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Predigt über 1 Mose 24,10-21: „Nicht nur dir, sondern auch deinen Kamelen“ – drei Lektionen aus dem Leben Rebekkas

Samstag 22. September 2018 von Johann Hesse


Johann Hesse

So nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog hin und hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn und machte sich auf und zog nach Mesopotamien, zu der Stadt Nahors. 11 Da ließ er die Kamele sich lagern draußen vor der Stadt bei dem Wasserbrunnen des Abends um die Zeit, da die Frauen pflegten herauszugehen und Wasser zu schöpfen. 12 Und er sprach: HERR, du Gott meines Herrn Abraham, lass es mir heute gelingen und tu Barmherzigkeit an Abraham, meinem Herrn!

13 Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Leute in dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. 14 Wenn nun ein Mädchen kommt, zu dem ich spreche: Neige deinen Krug und lass mich trinken, und es sprechen wird: Trinke, ich will deine Kamele auch tränken –, das sei die, die du deinem Diener Isaak beschert hast, und daran werde ich erkennen, dass du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan hast. 15 Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, die Tochter Betuëls, der ein Sohn der Milka war, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war, und trug einen Krug auf ihrer Schulter. 16 Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Manne wusste. Die stieg hinab zur Quelle und füllte den Krug und stieg herauf. 17 Da lief ihr der Knecht entgegen und sprach: Lass mich ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken. 18 Und sie sprach: Trinke, mein Herr! Und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken. 19 Und als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle genug getrunken haben. 20 Und eilte und goss den Krug aus in die Tränke und lief abermals zum Brunnen, um zu schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen. 21 Der Mann aber betrachtete sie und schwieg still, bis er erkannt hätte, ob der HERR zu seiner Reise Gnade gegeben hätte oder nicht. 

Folgende drei Lektionen wollen wir aus dieser Begebenheit, die genauso vor rund 4.000 Jahren vor den Toren der antiken Stadt Haran in Nordmesopotamien stattgefunden hat, mitnehmen:

1.)        Bete konkret!

2.)        Bleibe rein!

3.)        Diene von Herzen!

1. Bete konkret!

1.1       Abraham auf Brautschau

Abraham war „alt und hochbetagt“. So beginnt das 24. Kapitel im ersten Buch Mose. Dennoch war Abraham auf Brautschau. Allerdings nicht für sich, sondern für seinen Sohn Isaak. So war das damals. Weil Abraham sich nicht selbst auf die Suche machen wollte, beauftragte er einen Partnervermittler. Das war Elieser, sein dienstältester Knecht. Dieser musste schwören, dass er zwei Kriterien für die Partnerwahl beachten würde:

1.) Isaaks Frau durfte keine Kanaaniterin sein.

2.) Isaaks Frau sollte aus Abrahams Verwandtschaft in Mesopotamien stammen. Mehr Kriterien standen Elieser nicht zur Verfügung, als er sich in das rund 800 Kilometer entfernte Haran (eigentlich: Aram Naharajim) in Nord-Mesopotamien aufmachte. Die antiken Überreste dieser Stadt befinden sich in der Südtürkei im Grenzgebiet zu Syrien.

1.2       Eliesers Gebet

Je näher Elieser mit seiner Karawane, die aus 10 Kamelen und etlichen Begleitern bestand, an Haran herankam, desto schwerer lastete die Verantwortung dieses Auftrages auf seinen Schultern. Wie sollte er denn erkennen, welche Frau die richtige für Isaak war? Wieviele Familien kamen in Frage, wieviele junge Mädchen gab es dort und welche von diesen würde Isaak gefallen? Welcher Deckel passte zum Topf? Er war ratlos und das wird ihn bedrückt haben. Als er dann in Haran angekommen war und sich mit seiner Karawane am Brunnen draußen vor der Stadt lagerte, da packte er seine ganze Ratlosigkeit vor Gott aus und machte aus seiner Frage ein sehr konkretes Gebet, das uns in voller Länge überliefert ist:

„Und er sprach: HERR, du Gott meines Herrn Abraham, lass es mir heute gelingen und tu Barmherzigkeit an Abraham, meinem Herrn! 13 Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Leute in dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. 14 Wenn nun ein Mädchen kommt, zu dem ich spreche: Neige deinen Krug und lass mich trinken, und es sprechen wird: Trinke, ich will deine Kamele auch tränken –, das sei die, die du deinem Diener Isaak beschert hast, und daran werde ich erkennen, dass du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan hast.“

1.3       Das Gebet zum Gott Abrahams

Elieser betet nicht zu irgendeinem Gott oder zu einem von vielen Göttern, wie es damals üblich war, sondern er betete zu dem Gott, den er durch seinen Herrn Abraham kennengelernt hatte. Er hatte erkannt, dass dieser Gott ein lebendiger Gott ist, den man sehr konkret ansprechen und bitten kann. Und es fällt tatsächlich auf, wie konkret Elieser betet: Wenn ich eines der Mädchen darum bitte, mir zu trinken zu geben und sie von sich aus anbietet, auch die Kamele zu tränken: „Die soll es sein!“ So konkret betete Elieser.

1.4       Eine prompte Gebetserhörung

„Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, die Tochter Betuëls, der ein Sohn der Milka war, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war, und trug einen Krug auf ihrer Schulter.“

Elieser berichtete sehr detailliert und so erfahren wir, dass er sein Gebet noch nicht einmal zu Ende gebetet hatte, als Rebekka mit ihrem Krug aus dem Stadttor kam und zum Brunnen lief. Sie stieg die Stufen zur Wasserstelle herab und als sie wieder herauskam, lief Elieser auf sie zu und bat sie um Wasser.

Und sie sprach: Trinke, mein Herr! Und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken. 19 Und als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle genug getrunken haben. 

Ist das nicht genial? So direkt und unmittelbar wurde das Gebet Eliesers erhört. Eben hatte er noch auf den Knien gelegen und nun stand die Gebetserhörung bereits vor ihm. Sie hatte ihm Wasser gegeben und dann genau das Angebot gemacht, um das er gebeten hatte: „Ich will deinen Kamelen auch schöpfen“.

1.5       Was wir aus Eliesers Gebet lernen können

1.)        Bete, wenn du ratlos bist: In seiner Ratlosigkeit suchte Elieser Antwort und Hilfe bei Gott. Übrigens: Elieser heißt übersetzt „Mein Gott ist Hilfe“. Wann immer Du ratlos bist, brauchst Du mit dieser Ratlosigkeit nicht alleine zu bleiben. Suche die Antwort bei Gott.

2.)        Bete zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: Elieser wandte sich nicht an irgendeinen Gott, sondern an den Schöpfer des Himmels und der Erde. Es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Der Gott Israels. Der Vater Jesu Christi. Er ist der einzige, wahre und lebendige Gott. Er allein kann helfen. Wenn du betest, bete nur zu diesem Gott. Alle anderen können dir nicht helfen.

3.)        Bete konkret: Elieser betete nicht allgemein, sondern äußerte sein Anliegen konkret und genau zugeschnitten auf die Situation. Er bat darum, dass Gott sich sehr konkret in dieser Situation draußen am Brunnen vor der Stadt offenbaren sollte. Elieser forderte ein deutlich sichtbares Zeichen, dass in einer Alltagssituation aufleuchten soll. So konkret dürfen auch wir beten, zugeschnitten auf die Situation, in der wir gerade stecken und stehen.

4.)        Rechne mit Antwort: Gott erwies sich als lebendiger Gott, der die konkrete Bitte Eliesers erhörte und das gewünscht Zeichen nur wenige Minuten später schenkte.

So können wir zusammenfassend sagen: Wenn du ratlos bist und Hilfe brauchst: 1.) Bete! 2.) Bete durch Jesus Christus zu dem Gott Abrahams 3.) Bete konkret 4.) Rechne mit Antwort.

1.6       Erhörtes Gebet

Vor zwei Wochen bin ich mit der Bahn nach Darmstadt gefahren. Als ich morgens meine Gebetszeit machte, betete ich sehr konkret: „Herr, zeige mir den Mann, dem ich von Dir erzählen kann, und dem ich etwas über dich weitergeben kann“. Ich war in mein Büro gegangen, griff mir ein paar Traktate von Werner Gitt, und dann nahm ich mir sehr bewusst ein sehr schönes arabisches Büchlein mit Texten aus der Bergpredigt, mit sehr ansprechenden Bildern und arabischen Kalligraphien mit Worten des Evangeliums. Und ich hoffte, dass ich dieses Buch an diesem Tag weitergeben könne. In der Bahn saß ich dann gegenüber einem Mann arabischen Aussehens. Ich holte meine Bibel heraus und las 1 Mose 26. Dann schlug ich die Bibel zu, betete zu Gott und sprach den Mann an. Woher er denn käme. „Aus Bremen“ lautete die Antwort. „Aus welchem Land kommen Sie aber ursprünglich?“ Er: „Ja, raten Sie doch mal“. Ich riet: „Ägypten oder Sudan.“ Er lachte: „Falsch!“ Und dann erzählte er mir, dass er aus Marokko stammte. Und so entwickelte sich ein freundliches Gespräch, in dem es auch um Gott, die Opferung Isaaks (bzw. Nichtopferung) und die Bibel bzw. den Koran ging. Am Ende überreichte ich ihm das evangelistische Büchlein. Er las den arabischen Titel, packte es in seinen Rucksack und versprach, das Büchlein später zu lesen. Als wir in Hannover ausstiegen, verabschiedeten wir uns freundlich. Ich staunte, wie schnell und wie konkret der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, mein Gebet, das ich noch am Morgen gesprochen hatte, erhört hatte.

Lasst uns zuversichtlich und konkret beten, denn der lebendige Gott erhört uns gern.

2. Bleibe rein!

2.1       Wer war Rebekka?

„Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, die Tochter Betuëls, der ein Sohn der Milka war, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war“ (24,15).

Rivkah, so lautet der hebräische Name, war eine Enkeltochter Nahors. Nahor war ein Bruder Abrahams. Abraham und Sara konnten zunächst keine Kinder bekommen, so dass Abraham bereits hundert war, als er Isaak bekam. Bei Nahor war alles normal gelaufen, so dass dieser bereits Enkelkinder hatte. Das waren Rebekka und Laban, die Kinder Betuels, dem Sohn Nahors.

2.2       Rebekkas Reinheit

Von Rebekka hören wir hier nicht viel, aber Mose ist es wichtig zu betonen, dass sie nicht nur schön, sondern auch eine Jungfrau war: „Und das Mädchen war sehr schön von Angesicht, eine Jungfrau, die noch von keinem Manne wusste.“ (24,16). Es ist dies übrigens genau die Formulierung, die auch Maria gebrauchte, um zu sagen, dass sie eine Jungfrau ist, also eigentlich gar keinen Sohn bekommen kann. Der Engel hatte zu Maria gesagt, dass sie einen Jungen gebären würde, den sie Jesus nennen sollte. Maria antwortete daraufhin: „Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?“ (Lk 1,34).

2.3       Rebekka und die Jungfrauengeburt

Wir erinnern uns daran, dass in Jesaja 7,14 angekündigt wird, dass eine „Jungfrau“ schwanger werden soll. Liberale Theologen sagen dann gerne: Dort werde im hebräischen Urtext der Begriff Haalmah gebraucht. Das bedeute aber nur „junge Frau“ und nicht Jungfrau. Doch da ist unsere Stelle hier interessant. Im Zusammenhang dieses Kapitels wird für die „junge Frau“ der Begriff hanaar, habetulah (24,16) und auch einmal haalmah (24,43) verwendet. Im Mittelpunkt steht Rebekka, „die von keinem Manne wusste“. Bei den Erzvätern und überhaupt im Alten Israel wurde erwartet, dass eine junge unverheiratete Frau zugleich Jungfrau ist. Und so verstand man unter einer jungen unverheirateten Frau eine „Jungfrau“, die von keinem Manne wusste, egal ob man nun den Begriff hanaar, habetulah oder haalmah verwendete. In diesem Sinne wurde dann Jesaja 7,14 von den jüdischen Übersetzern des Alten Testamentes das Wort Haalmah völlig selbstverständlich und dem kulturellen Kontext entsprechend mit dem griechischen Begriff „parthenos“ übersetzt, was eindeutig „Jungfrau“ bedeutet. Der Versuch der liberalen Theologie, die Prophetie auf die Jungfrauengeburt in Jesaja 7,14 mit dem Verweis auf die Bedeutung „junge Frau“ auszuhebeln, wird durch das 24. Kapitel des 1. Mosebuch und die Reinheit Rebekkas sehr schön ausgehebelt.

Wir dürfen uns mit gutem Grund auch mit Blick auf den hebräischen Urtext darauf verlassen, dass Gott eine Jungfrauengeburt ankündigte, die sich dann auch in Marias Schwangerschaft erfüllt hat.

2.4       Plädoyer für das Warten bis zur Ehe

Wir leben heute in einer Zeit, in der wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass junge Leute schon vor der Ehe miteinander ins Bett gehen. Es wird in Fernsehserien vorgelebt, in Magazinen propagiert und völlig selbstverständlich praktiziert. Es gilt geradezu als verrückt und verklemmt, wenn jemand sagt, dass er bis zur Ehe warten will. Selbst Christen fragen staunend, wo denn die Bibel von uns verlange, dass man bis zur Eheschließung warten muss.

Dabei gibt die Heilige Schrift auf diese Frage nicht nur an einer Stelle eine klare Antwort: „Aber das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht (porneia) und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden“. (1 Thess 4,3).

Ja, die Bibel sagt ganz eindeutig, dass wir vorehelichen Sex oder auch Pornographie meiden sollen. Im biblischen Gesamtzusammenhang wird deutlich, dass der Begriff porneia alle sexuelle Praxis außerhalb des Ehebundes von Mann und Frau beschreibt. Die Heiden leben „in gieriger Lust“, aber die Christen sollen sich heiligen und die Schönheit der Sexualität in der Geborgenheit des Ehebundes von Mann und Frau leben und genießen.

Rebekka und auch Maria sind dafür wunderbare Vorbilder: „Sie wussten noch von keinem Mann“. Sie haben sich aufbewahrt und haben Ihre Jungfräulichkeit bewahrt bis zum Ehebund.

Ich möchte gerade den Unverheirateten unter Ihnen Rebekka als Vorbild anbefehlen. Lasst Euch nicht von Eurer Umgebung und dem Druck des Zeitgeistes dazu verführen, vor der Ehe mit jemanden zu schlafen. Habe Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Habe Mut, anders zu sein. Habe den Mut, geduldig zu warten.

Das hebräische „Rivkah“ wird auch mit „großer Geduld“ übersetzt. Ich wünsche Euch in diesem Sinne „Rivkah“ große Geduld. Haltet Euch rein, bewahrt Euch auf für Euren Ehepartner und wartet auf den Tag der Eheschließung. Der Herr wird es segnen und Euch dafür belohnen.

2.5       Deborah Gerhardt – eine moderne Rebekka

In der Online-Ausgabe des Magazins Focus (12.8.2018) kann man die Geschichte von Debora Gerhardt finden. Es ist die Geschichte einer modernen „Rebekka“:

„Sie ist eine bildhübsche, kluge Frau – und hatte immer jede Menge männlicher Fans. Aber Debora Gerhardt, 30, wusste immer, dass Sex für sie nicht „Spaß“ bedeutet. Sondern etwas Wunderbares, das sie nur mit einem Menschen teilen möchte: ihrem zukünftigen Ehemann.

„Wenn ich in den Laden gehe, nehme ich ja schließlich auch nicht den Tester, der vorne im Regal steht und den einige schon in den Händen hatten. Ganz bewusst greife ich nach hinten. Nehme das Originalverpackte. Genauso wünsche ich mir eines Tages auch meinen Mann“.

Unsere Ehe ist Gottes perfekter Plan – so sehe ich es. Und ich sehe, wie das Verzichten mich nebenbei noch für andere Lebensbereiche stark gemacht hat. Für den Job zum Beispiel. Man muss nicht immer alles sofort haben, wie unsere Gesellschaft uns so häufig weismachen will. Ich denke, das Warten ist ein gutes Training für den Charakter und die Persönlichkeitsentwicklung.“

3. Diene von Herzen!

3.1       „Das ist echter Service!“

Kennen Sie Horst Schulze? Er ist der Gründer der Ritz Carlton Luxus-Hotels. Er begann als Kellnerlehrling und wurde dann zu einem der weltweit erfolgreichsten Hoteliers. Was war das Geheimnis seines Erfolges? Seine Unternehmensphilosophie wurzelt in christlichen Überzeugungen. Schulze prägte seinen Mitarbeitern eine Dienstmentalität ein, die aus dem christlichen Glauben kommt. Er beruft sich z. B. auf einen Satz Benedikts von Nursia: „Wenn ein Gast kommt, behandle den Gast, als ob es Jesus selbst wäre“. „Das ist echter Service!“ so Schulze. Der Gast spürt es, wenn er mit dieser Einstellung willkommengeheißen und behandelt wird.

3.1       Eine hohe Hürde

Wie ist Elieser vor den Toren der Stadt Haran in Empfang genommen worden? Von einer Rebekka, die den Gast mit einer solchen Dienstgesinnung begrüßte:

Elieser hatte ja ein eindeutiges Zeichen von Gott gefordert. Die zukünftige Ehefrau Isaaks sollte nicht nur ihm zu trinken geben, sondern von sich aus anbieten, auch seine Kamele zu tränken. Bedenken wir, dass Elieser hier ein schweres Zeichen gefordert hatte und die Latte recht hoch gelegt hatte

a.)        Elieser hatte genügend Helfer: Elieser war nicht allein, sondern er war begleitet von einer ganzen Reihe von Knechten, die sehr wohl die Aufgabe des Tränkens hätten übernehmen können. Die Männer waren Fremde und es gab keinen Grund, warum sie als junges Mädchen das Tränken übernehmen sollte.

b.)        Das Tränken der Kamele war harte Arbeit: Es war eins, den Durst Eliesers zu löschen und es ist etwas ganz anderes den Durst von zehn Kamelen zu löschen, die gerade eine lange Reise über eine Distanz von 800 Kilometern hinter sich haben. Wenn wir genau lesen, dann musste Rebekka auf Stufen zum Wasserloch herabsteigen, den Krug befüllen, den Krug hinauftragen und in einen Trog schütten. Wissen Sie wieviel Durst ein Kamel hat? In 15 Minuten kann ein Kamel 200 Liter Wasser trinken. Hier war aber nicht nur ein Kamel, sondern es waren 10 Kamele. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Kamele nicht die Maximalmenge tranken, so war es dennoch viel und für Rebekka harte Arbeit. Sie bot diese Arbeit freiwillig und von sich aus an. Einem fremden Mann, den sie nicht kannte und der sie nur um einen Schluck Wasser aus dem Krug gebeten hatte. Das ist echte Dienstmentalität.

3.2       Die Dienstbereitschaft Jesu

Wo lernen wir solch eine Dienstbereitschaft, wie Rebekka sie hatte? Wir lernen sie bei Jesus Christus. Jesus hat von sich gesagt: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; 27 und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lass, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ (Mt 20,26-28)

Bis hin zum Tod am Kreuz diente Jesus uns, denn als er dort starb, starb er für uns. Sein vergossenes Blut reinigt uns von aller Unreinheit. Übrigens auch die Unreinheit, die an uns haftet, wenn wir auf dem Gebiet der Sexualität nicht so gelebt haben wie Rebekka. Gottes Wort sagt uns: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1 Joh 1,9). Alle Unreinheit auf diesem und anderen Lebensfeldern wäscht er von uns ab, wenn wir unsere Sünden bekennen. Sein Leiden und Sterben sind unsere Versöhnung mit Gott. Er hat gedient und sein Leben als Lösegeld für uns gegeben, um uns aus dem ewigen Verderben der Hölle zu erretten. Das ganze Leben unseres Herrn war ein Leben in Dienstgesinnung, so als er seinen Jüngern wie ein Sklave die Füße wusch. Er, der Herr der Herrlichkeit, beugte sich vor seinen Jüngern und wusch ihnen die schmutzigen Füße: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich an euch getan habe“ (Joh 13,15). Und so wie er uns diente, so sollen auch wir einander dienen.

3.3       Diene von Herzen und tränke die Kamele

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard hat einmal gesagt: „Dass einer Christ geworden ist, erkennt man daran, dass er – wie Rebekka – handelt: Ich will nicht bloß dir zu trinken geben, sondern auch deinen Kamelen.“

Christus kam, um zu dienen. Zeige dein Christsein in der kommenden Woche durch Wort und Tat, indem Du deinem Nächsten dienst. Gib ihm nicht nur zu trinken, sondern tränke auch seine Kamele. Wenn dich jd. bittet, dann tu noch eine Schippe drauf. Gottes Wort fordert uns heute auf, auch die Kamele zu tränken!

Im April dieses Jahres war ich zu einem Vortrag in Süddeutschland eingeladen. Auf dem Weg dorthin kam ich durch Karlsruhe und da ich noch etwas Zeit hatte, lief ich über den staubigen Schlossplatz des Karlsruher Schlosses. Entsprechend sahen nun meine schwarzen Schuhe aus. Als ich zu meinen Gastgebern nach Altdorf (Württemberg) kam, wurde ich sehr herzlich empfangen. Ich erhielt eine köstliche schwäbische Mahlzeit und durfte mich in einem separaten Zimmer ausruhen. Als ich das Zimmer nach einer Ruhepause verließ, standen meine Schuhe geputzt vor der Tür. Das war ein besonderes Erlebnis. Meine beiden Gastgeber hatten mich so behandelt und in Empfang genommen, wie Rebekka vor 4.000 Jahren Elieser.

Wenn Dich Deine Eltern darum bitten, den Tisch abzuräumen, dann mach nicht nur das, sondern lege noch eine Schippe oben drauf, mach den Abwasch und danach wischt Du noch die Küche.

Wenn ein Anhalter an der Straße steht, dann lass ihn nicht stehen, sondern nimm ihn mit. Das ist „ihm zu trinken geben“. Und dann erkläre ihm das Evangelium von Jesus Christus und wie er durch Jesus Christus in den Himmel kommen kann. Das ist „seinen Kamelen zu trinken geben“. Tu mehr, als von dir gefordert ist. Diene den Menschen von ganzem Herzen. Gebt Euch durch Eure Dienstgesinnung als Nachfolger Christi zu erkennen. Lernt von Rebekka und lasst euch von Jesus eine dienende Lebenshaltung schenken.

Drei Lektionen nehmen wir heute mit von dem Brunnen vor der alten Stadt Haran:

1.)        Bete! – Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hört und erhört dein Gebet.

2.)        Bleibe rein! – Lebe gegen den Geist der Zeit in Reinheit wie Rebekka, denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht.

3.)        Diene! – Diene durch Christus so wie Rebekka diente: Ich will nicht nur dir, sondern auch deinen Kamelen zu trinken geben.

Amen

Johann Hesse, Predigt an St. Martini, Bremen, 16.9.2018. Diese Predigt kann hier nachgehört werden.

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 22. September 2018 um 9:31 und abgelegt unter Predigten / Andachten.