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Predigt über Epheser 5, 1-14: Liebe radikal leben!

Montag 8. März 2021 von Pfr. Ulrich Hauck


Pfr. Ulrich Hauck

Liebe Gemeinde, der Apostel Paulus beginnt diesen Abschnitt mit dem Aufruf: „Wir sollen Gottes Beispiel folgen!“ Wir sollen als Christen also Nachahmer Gottes sein. So steht es wörtlich im griechischen Urtext. „Nachahmer Gottes“, klingt das nicht seltsam? Kann das ein Mensch überhaupt? Wäre das nicht eine völlige Selbstüberschätzung? In den 80er Jahren ist hier in Deutschland ein Text von Tatjana Goritschewa aufgetaucht. Sie schreibt: „Bei uns hat sich eine neue Persönlichkeit ausgeprägt. Und das ist das Wichtigste, was wir jetzt in Rußland haben: ein neuer Typus von Mensch.“ Es handelt sich dabei um Menschen, die die Wahl getroffen haben, nicht mehr atheistisch, also gottlos, zu leben, sondern sie wollen Nachahmer Gottes sein.

Geboren wurde Tatjana Goritschewa 1947 in Leningrad, das heute wieder St. Petersburg heißt. Sie wuchs in einer atheistischen Familie auf. Erst als Erwachsene kam sie dazu, eine Kirche zu betreten. Sie schreibt darüber: „Der erste Besuch in einem Gotteshaus wird für uns, die wir im Atheismus erzogen worden sind, oft zum Wunder. Ich bin beim Besuch in einem Kloster Christ geworden.“ Sie hatte dann erfolgreich Philosophie, Germanistik und Radiotechnik studiert. Als sie Deutschland besuchte, konnte sie es gar nicht fassen, dass es hier so viele Menschen gibt, die einerseits getauft sind, es aber andererseits freiwillig vorziehen, gottlos zu leben. Denn für sie war es das bisher größte Ereignisse in ihrem Leben, dass sie Christus kennenlernte und getauft wurde. „Gott kann aus Steinen Kinder Abrahams schaffen“, schreibt sie in Anlehnung an ein Bibelwort. „Er hat auch mich zu seinem Kind gemacht. Und dass Gott existiert, das weiß ich nun zweifellos.“

Liebe Gemeinde!

So entstehen neue, gottgeprägte Persönlichkeiten. Bist Du auch eine gottgeprägte Persönlichkeit? Bist Du ein Nachahmer Gottes? Und wenn nicht, willst Du es werden? Das bedenken wir in drei Schritten:

  1. Ohne hingebungsvolle Liebe geht es nicht.
  2. Radikale Abkehr von allem, was dieser Liebe widerspricht.
  3. Lebt das, was ihr seid!

Fangen wir mit der Liebe an, denn:

1. Ohne hingebungsvolle Liebe geht es nicht.

Der entscheidende Satz für die heutige Predigt und für dein Leben steht in Vers 2: „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat!“

Wer mit Gott leben will, wer als Nachahmer Gottes leben will, der braucht Jesus Christus. In der Predigt am vorletzten Sonntag zu Hebräer 4 haben wir gehört von dem EINEN Hohenpriester, dem einzigen Retter aus Sünde, Tod und Verlorenheit, dem einzigen Brückenbauer in die ewige Herrlichkeit im Himmelreich. In seinem geliebten Sohn ist der allmächtige Gott selbst Mensch geworden und zu uns auf diese Welt gekommen. Und sein irdisches Leben und Wirken hatte nur einen einzigen Auftrag, nämlich mit seinem Sühnetod am Kreuz von Golgatha ein einmaliges und vollkommenes Opfer zu vollbringen und dadurch das Heil aufzurichten. Denn alle Menschen auf dieser Welt, selbst Priester, Päpste und Propheten, leben unter der Sündenmacht und Sündenschuld. Unser Sündigenmüssen ist uns zum Sündengefängnis geworden. Und wer soll uns daraus befreien? Wer kann unsere Sünde und Schuld wegnehmen und uns davon reinigen?

Sünden vergeben kann nur Gott selbst. Sünden vergeben kann nur jemand, der selbst ohne jede Sünde gelebt hat. Und Sünden vergeben kann nur jemand, der so voller Liebe zu den Menschen ist, dass er bereit ist, sein eigenes sündfreies Leben zur Verfügung zu stellen, um die Sündenlast der ganzen Welt zu tragen, auch deine Sünde auf sich zu nehmen. Dazu braucht es vollkommene Liebe, eine Liebe die bereit ist, dafür in den Tod zu gehen. Ohne diese hingebungsvolle Liebe geht es nicht! Solche Liebe ist nur in dem allmächtigen und vollkommenen Gott, der aus Liebe zu seinen Geschöpfen selbst Mensch geworden ist. In seinem Sterben am Kreuz hat Jesus Christus den Tod gestorben, den eigentlich Du wegen Deiner Sünde verdient hast. Der Apostel Paulus bezeugt das mit den Worten: „… hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“

Dieses Heilswerk Jesu am Kreuz stillte den gerechten Zorn des heiligen Gottes und machte es möglich, dass aus verdammten Sündern geliebte Kinder werden. So war Sein Sterben Dein Sterben. Und Seine Auferstehung wird Deine Auferstehung sein, wenn Du an Jesus Christus glaubst und auf seinen heiligen Namen getauft bist. Und wenn dein Leben von einer so unendlichen Liebe gerettet wurde, kannst Du auch Nachahmer Gottes sein als sein geliebtes Kind. Nur Geliebte können lieben! Und Paulus fordert die Christen in Ephesus und uns deshalb auf: Lebt in der Liebe!

2. Radikale Abkehr von allem, was dieser Liebe widerspricht.

„Lebt in der Liebe“, das heißt, lebt in Gott! So steht in 1. Johannes 4, 16 geschrieben: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Und wer in der Liebe Gottes liebt, der hasst alles Böse und alles Unreine, was dem Willen Gottes widerspricht. Deshalb ermahnt Paulus alle Kinder Gottes: „Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört.“

Unzucht soll nicht sein. Damit sind nach biblischer Lehre alle Arten von Geschlechtlichkeit außerhalb der Ehe von Mann und Frau gemeint. Also Hurerei, Prostitution, Pornographie, Homosexualität, vorehelicher Geschlechtsverkehr ebenso wie Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe oder ohne Ehe. Die Unzucht beginnt mit sündigen Gedanken und wird zur Tat. Sie gehört zu den Werken des Fleisches und eines heidnischen Lebens ohne Gott. Denn bei Christen ist der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes (1 Kor 6,19). Deshalb fügt Paulus zur Unzucht auch die Unreinheit an, weil der ganze Leib Gott gehört und somit alle Sexualpraktiken, die dem Gebot Gottes widersprechen, ausgeschlossen sind. Das ist ein großes Feld der Seelsorge. Und zugleich das Gebiet, das der Zeitgeist, der Satan, besonders benutzt, denn wenn er die Ehe als Schöpfungsordnung Gottes zerstört, zerstört er auch die Beziehung des Menschen zu Gott, zerstört er das Leben schlechthin. Wer sich aber einübt, die Gebote Gottes zu halten, der erlebt den Segen in Fülle. (Verweis auf Psalm 1)

Sex und Mammon sind vermutlich die gefährlichsten Götzen. Deshalb stellt Paulus neben die Unzucht die Habsucht. Der Habsüchtige denkt nur an sich und den eigenen Vorteil. Er führt ein Leben, das an den materiellen Gütern ausgerichtet ist. Auch Jesus selbst warnt mehrfach vor einer irdischen Ausrichtung des Lebens, so sagt er in Lukas 12,15: „Hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ Deshalb ist es nur folgerichtig, wenn auch der Apostel Paulus von den Christen verlangt, dass sie sich von der Habsucht radikal fernhalten, denn eine solche Lebenseinstellung widerspricht einer hingebungsvollen Liebe, die Gott und den Nächsten im Blick hat.

Der Apostel geht aber noch einen Schritt weiter. Er fordert nicht nur eine radikale Abkehr von Unzucht, Unreinheit und Habsucht, sondern „bei euch soll nicht einmal die Rede davon sein, wie es sich für die Heiligen gehört“. Das ist ein weiser seelsorglicher Rat. Denn darüber reden, stellt diese Dinge dann ins Zentrum und macht sie groß. Und wem solche Dinge vor Augen stehen, der steht schon mitten in der Versuchung mit all ihren Reizen. Der fleischliche Mensch mit all seinem Egoismus ist angetriggert und der Sündenfall nicht mehr weit. In Matthäus 15 erklärt Jesus seinen Jüngern, dass nicht das unrein macht, „was in den Mund hineingeht, sondern das, was aus dem Mund herauskommt, denn das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen.“

Was aus dem Mund kommt macht unrein. Deshalb sollen wir Christen uns nicht über Unreines das Maul zerreißen. Wir sollen nicht schandbar, närrisch und lose reden, das verträgt sich nicht mit einem Lebensstil in der Liebe des Gottessohnes. Dummes Geschwätz, Possenreißerei, Lästerungen und Hassrede zerstören Menschen und Gemeinschaft, all das zieht den Zorn Gottes auf sich.

Als Christen sollen wir vielmehr in der Danksagung leben. Ãœberlegt einmal, wenn ihr in Versuchung oder in eine Entscheidungsfrage kommt, ob ihr für das, was ihr gedenkt zu tun, Gott dafür danken könnt. Wenn ihr da nicht ganz sicher seid, dann tut das Vorhaben nicht. – Es gilt der alte, fromme Spruch der Glaubensväter: „Danken lässt nicht wanken und loben zieht nach oben!“ Das beruht nämlich aus dem Schriftwort 1. Timotheus 4, 4: „Denn nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“

Zusammenfassend kann man mit Paulus sagen: Wir sollen als Christen ein klares NEIN zur Sünde haben, deshalb warnt er: „Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten!“

An dieser Stelle will ich Euch die Situation damals in Ephesus kurz erklären, die gar nicht so anders ist wie die Situationen in vielen Gemeinden heute. Es gibt immer zwei Gefahren für das Evangelium, für die frohe Rettungsbotschaft Christi. Die eine Gefahr ist die Gesetzlichkeit. Bei den Irrlehrern der Gesetzlichkeit wird zwar auch von Gnade gesprochen, aber sie behaupten, der Mensch müssen selbst noch irgendetwas zur Gnade Jesu hinzufügen, um gerettet zu werden. Damals gab es Judenchristen, die forderten von den Heiden, die zu Christus fanden, an ihn glaubten und getauft waren, dass sie auch noch die Beschneidung empfangen sollten. Heute werden andere Forderungen aufgestellt, die angeblich zur Seligkeit unbedingt dazu gehören. Manche fordern bestimmte Tage höher zu halten. Andere fordern eine bestimmte Ernährung, es könnte aber auch das Eintreten für Klimaschutz oder vieles andere sein. Wieder andere fordern eine erneute Taufe, eine sogenannte Geisttaufe, wenn Menschen zum Glauben kommen. Das sind aber alles Menschensatzungen, die können dem Heilswerk Jesu weder das Wasser reichen noch es irgendwie ergänzen oder verbessern. Nein, das Heilswerk Jesu ist vollkommen und zu 100 Prozent Gnadengeschenk.

Neben der Gesetzlichkeit gibt es noch eine zweite Gefahr für das Evangelium, nämlich die Gesetzlosigkeit. Die Irrlehrer der Gesetzlosigkeit nehmen es mit dem Willen und den Geboten Gottes nicht so genau. Sie leben und predigen einen laschen Umgang mit der Sünde und verführen dadurch die Gemeinde. Das sind die sogenannten Nikolaiten aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus aus Offenbarung 2. Bei dieser Geisteshaltung werden immer wieder faule Kompromisse gemacht und das Wort Gottes wird zurechtgebogen, wie man es braucht, anstatt Gottes Wort hoch zu halten und zur Buße und Beichte zu rufen, wenn jemand gesündigt hat oder in Sünde lebt.

Wie real damals die Gefahr für die Gemeinde in Ephesus war, lesen wir in Apostelgeschichte 20. Dort versammelte der Apostel Paulus, bevor er weiterreiste, die Ältesten der Gemeinde, also die Gemeindeleitung und sprach zu ihnen: „So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“

Und weil die Gefahr so groß war, hat Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus in Ephesus gelassen, um darüber zu wachen, „dass sie nicht anders lehren, auch nicht achthaben auf die Fabeln … Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich hingewandt zu unnützem Geschwätz, wollen die Schrift meistern und verstehen selber nicht, was sie sagen oder was sie so fest behaupten.“

3. Lebt das, was ihr seid!

Ja, was bist Du eigentlich? Christus spricht (Joh 8,12): „Ich bin das Licht der Welt.“ Wer also Christus glaubt und auf ihn getauft ist, der ist Licht in dem Herrn. Deshalb ruft der Apostel auch dazu auf, entsprechend zu leben: Lebt als Kinder des Lichts!

Als Christen haben wir nicht nur ein neues, ewiges Leben in Christus, sondern wir sollen auch einen neuen Lebensstil pflegen, der dem Willen unseres HErrn entspricht: Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit und wir sollen alles zu prüfen, ob es Christus gefällt. Und Jesus Christus, das Licht der Welt, soll auch dein Leben durchleuchten, um die unfruchtbaren Werke der Finsternis, die die Heimlichkeit suchen, aufzudecken. Johannes schreibt (1 Joh 1,8f): „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“

Der Morgenstern Jesus Christus ist aufgegangen und dieser Morgenstern will auch in deinem Herz und in deinem Leben aufgehen.

Seine vollkommene Wahrheit und seine hingebungsvolle Liebe wollen in unserem Leben immer mehr leuchten und immer mehr Frucht bringen. Deshalb brauchen wir jeden Tag neu die Stärkung unseres Glaubens im Zeichen des Kreuzes. Damit unser Glaube ganz auf der Wahrheit gründet und ganz an der Liebe ausgerichtet ist. Wahrheit und Liebe gehören zusammen und haben in Christus ihren Ursprung und ihre Leuchtkraft. Deshalb mahnt und ruft Paulus am Ende dieses Abschnittes: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten!“

Amen.

Pfr. Ulrich J. Hauck, Sonntag Okuli, 7.3.2021, Prot. Kirche Niederhorbach

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 8. März 2021 um 11:21 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche.