mädchen, die mit Mädchen zusammen sind, ist es nicht anders, als bei anderen Paaren auch: Sie machen alles, worauf sie Lust haben. Das kann Küssen oder Streicheln sein, mit dem Mund, der Zunge oder den Fingern.“ Die Publizistin und Mutter von drei Kindern Gabriele Kuby denkt darüber sehr kritisch: „Dies ist die Familienpolitik eines Staates, der von der demografischen Krise in seiner Existenz bedroht ist. Weil Gender Mainstreaming die globale und nationale Agenda mit oberster Priorität ist, kann das Problem des Familienzusammenbruchs, der massenhaften Tötung ungeborener Kinder und der sinkenden Geburtenrate nicht gelöst werden. Die von Staat und Medien betriebene moralische Zerrüttung des Volkes ist die Wurzel des Übels“ (Pro Conscientia, Infobrief Nr. 17 vom 09.11.2007 S. 9).

Ein „Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung vom ersten bis zum dritten Lebensjahr“ fordert Eltern auf, das Kind beim Saubermachen zu kitzeln und an verschiedenen Stellen zu küssen. Die Stadt Berlin, die für sich mit „arm aber sexy“ wirbt, offeriert eine Anleitung zur Homosexualisierung der Schüler, u. a. in den Fächern Deutsch und Ethik; die „Handreichung für weiterführende Schulen“ mit einem Umfang von 198 Seiten hat der Senat zum Thema „lesbische und schwule Lebensweisen“ herausgegeben. Der Staat finanziert eine Vielzahl von Lehrstühlen an deutschen Universitäten für „Gender Studies“. Die familienfeindliche Lehre wird vom Staat in einer Weise unterstützt, welche im Laufe der Geschichte wohl einmalig ist. Das gipfelt im „GenderKompetenzZentrum“ an der Berliner Humboldt-Universität. Das Bundesfamilienministerium ist Sponsor. Die kritische Publizistin Kuby spricht von der „Kaderschmiede“.

Für das bereits erwähnte Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz wurde eine Antidiskriminierungsstelle geschaffen mit einem Etat von jährlich wenigstens 5 Millionen €. Es soll die vermeintlich diskriminierten Personen bei ihren Kontrollen über die Meinungsfreiheit unterstützen. Letztlich werden damit – wie im Dritten Reich – Bestrebungen, andere Menschen zu denunzieren, unterstützt. Hält man sich vor Augen, mit welchen Schäden die Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Antidiskriminierungsgesetz rechnet, so geht es um zig Milliarden jährlich. „Der Spiegel“ (01/2007) zählt noch weitere kostspielige Gender-Projekte auf: In jedem Berliner Bezirksamt hängt am Schwarzen Brett inzwischen ein Fortschrittsbericht der „Gender-Geschäftsstelle“. Das Verkehrsministerium zahlte 324.000 € für das Papier „Gender Mainstreaming im Städte-Bau“. 180.000 € hat das Bundesumweltministerium für die Studie „Gender Greenstreaming“ zur Verfügung gestellt; es sei geschlechterpolitisch sinnvoll, wenn es auch „Motorsägenkurse für Frauen“ gäbe.

Nun sollen Milliarden für den Krippenausbau ausgegeben werden, und zwar nicht nur für eine Notmaßnahme, z. B. zugunsten alleinerziehender Mütter. Es handelt sich hier auch um einen Ausfluss des GM: Geld wird für etwas ausgegeben, das nicht nachgewiesen konstruktiv ist. Offiziell geht man von 4 Milliarden € aus, realistische Hochrechnungen kommen auf mehr als das Dreifache. Nicht vergessen werden darf, dass das Familienministerium seit Oktober 2003 die Einrichtung des Gender-Kompetenz-Zentrums an der Humboldt-Universität in Berlin mit jährlich 340.000 € finanziert. Dabei werden konstruktive Ergebnisse, falls es diese überhaupt gibt, verschwiegen. Die Geheimnistuerei ist verdächtig, der Unredlichkeitsgedanke ist kaum zu verdrängen.

Wegen des finanziellen Aufwands allein schon ist es opportun, in Bezug auf GM „zurückzurudern“.

9. Antichristlicher Charakter von Gender Mainstreaming

Die Anlehnung an den Marxismus indiziert bereits das Antichristliche – auch wenn es mit der Ideologie so manche naive Verantwortliche gut meinen. Die Entlehnung außerchristlicher Elemente, insbesondere in der EU, bewirkt, dass eine Ideologie, die nicht mit der christlich-abendländischen Kultur konform geht, eingeführt worden ist. Dabei hat sich das Christentum in Europa und Deutschland bewährt; der positive Einfluss kann nicht dadurch wegdiskutiert werden, dass es zu Ausfällen gekommen ist, welche auf bibelwidriges Handeln zurückzuführen sind. Man denke etwa an die Kreuzzüge, Inquisitionen oder Hexenverbrennungen. Die Vorzüge christlich orientierter Lebens- und Handlungsweisen überwiegen bei Weitem.

Die Leugnung der christlichen Errungenschaften – etwa in der EU – wirkt als historische Lüge, zumal es in Europa kaum einen etwas größeren Ort gibt, ohne dass mindestens eine Kirche herausragt. Kaum ein Komponist, Maler oder Dichter von Weltrang ist in seiner Kunst ohne die christliche Grundlage zu erfassen. Stellvertretend wird der norddeutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann zitiert: Es werde „auf der kulturellen Christlichkeit abendländischen Menschentums mit aller Freiheit und Festigkeit bestanden werden müssen“. Nach Auffassung des Literaten seien wieder herzustellen „die Gebote des Christentums, aus ihnen muss das Grundgesetz für das zukünftige Zusammenleben der Völker abgeleitet werden, vor dem alle sich werden beugen müssen“.

Man denke etwa auch an bekennende Nichtchristen wie Sonja Zekri und ihren Artikel über die Gottlosigkeit aus der Kulturabteilung der „Süddeutschen Zeitung“. Sie beschreibt in bewegenden Formulierungen die Verunsicherung der Atheisten im Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse: Studien würden belegen, dass fromme Menschen gesünder und glücklicher lebten und besser wirtschafteten, womit Gottlosigkeit nicht nur zum Gesundheitsrisiko, sondern auch zum Armutsfaktor werde. Es ergeben sich die interessante Frage: Führt GM zum christlichen Glauben, zum durch Jesus erwirkten Heil?

Gender Mainstreaming findet in der Heiligen Schrift keine Grundlage. Gott schuf den Menschen als „einen Mann und eine Frau“ (Genesis 1, 27). So heißt es, dass die Frau „des Mannes Ehre“ sei (1. Korinther 11, 7). Ein Anlass für GM könnte der Ärger über Verse sein wie das Gebot, dass die Frau in der Gemeinde schweigen soll, um daheim ihren Mann zu fragen (1. Korinther 14, 35) oder „die Frauen seien untertan ihren Männern“ (Epheser 5, 22). Die Empörung von Frauen, auch Männern, kann man verstehen. Die historisch-kritische Forschung hat viel versucht, um diese Passagen zu eliminieren. Spöttisch könnte man den Bibelkritikern unterstellen, dass die Worte „in der Gemeinde“ hinzugefügt seien, also eigentlich Frauen immer schweigen sollten. Nach den Gesetzen der Logik lässt sich aber folgende Auffassung vertreten: Der Apostel hatte diese Verse, die Frauen zu diskriminieren scheinen, in weiser Vorausschau gewählt, letztlich um GM zu verhindern! Dabei mag tröstlich sein, dass nach Paulus die Menschen einander untertan sein sollen, also auch der Mann der Frau (Epheser 5, 21).

Die Bad Krozinger Synode hat sich auch auf die Bibel gegründet, und zwar in den konstruktiven Abschnitten, dass Frauen und Männer einander ergänzen und sich wechselseitig bereichern sollen, wobei auf Römer 12, 2 ff und 1. Korinther 12, 12 ff hingewiesen worden ist. Die GM-Ansätze werden allerdings nicht mit Versen aus dem Wort Gottes begründet. Die feministische Theologie findet darin keine wirkliche Stütze. Es ist erschreckend, wie wenig an theologischer Wissenschaft die Synode 20 Jahre zuvor zu bieten hatte. Entsprechendes gilt auch für die erwähnte nordelbische Handreichung, obgleich die Bischöfe Jepsen, Wartenberg-Potter und Dr. Knuth das Gender-Projekt unterzeichnet hatten. Verständlich sind gewiss die Hinweise auf Markus 10, 30 und Lukas 11, 28, um die Aufhebung patriarchaler Herrschaftsstrukturen zu untermauern. Diese sind in der Tat nicht biblischen Ursprungs. Am kritischsten stehen die Verantwortlichen zu der „Weigerung vieler christlicher Kirchen, Frauen zu ordinieren“. Insoweit besteht offenbar ein missionarisches Bedürfnis, etwa Katholiken oder Orthodoxe zu „bekehren“. Ob man dazu wirklich des Umwegs über GM bedarf, ist höchst fraglich, zumal es trotz der Synode von Bad Krozingen oder den EU-Bestimmungen Anzeichen für eine Änderung in den Weltkirchen gibt. Eine Begründung für GM fehlt auch in der nordelbischen Schrift „Das alles ist möglich!“.

Heute wird in vielen Bereichen nach Vorbildern gesucht. Tatkraft ist etwas, das dem heutigen Mann dringend zu empfehlen ist. Vom Apostel Paulus kann man wirklich nicht sagen, dass er etwa im negativen Sinne „weich“ gewesen sei. Mut und Tatkraft haben ihn ausgezeichnet. Eine zentrale Vorschrift bei ihm ist: „Wachet, steht im Glauben, seid männlich und seid stark!“ (1. Korinther 16, 13). Das hat nichts mit autoritärem Gehabe zu tun, zumal es im folgenden Vers heißt: „Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen“. Patriarchalische Exzesse schließen den Gedanken der Liebe bereits aus logischen Gründen aus. Mit einer liebevollen Gesinnung kann ein Mann auch ohne weiteres „Familienoberhaupt“ sein, auch wenn es mancher Frau nicht gefällt.

Der vollkommene Mann ist weder Macho noch Weichei (Paulus spricht von „Weichlingen“ im 1. Korinther 6, 9), aber er ist ein Streiter für das Gute. „Die Kampfbereitschaft eines Mannes zeigt sich nicht im Kampf um die eigene Ehre, sondern darin, dass er für die Wahrheit eintritt mit allem, was ihm zur Verfügung steht“ (so der Chemiker Dr. Daniel Meinzer). Das bedeutet, dass man auch zur Wahrheit steht, selbst am Arbeitsplatz, auch wenn es unbequem und mit Nachteilen verbunden ist. Man muss sich nur vor Augen halten, was eine Vielzahl von großen Denkern bestätigt: „Der Mensch ist unheilbar religiös“. Die Gender-Anhänger müssen sich ehrlich sagen, dass ihre Perspektive letztlich auch religiösen Charakter hat. Sie scheuen aber den öffentlichen Disput.

Man darf auch nicht übersehen, dass aus christlicher Perspektive die Verführung eine erhebliche Rolle in unserer Gesellschaft spielt. Die Demagogie hat besonders bei den großen vernichtenden Ideologien des 20sten Jahrhunderts maßgeblichen Einfluss gehabt. Paulus ist bewusst, dass sich Gottes Gegenspieler durchaus als „Engel des Lichts“ verstellt (2. Korinther 11, 14). Nach dem Gesagten trifft dies zumindest teilweise für GM zu.

Nun ist es durchaus nachvollziehbar, dass derartige Ausführungen Gender-Ideologen stören. Allein schon die biblischen Äußerungen über die verantwortungsschwere Stellung des Mannes wirken als Sakrileg. Das gilt auch für die persönliche Beziehung des Menschen mit Jesus Christus, weil diese in gewisser Hinsicht auch die Subordination des Menschen beinhaltet.

10. Unvereinbarkeit von Gender Mainstreaming
mit kirchlichem Bildungsauftrag

Die Gender-Ideologie ist bei aller Nettigkeit der Kirchen nicht würdig. Die katholische hält sich zurück und fährt damit gut; die evangelische hat sich dem neuen Diktat teilweise unterworfen. Die Nordelbische Kirche hat zeitlich nach der erwähnten Handreichung selbst verfügt, dass die Menschen befähigt werden sollen, in ihrem Glauben kritikfähig gegenüber menschlichen Ideologien zu werden (NEK Synode online, Februar 2008). Diese Organisation erweckt den Eindruck, als ob sie einfache Regelungen wie die des Grundgesetzes über die Gleichberechtigung geistig nicht erfasst hat.

Grundlage ist eine Synodalentscheidung von 2004. Es wird die Gender-Ideologie im vollen Umfang übernommen, ohne Anhaltspunkte dafür, dass sich die Entscheidungsträger wissenschaftlich und kritisch damit auseinandergesetzt haben. Die Synode beschließt das Konzept zur Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Verfahrens und bittet die Kirchengemeinden, Kirchenkreise sowie die Dienste, Werke und Einrichtungen, dieses „bis zum Jahre 2010 zu implementieren“. Die EU-Förderprogramme, insbesondere der EU-Strukturfonds – sind an die Erfüllung des Gender-Mainstreaming-Prinzips gebunden. Insbesondere die Diakonischen Werke, die Fördermittel beantragen, müssen bereits jetzt das Prinzip anwenden. „Stellungnahmen, Positionsbestimmungen und Forderungen zu wichtigen gesellschaftlichen und kirchlichen Themen werden künftig nur mit der Gender-Perspektive vollständig, angemessen und zureichend erscheinen.“

Nun ist die NEK seitdem wirklich aktiv gewesen. Sie hat die Umsetzung bereits in die Wege geleitet. Dem Juristen fallen besonders zwei Handlungsbereiche auf. Zunächst irritiert der „Kirchliche Arbeitnehmerinnen Tarifvertrag (KAT) vom 01.12.2006“. Auffällig ist, dass es hier nicht nur um das bisherige feministische „I“ geht, sondern um die rein weibliche Formulierung. Der Begriff „Arbeitnehmerin“ ist in dem Gesetz Standard. Die Männer kommen allenfalls nebenbei vor, und zwar im zweiten Absatz von § 1: „Die im Tarifvertrag verwendete Bezeichnung Arbeitnehmerin umfasst weibliche und männliche Arbeitnehmer“. Der Leser denkt hier unvermittelt an Satire.

Entsprechendes gilt auch für die „Bibel in gerechter Sprache“, die zu einem großen Teil von der ehemaligen Lübecker Bischöfin Frau Wartenberg-Potter verantwortet wird. In der Präambel der „Verfassung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche“ heißt es u. a.: Sie ist verpflichtet, „Verfälschungen abzuwehren“. Die „Bibel in gerechter Sprache“ weist ehrlich auf die „Mitwirkenden“ hin. Die Bischöfin ist auf S. 2400 aufgeführt im „Beirat zur Förderung, Unterstützung und Begleitung des Projektes“. Anstatt die Überwachungspflicht zu erfüllen, hat sie selbst die kirchliche Verfassung mit Füßen getreten. Das ergibt sich aus dem Gutachten des Theologieprofessors und Altbischofs Ulrich Wilckens. Die Fassung sei von einer „tiefen Häresie“, also von Irrlehre durchzogen. Er wirft seiner späteren Nachfolgerin auf dem Bischofsstuhl Versäumnisse ihres geistlichen Wächteramtes vor. Der Begriff „Vater“ für Gott wird vermieden. Damit wird das Wesen des biblischen Gottes mutwillig verändert. Jesus erscheint nicht als Sohn Gottes und Erlöser, sondern als „vorbildlicher Mensch“, der den Menschen die weiblichen Züge seiner Gotteserfahrung nahe bringt. Die gutachterliche Stellungnahme unterstreicht, dass es sich hier im juristischen Sinne um eine „Urkundenfälschung“ nach § 267 StGB handelt. Danach muss mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren derjenige (für die Betreffenden auch: „diejenige“) rechnen, der (die) zur Täuschung im Rechtsverkehr eine echte Urkunde verfälscht. Als solche lässt sich der Urtext der Heiligen Schrift ansehen. Man muss bei dem Produkt wohl von „selbstgerechter Bibel“ reden.

Der „Spiegel“ spottet über die „Frauenpower-Bibel“ und stellt sie als „nicht seriös“ hin. Die Übersetzer übersehen aber, dass sie sich letztlich auf eine Stufe mit den Nazis gestellt haben. Im Dritten Reich wurde auch „zeitgerecht“ an theologischen Lehrstühlen verkündet, dass Jesaja 53 erst um 800 nach Christi Geburt von den Juden erfunden worden sei, um den arischen Völkern einen Schuldkomplex zu suggerieren, damit sie besser ausgebeutet werden konnten.

Das Gemeindeglied wird hellhörig, wenn dann die Rede von den „Informationen über wissenschaftliche Erkenntnisse der Geschlechterforschung“ ist. Zumindest lässt sich nicht so ohne weiteres in den kirchlichen Beschlüssen die Wissenschaftlichkeit erkennen, man muss den Verantwortlichen viel glauben! Vor allem gibt es keine Hinweise dafür, dass insoweit Forschung getrieben wird mit der Maßgabe, dass sie ergebnisoffen ist. Es handelt sich hier um ein allgemeines gesellschaftliches Problem, wobei zutiefst zu bedauern ist, dass sich die profilierte Evangelische Kirche, die bald ein halbes Jahrtausend lang die geistige Entwicklung in Deutschland bestimmt hat, nunmehr an den Zeitgeist verkauft hat. Gesetz und Rechtsprechung kennen den Begriff „Kartell“. Gedacht ist an Verhinderung, Einschränkung und Verfälschung des Wettbewerbs in der Wirtschaft. Es sind in theologischer und gesellschaftlicher Hinsicht Monopole gebildet worden, wobei es am geistigen Wettbewerb fehlt, so dass man von einer „kumulativen Marktabschottungswirkung“ sprechen kann. Wenn überhaupt, dann müsste doch bei Beschlüssen, die eindeutig gegen den Wortlaut der Bibel verstoßen, wenigstens Einstimmigkeit gefordert sein. Das synodale Verhalten in Bezug auf Feminismus und GM berechtigt zu der in der Christenheit immer wieder auftauchenden Frage, wieweit gesetzestreue Gemeindeglieder den Beschlüssen Folge leisten sollen. Auch wenn es sich rein formal um Empfehlungen handelt – etwa vergleichbar mit den „Richtlinien der EU“ –, wird von Bischöfen, Pröpsten, Pastoren und Kirchenvorstandsmitgliedern letztlich doch erwartet, sich jenen zu unterwerfen. Wenn etwas gegen den „reformatorischen Ordre Public“ verstößt, so muss, wie im Grundgesetz vorgesehen, den Gemeinden ein Widerstandsrecht zuerkannt werden. Die Bibel kennt ja das Postulat, Gott mehr als den Menschen zu gehorchen!

Die Bibel ist sehr streng mit den Pastoren, die ja – übersetzt – Hirten sein sollen. Jesus spricht von sich indirekt als dem guten Hirten, der sein Leben für die Schafe lässt. „Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe“ (Johannes 10, 12). Es erhebt sich die Frage, wieweit es korrekt ist, diejenigen, die den „Wolf im Schafspelz“, das nett erscheinende GM, haben kommen sehen und die Herde verlassen, als Mietlinge anzusehen sind. Die Kirche, der die Gesellschaft das Nächstenliebegebot zu verdanken hat, müsste gerade danach lechzen, die Männerverhöhnungen zu unterbinden. Die Bezeichnung als „Volltrottel“ könnte man vielleicht noch scherzhaft hinnehmen, wenn aber die FDP-Politikerin Cornelia Pieper den Mann als „halbes Wesen“ bezeichnet, als einen Unfertigen, der „von der Evolution und dem weiblichen Geschlecht überholt“ worden sei, dann wird es höchst kritisch. Radikalfeministinnen wie Andrea Dworkins sprechen unverblümt über die Erforderlichkeit der Männervernichtung – das erinnert an die Eingangsworte von Sartre. Die Frage ist berechtigt: Wo spürt man in Staat und Kirche noch Luthers Geisteskraft: „Der Kaiser muss kein Christ sein, es genügt, dass er Vernunft besitzt“? Protestanten sind erschüttert, wenn sie vom katholischen weltbekannten Journalisten Peter Scholl-Latour hören müssen, dass der Protestantismus sich nicht nur im Siechtum befinde, sondern bereits gestorben sei. Es ist schon auffallend, dass die Schwesternkirche um ein Vielfaches öfter in den Medien vorkommt als die Evangelischen.

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass GM – bei allen gut gemeinten Beweggründen – der Gesellschaft und der Kirche nicht würdig ist. Es fehlt am notwendigen Minimum der Erkenntniskräfte. Man kann letztlich einer scharfen Kritikerin, nämlich der Tochter des RAF-Mitglieds Ulrike Meinhoff, Bettina Röhl nur zustimmen. Als Publizistin, die um die Beseitigung der auf GM zurückzuführenden Asymmetrie bemüht ist, schreibt sie (Cicero Online Spezial vom 20.08.2008): „Was hier als Gleichberechtigung daher kommt, ist jedoch tatsächlich Frauenbevorzugung und Männerbenachteiligung mit zweifelhaftem Nutzen für Frauen und zweifellosem Schaden für Männer. … Von spezifischen Männerrechten oder dem Ausgleich von klassischen Männerbenachteiligungen, die es auch gibt, ist in den bisher veröffentlichten Texten zu GM an keiner Stelle die Rede. Bist du Frau, bleibst du Frau, bekommst aber alles, was die Gesellschaft zu bieten hat. … Gender Mainstreaming ist eine Art totalitärer Kommunismus in Sachen Sex und Geschlechterbeziehung. Die real existierende Welt wird unterschwellig das (zu eliminierende) Patriarchat genannt, und die Frau und auch die Gesellschaft sollen zu ihrem Glück in Gestalt eines Matriarchats auf leisen Sohlen gezwungen werden: Frauen in den Beruf und an die Macht, sprich in die Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Kultur, Männer an den Herd und in die traditionell zu 100 % besetzten Schwerstarbeiten, wie Untertagebau, Kampftauchen, Firefighter (die ausdrücklich von der Frauenministerin nicht genannt werden). Kinder in die Krippen, Mädchen in die GM-Förderprogramme, Jungs in die Gender-Mainstream-Umerziehungsschule, wo sie die historischen Verbrechen der Männer an den Frauen büffeln. Und Familie? Abgeschafft…“ Die empörte Kritikerin spricht sogar von einem „pseudowissenschaftlichen Rassismus“ und fragt, ob die Mehrheit der Frauen wirklich Interesse daran habe, dass ihre Söhne systematisch von GM benachteiligt werden als Buße für historische Ungerechtigkeiten. Sie deutet gar etwas von „Rachelegitimationen“ an und bringt GM auf den Punkt: „Östrogen bedeutet Friedlichkeit, Fruchtbarkeit, Frohsinn – Testosteron dagegen bedeutet Teufel, Terror und Tyrannei“. Sie erachtet die Veröffentlichungen des Frauenministeriums als Produkte simplen Geistes, mit denen bereits die 68er sich selbst und ihre Kinder ausgiebigst gequält hätten.

Es wäre eine schöne Aufgabe der Männer in Anlehnung an Bettina Röhl, nunmehr mit Geist, Scharfsinn, Witz und auch emotionaler Intelligenz Staat und Kirche auf deren Verantwortungslosigkeit in Bezug auf GM hinzuweisen. Dabei soll durchaus in bipolarer Weise auf den gutmenschlichen Charakter der Ideen aufmerksam gemacht werden. So schön das neue Gemeinschaftsdenken auch ist – einen „Zwangskonsens“ hatten wir bereits in den Großideologien des vergangenen Jahrhundertes.

Es geht dem Verfasser überhaupt nicht darum, andere Personen bloßzustellen, die eindeutige Kritik lässt sich leider nicht vermeiden. Der aufmerksame Leser konnte feststellen, dass es um eine „Kritik an der Kritik“ geht. Auch wenn Political Correctness und neumodische Toleranz so etwas nicht zulassen, bleibt der Autor bei seiner – vom Bundesgerichtshof untermauerten – Ansicht: Der durch neue Ideen Desavouierte traditionell Agierende darf mit noch deutlicheren Worten kontern. Es geht überhaupt nicht um Angriffe gegen einzelne Personen – etwa „Genderisten“ oder Homosexuelle, die als von Gott geliebte Menschen anzusehen sind – sondern um eine adäquate Verteidigung des Bestehenden gegen unbegründete Erneuerungsideen und damit verbundene Diffamierungen des Traditionellen. Die GM-Aktivisten sollten nicht vergessen, dass ein Verbrecher wie Reichs-Propagandaminister Joseph Goebbels die Umfunktionierung von traditionell Bewährtem über eine Bewusstseinsrevolution realisieren wollten. Zumindest die Gebildeten unter den jetzigen Revolutionären sollten die Sorgen ihrer geistigen Kontrahenten respektieren. Sie müssen auch verstehen, dass, wenn sie mit Aggressivität und autoritärem Gehabe vorgehen, die Mittel begrenzt sind, ihnen nur mit „Engelszungen“ zu begegnen. Das Handeln der arrogant und indoktrinär wirkenden Entscheidungsträger muss bei aller Achtung vor ihrer Person bekämpft werden. Dass sich manch unfreundliches Wort nicht vermeiden lässt, liegt auf der Hand. Persönlich ist das nie gemeint – in Anlehnung an Jesus, der Menschen, die ein Gedankengebäude errichten, welches auf Unredlichkeit fußt, als „Schlangenbrut“ oder „Otterngezücht“ bezeichnet.

Daher kann man mit den 68ern den Gender-Verantwortlichen sagen: „Die Hierarchie ist wie ein Regal, je höher, desto nutzloser“. In der Tat ist GM sinnlos, auch wenn diese Ideologie von höchster Stelle verordnet wird. Der Bürger soll durch diese Zeilen zum Widerstand angeregt werden, etwa im Sinne der tapferen Barbara Rosenkranz aus Österreich, die in ihrer Kritik am „geschlechtslosen Menschen“ unverblümt davon spricht, dass durch die Gehirnwäsche offenbar keiner mehr wissen soll, ob er Männlein oder Weiblein sei. Sie spottet über die „gegenderten Ampeln“ in Dresden, auf welchen neben den Männchen auch noch Frauchen hinzugefügt worden sind. Als Warnung soll uns das auf der Leipziger Messe 2009 vorgestellte Buch „Die nächsten 100 Jahre“ von George Friedmann dienen, der in unhöflich anmutender Weise den Deutschen prophezeit, sie würden ab dem Jahr 2050 wegen Überalterung und allzu sozialen Verhaltens in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Gott möge uns davor bewahren!

Christian Hausen, Rechtsanwalt
24536 NeumĂĽnster
März 2009

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 15. Juli 2009 um 14:59 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik.