Gemeindenetzwerk

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Unser Kampf für Gottes Ehre

Dienstag 25. Mai 2010 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Unser Kampf für Gottes Ehre (1. Samuel 17)

Liebe Brüder und Schwestern,

die Predigt behandelt die Frage des richtigen geistlichen Kampfes. Der Predigttext steht in 1. Sam. 17, die Geschichte von David und Goliath. Mit dieser Überschrift ist, denke ich, das eigentliche Anliegen Davids gut wiedergegeben, denn darum ging es ihm in erster Linie – um die Ehre Gottes, und um sie wieder herzustellen, soweit es ihm möglich war.

Es gibt ein passives Christsein unter uns. Ein Christsein, dem es egal ist, ob der lebendige Gott in dieser Welt verhöhnt, gelästert, hinten angestellt wird, dem es egal ist, ob die Gebote Gottes mit Füßen getreten werden oder nicht, ob sein Erlösungswerk auf Golgatha verhöhnt wird oder nicht. Das nenne ich ein passives Christentum, wenn man sich nicht für Gottes Ehre interessiert. Es gibt aber auch ein waches Christentum – zum Glück, das zum Einsatz und zum Zeugnis und zum Kampf bereit ist. Zum Kampf, wenn Gottes Ehre in den Schmutz getreten wird. Dieses Kapitel ist für die wachen Christen geschrieben. Wer vielleicht in der Gefahr steht, passiv zu sein und die böse Welt böse Welt sein zu lassen, der möge sich hier einen Anstoß im positiven Sinn des Wortes geben lassen. Für die wachen Christen ist 1.Sam. 17 ein vorzügliches Beispiel, ja geradezu ein Vorbild für den Kampf um Gottes Ehre.

Natürlich müssen wir bedenken, daß wir in der Zeit des Neuen Bundes leben und daß wir nicht alles, was im Alten Testament getan wurde, auch auf Gottes Geheiß hin, eins zu eins übersetzen können. Aber daß Christen sich für Gottes Ehre in dieser Welt einzusetzen haben, darüber sollte unter uns Konsens sein.

Ich muß nicht viele Beispiele ausführen, will aber doch einige aufzählen, wie Gottes Ehre heute in unserer Welt in den Schmutz getreten wird. Da hängt z.B. ein gekreuzigter Klinsmann auf einer Karikatur  in der „Tageszeitung“, gleich auf der Titelseite. Das wird noch übertroffen dadurch, was sich neulich die so genannte Satirezeitschrift „Titanic“ geleistet hat: Ein römisch-katholischer Priester steht vor einem Kruzifixus mit eindeutig sexuellen Anspielungen. Eine ganze Reihe von Christen waren empört, wie hier das Erlösungswerk Christi von Golgatha in den sexuellen Schmutz gezogen wird und haben Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte nichts Besseres zu tun, als zu antworten, daß hier der öffentliche Friede nicht gefährdet sei und daß ein Satiremagazin die Freiheit habe, auch solche grenzwertigen Zeichnungen und satirischen Verhöhnungen zu veröffentlichen.

Das will ich nur als kleine Intonation erzählen. Viel gravierender ist das, was sich unser Parlament seit vielen Jahren oder Jahrzehnten leistet, nämlich die ihm übertragenen Aufgaben, die Würde der Frau zu schützen, die Würde der Ehe, der Familie, des ungeborenen Kindes, schmählichst versäumt, ja geradezu im Gegenteil durch Gesetzgebungen unterläuft. Hier wird gegen Gottes Ehre gehandelt, und zwar sehr gründlich, wenn die Grundfesten der Gebote Gottes ausgehebelt werden. Da wünscht man sich als Christ natürlich einen Maßstab für das eigene Verhalten. Was soll man tun? David ist damals aufgestanden und hat gegen die Verhöhnung des Heeres des lebendigen Gottes protestiert, und er hat etwas unternommen in einer sehr mutigen Tat. Wie könnte denn solch eine Haltung und Handlung heute aussehen? Das bewegt doch alle wachen Christen, wenn sie wirklich wach sind.

Ich habe mich informiert über den öffentlichen Muezzinruf in Deutschland. Der ist jetzt gerade wieder in der Diskussion, seitdem wir in Niedersachsen eine muslimische Ministerin bekommen haben. Man sollte das wissen, daß es schon einen erlaubten öffentlichen Muezzinruf in Deutschland gibt, also nicht nur in den Moscheen, sondern auch mit Lautsprecher nach außen übertragen, allein in Schleswig-Holstein in drei Städten. Das ging jeweils durch die Stadtparlamente und wurde dort jeweils mit mehrheit befürwortet. In Schleswig-Holstein wurde der Landesvater danach gefragt (Mitglied der CDU), und er antwortete, daß sei doch schließlich das gleiche, ob ein Muezzinruf ertönt oder Glocken sonntags die Christen zum Gottesdienst rufen. Da muß man sich wirklich fragen, ob er denn überhaupt begriffen hat, was im Muezzinruf gesagt wird: Daß es keine Gottheit außer Allah gibt, daß also hier die Ehre des Gottes, der sich in Jesus Christus offenbart, und zwar letztgültig, schmählichst mit Füßen getreten wird. Da muß man sich fragen: Hat man das nicht zur Kenntnis genommen? Will man es nicht zur Kenntnis nehmen? Und man sich als Christ, zumal diese Entwicklung eine  immer breitere Wirkung entfaltet: Wie sieht da unser Kampf für Gottes Ehre aus?

Ich bin sehr dankbar für dieses Kapitel 1.Sam.17. Aber wir müssen es natürlich richtig deuten, und das ist eine große Herausforderung.

Wir haben auch als Gemeindehilfsbund im letzten Jahr versucht, ein kleines Stück Einsatz zu bringen für Gottes Ehre, indem wir 20.000 Unterschriften gesammelt haben als Mahnung an die evangelische Kirche, keine Beratungsscheine mehr auszustellen, die für die Liquidierung ungeborener Kinder verwendet werden. Aber an allen diesen Fronten kommt man sich vor wie ein David, wie ein kleiner junger Mann gegenüber einem hochgerüsteten Goliath. Die öffentliche Meinung ist so ein Goliath. Der Bundestag mit seinen versammelten über 600 Abgeordneten ist so ein Goliath. Der Islam ist so ein Goliath. Und wenn ich an das Europäische Parlament denke, das nicht in der Lage ist, den Namen Gottes überhaupt noch in den Grundlagen der europäischen Gesetzgebung zu verankern, dann muß ich ebenfalls sagen: Das ist auch so ein Goliath. Überall stehen die Goliaths, und man fragt sich: Ist denn da überhaupt noch ein Kampf, ist da überhaupt noch ein Einsatz, ist da noch Zeit und Kraft und Geld sinnvoll angesichts dieser Übermacht und Übermächte? Und wer sich einmal vor Augen stellt, in welcher Zeit wir heute leben, wie die Ehre des lebendigen Gottes so außer Acht gelassen und da und dort verhöhnt und mit Füßen getreten wird, der möchte eine Antwort hören aus der Heiligen Schriftauf die Frage: Wie können wir heute für Gottes Ehre eintreten?

Und so möchte ich die Beschreibung dieses Kampfes zwischen David und Goliath, der ja sehr schnell verlief, dazu nutzen zu versuchen, geistlich zu deuten, was dieser Kampf für uns heute bedeutet und was wir für Konsequenzen heute daraus ziehen können.

Ich habe drei Punkte vorbereitet, über die ich gerne in der Predigt nachdenken will. 1.) Ich stelle fest, daß David bestimmte Voraussetzungen für seinen Kampf und für seinen Sieg mitgebracht hat. 2.) Ich stelle fest, daß er bestimmte Waffen abgelehnt hat, ganz besondere Waffen hatte,  andere Waffen bevorzugt hat. 3.) Ich stelle schließlich fest, daß sein Sieg ihm eigentlich gar nichts eingebracht hat, weder ein Dankeschön noch irgendeine Anerkennung, sondern ganz im Gegenteil Verfolgung. Und deswegen möchte ich diesen dritten Teil nennen: „Der einsame Sieg“. Wir werden sehen, daß dieses Kapitel für uns von hoher Aktualität ist.

Sehen wir uns einmal die Voraussetzungen an, die der David mitbrachte, um einen solchen im Grunde völlig undenkbaren und unmöglichen Sieg erringen zu können. Man muß sich das einmal konkret vorstellen, nicht nur in seinen Erinnerungen an den Kindergottesdienst. Es gibt  ja da einpräsame Lieder: Das mit der Schleuder und wie der große Riese umfällt. Das haben wir vielleicht in Erinnerung, aber vielleicht auch so verinnerlicht, daß wir an die Herausforderung und an die hoch gefährliche Brutalität dieser Situation gar nicht mehr denken.

I.

Was bringt David für Voraussetzungen mit?

1. Er war mit dem Heiligen Geist gesalbt worden. Wir erinnern uns an die nicht humorlose Erzählung ein Kapitel vorher (1.Sam.16), wie David zum König Israels gesalbt wird. Er hatte ja noch sieben andere Brüder, der Vater Isai war natürlich geehrt, als Samuel kam, einen von ihnen zum König zu salben. Isai läßt alle sieben Söhne der Reihe nach hervortreten. Sie haben sich wahrscheinlich noch schnell in ihre Sonntagskluft geworfen, und dann erschienen sie, einer stattlicher als der andere. Und dann mußten sie zur Kenntnis nehmen, daß Gott keinen von ihnen gemeint hat. Dann muß Samuel fragen: „Sind das denn wirklich der Knaben alle?“ Da erinnert sich der Vater: „Ich habe ja tatsächlich noch einen achten.“ Das war David. Das hört sich alles fast märchenhaft an, hat aber doch eine schlimme Wirklichkeit. Wir würden heute von Liebesentzug sprechen. Wir könnten uns niemals vorstellen, daß ein Junge, der so vergessen wird vom eigenen Vater, überhaupt innerlich die Kraft aufbringt, solche Aufträge, wie Gott sie ihm da übertragen hat, auszufüllen. Ein Psychologe würde sagen: „Absolut undenkbar!“ Aber David war es, und er hat den Heiligen Geist durch die Salbung übertragen bekommen.  Wenn man sich nun ansieht, wie David in diesem Heerlager auftritt, dann fragt man sich: Wo nimmt dieser Mann, dieser junge Mensch den Mut her? Ein ganzes Heer, und auch Saul wahrscheinlich darunter in einem Königszelt, bibbert vor Furcht. Goliath erscheint auf der anderen Seite des Tales 40 Tage lang, stolziert da hin und her und verhöhnt Israel. Er heißt zwar allgemein Riese, aber im Urtext ist damit eigentlich der „Mittelsmann“ gemeint, d.h. der Stellvertreter des Heeres. Er war der Vertreter, könnte man sagen. Die Philister ließen sich durch ihn vertreten.

Nun steht David da, hört sich das an und sagt: „Dieser unbeschnittene Philister! Wie kommt der dazu, das Heer des lebendigen Gottes zu verhöhnen?“ Das muß man sich einmal vorstellen: Tausende von Soldaten stehen um ihn herum – und er als Newcomer tritt zu ihnen und stellt diese Frage. Das muß vom Heiligen Geist gewirkt worden sein, sonst kann einer nicht diesen Mut aufbringen. Das ist also die erste Voraussetzung, wenn man überhaupt für Gottes Ehre etwas in dieser Welt tun will, daß man den Heiligen Geist braucht. Sonst bekommt man den Mut nicht, gegen den Strom zu schwimmen.

2. Eng damit zusammen hängt die Tatsache, daß es David gar nicht in erster Linie darauf ankommt, die mögliche Unterdrückung durch die Philister zu beenden, nicht die drohenden Zwangssteuern oder Hungerkatastrophen abzuwenden – das tauchte natürlich alles am Horizont mit auf. Vielmehr sieht er in erster Linie Gottes Ehre gefährdet. Er sieht Gottes Ehre verhöhnt. Das ist das zweite, wenn man sich wirklich hier einsetzen will, daß Gottes Ehre in dieser Welt nicht ganz Schiffbruch erleidet, daß man überhaupt ein Sensorium für Gottes Ehre hat. Wir haben ja im vergangenen Jahr diese Unterschriftenaktion gestartet, die auch in einem hoffentlich viel größeren Rahmen noch weiterlaufen wird; wir sind da noch in Verhandlungen. Das haben wir in erster Linie nicht deswegen getan, weil die Renten- und Sozialsysteme abbrechen, wenn wir keine Kinder haben – das ist natürlich zwangsläufig die Folgeerscheinung –, sondern weil hier Gottes Ehre angetastet wird. Mit jeder Abtreibung wird Gottes Ehre in den Schmutz getreten, weil hier ein Mensch liquidiert wird, den Gott zu seinem Ebenbild berufen hat und den er erlösen will und mit dem er die Herrlichkeit verbringen will. Das ist der tiefste Grund, weswegen Christen an dieser Stelle wach werden und etwas tun müssen. Die zweite Voraussetzung: Es muß einem wirklich um Gottes Ehre gehen. Alle anderen Punkte sind gut und schön, aber das ist der zentrale.

3. Dann fällt mir bei David auf: Er hatte einen sehr friedfertigen, sanftmütigen Geist. Er war kein Heißsporn. Er ist   in dem Lager nicht aus dem Grund, weil er mit Goliath kämpfen will. Er sollte ja nur ein paar Käsebrote abliefern, eine kleine Stärkung im Menü seiner Brüder. Das war sein Auftrag vom Vater. Und jetzt hört und sieht er den Goliath. Da sagt er diesen Satz: „Wer ist dieser unbeschnittene Philister?“ Das hört einer seiner Brüder – Eliab –, kommt zu David und schnauzt ihn an: „Ich kenne deine Vermessenheit! Ich kenne dein böses Herz!“  Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. David hat jedenfalls die Kraft, bei einem solchen Angriff ruhig und sanftmütig zu bleiben. Die gehässigsten Gehässigkeiten kommen bekanntlich aus der eigenen Verwandtschaft. Das hat David an dieser Stelle auch erfahren müssen. Aber er bleibt ruhig und stellt nur eine sachliche Gegenfrage: „Was habe ich denn eigentlich getan? Ich habe doch nur gefragt.“

Das ist die dritte Voraussetzung für einen geistlichen Kampf, daß man friedfertig sein muß – friedfertig und sanftmütig. Wer kämpfen will, muß friedfertig sein. Wer im Reich Gottes kämpfen will, muß friedfertig sein. Das hätten die Kreuzritter mehr beherzigen müssen – friedfertig zu sein und nicht die Muslime in Jerusalem abzuschlachten.

Ich habe jetzt den Beitrag gelesen, den Johann Hesse auf der Gemeindenetzwerk-Seite über die Kreuzzüge veröffentlicht hat. Diesen vorzüglichen Artikel sollte jeder gelesen haben. Da greifen Christen mit einem vermeintlich guten Ziel zu völlig untauglichen Mitteln. Das war eben kein geistlicher Kampf. Das war ein fleischlicher Kampf. Und der hängt uns Christen heute noch an! Denn das Wort „Kreuzzug“ ist  als Wort in die Iwritsprache und auch ins Arabische eingegangen. Wenn man mit einem Araber über „Kreuzzug“ spricht, weiß er sofort, was los ist. Also ein friedfertiger Geist ist nötig.

4. Dann fällt mir noch eine vierte Voraussetzung auf. David hat diesen Kampf gar nicht gesucht. Er war ja aus einem ganz anderen Grund ins Heerlager gekommen. Als er dann diesen öffentlichen Satz gesagt hat: „Wer ist dieser unbeschnittene Philister?“, wurde das dem Saul mitgeteilt. Der hat ihn dann zu sich gerufen, und erst dann entstand die Frage, ob er sich bereit findet zum Kampf. Er antwortet Saul: „Ich bin bereit dazu!“

Wer im Auftrag Gottes kämpfen soll, der wird gerufen. Saul hat David gerufen. Es gibt ja so viele Fronten. Ich habe vorhin ein paar Fronten aufgezählt, wo man kämpfen könnte und müsste und sollte: Die Europa-Front, die Islam-Front usw. Aber ich denke, geistlich wird der Kampf erst dort, wo wir gerufen sind, wo wir einen ganz persönlichen Auftrag Gottes bekommen. Und den hat nicht jeder und nicht jede immer. Da muß man eine innere Berufung und einen Auftrag haben.

Ich habe mich neulich beschäftigt mit dem Münsteraner Kardinal von Galen. Das war dieser mutige katholische Bischof , der seinen Mund aufgemacht hat gegen die Liqidierung behinderter Menschen in Nazi-Deutschland. Er hat die Ehre Gottes gesucht in schlimmster, dunkelster Zeit. 1941/42 hat er seine berühmten Predigten gehalten. Er war eigentlich sehr national gestimmt und deswegen nicht unbedingt gestimmt, die Führung Deutschlands öffentlich anzugreifen. Aber hier sah er Gottes Ehre aufs Schlimmste in den Schmutz getreten, daß so genanntes lebensunwertes Leben umgebracht wurde. Und dann folgten seine mutigen Predigten! Ich zitiere einmal aus einer solchen Predigt: „Wir sind Amboß und nicht Hammer!“ Das finde ich sehr gut ausgedrückt. „Wir sind Amboß und nicht Hammer. Wenn der Amboß aber hinreichend zäh, fest und hart ist, hält er meistens länger als der Hammer.“ Das ist ein gutes Wort. Wenn wir Christen fest sind in unserer persönlichen Überzeugung und nicht unsern Mantel nach dem Wind hängen, dann wird sich der härteste Hammer an uns als untauglich erweisen. Ich finde, das ist ein großartiges Wort dieses Bischofs! Er ist leider kurz nach dem Krieg gestorben. Er hatte übrigens den persönlichen Spruch: „Nec laudibus, nec timore!“ Ein wegweisendes Lebensmotto! Zu deutsch: „Weder Lob noch Angst soll mich bewegen!“ Ich handle nicht deswegen, weil ich gelobt werde oder gelobt werden möchte, und ich handle auch nicht deswegen, weil ich Angst habe vor Menschen. Ich handle, weil ich im Auftrag Gottes lebe und stehe. Solche Kirchenführer brauchten wir heute.

5. Und dann sehe ich noch eine fünfte Voraussetzung. David war bereit, auch ganz allein in den Kampf zu ziehen. Wenn er gewartet hätte, bis seine Brüder ihn ermutigt hätten oder ein allgemeiner Konsens entstanden wäre, dann hätte er lange warten können. Und selbst Saul, der nun tief im Schlamassel steckte, sah sich nicht in der Lage, ihn zu ermutigen, sondern wollte ihn zunächst sogar abhalten von diesem Kampf: „Das wird doch nichts! Gib doch auf! Unmöglich! Wie willst du denn gegen diesen Riesen anstehen?“ 2½ Meter war er groß, ungefähr so groß wie der größte Mensch heute auf Erden! Da war niemand, der ihn hätte ermutigen können. Aber er geht diesen Weg. Er sagt: „Ich bin bereit dazu.“

Einer der großen Fehler, den die Kirche im letzten Jahrhundert gemacht hat, war die Demokratisierung ihrer Entscheidungsprozesse. Immer muß erst ein Abstimmungsverhalten abgewartet werden in den kirchlichen Gremien und Synoden, bis etwas in der Kirche geschieht. Wenn das damals so gewesen wäre, dann wäre kein Kampf zustande gekommen, höchstens in umgedrehter Richtung. Man muß auch einmal in der Lage sein und den Mut haben, einsame Entschlüsse zu fassen. Ob denn nun Brüder und Schwestern einen ermutigen oder nicht, ist letztlich dann egal. Wenn man vor Gott steht, dann muß man einfach handeln.

Als Pastor Kemner damals die Krelinger Glaubenshalle gebaut hat, sah sich keiner in der Lage, ihn zu ermutigen. Ich habe die Debatten damals miterlebt in der Ahldener Bruderschaft. Das war ein Wenn und Aber und ein Hin und Her! Das war ein mühsamer Diskussionsprozess, bis Heinrich Kemner einfach gesagt hat: „Ich mach es!“ Wenn man im Reich Gottes irgendetwas bewegen will, dann muß man auch den Mut haben zur Einsamkeit. All das können wir hier lernen.

II.

1. Jetzt bin ich bei den Waffen. Was hat David für Waffen? Oder frage ich erst einmal: Welche Waffen hat er nicht? Er bekam ja von Saul die beste Rüstung, die es damals gab in Israel, die Königsrüstung, Sauls eigene Rüstung. Die sieht er sich an, legt sie an, geht ein paar Schritte damit und sagt dann: „Das bin ich nicht gewohnt. Lieber Saul, häng sie wieder zurück in deine Kammer!“ Das muß ja ein besonderes Erlebnis für Saul gewesen sein! Wahrscheinlich hat er das als absolut arrogant oder übergeschnappt angesehen, wie das einzige, das er David zu dessen Sicherheit mitgeben konnte, nun von ihm abgelehnt wird! David bleibt bei seinem Hirtenstock und bei seiner Schleuder. Das waren die beiden einzigen Waffen, nein, Waffen wäre zuviel gesagt. Das waren bloße Gebrauchsgegenstände, die er kannte und mit denen er in den Kampf ziehen wollte. Man könnte sagen, das war eine völlig unzureichende, geradezu wahnwitzige Rüstung. Aber so dumm war das gar nicht. Gegen einen hochgerüsteten 2½ -Meter-Mann, der überall mit Eisen und Panzer bekleidet und geschützt war, hilft die beste Rüstung nichts. Da hat man nur eine einzige Chance, nämlich dort, wo das Visier aufgeht – dieser eine Zentimeter, eine Millimeter genau gezielte Steinwaffe einzusetzen. So dumm war das nicht. Natürlich unter der Maßgabe, daß man zielen kann. David konnte es, und Gott hat ganz bestimmt auch noch seinen Teil dazu beigelegt.

Wenn wir Gottes Ehre suchen in dieser Welt, den Mut und den heiligen Geist haben, dann genügen unsere eigenen Möglichkeiten. Dann brauchen wir keine großartigen Rüstungen oder Beglaubigungen oder Unterstützungen. Dann brauchen wir keine „connections“, wie das heute heißt. Dann sind wir der, der wir sind – ganz schlichte Mitbürger. Dann haben wir trotzdem unsere Möglichkeiten, die wir gerade haben. Einer kann gut reden, ein anderer kann nicht so gut reden. Einer hat Geld, ein anderer hat nicht so viel Geld. Das sind alles völlig nebensächliche Punkte. Gott nutzt unsere bescheidenen Möglichkeiten, die jeder von uns hat. Das lerne ich hier an diesem Waffenarsenal. Jesus hatte gar nichts, nicht einmal eine Steinschleuder, auch keinen Hirtenstab. Er hatte nur das Wort Gottes, als der Versucher an ihn herantrat. Und Gideon hatte zwar 20.000 Mann, aber das war viel zu viel für den Kampf, in den er ziehen sollte. Und dann mußte erst mal nach Gottes Geheiß die Mannschaft verringert werden. Zum Schluss blieben ganze 300 übrig! Von 20.000 auf 300 hat Gott dieses Heer dezimiert. Und was hat Gideon dann gehabt? Nicht eine einzige Waffe! Er hatte Posaunen für seine Leute, er hatte leere Krüge und ein paar Fackeln. Mit diesem Arsenal kämpft Gideon und überfällt das Lager. Und die Midianiter flüchten in einem Gottesschreck!

Unser Kampf für Gottes Ehre kommt mit einem Minimum von Aufwand aus. Das lerne ich aus den Waffen Davids.  Ich frage mich ganz persönlich, ob wir nicht oft viel zu viel Aufwand treiben. Ich war fünf Jahre Gemeindepfarrer. Was habe ich dort für einen Aufwand getrieben: Jedes Jahr eine Evangelisation! Und die Vorbereitungen! Und die Schulungen! Und die Hauskreise! Was habe ich nicht alles organisiert. Alle drei bis vier Monate gab es irgendeinen besonderen Gast in der Gemeinde, irgendein highlight. Heute komme ich immer mehr dahinter, daß ich zu viel gemacht habe! Gott hat es nicht nötig, durch solche  highlights zu wirken. Diesen Stil habe ich damals als Studienleiter in Krelingen weiter gepflegt. Heinrich Kemner sagte mir dann einmal in einer persönlichen Unterredung: „Du, paß auf: Du brauchst das multum, nicht das multa!“ Was heißt das? Multum ist der volle letzte Einsatz, viel Arbeit. Multa ist das Vielerlei, also alles mögliche, das, was man alles auch noch machen könnte. Da sagte Heinrich Kemner mir ein weises Wort. „Du brauchst das multum. Renne nicht dem multa hinterher, was alles noch sein könnte und was du auch noch alles machen könntest. Mache das, was dir aufgetragen ist, und mach das völlig, mit letzter Hingabe. Das reicht völlig, und Gott macht daraus Seine Ziele!“ Also: Weniger ist mehr – das ist eine gute Devise. Aber ich muß mir die täglich sagen. Das ist sehr schwer zu lernen. Weniger ist mehr – das ist eine ganz schwere Devise für Aktivmenschen. Aber im Grunde ist es Unglaube. Man denkt, durch viele Angebote würde man im Reich Gottes etwas bewegen.

2. Dann nehme ich als nächste Waffe die Gewi?heit, die David hatte. Das ist ja auch eine Waffe – eine geistliche Waffe. Wenn ich weiß, daß Gott den Kampf jetzt will, dann kann ich so wie David sprechen: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß. Ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth, des Gottes des Heeres von Israel, den du verhöhnt hast!“ Was spricht daraus für eine Gewißheit! „Du mit deiner ganzen Rüstung, auf die du dich verläßt – und ich ohne Rüstung. Aber ich habe die Gewissheit, daß ich im Namen Gottes hier stehe!“ Das ist etwas ganz anderes! Diese Waffe zu haben, ist köstlich. Und die brauchen wir heute in all dem öffentlichen Einsatz oder auch innerhalb der Familie für Gottes Sache und Gottes Ehre.

Als Hudson Taylor nach China ausreisen wollte, hatte er noch ein Gespräch mit seinem Ortspfarrer. Dem sagt er: „Mir ist klar geworden: Ich mache das so wie Jesus mit den 72 Jüngern, die er ohne irgendetwas ausgesandt hat. Ich nehme ebenfalls überhaupt nichts mit.“ Da antwortet sein Pfarrer: „Junger Mann, ich halte Ihnen Ihre Jugend zugute. Aber das sind doch Gedanken, die Sie überwinden sollten. Sie müssen doch realistisch werden. Das hat vielleicht damals zu Jesu Zeiten funktioniert, aber doch heute nicht!“ Und Hudson Taylor ist ohne alles ausgewandert, und Gott hat ihn beglaubigt – bis heute. Weil er eben die Gewißheit hatte, für Gottes Ehre zu kämpfen und Gottes Namen groß zu machen. Die Gewißheit, für Gott jetzt am richtigen Platz zu stehen und den Mund aufzumachen und für Gottes Ehre einzutreten, das ist mit nichts zu bezahlen.

3. Eng damit zusammen hängt die Zuversicht – die Zuversicht, daß Gott siegt: „Der HERR, der mich von Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch vor diesem Philister erretten!“ Liebe Brüder und Schwestern, wir brauchen Zuversicht. Die können wir uns natürlich nicht selber geben. Die muß uns der Heilige Geist schenken. Zuversicht meint: „Dieser Einsatz, in dem ich jetzt stehe, wird von Gott beglaubigt!“ Ich erinnere noch einmal an die Unterschriftenaktion. Nachdem ich gefragt wurde: „Na, wie viel Unterschriften erwartest du denn?“ Da habe ich gesagt: „Mindestens 20.000!“ Da war ich der einzige, der daran geglaubt hat. Aber es hat sich bewahrheitet. Jetzt haben wir ein Nachgespräch geführt, und ich sagte: „Ich erwarte bei der nächsten Aktion 200.000, wenn es uns gelingt, sie auf eine breitere Basis zu stellen. Wenn ein kleiner Verein mit 550 Mitgliedern in vier Monaten 20.000 Unterschriften kriegt, dann muß es doch möglich sein, 200.000 Christen zu finden, die sich per Unterschrift gegen die Beratungs- bzw. Tötungsscheine aussprechen. Wenn die Evangelische Allianz, der Gnadauer Verband und andere große Verbände mitziehen.“ Da habe ich natürlich erst einmal wieder ungläubiges Lächeln geerntet. Aber ich bleibe dabei.

Das sind also die Waffen: unsere kleinen Möglichkeiten, die Gewißheit, daß Gott selber kämpft und die Zuversicht, daß Gott siegt. Mehr Waffen brauchen wir nicht.

III.

Damit bin ich beim Sieg. Da fällt also Goliath um. Dieser eine Zentimeter hat gelangt. Das Visier war offen und der Stein fuhr in die Stirn hinein. David geht hin und haut ihm den Kopf ab. Er nimmt aber nicht sein eigenes Schwert – er hatte ja gar keines. Er nimmt das Schwert Goliaths. Was ist das für ein Sieg! Man muß sich die Umstände etwas näher ansehen. Da wird sich nämlich zeigen, daß genau so, wie nur wenige den Kampf Davids verstanden haben, jetzt auch nur wenige den Sieg verstehen – nämlich als Gottes Sieg. Wie geht es weiter? Es sind ja nur kurze Andeutungen in der Heiligen Schrift. Das Heer Israels, das vorher noch vor Angst gebibbert hat und Goliath möglichst den Rücken zeigen wollte, wird plötzlich mutig und zieht den Philistern hinterher. David aber bekommt kein Dankeschön – gar nichts. Die Soldaten ziehen einfach los. Plötzlich kriegen sie Mut.

Wer Dank und Anerkennung sucht für seinen geistlichen Einsatz, der hat den Sinn seines Einsatzes noch gar nicht verstanden.  Wenn unser Einsatz für das Reich Gottes ohne Dankbarkeit und ohne Anerkennung bleibt und wir darüber mißmutig werden, dann haben wir den besten Beweis dafür erbracht, daß wir gar nicht für Gott gearbeitet haben, sondern für uns selber. Das ist eine bittere Pille, die man dann schlucken muß. Ich lerne hier an 1. Sam. 17, daß man überhaupt keinen Dank und keine Anerkennung erwarten darf, wenn man sich für Gottes Dinge einsetzt in dieser Welt. David schleppt den abgehauenen Kopf zu Saul und muß die nächste Demütigung hinnehmen. Obwohl er ja schon mit Saul in Kontakt stand, obwohl er schon in Sauls Haus gedient und geholfen hat, fragt Saul David: „Wer bist du denn?“ Erst fragt er den Abner, dann fragt er David selber: „Wessen Sohn bist du denn?“ Er behandelt ihn also unter „ferner liefen“. Das schöne Versprechen, die Tochter Sauls zur Frau zu bekommen, war Schnee von gestern. Nichts hat David bekommen. Erst später kam dann Michal (eine andere Tochter von Saul), weil sie sich verliebt hatte, auf David zu. Gott hat es dann schließlich und endlich über diesen Umweg doch noch gewirkt, daß er eine der Töchter Sauls zur Frau bekam. Aber Saul wollte sich an nichts mehr erinnern. Was muß das für eine Enttäuschung für David gewesen sein! Er setzt sein Leben aufs Spiel – und die Welt dreht sich weiter, als ob überhaupt nichts passiert wäre. Es kündigt sich hier schon die Ablehnung Davids durch Saul an. Dann kommt ein paar Verse später die Szene, wie die Frauen Israels auf die Straße gehen und Lob- und Danklieder auf David singen. Saul erfährt das und fragt vor Neid innerlich ergrimmt: „Was?! David kriegt mehr an Dank und Lob als ich, der König?!“ In der Heiligen Schrift steht da, wie sich sein Herz verschloß und er vor Neid gelb wurde. 

Undankbarkeit, Ablehnung, Neid – das ist das, was wir ernten in dieser Welt, wenn wir uns für die Belange des Reiches Gottes und für die Ehre Gottes einsetzen. Aber, liebe Brüder und Schwestern, etwas kann uns niemand nehmen – und damit will ich schließen. Und das steht gleich im nächsten Kapitel (18,12). Das sind fünf kurze knappe Worte, aber die haben es in sich. Und die wünsche ich uns allen, wenn wir wache Christen sind und uns wirklich für die Ehre Gottes in dieser Welt einsetzen. Da steht nämlich: „Der HERR war mit ihm.“ Das ist das Beste und das Schönste, das Gewaltigste, das einem Menschen in dieser kurzen Erdenzeit überhaupt passieren kann, wenn der HERR mit ihm ist. Das möge Gott uns schenken.

Amen

Predigt in Stellichte bei Walsrode am 2.5.2010

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 25. Mai 2010 um 15:51 und abgelegt unter Predigten / Andachten.