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Biete Luxusvilla, suche Bretterbude

Montag 23. Dezember 2019 von Pfr. Dr. Theo Lehmann


Pfr. Dr. Theo Lehmann

Ein Inserat in der Tageszeitung, Rubrik Wohnungstausch: „Biete Luxusvilla mit allem Komfort in schönster Lage, suche Bretterbude in Israel, möglichst Slumgegend. Kriegsschauplatz angenehm.“ Wer das liest, sagt sich: „Wenn das kein Witz ist, ist es Wahnsinn. Der Mann, der diesen Wohnungstausch anbietet, tickt offenbar nicht ganz richtig. Das macht doch kein normaler Mensch, freiwillig aus seiner Traumvilla mit Swimmingpool und Schaukelstuhl ausziehen in eine Bretterbude ohne Wasser und Strom. Sowas gibt’s doch nicht!“

Doch, sowas gibt’s. Allerdings kann man das nicht in der Zeitung lesen, das gebe ich zu. Aber im Nachrichtenmagazin Gottes, in der Bibel, da kann man es nachlesen: In der Weihnachtsgeschichte, Lukasevangelium Kapitel 2. Der Unterschied besteht darin, dass die Weihnachtsgeschichte keine Anzeige für einen geplanten Wohnungswechsel ist, sondern der Bericht über dessen Vollzug. Der Umzug hat bereits stattgefunden. Gott, der für uns Menschen ferner und unerreichbarer ist als ein Multimillionär in seiner Luxusvilla, dieser unsichtbare, unbegreifliche und große Gott ist umgezogen. Aus dem Jenseits in das Diesseits. Aus dem Himmel auf die Erde. Aus dem Reichtum in die Armut. Und noch nicht einmal in einer Bretterbude, die immerhin noch als menschliche Behausung gelten könnte. Nein, in einen Stall bei den Tieren hat er sich einquartiert, ist Erdenbürger geworden, Mensch. Warum das alles?

Wenige Wochen, bevor Gott als Kind in Bethlehem zur Welt kam, hat er noch einmal klar definiert, warum diese Geburt stattfindet, warum es Weihnachten wird., was der Sinn der ganzen Aktion ist: „Er (der Sohn der Maria, Jesus) wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matth 1,21).

Keine Pfefferkuchenparty

Es geht also nicht um eine harmlose Pfefferkuchenparty, sondern um eine Rettungskation. Christ. Der Retter, ist da! Wenn von einem Retter die Rede ist, muss auch davon geredet werden, wovor der Retter rettet. Eben: „Von ihren Sünden“. Viele fragen: „Kann man denn nicht wenigstens mal zu Weihnachten aufhören mit dem Sündengerede? Kann man uns denn nicht wenigstens mal zum Fest der Liebe in der Kirche mit dem leidigen Thema Sünde in Ruhe lassen?“ Eben nicht! Weihnachten findet ja gerade wegen der Sünde statt. Gäbe es die nicht, gäbe es auch kein Weihnachten. Aber die Sünde, den Widerspruch gegen Gott, gibt es seit Adam. Seitdem ist die Tür zum Paradies verschlossen und bewacht. Und Gott hat sich etwas ausgedacht, wie er uns den Zugang zum Paradies wieder ermöglichen könnte – durch Jesus, der später von sich gesagt hat: „Ich bin die Tür“ (Joh 10,9). Durch ihn geht es in Gottes Reich! Damit das funktionieren konnte, musst er erst einmal in unser Fleisch: „Das Wort wurde Fleisch“ (Joh 1,14). Gott wurde Mensch.

Wieso ging Gott diesen Weg? Als Kind, als Mensch, als Gekreuzigter? Ging es denn nicht auch anders? Weniger ärmlich, weniger blutig, weniger anstößig? Denn die Ungeheuerlichkeit des Anfangs, dass der große Gott ein kleiner Mensch wird, als dessen einiges Erkennungszeichen ja ein paar Windeln genannt werden, findet ja ihre Fortsetzung in weiteren Ungeheuerlichkeiten: Von der eigenen Familie wird er für verrückt erklärt, Theologen halten ihn für Beelzebub. Seine Richter erklären ihn zum Gotteslästerer. Er endet als Verbrecher am Galgen auf der Müllkippe von Jerusalem. Nur als sie ihn für tot erklärt haben, hat es dann nicht mehr hingehauen, denn nach drei Tagen war er wieder da und gab seine Regierungserklärung ab: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde“ (Matth 18,18).

„Vernünftig“, also unserem realen Zustand als verlorene Sünder angemessen, ist doch nur eins: dem großen Gott staunend dankbar zu sein. Denn hie, zu Weihnachten, geht es um nichts anderes als um Liebe, also um etwas, was mit der Vernunft weder etwas zu tun hat noch zu beschreiben oder zu fassen ist. Denn wenn es einen einzigen denkbaren Grund gibt, der die Ungeheuerlichkeit erklärt, warum Gott Mensch wurde und den ganzen Stress von der Geburt bis zum Tod auf sich genommen hat, dann gibt es nur eine Antwort: Liebe. „so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,16).

Gott hat alles zu unserer Rettung eingesetzt!

Wenn wir auch manchmal nicht erkennen, worin unsere Schuld vor Gott besteht – aus der riesenhaften Rettungsaktion Gottes können wir erkennen, wie schlimm es um uns steht. Um uns zu retten, musste Gott, der Schöpfer der Welt, ein Kind werden. Musste Gott, der Herr der Welt gekreuzigt werden. Musste Gott, der Erlöser der Welt, verbluten. Aus der Größe dieser Rettungsaktion können wir die Größe unserer Schuld und die Größe von Gottes Liebe ermessen. Wir sind von Gott geliebt. Er hat alles zu unserer Rettung eingesetzt, was er hatte: seinen einzigen Sohn Jesus. Jesus ist die Rettungsaktion Gottes für eine verunglückte Welt. Welt ging verloren. Christ ist geboren. Freue dich, Christenheit.

Pfr. Dr. Theo Lehmann

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 23. Dezember 2019 um 21:46 und abgelegt unter Predigten / Andachten.