Gott persönlich kennen lernen
Montag 3. Juni 2024 von Astrid Borower
Monika hatte mir ein Traktat gegeben. „Gott persönlich kennen lernen“ stand darauf. Monika nervte mich ohne Ende mit solchen Sachen. Immer wieder wollte sie mit mir reden. Immer wieder erschien sie an meiner Seite und erzählte vom Glauben, von Jesus, von lebendiger Hoffnung. Ich konnte es nicht mehr hören. Aber es imponierte mir doch, dass sie so beständig auf mich zu kam und freundlich war, obwohl doch sonst keiner etwas mit mir zu tun haben wollte. Dafür hatte ich schon gesorgt. Und nun dieses Traktat. Ich nahm es, bedankte mich zwischen zusammengebissenen Zähnen und ergriff die Gelegenheit zur Flucht.
Kann man Gott persönlich kennen lernen? Gibt es Gott, und wenn ja, interessierte der sich für mich?
Noch vor zwei Jahren hätte ich über diese Fragen nur lachen können. Ausgeschlossen, so etwas. Doch dann habe ich mich in einer Notsituation zu einem Gebet hinreißen lassen, meinem ersten Gebet überhaupt, und dann wurde das sofort erhört, und seither war ich mir nicht mehr so sicher. Seither besuchte ich den Gottesdienst und den Bibelkreis und war eigentlich irgendwie auf der Suche nach Gott. Nur dadurch erst ist Monika auf mich aufmerksam geworden.
Zuhause las ich das Traktat durch. Was da stand, irgendwie weckte es eine unbestimmte Sehnsucht in mir. Gott liebt mich? Kann denn das wahr sein? Mich?
Papier ist geduldig, dachte ich mir, und kramte meine alte Konfirmandenbibel hervor. Dann machte ich mich daran, jede einzelne der angegebenen Bibelstellen nachzuschlagen. Das war mühsam und dauerte lange. Ich kannte mich in der Bibel nicht aus. Aber es lohnte sich. Am Ende hatte ich begriffen, was mir da gesagt wurde: Gott liebt mich, er hat einen Plan für mein Leben, er möchte mir vergeben was ich falsch gemacht habe, und er möchte, dass ich ihn in mein Leben einlasse.
Gott in mein Leben einlassen geht ganz einfach, mit einem Gebet zur Lebensübergabe, das in diesem Traktat gleich mit abgedruckt war. Ich las es durch. Wollte ich dieses Gebet wirklich beten? Das würde doch bedeuten, ich müsste die Herrschaft über mein Leben abgeben?
Nein, ich will selbst mein Leben bestimmen. Dieser Schritt ist nur etwas für Schwächlinge und Versager. Das hatte ich nicht nötig. Und ich pfefferte das Traktat und die Bibel auf den Wohnzimmertisch und wandte mich ab. Dort blieb es unbeachtet liegen.
Ich führte mein Leben weiter wie bisher. Es war ein Leben voller Einsamkeit, Angst und Alkohol, aber es war meines. Was sollte sich daran schon ändern?
Nur wenige Tage später hatte ich am Morgen eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter. Was hielt sie mir da alles vor – wie haltlos ich sei, wie oft betrunken, wie verantwortungslos, wie wenig ein Vorbild für meinen kleinen Sohn. Ich rannte wutentbrannt davon.
Unterwegs legte sich die Wut. Es stimmt doch, rasten die Gedanken in meinem Kopf, ich bin ein Versager. Ich habe mein ganzes Leben jetzt schon in den Sand gesetzt. Ohne mich wären doch alle besser dran, vor allem mein Junge.
Schwer depressiv beschloss ich, diesem Leben ein Ende zu bereiten. Doch wie? Ich würde mich aus dem Fenster stürzen. Ich wohnte in der dritten Etage. Das müsste doch hoch genug sein? Ich mache Schluss mit allem.
Zum Letzten entschlossen und von trüben Gedanken geplagt, eilte ich heim, die Treppe hinauf in meine Wohnung. Nur eines meiner Fenster war für mein Vorhaben breit genug, das im Wohnzimmer. Ich ging dorthin, doch konnte ich das Fenster nicht öffnen, weil der Tisch davorstand. Ich wollte ihn beiseite rücken. Da fiel mein Blick auf das Traktat, das dort hingefallen war. Es hatte sich dabei geöffnet, und ich las:
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für uns in den Tod gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3 Vers 16)
Ich erstarrte. Verloren gehen, aus dem Fenster gehen, ist das nicht eins? Bin ich nicht gemeint? Wenn ich sowieso mein Leben wegwerfen will, dann kann ich das auch tun, indem ich es an Jesus abgebe. Er selbst streckte hier die Hand nach mir aus.
Ich heulte los. Schnell hatte ich das Ãœbergabegebet gefunden. Ich betete es hastig, wie in letzter Rettung. Es war mein zweites Gebet. Dann ging ich ins Bett.
Auch dieses Gebet wurde sofort erhört. Das begriff ich voller Verwunderung und Staunen, als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster sah und die Sonne schien. Es war so wunderschön. Wie lange hatte ich keine Schönheit mehr wahrgenommen?
Ich lernte Gott persönlich kennen. Das hat mein Leben von Grund auf verändert. Alkohol war bald kein Thema mehr. Die Haltlosigkeit, die mein Leben bis dahin geprägt hat, hörte auf. Ich hatte es nicht mehr nötig, andere Menschen aus Angst von mir zu weisen, und es entstanden wieder tragfähige Beziehungen. Und, was in meinem Leben am meisten fehlte – Liebe! Ich fand den Weg zu einem Vater im Himmel, der mich unendlich liebt, und ich kann endlich auch wieder Liebe weitergeben. Das hat mich so frei gemacht – frei von dem Verlangen nach Geld, Karriere und der Meinung anderer Menschen über mich. Ich will jetzt so leben, dass es dem Herrn Jesus gefällt, ihm immer wieder meine Schuld bringen und aus seiner Vergebung heraus ihm dienen und von ihm Zeugnis geben. Alles andere zählt nicht mehr.
Astrid Borower
Ãœbergabegebet:
Vater im Himmel,
mir ist klar geworden, dass ich mein Leben selbst bestimmt habe und von dir getrennt bin.
Vergib mir meine Schuld.
Danke, dass du meine Sünden vergeben hast,
weil Christus für mich gestorben und mein Erlöser geworden ist.
Herr Jesus, bitte übernimm die Herrschaft in meinem Leben
und verändere mich so, wie du mich haben willst.
Amen.
(Aus: Gott persönlich kennenlernen. Traktat, Campus für Christus)
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 3. Juni 2024 um 11:54 und abgelegt unter Seelsorge / Lebenshilfe.