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Kurze Betrachtungen zu den sieben Schöpfungstagen (4. Teil)

Samstag 10. August 2019 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Die Vier steht bei jeder Siebenzahl in der Mitte und hat deswegen einen besonderen Stellenwert. Zweifellos ist das auch beim vierten Schöpfungstag der Fall. Gott füllt den unermesslichen Raum mit einer Unzahl von Himmelskörpern, angefangen mit unserem Planetensystem mit der Sonne im Mittelpunkt, über unsere Milchstraße, in dem unsere Planeten mit der Sonne nur ein winziger Punkt sind bis hin zu den Weiten des Weltalls, die sich jeglicher Messung entziehen. Wem fällt da nicht spontan Paul Gerhardts Lied „Die güldne Sonne“ ein, wo es in der zweiten Strophe heißt: „Mein Auge schauet, / was Gott gebauet / zu seinen Ehren / und uns zu lehren, / wie sein Vermögen sei mächtig und groß / und wo die Frommen / dann sollen hinkommen, / wann sie mit Frieden / von hinnen geschieden / aus dieser Erden vergänglichem Schoß“. Wahrlich, diese für uns Menschen unvorstellbaren Schöpfungsakte am 4. Tag verdienen ins Zentrum gestellt zu sein.

Hier ist auch der Ort, wo wir die Komposition und Struktur des biblischen Schöpfungsberichts betrachten sollten. Die sechs eigentlichen Schöpfungstage sind nämlich äußerst sinnvoll und weise aufeinander bezogen. An den ersten drei Tagen werden die Existenzbedingungen für alles geschaffen, was am vierten, fünften und sechsten Tag erschaffen wird. Dabei gibt es klar erkennbare Bezüge.

Am ersten Tag werden die Zeit, der Raum, die Erde, das Wasser und das Licht erschaffen. Am vierten Tag erschafft Gott die Himmelskörper und setzt sie in den Raum. Der erste und der vierte Tag stehen also in einer inneren Korrespondenz.

Am zweiten Tag wird die Atmosphäre und damit die Luft erschaffen, die den Lebensraum für alle Lufttiere bereitstellt, die am fünften Tag erschaffen werden. Und es werden die Wassermassen geteilt, so dass mit dem irdischen Wasser der Lebensraum für alle Wassertiere entsteht. Der zweite und der fünfte Tag stehen also ebenfalls in Korrespondenz.

Am dritten Tag gestaltet Gott aus dem Wasser heraus das Land mit seinen Bergen und Tälern sowie die Meere, Seen und Flüsse, und er erschafft aus der Erde mit seinem schöpferischen Wort die Welt der Pflanzen. Es entsteht der Lebensraum für die Landtiere und den Menschen, die am sechsten Tag erschaffen werden. Der dritte Tag steht also in Entsprechung zum sechsten.

Sehen wir uns die Füllung des Raums durch Gott einmal näher an. Nachdem der für unsere Begriffe unendliche Raum am ersten Tag erschaffen wurde („Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“), wird er in vier Akten gefüllt. Der erste Akt war die Erschaffung der Erde gleich am ersten Tag und ihre Platzierung im Raum. Der zweite Akt geschieht am zweiten Tag, als Gott die Hülle der Atmosphäre um die Erde legt und über der Atmosphäre oberirdische Wassermassen deponiert, die sich später bei der Sintflut über die Erde ergießen. Der dritte Akt besteht in der Erschaffung unseres planetarischen Systems mit der Sonne als zentralen Fixstern und dem Mond als Erdtrabanten. Die weitere Füllung des Raums mit den unermesslichen Sternenwelten – der 4. Akt – wird bei der Beschreibung des 4. Tags nur mit einem einzigen Wort erwähnt: „Sterne“.

Unser Planetensystem ist insofern einzigartig, weil es unsere Erde, den „blauen Planeten“ enthält, der als einziger Himmelskörper den Lebensraum und die Lebensbedingungen enthält, die für das kreatürliche Leben Voraussetzung sind. Die Wunder sind unübersehbar. Beginnen wir bei der Sonne. Sie produziert in einer Sekunde 600 Millionen Tonnen Helium. An ihrer Oberfläche herrschen etwa 6000 Grad Celsius. 1,3 Millionen Erdkugeln hätten in ihr Platz. Die Vorstellung, dass sie unbeweglich im Zentrum der elliptischen Planetenbahnen steht, stimmt nicht, denn sie bewegt sich mit der riesigen Geschwindigkeit von 250 km pro Sekunde um unsere Milchstraße. Ihre Masse hält die Planeten auf ihrer Umlaufbahn.

Unsere Erde rast mit einer Geschwindigkeit von rund 107 000 km pro Stunde auf einer elliptischen Bahn um die Sonne. Dabei ist die Umlaufbahn so exakt berechnet und wird so genau eingehalten, dass selbst eine minimale Abstandsveränderung zur Sonne von nur drei Prozent das gesamte Leben auf der Erde unmöglich machen würde. Die Anziehungs- und die Fliehkräfte sind so genau austariert, dass wir Menschen von der enormen Geschwindigkeit der Sonnenumkreisung nichts mitbekommen.

Unser Mond bewirkt aufgrund seiner Masse die Gezeiten und stabilisiert die Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Er selber rast mit einer Geschwindigkeit von 1,023 km pro Sekunde in einer Entfernung von 384 000 km in 27,32 Tagen einmal um die Erde und gleichzeitig um sich selbst, und zwar so, dass wir immer dieselbe Mondseite sehen. Menschliches Leben und überhaupt kreatürliches Leben ist bei einer mittleren Tagestemperatur von 120 Grad Celsius und einer mittleren Nachttemperatur von Minus 150 Grad Celsius undenkbar. Hinzu kommt, dass auf dem Mond überall elektrisch aufgeladener grauer Staub liegt, der sogar durch Spezialanzüge der Mondfahrer gedrungen ist. Der Mond ist also ein durch und durch lebensfeindlicher Planet.

Die unermesslichen Weiten des Weltalls versetzen jeden, der ein empfängliches Herz hat, ins Staunen und in die Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Die folgenden Zahlen geben einen kleinen Eindruck von diesen Größenordnungen. Der Abstand der Erde zur Sonne beträgt durchschnittlich 149 000 000 km. Die Voyager-Raumsonde, die sich mit 17 km pro Sekunde durch den Raum bewegt, benötigt für diese Entfernung 100 Tage. Der nächste Stern im All ist Proxima centauri. Er ist 40 Billionen km entfernt (40 000 000 000 000). Voyager würde 75 000 Jahre brauchen, um diese Entfernung zurückzulegen. Die nächste Galaxie ist der Andromeda-Nebel. Er ist 25 Trillionen km entfernt (25 000 000 000 000 000). Voyager würde 45 Milliarden Jahre für diese Entfernung brauchen. Und: wir sind mit diesen Angaben erst ganz am Anfang einer entfernungsmäßigen Erkundung des Weltalls. Weiterreichende Vorstöße können wir im Rahmen dieser kurzen Betrachtungen nicht unternehmen.

Nach 1 Mose 1,17f haben die Himmelskörper vier Funktionen. 1.) Sonne und Mond sollen den Tag von der Nacht scheiden. 2.) Sie können von Gott verfügte „Zeichen“ mit einer besonderen Botschaft sein. So war wahrscheinlich der Stern von Bethlehem ein solches Zeichen. 3.) Sie bewirken die Tages- und Jahreszeiten. 4.) Sie sind Lichtträger und damit Lebensspender für das ganze kreatürliche Leben (z.B. durch die Fotosynthese der Pflanzen).

Zum Schluss dieser Betrachtung möchte ich noch auf die kosmologischen Forschungen Johannes Keplers hinweisen. Der protestantische Theologe und Astronom J. Kepler (1571-1630) hat sich seit seiner Jugend um eine spezifisch christliche Deutung der göttlichen Geheimnisse unseres Planetensystems und des Weltalls bemüht. Mit 25 Jahren ließ er sich ein Modell bauen, um die Planetenbahnen besser berechnen zu können, das sog. Mysterium Cosmographicum. Eine Replik steht im Heinrich-Schütz-Haus in Bad Köstritz. !619 veröffentlichte er sein Hauptwerk „Harmonices mundi. Fünf Bücher über die Harmonik der Welt“. Ich zitiere ein Gebet aus dem fünften Buch:

„Der Du durch das natürliche Licht uns nach dem Licht Deiner Gnade begehren machst, dass Du uns in das Licht Deiner Herrlichkeit führst, Dir sage ich Dank, Herrgott unser Schöpfer, dass Du mich die Schönheit schauen lässt in Deinem Schöpfungswerk, und in den Werken Deiner Hände frohlocke ich.“

Eine seiner Grundannahmen war, dass die Abstände der Planetenbahnen zueinander bestimmten Gesetzen der Harmonie folgen. Wie später Shakespeare und Goethe postulierte also schon Kepler im Blick auf unser Planetensystem und das All überall Schwingungen., die Gesetzen der Harmonie folgen. Diese Annahme bestätigt Aussagen in Psalm 19, wonach die Himmel die Ehre Gottes in einer dem Menschen unhörbaren Sprache kundtun. Martin Buber hat diese Psalmstelle sehr einfühlsam verdeutscht:

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, die Tat seiner Hände meldet das Gewölb;
Sprache sprudelt Tag dem Tag zu, Kunde zeigt Nacht der Nacht an,
kein Sprechen ists, keine Rede, unhörbar bleibt ihre Stimme, –
über alles Erdreich fährt ihr Schwall, an das Ende der Welt ihr Geraun“. (Ps 19,1-5)


Zur Vertiefung:

J. Cochlovius, Wie es war im Anfang. Die biblische Urgeschichte. 2. Aufl. 88 Seiten, 5,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, Vom Frauenschuh zum Känguru. Bilderstreifzüge durch die Schöpfung. 2. Aufl. 216 Seiten mit 580 Bildern vom Verfasser. 15,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

J. Cochlovius, DVD-Set „Die sieben Schöpfungstage“. Sieben Vorträge auf zwei DVDs, Laufzeit 7×25 Minuten. Produziert für Bibel TV, 20.00 € zuzüglich Versandkosten.

Die Bücher und das DVD-Set können über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bezogen werden: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode. Tel.: 05161/911330. Email: info@gemeindehilfsbund.de

 

 

 

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 10. August 2019 um 22:16 und abgelegt unter Predigten / Andachten, Schöpfung / Evolution, Theologie.