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Immer weniger Menschen glauben, dass Gott die Welt geschaffen hat – Was könnten die Ursachen sein?

Freitag 4. Mai 2018 von Dr. Ingo Resch


Dr. Ingo Resch

Die jüngsten Meinungsumfragen stimmen nachdenklich: Glaubte noch vor 30 Jahren fast die Hälfte der Bewohner Deutschlands, dass Gott der Schöpfer der Welt ist, so tut dies heute nur noch ein Drittel. Doch wenn nicht Gott diese Welt unmittelbar geschaffen hätte, wenn er nur ein ferner Initiator gewesen wäre, dann wäre dem biblisch begründeten Glauben an den einen Gott, der in die Geschichte der Völker aber auch in die eines einzelnen Menschen eingreift, die Grundlage entzogen.

Dieser Glaube wird mit angeblich wissenschaftlich begründeten Argumenten auch infrage gestellt. Diese „Argumente“ werden jedoch an den falschen Enden aufgehängt und Christen versuchen genau an diesen falschen Enden diese Sicht zu widerlegen. So läuft man Gefahr, über ein Phantom zu diskutieren, und verliert das eigentliche Argument aus den Augen.

Bei dem Phantom handelt es sich um die Dauer des Entstehungsprozesses. Für den christlichen Glauben ist es völlig irrelevant, ob Gott diesen Kosmos und das Leben auf diesem Planeten in 6 Minuten, 6 Tagen oder 6 Milliarden Jahren geschaffen hat. Entscheidend für den Christen ist die Aussage in der Genesis vor jedem Schöpfungsakt: „Und Gott sprach …“, oder im Johannesevangelium: „Im Anfang war das Wort“.

Gemäß der Evolutionstheorie steht nicht die Information an erster Stelle, sondern Energie. Information ist danach nur die Folge. Sie ergibt sich aus sich verändernden Mustern, die durch Zufälle entstanden sind. Dadurch benötigt die Evolutionstheorie lange Zeiträume als Voraussetzung, denn das Unmögliche wird erst durch die Zeit möglich. Nach der Schilderung der Genesis ist die Zeit indes die Folge eines jeden Schöpfungsaktes, denn nach jedem Schöpfungsakt erfolgt die Aussage: „… da wurde aus Abend und Morgen ein Tag“. In der Evolutionstheorie stellt umgekehrt die lange Zeitdauer des Entstehens die entscheidende Voraussetzung dar.

Genau genommen ersetzt die Evolutionstheorie das Wort durch die Zeit. Jesus ist das für uns sichtbare Wort Gottes. Die Evolutionstheorie dagegen benötigt Jesus nicht, denn die Zeit wird es für sie richten.

Die Bibel, vor allem die Bücher des Alten Testaments beschreiben Geschichte. Es erfolgen hier immer sehr genaue Zeitangaben: „In dem Jahr, als XY König war“ usw. geschah dies und das. Weil das Geschlechtsregister eine ungefähre Datierung möglich macht, lassen sich im Grunde mit Seth, dem dritten Sohn Adams und Bruder von Kain der Beginn von Ackerbau und Städtegründungen festlegen. Sie decken sich nach der erdgeschichtlichen Forschung mit dem Neolithikum, das in die Zeit etwa 5000 vor Christi datiert wird. Davor gibt es keine von der Bibel vermittelte Datierung und wir sollten sie auch nicht versuchen.

Woher wollen wir wissen, ob zwischen dem Schöpfungsakt, als Gott den Menschen als Mann und Frau schuf, dem Einblasen seines Odems in den von ihm geformten Adam, um ihm eine lebendige Seele zu verleihen, und dem Setzen des Menschen in den von ihm gepflanzten Garten Eden jeweils ein kurzer oder langer Zeitraum lag? Woher wollen wir wissen, ob die Beschreibung des Begriffes „Zeit“ mit den Worten „da wurde aus Abend und Morgen Tag 1“ (im Hebräischen handelt es sich hier um Kardinal- und nicht um Ordinalzahlen) nun tatsächlich mit unseren 24 Stunden gleichgesetzt werden kann. „Ein Tag ist vor Gott wie tausend Jahre“, schreiben sowohl ein Psalmist wie auch Petrus. Beim ersten Schöpfungsakt steht: „Es werde Licht und Gott schied das Licht von der Finsternis“. Diese Aussage regt zu zwei Fragen an: Warum steht dort nicht, Gott schuf Licht für alle Ewigkeit? Und warum wurde die Finsternis nur vom Licht geschieden, war aber – selbst im Garten Eden – noch vorhanden, dargestellt durch die Schlange?

Könnte es sein, dass lange Zeiträume dazwischenlagen und dass die Möglichkeit des ewigen Lebens erst durch das Essen vom Baum des Lebens im Garten Eden hätte Wirklichkeit werden können, so wie für uns heute durch die Aufnahme von Leib und Blut Christi? Dann könnte es auch den Tod vor Adam bereits gegeben haben, der nur durch das Nehmen vom Baum des Lebens zu überwinden gewesen wäre. Der Sündenfall des Menschen, der den Odem Gottes bekommen hatte und somit eine lebendige Seele wurde, bestand dann darin, dass er sich dafür entschied, mit Gott gleich sein zu wollen, statt mit ihm in der Ungleichheit ewig zu leben.

Unter all diesen Annahmen könnten die Ergebnisse erdgeschichtlicher Forschung geradezu als Beleg für die Richtigkeit des Schöpfungsberichts im 1. Buch Mose gewertet werden. Dennoch kämpfen manche Christen gegen vermeintlich harte Fakten der Paläontologie an. Dadurch werden Evolutionsforscher sehr leicht in die Lage versetzt, biblische Aussagen scheinbar zu widerlegen und als Argument für ein atheistisches Weltbild zu nutzen.

Interessanterweise widerlegt aber gerade die Paläontologie die Evolutionstheorie und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Es entstanden plötzlich völlig neue Formen, am meisten ausgeprägt im Kambrium, welches vor etwa 500 Millionen datiert wird. Dieses plötzliche Entstehen widerspricht den Annahmen der Evolutionstheorie.
  2. Es fehlen in den erdgeschichtlichen Funden die für die Annahme der Evolutionstheorie erforderlichen Übergangsformen (Missing Links).
  3. Wenn Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu Grunde gelegt werden, wie sich das Leben und vor allem auch das Bewusstsein des Menschen entwickelt haben könnte, dann sind möglicherweise die Datierungen aus der Erdgeschichte zu kurz.

In den schon mit Bekenntnischarakter geführten Diskussionen wird indes immer wieder mit erdgeschichtlichen Daten argumentiert. Entscheidend ist aber, ob dieses komplexe Leben, dieses Universum mit seinen phänomenalen Naturkonstanten zufällig oder mit Absicht entstanden ist, und ob die Informationen, die Voraussetzung nicht nur des biologischen Lebens, sondern auch der physikalischen Wirklichkeit sind, bereits vorher da waren oder als Ergebnis der physikalischen und chemischen Wirklichkeit anzusehen sind.

Die Erkenntnisse der Quantenphysik bestätigen die Aussage der Bibel, wonach für die Existenz von Energie Information vorausgesetzt werden muss. Die Astrophysik bestätigt, dass es einen Anfang des Kosmos gegeben hat, wie ihn die Genesis beschreibt, welchen jedoch die meisten Mythologien (z. B. die indische mit ihrem ewig existierenden Sansara) nicht kennen. Die Paläontologie bestätigt indes die in der Genesis beschriebene Reihenfolge der Entstehung oder Schaffung des Lebens. Auch die exakte, empirische Wissenschaft bestätigt die Beschreibung der Genesis und widerlegt sie nicht. Weil aber die kontroverse Diskussion sich an der Frage entzündet, wann etwas entstanden ist, statt zu fragen, wie es entstanden ist, werden die Berichte der Bibel von Atheisten als unglaubwürdig abgestempelt. Die Lösung dieses Problems kann nicht darin liegen, Aussagen entweder der Naturwissenschaft oder der Religion zuzuschreiben, sie somit unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen und nebeneinander stehen zu lassen. Diese Lösung überzeugt deshalb nicht, weil gerade Atheisten vermeinen, aus den als naturwissenschaftlich bezeichneten Erkenntnissen Argumente gegen den Glauben an den in der Bibel beschriebenen Gott zu gewinnen.

Bei einem solchen Ansatz der Leugnung Gottes als Schöpfer des Lebens, bei dem Gott allenfalls als Vermittler einer annehmbaren Moral zugelassen wird, verschwimmt der Begriff der „Schuld“ als zentrales Thema der Bibel, wenn es nur an der Zeit liegt, wann der Mensch vollkommener wird[1]. Auch die theologische Bedeutung des Todes, der nach der Evolutionstheorie Voraussetzung für die Höherentwicklung sein soll und nicht durch Jesus überwunden ist, wird hierdurch bis zur Unkenntlichkeit verdunkelt. Es wundert daher nicht, dass theologische Stellungnahmen sich immer mehr dem Zeitgeist anpassen, denn, wie erwähnt, soll es ja die Zeit sein, die Neues schafft und nicht Jesus. Die Ergebnisse der Meinungsumfragen verwundern insofern nicht, denn wenn die naturphilosophischen Annahmen der Evolutionstheorie bezüglich der Entstehung des Lebens als wahr angesehen, die Aussagen der Bibel dagegen aber historisch hinterfragt werden, dann wird dem Glauben der Boden entzogen. Die Bibel beschreibt nämlich Gottes Offenbarung in der Geschichte. Die Historie in der Bibel zu leugnen bedeutet deshalb, die biblischen Schriften von ihrem Inhalt zu lösen.

Dr. Ingo Resch, Gräfelfing 

Quelle: Schweizerisches Katholisches Sonntagsblatt (www.sonntagsblatt.ch)

[1] Resch, Ingo, Evolutionslehre und Bibel, Auswirkungen auf die Weltanschauung im Vergleich, Gräfelfing 2017, S. 122 ff.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 4. Mai 2018 um 11:11 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Schöpfung / Evolution.